Nur mal schnell meine Sicht der Dinge, bevor ich wieder zum entspannten Extrem-Couching zur Regeneration der müden Knochen übergehe. Irgendwie werden die zwei Tage "gefühlt" von Jahr zu Jahr länger; und dadurch der Grad der Ausgelaugtheit irgendwie immer größer.
Deshalb mal nur kurz im Rückblick meine Höhepunkte zusammengefaßt:
Freitag:
Brocas Helm (die kauzige Kultband macht einfach nur Freude. Wenn das tatsächlich der letzte Auftritt gewesen sein soll (habe ich das tatsächlich richig verstanden?), dann war's gleichzeitig ein denkwürdiger Augenblick. Griffin (die Roxxcalibur-Jungs machten ihre Sache wieder mal souverän - und "Cowboy" Rodrick Mckay hat's stimmlich immer noch voll drauf). Vicious Rumors (ohne Zweifel ein historischer Moment! Kevin Albert füllte die Fußstapfen seines Vaters in exzellenter und würdiger Weise - ganz großes Tennis!!!)
Samstag:
Enforcer fegten wieder mit viel Spielfreude und großem Elan über die Bühne, und schafften es deshalb bei mir zu punkten. Allerdings möchte ich bei Enforcer etwas zwischen Liveauftritt und Konserve differenzieren. Die Band schafft es live wirklich bravoröus ein energiegeladenes Set zu spielen, auch wenn das Songmaterial, aus der Distanz der heimischen Hifi-Anlage betrachtet, nicht unbedingt den totalen Hype rechtfertigt, der um die Band derzeit gemacht wird (ähnlich sehe ich das im Falle Steelwing). Zudem kommt gerade das Diamonds-Album produktionstechnisch doch recht glattgebügelt daher. Aber nichtsdestotrotz hat mir der Auftritt super Laune gemacht und war für mich der erste richtige Samstagshöhepunkt. Dann hat mich der Auftritt von Leather Leone mit ihrem Sledge/Leather-Projekt richtig begeistert. Der Wehrmutstropfen war zwar, daß mit "Ruler of the Wastland", "For Those Who Dare", "Angel of Mercy" und "The Voice of the Cult" nur vier Chastain-Songs im Repertoire waren, aber trotzdem waren auch die restlichen Songs hörenswert, da die unverwechelbare markant-kratzige Stimme von Leather, die sie immer noch grandios zum Einsatz bringt, aus jedem Song etwas besonderes herauszuholen kann.
Und dann waren da natürlich Satan! Die Band, die das komplette "Court in the Act"-Album am Stück gespielt hat, war für mich der eigentliche Gewinner des Samstagabends. Soviel Spielfreude zu sehen, war einfach ein Genuß ohne Gleichen. Hier stand in erster Linie die Musik im Vordergrund, ohne große Showeffekte - hier wurde ehrlicher Metal geboten, wie ich das hören und sehen will. Und wenn es auch keinen schlechten Song auf "Court in the Act" gibt, so war ohne Zweifel "Alone in the Dock" einfach nur geil, da sowieso der wohl beste Song auf dem Kultklassiker der Engländer. Das Brian Ross natürlich auch ein alter Fuchs ist, hat er dann noch bewiesen, als er sich - während seine Bandkollegen schon die Bühne verlassen wollten - ganz einfach die Spielzeit noch etwas eigenmächtig verlängert hat ("One more Song, is that ok?"), und mit "Pull the Trigger", inklusive Mitsingteil, dem ausgepowerten Publikum noch einen NWOBHM-Klassiker servierte. Man kann sich nur die Frage stellen, warum die Jungs nach 1983 nicht mit Brian Ross weitergemacht haben. Durch das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel mit den unterschiedlichen Bandnamen (zuerst Satan, dann Blind Fury, dann wieder Satan, dann Pariah) hat die Band damals wirklich eine große Chance verpaßt.
Noch von den glorreichen Satan-Auftritt in den Bann geschlagen, war ich riesig gespannt, ob der eigentliche Headliner des Abends "Crimson Glory" die hochgesteckten Erwartungen erfüllen konnten. Aber kurzum: der Auftritt von CG war für mich ohne Ende sehens- und hörenswert. Schon allein der Sound bei diesem Auftritt - zumindest von meiner Position aus bewertet - war glasklar (laut und glasklar, so wie das eben sein muß). Das Songmaterial der ersten beiden Scheiben, das bei diesem Gig zum Einsatz kam, ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Es wäre vermessen, auch nur wenige Songs daraus hervorzuheben - hier gibt es nur songwriterische Brillanz, die hier zu Tage tritt. Und auch die Liveumsetzung kann nur als äußerst gelungen bezeichnet werden. Wo haben Crimson Glory nur ihren neuen Sänger her, von dieser Welt ist der Mann nicht. Die Stimme braucht sich hinter der des legendären Ursängers Midnight (RIP) nicht zu verstecken und hat Power und Gefühl gleichermaßen und reißt einen in den hohen Gesangslagen geradezu ins Metal-Nirwana. Wenn man hier von überragend spricht, so ist das doch noch untertrieben! Wenn Crimson Glory es schaffen sollten, mit einer neuen Scheibe an die alte Songwriterische Brillanz anzuknüpfen, dann hat die absolut professionell performende Band tatsächlich auch noch eine Zukunft vor sich.
Positiv überrascht war ich von Alpha Tiger (die Sachsen haben mir gut gefallen - und wer "Queen of the Reich" von Queensryche als Abschlußsong zockt, hat bei mir sowieso alle Sympathiepunkte in der Tasche), Bitch (habe mir im Vorfeld nur recht wenig erwartet, weil ja das Songmaterial auf den Bitch-Scheiben halt nicht so besonders stark daherkommt. Trotzdem war es nach meinem Geschmack irgendwie wirklich gut, was uns da Betsy & Co. geboten haben). Hellhound fand ich auch recht stark (der Schlagzeuger hat aber auch einen Punch, den er da mal so locker aus dem Handgelenk zaubert). Super waren aus meiner Sicht auch Slauter Xstroyes, die mich mit ihrem progressiven Stil gut beeindruckten (die Band kannte ich noch gar nicht - und muß jetzt von mir auch mal auf Tonträger unter die Lupe genommen werden). Noch kurz ein Wort zu Malice, die eigentlich seit den 80ern zu meinen großen Favoriten gehören. Aber letztlich war der Auftritt - trotz songmäßigem Schwerpunkt auf dem ersten, in meinen Augen etwas besseren, weil härterem, "In the Beginning"-Album - dann halt doch nur Durchschnitt, weil eben vier Tage Bandprobe im Vorfeld des KIT mit Überall-Sänger James Rivera als James Neal-Ersatz (ach, wo war eigentlich der Tyrant

) aus einer eigentlich inaktiven Band keinen Überflieger-Auftritt rauskitzeln kann.
Ansonsten wieder ein überaus gelungenes Festival, die üblichen Verdächtigen getroffen (schönen Gruß auch an Rapanzel, der mir in seinem unstoppbaren Kaufrausch an den Ständen des Metalmarktes immer wieder begegnete

). Den Sgt. Kunz, der sich ja als "Death Dealer of Tonträger" verdingte, habe ich jetzt ja auch mal kennengelernt, hier auch beste Grüße. Und last but not least nochmals viele Grüße an die lieben Hamburger, mit denen wir wieder eine schöne Zeit hatten.