Naja, ich bejubel eigentlich immer gern mal alle möglichen episch durch die Gegend plüschfolkproggenden 70er Rocker, hat ja ein ähnliches Feeling wie Hawkwind und alte Scorpions - aber ist wahrscheinlich auch falsch, die abzufeiern, weil einem persönlich gefällt. Mein Gott, haben manche Menschen mit dem Geschmack Anderer ein Problem
Zum Festival: Schön war's, lustig war's. Mit der längsten und kultigsten Anreise, die ich bislang hatte. Für 250km über 4h war jedenfalls eine Menge - dafür gab es eine Fahrt mit nem Landrover Defender über Autobahnen, Landstraßen und sogar quer durch den Acker, um den Stau zu umfahren. war schon cool
Freitags die Schlange war echt nervig, vor Allem, da wir 40 Minutn vor der ersten band da waren und trotzdem nur 3 Songs von Scorpion Cild sehen konnten, ziemlich blöd, auch wenn die mir jetzt nicht viel gegeben haben. BLUES PILLS dann Großteil quatschend im hinteren Bereich der Halle verbracht, war aber deutlich angetan von der Band, und war etwas überrascht, eine Band mit derart klassischem Bluesanteil hier zu sehen. Über ASHBURY brauche ich wohl ebenso wenig wie die Meisten Vorredner schreiben. Einfach wundervoll, wie die getragenen, verspielten Songs Live quasi 1:1 wiedergegeben wurden - die meiste Zeit stand ich irgendwie nur fasziniert rum und konnte das gar nicht fassen. Hach, herrlich
ORCHID wurden zwar noch brav geschaut, sind aber irgendwie vollkommen an mir vorbei gezogen. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass das neue Material so gar keine eigene Duftmarke mehr hatte, aber war mir letztlich auch egal.
Die Aftershowparty wurde angesichts der Tatsache, dass Raf und ich keine bekannten Gesichter sehen konnten im Babelfisch fortgesetzt, was der Verfassung am Samstag zugute kam, vermute ich.
Der Samstag wurde dann fast vollständig begutachtet, wie immer. WHEEL konnten mit gutem, bodenständigen Material aufwarten, waren sehr gefällig, wenn auch sperrig und hatten die besten Sprüche des Wochenendes (um halb 2 mittags "Wir spielen jetzt den letzten Song des Abends" zu bringen ist schon cool). BELOW dagegen fand ich ähnlich wie Flo eher below. Musikalisch viel Candlemass und noch mehr Sorcerer, ohne so richtig Eigenständig zu klingen. Der Sänger war mir dazu noch quiekig und hat einen Orden als zweitbester Sabbath-Sänger-Kopist mit seinen Dio-Bewegungen redlich verdient. Das Cover verschweigt man besser, da waren so viele Verspieler drin, vom Nichtgesang zu schweigen... Bah. Zum Glück kamen dann AGE OF TAURUS, während der sich Cromwell, die Sturmhexe und einige mehr in die erste Reihe dazu gesellten. Was eine Macht, was eine Power, was eine gutgelaunte Band. Die Songs wurden zum Speed Metal umgebaut, alles deutlich zu schnell runtergehobelt und mal eben gezeigt, was eine Doomharke ist.
Ach: und danke, Oli, dass du der Band nochmal eine Chance gegeben hast
ALTAR OF OBLIVION wurden mal aktiv vor der Bühne, mal vom Plattenstand aus begutachtet, aber immer rege verfolgt. Das war die am gefährlichsten aussehende Band aber vor allen Dingen deutlich besser, als ich die Musik noch im Hinterkopf hatte. Schöne, leicht nordische Epic-Verweise, kraftvoll, richtig gut, das ganze! BEELZEFUZZ kannte ich nur von den Demos und hatte die lange nicht gehört, war also nicht wirklich vorbereitet, was mich erwartet. Der orgelfuzzende Gitarrist, der klang wie ein Mädchen und Grimassen schnitt wie ein besessener kam dann auch unerwartet und für viele der Anwesenden scheinbar überfordernd, ich fand es toll und hatte mit Meister Cromwell viel Spass, besonders bei den Covers am Ende. Geilo, das Album muss noch her! YEAR OF THE GOAT sind nicht eben meine Baustelle und wurden daher schamlos der Speisenaufnahme und der ernsten Konversation mit Göppingerinen, Dresdnern und anderem trist-düsteren Gestalten geopfert.
PROCESSION waren dann Procession. Sie kamen, sahen und nieteten alles um, was nicht bei "drei" auf den Knien zum Huldigen bereitkniete. Aber seit wann spielt Felipe eigentlich Bass? Egal, man gab sich wie immer Publikumsnah, kommunikativ und freute sich sichtlich, wieder da zu sein. Die Setliste war gut durchmischt und auch die Songs des letzten albums funktionierten plötzlich perfekt. Können die nächstes Jahr wieder spielen? Nur um zu zeigen, wie es richtig geht!
Jex Thoth waren komisch. Noch vor ein paar Monaten mit komplett anderer Begleitband waren die ersten 2 Songs noch richtig übel - mit dicken Verspielern des Drummers, einem vollkommen an der Band vorbeispielenden Gitarristen und wenig tight. Zum Glück wurde das im Laufe der Zeit viel besser und gegen Ende war da wieder diese Ergriffenheit und Faszination. Daher trotz anfänglicher Probleme einfach toll, das material live wieder zu sehen, schee
Tja, und dann kam meine Enttäuschung des Wochenendes. WHILE HEAVEN WEPT hatten sich entschlossen, noch schnell vor dem Auftritt ihre Instrumente zu karamellisieren und in ihr Keyboard flüssigen Feenstaub zu gießen. Anders kann ich mir nicht erklären, was da vor sich ging. Wie HMM666 schon schrieb: die Band gniedelfiedelte selbstverliebt alles in Grund und Boden, kleisterte alles in dicke Zuckerschichten und hatte die Zahnlosigkeit einer alten Eidechse. Die an sich zwischen dem Kitsch bratenden Gitarren kamen diesmal einfach pappig und sanft daher, Rain Irving brachte die herzzerreissend-düsteren Texte mit der Leidensfähigkeit und Tragik einer Katzenmutter auf und hatte null Charisma. Besonders ging mir die vor, während und nach jedem Song bekundeten Danksagungen auf den Geist. Ja, ich weiß: wir sind toll. Bitte dafür. Ich habe nichtmal 'In Aeternum' richtig erkannt, so schlimm fand ich es. Erst mit 'Of Empires Forlorn' schien die band zu merken, dass das Gitarren in ihren Händen sind und man die auch nutzen kann. Ab da wurde es immer besser, nein, sogar richtig gut. Warum nicht gleich so? Bei der Setliste
hätte es weitgehend gut gehen
müssen. Einfach nur schade, in meinen Ohren.
Naja, trotzdem ein herrliches Wochenende mit vielen lustigen Gestalten, die man viel zu selten sieht, netten Gesprächspartner, die man zu selten zum Quatschen trifft und einer tollen Zimmergemeinschaft. War einfach alles ganz arg
dieses Mal!