von Hugin » 15. April 2007, 19:14
Gut, ich auch kurz. Erst mal das persönliche, was nachher im Review eh nichts verloren hat. Ich werd alt, ich werd lustlos, ich krieg andere Prioritäten und ich hab eigentlich null Bock mehr auf Konzerte. Aber es gibt noch Events, die es trotz anfänglichen Widerwillens meinerseits dann doch schaffen, mich eines Besseren zu belehren und mir klar zu machen, dass ich mich für eben diese Events auch wohl in Zukunft werde aufraffen müssen, weil es sich doch immer wieder lohnt. Aber - um es vorweg zu nehmen - es hat wirklich eine Weile gedauert, bis ich aufgewacht bin. Können meine Begleiter bestätigen, die mich mitunter aus einem dezent apathischen Stehschlaf wecken mussten.
Was soll's! Zur Sache:
CAULDRON:
War irgendwie die fehlende Doom-Band des Tages. Klang zwar außer dem Intro nicht nach Doom, aber die Lässigkeit und Coolness war dann doch irgendwie Doom. Hat Spaß gemacht, auch wenn ich's nicht so zeigen konnte. Die Riffs sind erstklassig und das ultra coole aber kein bisschen abgeklärt wirkende Acting des Fronters war auch genial.
BULLET:
Würd mir auf Platte bestimmt nur halb so gut gefallen wie live. Das ist genau die Mucke, bei der man die Scheiben eben nicht kennen muss, um live voll mitgehen zu können. War irgendwie so ähnlich wie seinerzeit bei Torch. Das geht sofort ins Mark und sorgt immer für gute Stimmung. Für die Accept-AC/DC-U.D.O.-Fraktion ein gefundenes Fressen.
TWISTED TOWER DIRE:
War nie ein großer Fan der Band und drum auch nicht übermäßig interessiert. Angeschaut hab ich's mir - natürlich - trotzdem. Der neue Sänger gefällt mir nicht so gut wie Tony (Stimme & Acting), hat seine Sache aber nicht schlecht gemacht. Der Posing-Stil war nicht so ganz mein Geschmack, aber gut, das ist unwichtig. Der Sound war im Gitarrenbereich etwas suboptimal.
DEFENDER:
Wieder Gute-Laune-Metal. Ein paar schöne Hymnen und vor allem eine Band, der man den Spaß am Spielen anmerkt. Grad der Graf Guschdl und der Frontmann waren super drauf. Hier hat mir der Sound von meiner Position aus aber auch etwas den Spaß vermiest. Wenn ich nicht fest damit gerechnet hätte, dass "Metal Church" und "Alison Hell" kommen würden, dann hätt ich die wohl erst beim Refrain erkannt. Vielleicht brauch ich aber auch endlich bessere Ohrenstöpsel.
PILEDRIVER:
Jo. Tolles Outfit. Wenn man die Figur hat, sowas zu tragen, dann soll man ruhig zeigen was man hat. Ich wär da zu verklemmt. Spielerisch war's deutlich kompetenter als ich zunächst mal erwartet hätte und die Songs sind einfach Hymnen zum ausgiebigen Mitgrölen. Nicht besonders anspruchsvoll vielleicht, aber wen juckt's? War saucool. Lustig auch, die Frage, wie oft man Cauldron komplett auf die Waage packen müsste, um ein Gleichgewicht zu einem beliebigen Piledriver-Musiker zu erreichen.
DESTRUCTOR:
Hab ich ja schon mal in Balingen gesehen, drum war's nicht so schlimm, dass hier der konditionelle Durchhänger richtig zuschlug. Hab's mir dann von der Tribüne aus gegönnt. Sehr überzeugendes Geshredder aber auch mit sehr coolen Refrains. Wär mit 10 Grad weniger, besserer Luft und etwas Energie mehr sicher auch ein Highlight für mich gewesen.
LETHAL:
War musikalisch sehr genial und gesanglich der Oberhammer. Nur blöd, dass ich die Platten bisher nur ein bis zwei mal gehört hab und das doch eher Musik ist, die man kennen sollte, um gut mitgehen zu können. Trotzdem in allen musikalischen Belangen ziemlich eindrucksvoll. Find ich.
SABBAT:
Ohne Worte. Ohne Worte? Nein, doch nicht: Fand ich absolut überragend und war letztlich dann die Band, die gestern dann doch noch einen richtigen Headbanger aus dem stillen Bewunderer gemacht hat. Ich fand den Sound eigentlich ziemlich gut, musikalisch brannte absolut gar nichts an, und Mann, war ich happy, dass ich den guten Martin doch noch mal auf einer Bühne sehen durfte, nachdem es ja doch eine ganze Weile so aussah als würd er völlig aus der Szene aussteigen. An Ausstrahlung und Bühnenpräsenz ist der Mann echt kaum zu überbieten und in einer Liga mit den größten Metalperformern überhaupt.
DIAMOND HEAD:
Njoo. War nie ein richtig großer Fan der Band, und hier im Billing war die Truppe in letzter Konsequenz wohl doch zu sehr "nur" Rock, um die Stimmung nach Sabbat wirklich hoch halten zu können. Wurde schon um einiges leerer und ruhiger. Liegt natürlich nicht an der Klasse der Band, sondern eben am Rahmen. Der neue Sänger war gesanglich super und hat seine Sache klasse gemacht, wobei mir sein Auftreten etwas zu sehr nach Chippendales (schreibt man die so?) aussah. Schietegol... die Gitarren waren topp, die Band war super professionell drauf ohne wie letztens Riot den Superstar raushängen zu lassen, und die Klassiker sind eben Klassiker und bleiben Klassiker.
LÄÄZ ROCKIT:
Mal wieder 'ne Band, die ich Banause vorher nur dem Namen nach kannte und bei der ich deshalb keine großen Erwartungen hatte. Haben mich aber vom ersten Song an aus dem Stand überzeugt, doch als ich die CD noch am Stand holen wollte, war sie natürlich schon aus. Life sucks, sometimes. Die Headliner-Position war vollauf gerechtfertigt, weil das wieder mal eine Band war, der man zu jeder Sekunde anmerkte, wie geil sie es fand, hier auftreten zu können. 1000x lieber so, als wie seinerzeit bei Riot und Virgin Steele. Das war Rock'n'Roll, das war Metal und das war Spielfreude pur (vor allem der Basser!!!). Die Songs waren auch weitestgehend Sofortzünder, so dass ich jetzt wieder einiges auf die Suchliste packen muss.
Als Fazit bleibt: Meine Highlights waren definitiv Sabbat und Lääz Rockit. Besonderen Eindruck haben Tom Malicoat, Martin Walkyier, Brian Tatler, Piledriver, Willy Lange und
Kritikpunkte gab's keine gravierenden. Was die Bandauswahl angeht, eh nicht; der Sound war trotz einiger kleiner Schwierigkeiten insgesamt recht akzeptabel. Womit ich nach wie vor ein Problem habe, ist das Anstehen um's Essen. Das kann ich nicht ab. Aber gut, ich muss ja nicht unbedingt was essen. Ach ja, und die Sache mit dem Rauchen ist auch nach wie vor ein Problem. Mal sehen, ob da der Gesetzgeber irgendwann eine Lösung bringt, die sich auch vollziehen lässt. Das betrifft aber natürlich nicht das KIT speziell. Ach ja, eine richtige Doomband hat dieses Mal gefehlt, aber da gibt's ja in zwei Wochen die Vollbedienung. Die Pausen waren zu kurz um gepflegt zu konversieren.
Mein Vorschlag für die Zukunft: Das Senioren-, Asthmatiker- und Labertaschen-freundliche Festival! Um 10 Uhr morgens anfangen, dann acht Bands bis nachts um Zwölf, und immer 'ne Dreiviertelstunde Pause zwischen den Acts. Dann noch irgendwann völlig drogenfrei und alles wird gut... ich weiß, ich träume. Vielleicht sollt ich mich zu Aloisius auf die Wolke setzen und "Luja" singen. Zefix!
B)
"It takes a thousand fans from any other band to make one Manowarrior!"- Sir Dr. Joey DeMaio, 2012
Primitivsoundkunst:
http://www.morbid-alcoholica.com/2016 A.Y.P.S. = 0 A.R.C.U.