...es ist schon sehr lange her, als ich zum ersten mal mit dem ersten Gedanken gespielt habe hier einen Space Rock Thread aufzumachen. Heute ist der Tag, an dem es nun doch stattfindet. Dieser Kapitel der Musik beschäftigt mich schon einige Zeit und ich würde gerne meine Entdeckungen in diesem Genre mit diesem tollen, aufgeschlossenen Board teilen. Freue mich jetzt schon auf Kommentare, Anregungen, Kritik und hoffentlich frischen Input. Und wenn nur einer einen Song von einer Band für sich entdeckt, bin ich glücklich.

Space is deep
Wie so viele andere Rock Subgenres ist auch der Weltraumrock sehr breit aufgestellt und hat über die vielen Jahre der Existenz, nämlich bereits seit den 60ern, eine Unmenge an Bands hervorgebracht...
Und im Anbetracht dessen, dass es da noch unzählige Untergenres bzw. Spielstile innerhalb des Ganzen gibt, hat der Entdecker/Leser/Hörer evtl. einiges vor sich.
Na gut, es muss ja nicht alles auf einmal sein, darum fangen wir ganz langsam an. Ich versuche in dem Ablauf die ungefähre zeitliche Entwicklung einzuhalten, verspreche aber nicht dass es vollständig klappen wird, weil entweder a.) damals vieles parallel entstanden ist und man den genauen Überblick nur mit Musikhistorikern entziffern könnte b.) ich keine ''Zeit'' dafür habe und c.) mein Journalismus nur bedingt Geduld mit sich bringt, somit wird auch mal eine aktuellere Band dazwischengeschoben.
Attention: dieser Thread soll keine youtube Tapezierung bekommen, heißt, ich werde keine Videos direkt einbetten sondern nur den Link für den jeweiligen Anspieltipp niederschreiben. Ich denke somit bleibt es übersichtlich und der Scrollfinger wird ein wenig geschont.
In the beginning
THE BEATLES
-Schweigeminute-
Alle schauen sich fragend um... ein mutiger steht auf und ruft in die Menge: ...was hat diese ''Mädchenband'' bei Space Rock zu suchen? Das ist ja unverschämt!!... Die Leute sind außer sich und beschimpfen den Moderator über die misslungene Veranstaltung, stehen auf und sind auf dem Weg zu gehen...
Hier rufe ich mit voller Kraft in den Saal: ...nein, wartet.... Bei diesem Ausruf fühle ich, dass ich mit meiner Vermutung Recht habe und diese kreativen Pilzköpfe den ersten Song from outa space komponiert haben.
Ich spreche mit einer ruhigen und kontrollierten Stimme ins Mikrofon: ...wer sich mal das Album Revolver bis zum Schluss angehört hat, musste feststellen dass ganz am Ende ein sehr abgefahrener Song drauf ist, einer der für die Band total untypisch, total unmainstreamig erscheint. Ich rede hier über Tomorrow Never Knows.
Entsetzte Gesichter im Publikum, alle schauen sich fragend um, keiner der anwesenden Musikkenner bietet eine Zustimmung und bevor eine heftige Diskussion losgeht mache ich lieber den Plattenspieler an:
1966 - Tomorrow Never Knows:
https://www.youtube.com/watch?v=kgYsrfaFxm0

Warum ist das Space Rock?
a.) Der Song beinhaltet diverse für die Zeit äußerst abstrakte Sound-Effekte.
b.) Es hat einen eingängigen, rockig treibenden Rhythmus, der für das Genre typisch ist.
c.) Die Instrumente verwirbeln sich chaotisch zu einem psychedelischen Strudel.
d.) Der Text bzw. die Wiederholung der Strophen hat eine hypnotische, berauschende Wirkung.
Attention: Ich muss dazu sagen, dass ich bis jetzt noch nirgendwo diese Meinung gelesen habe, vielleicht hört es auch jemand anders. Für mich ist das jedoch der Sound, den Hawkwind, Gong und viele andere Freaks danach verfolgt und ausgebaut haben.
PINK FLOYD
Ein Jahr später nach Revoler von The Beatles erscheint das Debüt der britischen Prog Rock Pioniere, betitelt mit The Piper at the Gates of Dawn. Und spätestens hier sollten sich die meisten Kritiker einig sein, der Opener aus der Feder von Syd Barrett stellt aus heutiger Sicht einen der wichtigsten Grundsteine für den Space Rock dar. Aber hört selbst:
1967 - Astronomy Domine
https://www.youtube.com/watch?v=pJh9OLlXenM

Vergleicht man jetzt den Song mit dem von Beatles, fällt auf dass sie auf eine Art und Weise verwandt sind. Aber das kann und soll jeder für sich selbst entscheiden.
Nach dem Debüt haben Pink Floyd noch viele andere spacige Aufnahmen abgeliefert.
Ein Beispiel wäre das 1971 erschienene Meddle, das zugegeben mehr dem Prog Rock als Space Rock zuzuschreiben ist, dennoch sicherlich viel zu der Entwicklung des Genres beigetragen.
1971 - Meddle:
https://www.youtube.com/watch?v=Vm0VBWnUhvU
Ein atmosphärischer Longtrack zum Versinken und weggleiten. Kerzen an, Kopfhörer auf, die Regler höher einstellen, danach sollte eigentlich alles klar sein.
HAWKWIND

Ich komme nun zu den wohl bekanntesten Vertretern, oder besser gesagt den Urvätern dieser Musikrichtung. Sie haben das perfektioniert, was ihnen als Einfluss (Blues, Psychedelic Rock, Moody Blues, Krautrock ala NEU! uvm.) in den Schoss gelegt wurde. Keine andere Band hat diesen Stil so kompromisslos, mit so viel Herzblut, in guten und schlechten Zeiten, mit so vielen Line-Up Wechseln und Richtungsschwankungen ausgebaut und immer wieder bereichert wie Dave Brock und seine Gefährten.
Markante Merkmale instrumental: Saxofon, Flöte (ältere Werke), Violine (später), Keyboards, elektronische Effekte/Sounds, loopartig treibender Rhythmus, übereinander liegende Strophen, hypnotische Wiederholungen, simples + abgefahrenes Songwriting und ein eigener Kosmos der uns lediglich durch unsere Ohren zugänglich erscheint...
1970 – es beginnt ein eine neue Epoche für die Musik. Aus erster Sicht ein sehr trauriges Jahr – der Tod von Jimi Hendrix und Janis Joplin schockiert die Musikwelt, nein, die ganze Welt; die Auflösung der 'Pilzköpfe' (The Beatles) bringt nicht nur die weiblichen Fans um den Verstand; der letzte Auftritt von The Doors mit Jim ist nach dem auf und ab bandintern nicht sehr überraschend, dennoch alles andere als ein Happyend...
Doch wo es Schatten gibt, da gibt es auch Licht. Denn die Tatsache dass die 70er eine scheinbar unendliche Musiklandschaft für die Nachwelt hinterlassen haben, wird fast jedem Hardrocker, Metaller, Proger oder auch Pop-Fan klar sein. Künstler kommen und gehen, entscheidend ist das was von ihnen bleibt, und das ist ihr Talent andere Menschen zu begeistern, ihnen einige der wertvollsten Minuten ihres Lebens zu schenken, ihnen Honig um die Ohren zu schmieren, ihnen Märchen erzählen, sie lieben und aufbrausen, sie glücklich oder traurig machen, der beste Freund sein. Liebe.
Und genau an der Schwelle der extremen Veränderungen erscheint das Debüt der englischen Formation HAWKWIND und läutet eine lange, bis heute andauernde Reise durch ein ganz spezielles Gebiet ein.
Das selbstbetitelte Werk ist sehr in Psychedelia der 60er verwurzelt, bluesige Gitarre dominiert die Songs, die spezifischen Synthies werden nur sparsam eingesetzt, wenn auch hier und da schon die eigene Note aus der Zukunft zum Vorschein kommt. Das Monster wird hier nur langsam wach, doch eins steht fest, selbst das etwas andere erste Album klingt nach Hawkwind von heute. Sie waren schon immer eine Band mit vielen Masken, aber nur einem Gesicht.
1970 – Be Yourself:
https://www.youtube.com/watch?v=YDcoobrWMxM

Ein Jahr später, auf dem zweiten Longplayer greift man dann so richtig in die Vollen. In Search Of Space (allein der Titel!) zeigt eine Band, die genau weiß was sie spielen will – nämlich psychedelischen Monsterspace!
Bereits nach zwei, drei Minuten kann sich der Hörer für oder gegen die Band entscheiden, denn wenn man schon hier keine Sympathie für die Musik empfindet, kann man es theoretisch komplett sein lassen. Oder einfach weiterhören und sich überraschen lassen. Und es kommt noch besser, das Album ist der eigentliche Anfang des Wahnsinns und der Experimente.
Neben dem mächtigen Opener enthält das Album einen sehr berühmten Song namens Master Of The Universe. Das Hauptriff beschreibt zuerst die typische Eingängigkeit der Band, trifft im Verlauf auf diverse andere Instrumente, stets voran treibende Rhythmen und Sound-Effekte. Die Mixtur ergibt den Hawkwind Sound. Enjoy:
1971 – Master Of The Universe
http://www.youtube.com/watch?v=X3W7ch0oLeA
1971 - You Shouldn't Do That:
https://www.youtube.com/watch?v=RhUKB1DK3OE
Attention: Der zweitgenannte Song stellt für den Autor die bis heute unerreichte Perfektion des Genres dar.
Album Nr. 3 - Doremi Fasol Latido folgt 1972. Vielleicht nicht das zugänglichste Album aus dem Gesamtwerk, doch nichtsdestotrotz sind hier große Nummern wie Brainstorm, Lord Of Light und Time We Left This World Today zu finden.
Im neuen Line-up ist erstmals ein gewisser Lemmy zu verzeichnen, der sogar mit The Watcher einen eigenen Song zu den Jam Sessions mitbringt, der Song landet auch schließlich auf dem Album.
Der Aufmacher Brainstorm gehört jedoch ganz allein dem (attention: für den Author -dem besten-) Saxophonisten Nik Turner. Ein 11 min. Epos, das mit überlappenden Gesangslinien, psychedelischen Ausbrüchen und ungewöhnlichen Ideen begeistert. Und space, space, space...
1972 – Brainstorm
http://www.youtube.com/watch?v=g0att2_Zc1A

Hall of the Mountain Grill kommt 1974 auf den Markt und definiert bis heute für viele den Höhepunkt ihrer ausgiebigen Diskographie. Kein Wunder eigentlich, denn auf dem Album befinden sich mit The Psychedelic Warlords, D-Rider, You'd Better Believe It und Pradox vier unterschiedliche Wege sich ins andere Universum versetzen zu lassen. Total abgespaced, anregend, aufbrausend, diese Songs ziehen einem wirklich die Welt unter den Füssen weg. Nebenbei genießt der Audiohile eine nahezu ideale Produktion, denn so und nicht anders muss Spacerock klingen!
1974 – D-Rider:
http://www.youtube.com/watch?v=8QjTdBYdguA
1974 – Paradox:
http://www.youtube.com/watch?v=GqWFCr3izJ8
Attention: Für den Autor landet die Scheibe auf Platz Nr. 2 der Diskographie, nach [i]Suche des Space natürlich.
to be continued...