HATFIELD AND THE NORTH
Es ist Herbst, 1972, irgendwo in der groĂen Britania machen sich einige der groĂen Musiker dieser Zeit auf ein weiteres Projekt unter der Canterbury-Fahne aufzuziehen. Zu diesen namhaften KĂŒnstlern der Szene gehörten Phil Miller (Gitarre, davor bei MATCHING MOLE, CARAVAN und DELIVERY), Dave Stewart (Tasteninstrumente, vor allem bekannt durch die Zusammenarbeit mit Steve Hillage und aus EGG), Pip Pyle (Drums, davor GONG und ebenso DELIVERY) und last but not least Richard Sinclair (Bass/Gesang, bekannt vor allem durch CARAVAN und durch die Mitgestaltung der WILDE FLOWERS).
HATFIELD AND THE NORTH war eine kurzlebige Band, eine Band die nur knapp drei Jahre existierte. In dieser kurzen Zeit entstanden jedoch zwei Studioalben, die aus heutiger Sicht zum Bemerkenswerten zĂ€hlen, auf was die jazzige Canterbury-Schule zurĂŒckblicken kann.
1975 wurde die Band aufgelöst. Es folgten zwar einige Wiedertreffen auf der BĂŒhne, doch die Musiker hatten bereits andere PlĂ€ne und entwickelten sich weiter auf den Solopfaden oder in Bands wie NATIONAL HEALTH, CAMEL und SOFT HEAP.
Die Musik
Hatfield And The North (1973)
Wie ich schon in der ersten Zeile geschieben habe, kann man sich die Band als eine deutlich improvisierte Version von CARAVAN vorstellen. Warum gerade CARAVaN? Nun, das liegt wohl als erstes am Gesang von Richard Sinclair, der seine StimmbÀnder und den Fender-Klang seiner Bassgitarre den ersten vier Alben dieser Band widmete. Zudem war er auch stark am Songwriting beteiligt, was besonders an den ruhigen und gesanglich ausufernden Parts liegt.
Das erste, selbstbetitelte Album klingt sehr ausgewogen und luftig. Dauernd an der Grenze zwischen hörbaren und unhörbaren KomplexitĂ€t schwankend, schafft es die Band zu fesseln lĂ€sst nicht los. Man erinnert sich zwar nach vielen DurchlĂ€ufen an wenige Melodien oder Hooks, aber wenn das Album dann lĂ€uft, schieĂen einem die prĂ€gnanten Stellen sofort ins GedĂ€chtnis.
Dem Genre verpflichtet gibt es natĂŒrlich diverse andere Instrumente oder z.B. schrĂ€ge weibliche Chöre zu belauschen. In einem Song hört man ein Telefonklingeln, nach dem Abheben hört man durch den Hörer den gerade laufenden Song. So viel zur canterburyschen ProgressivitĂ€t.

The Rotter's Club (1975)
Der Zweitling ist musikalisch noch reifer und setzt (m.M.n.) dem DebĂŒt noch einen drauf. Gleich der Opener Share It blendet mit den langen, melodischen und verdrehten Gesangslinien die AuĂenwelt ab. Es gibt kaum ruhigen Stellen, wo nichts passiert, das Album ist noch viel instrumentaler als der VorgĂ€nger ausgefallen. Die (wenn auch kleine) schrĂ€ge Note ist in den Hintergrund gerĂŒckt, die Musiker wollten spĂŒrbar ihre FĂ€higkeiten am Werkzeug ausreizen. Am gesamten Aufbau beteiligte sich die komplette Band, besonders ĂŒberwĂ€ltigend sind jedoch die StĂŒcke von Sinclair (b,v) und Pip Pyle (d) ausgefallen. Der Stoff vom SĂ€nger begeistert durch die Ausgewogenheit und eine einprĂ€gsame Art, die beiden StĂŒcke vom Schlagzeuger verzaubern in der (welch eine Ăberraschung) rhythmischen Organisation und den umher fliegenden Solo-Parts der anderen Mitglieder. Mit dem 20-minĂŒtigen, vielschichtigen Mumps hat man zudem einen ganz groĂen Longtrack und ein fantastisches Ende fĂŒr das Gesamtwerk aufgenommen.
Beide Alben haben alles, was Prog Rock ausmacht und zĂ€hlen fĂŒr mich ganz klar zu Klassikern der 70er! Feinster Stoff fĂŒr Momente zu zweit, mit der Musik, sonst nichts.
Aus der Tube bekommt man leider keine Studio-Songs raus, vielleicht ĂŒberzeugt auch eine gute Live-Aufnahme:
PS: Da die Schallplatten alles andere als gĂŒnstig zu erwerben sind, seien vor allem die Virgin ReReleases mit den wirklich lohnenden Bonustracks zu empfehlen.