
Sechs hochtalentierte Musiker, drei Alben. Big hair, big production. Russell Arcara als Sänger. Kracher wie 'Red line rider', 'Brightest star', 'Sail away', 'Street fighter', 'Kick it out'. Der Überhammer 'Restless hunger', ein Song der so manche US-Powerkapelle alt aussehen lässt. Und selbstverständlich bei diesem Stil: feinfühliges der Marke 'Slow down' (angeblich geklaut von Bon Jovi für 'Wanted dead or alive') und 'Tomorrow never comes'. 'Sound of a breaking heart' mit dem gi-gan-ti-schen Break. Das wundervolle, genre-untypisch subtile 'Sides'. Was hat bei all dieser Klasse zum grossen Wurf, zum Durchbruch gefehlt? Keine Ahnung. Arcara ging u.A. solo, Gitarrist Dave DiPietro und Bassist Metaxas wechselten zu... Nuclear Assault. Sachen gibt's...
Vielleicht waren Prophet zu 'seicht' für die Metalgemeinde und zu hart für die AOR-Crowd, also ein klassischer Fall von 'zwischen den Stühlen'? Könnte gut sein. Auf jeden Fall wurde im Prof'schen Hause das zweite Album 'Cycle of the moon' vinylisch schön abgenudelt. Und später als teure Japan-Import-CD eingesackt, damit ich 'Red line rider' und 'Tomorrow never comes' bis in aller Ewigkeit hören konnte.
Yeah...
Das selbstbetitelte Debüt - mit dem mittlerweile verstorbenen Dean Fasano als Sänger - geht durchwegs gut ins Ohr, hat teilweise noch Toto-ähnliche Keys/Harmonien und REO Speedwagon-verdächtige/-inspirierte Gesangslinien. Auf 'Cycle of the moon' ist's dann zugleich pompiger und eigenständiger. Mit dem dritten und letzten Streich 'Recycled' geht man klar härtere Wege und die Produktion von Basser Scott Metaxas ist einfach nur k-i-l-l-er.
Was Frontmann Russell Arcara hier leistet kann sich mehr als hören lassen: geilste Gesangslinien gepaart mit gestrafften Arrangements vom Fass. Die Hookline und Melodien in 'Brightest star' alleine sind ein Grund, sich das Album zuzulegen.
Leider lässt sich von der Prophet-ischen Meisterleistung 'Restless hunger' - in etwa zu vergleichen mit 'Under my gun' von Icon, nur noch einen Zacken mehr POWER - keinen Youtube-Clip auftreiben. Ein Grund mehr, sich eine der CD-Wiederveröffentlichungen zu kaufen. Wobei die letzte Z Records-Version trotz falscher Songreihenfolgeangabe und verschlampten Booklet die bessere Option sein dürfte (Wounded Bird sollte man eh nicht sponsoren).
Es gibt noch einiges über Prophet zu erzählen, das hier sollte aber fürs erste reichen. Nur noch dieses: Keyboarder Joe Zujkowski, der den Prophet-Sound massgeblich mitgeprägt hat, ist mittlerweile verstorben. Eine Reunion im 'Recycled'-Line-up ist also nicht mehr möglich. Vielleicht ist das gut so. Was bleibt, ist die Musik.