Der Blues Pills-Thread

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Re: Der Blues Pills-Thread

Beitragvon Killmister » 31. Juli 2014, 06:04

Ulle hat geschrieben: so wie Zodiac wohl bald auch wieder ein Wohlfühlalbum nachschieben werden.


Danke für diese launige Weissagung, Vorfreude macht sich breit!
Wenn man etwas nicht mag, ist einem weniger davon lieber.
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Re: Der Blues Pills-Thread

Beitragvon Siebi » 31. Juli 2014, 09:38

Ulle hat geschrieben:...
Wenn man mit dem Stil grundsätzlich nichts anfangen kann, werden die bluesigen Tabletten daran auch nichts ändern, aber wer sich das mal intensiv und nicht nebenher und von vornherein ablehnend anhört, wird der Band schwerlich ihr Talent absprechen können. Ob das bei Nucki oder als Eigenpressung erscheint ist mir dabei wumpe, Vintage Caravan finde ich z.B. auch ziemlich stark. Eine Sensation ist das für mich auch nicht und natürlich wird da mal wieder kräftig gehyped, aber was soll's. Für mich ist es ein Wohlfühlalbum, ...

Blues ist das Fundament des Metal, von daher sollte der Stil weniger ein Problem bereiten. Wer hört denn eine Band von vornherein ablehnend an? Das verstehe ich generell schon nicht, bei Musiknerds noch weniger. Talent hin, Talent her, selbst Helvetets Port können wohl besser spielen wie ich. Musik ist Emotionssache. Diese berührenden Momente, wo das musikalische wie seelische Herzerl aufgeht, liegen in meiner Welt bei der Retroschiene meist auf 0° oder drunter. Ausnahmen wie einige Witchcraft-Songs oder Kadavar bestimmen die Regel. Plattenfirmen sollen ihren Job machen. Was da für ein Label drauf steht, auch das ist mir, bis auf extrempolitisch motivierte, schnuppe.

Frauengesang geht bei mir recht selten, da stehe ich eher auf Rockröhren wie Leather Leone oder die Rockabilly-Dame Imelda May, siehe auch mein Nichtgefallen der Avatarium oder Jex Thoth. The Vintage Caravan, die im Vorprogramm der Pillen turnen, sind eher mein Ding, haben mehr Rock & Roll in der Umsetzung zu bieten.

Kaufen werde ich weder das eine noch das andere, weil es unendlich viele andere tolle Sachen gibt, die ich hören will. Klar, wenn's läuft, tut's nicht weh, freiwillig läuft's nicht. Der Hype darum ist eher das exakte Treffen des güldengoldenen Zahns zur richtigen Zeit. Zumindest ein Businessplan ist da und warum sollten Bands wie Labels die Welle der Begeisterung ungenutzt verebben lassen?
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Re: Der Blues Pills-Thread

Beitragvon Ulle » 31. Juli 2014, 11:01

Siebi hat geschrieben:Talent hin, Talent her, selbst Helvetets Port können wohl besser spielen wie ich.


Definitiv nicht!
Der Rest ist okay :smile2:
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Re: Der Blues Pills-Thread

Beitragvon Pure Narcotic » 7. August 2014, 19:02

I like oldies, but I like my oldies old.

Ich bin ja immer eher so der Typ, einen angesagten Trend erstmal per se scheiße zu finden, um dann einige Zeit später klammheimlich doch noch angekrochen zu kommen. Aber das Retrogedöns, ich weiß nicht, Kinners... klar können die's alle irgendwie, und natürlich wirkt das heute, mit dem Abstand von 40/50 Jahren zu den Originalen, wieder recht frisch und unverbraucht, aber meins ist das nicht. Ich bekomm da richtig Lust, mit der runtergestimmten Sevenstring und dem POD zum Drumcomputer ein paar Riffs aufzunehmen, das ganze mit elastic audio zu quantisieren und mittels Brickwall-Limiting voll an die Wand zu fahren. Und mal wieder mehr Fleetwood Mac zu hören!
Martin: Uh, sir, why don't you just use real cows?
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Re: Der Blues Pills-Thread

Beitragvon Metalfranze » 7. August 2014, 20:40

Pure Narcotic hat geschrieben:I like oldies, but I like my oldies old.

Ich bin ja immer eher so der Typ, einen angesagten Trend erstmal per se scheiße zu finden, um dann einige Zeit später klammheimlich doch noch angekrochen zu kommen. Aber das Retrogedöns, ich weiß nicht, Kinners... klar können die's alle irgendwie, und natürlich wirkt das heute, mit dem Abstand von 40/50 Jahren zu den Originalen, wieder recht frisch und unverbraucht, aber meins ist das nicht. Ich bekomm da richtig Lust, mit der runtergestimmten Sevenstring und dem POD zum Drumcomputer ein paar Riffs aufzunehmen, das ganze mit elastic audio zu quantisieren und mittels Brickwall-Limiting voll an die Wand zu fahren. Und mal wieder mehr Fleetwood Mac zu hören!

Soll das jetzt witzig sein?
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Re: Der Blues Pills-Thread

Beitragvon Pure Narcotic » 7. August 2014, 21:18

Metalfranze hat geschrieben:
Pure Narcotic hat geschrieben:I like oldies, but I like my oldies old.

Ich bin ja immer eher so der Typ, einen angesagten Trend erstmal per se scheiße zu finden, um dann einige Zeit später klammheimlich doch noch angekrochen zu kommen. Aber das Retrogedöns, ich weiß nicht, Kinners... klar können die's alle irgendwie, und natürlich wirkt das heute, mit dem Abstand von 40/50 Jahren zu den Originalen, wieder recht frisch und unverbraucht, aber meins ist das nicht. Ich bekomm da richtig Lust, mit der runtergestimmten Sevenstring und dem POD zum Drumcomputer ein paar Riffs aufzunehmen, das ganze mit elastic audio zu quantisieren und mittels Brickwall-Limiting voll an die Wand zu fahren. Und mal wieder mehr Fleetwood Mac zu hören!

Soll das jetzt witzig sein?


durchaus :-D
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Re: Der Blues Pills-Thread

Beitragvon Metalfranze » 7. August 2014, 21:56

Pure Narcotic hat geschrieben:
Metalfranze hat geschrieben:
Pure Narcotic hat geschrieben:I like oldies, but I like my oldies old.

Ich bin ja immer eher so der Typ, einen angesagten Trend erstmal per se scheiße zu finden, um dann einige Zeit später klammheimlich doch noch angekrochen zu kommen. Aber das Retrogedöns, ich weiß nicht, Kinners... klar können die's alle irgendwie, und natürlich wirkt das heute, mit dem Abstand von 40/50 Jahren zu den Originalen, wieder recht frisch und unverbraucht, aber meins ist das nicht. Ich bekomm da richtig Lust, mit der runtergestimmten Sevenstring und dem POD zum Drumcomputer ein paar Riffs aufzunehmen, das ganze mit elastic audio zu quantisieren und mittels Brickwall-Limiting voll an die Wand zu fahren. Und mal wieder mehr Fleetwood Mac zu hören!

Soll das jetzt witzig sein?


durchaus :-D

Aha
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Re: Der Blues Pills-Thread

Beitragvon Fire Down Under » 8. August 2014, 09:00

Komische Konversation.

Spoiler: show
Was mach ich eigentlich schon wieder hier?
:ahasoso:

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Re: Der Blues Pills-Thread

Beitragvon Hugin » 9. August 2014, 02:09

Fire Down Under hat geschrieben:
Siebi hat geschrieben:Werter Grieche, erzähl einem Anti-Retro-Pillenmann mal, was an der Scheibe so sensationell ist. Durfte am HOA auch reinhören, oh weia, verlorene Zeit, so mein Eindruck. Aber gut, der Ulle, der olle Hipster, mag das ja auch oder kauft es zumindest. Also, was ist bei der Band das Unfassbare, das jeden und jede wegflasht?

Schließe mich der Frage an!

Me three.
Es gibt eh nur eine relevante Retro-Band in meiner Welt, und die heißt Burning Saviours.
"It takes a thousand fans from any other band to make one Manowarrior!"
- Sir Dr. Joey DeMaio, 2012

Primitivsoundkunst: http://www.morbid-alcoholica.com/

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Re: Der Blues Pills-Thread

Beitragvon Pavlos » 9. August 2014, 21:34

Hugin hat geschrieben:
Fire Down Under hat geschrieben:
Siebi hat geschrieben:Werter Grieche, erzähl einem Anti-Retro-Pillenmann mal, was an der Scheibe so sensationell ist. Durfte am HOA auch reinhören, oh weia, verlorene Zeit, so mein Eindruck. Aber gut, der Ulle, der olle Hipster, mag das ja auch oder kauft es zumindest. Also, was ist bei der Band das Unfassbare, das jeden und jede wegflasht?

Schließe mich der Frage an!

Me three.


Kurze Antwort: Weil es mir einfach besser gefällt als alles andere aus der Richtung. Das kann ich genau genommen gar nicht richtig beschreiben. Ich will das auch gar nicht ausführlich beschreiben (können), zuviel Analyse zerstört evtl. den Genuss. Entweder es gefällt oder es tut es eben nicht. Und hier gefällt es mir eben. Sehr sogar. Und ich bin ja immer noch einer, bei dem bei Major-Releases Teufelchen ("Das ist Kommerz, das MUSS Kacke sein!!") und Engelchen ("Hör es dir doch erstmal an, bevor du urteilst, mein Sohn...") auf den Schultern erscheinen.

Sicher, die sog. Retrowelle nervt mittlerweile auch mich manchmal. Ich bin da jetzt irgendwie fast schon satt und greife immer öfter zu den Originalen aus den 70ern. Ich verspüre nicht mehr den Drang jede einzelne dieser fast schon täglich auf der Bildfläche erscheinenden Bands zumindest mal im Netz anzuchecken. Da hört sich vieles gleich an, da sehen die Musiker identisch aus, da liest man immer wieder die gleichen Statements bzgl. des Backgrounds in Interviews.

Und BLUES PILLS sind da eigentlich keine Ausnahme.....wäre da nicht die Tatsache, dass ihre Songs meilenweit besser sind als der Stoff der "Konkurrenz". Das Gitarrenspiel ist definitiv besser (und das dürfte auch kein Kritiker der Band leugnen), der Gesang ist besser/kraftvoller/authentischer, der Flow der Songs ist um ein Vielfaches besser - hört doch nur mal ´Ain´t No Change´!!. Bis auf den Coversong finde ich jede Nummer mehr als gelungen, da ist kein einziger Filler drauf, da wird kein Okkult-Image benötigt, das fühlt sich alles echt an. Einfach nur vier junge Menschen, die zusammengekommen sind um geile Musik zu erschaffen. Schade, dass sich manch einer um diesen Genuss bringt weil bei ihm gleich die Retro-Alarmglocken klingeln.

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Re: Der Blues Pills-Thread

Beitragvon Siebi » 9. August 2014, 23:55

Pavlos hat geschrieben:... Einfach nur vier junge Menschen, die zusammengekommen sind um geile Musik zu erschaffen. Schade, dass sich manch einer um diesen Genuss bringt weil bei ihm gleich die Retro-Alarmglocken klingeln.

***Live-Video***

Den ersten Satz kann man unterschreiben, da für einen Musiknerd jeder zu respektieren ist, der Musik macht. Beim zweiten Satz muss ich schmunzeln und widersprechen, denn mit Witchcraft und Kadavar gibt es zwei Bands, die mir live und auf Scheibe sehr zusagen. Meine Retrophobie lösen sie deswegen nicht. Trotzdem habe ich die Pillen-Scheibe mehrmals komplett gehört. Null Regung, langweiliges Gedudel. Dass die was können, alles okay, aber damit vergeude ich nicht meine Lebenszeit.

Live sind die Blues Pills richtig gut, auf Scheibe kratzt mich das schöngefönte Tralala nicht die Bohne. Warum? Weil mir Östrogengesang nur dann auf Konserve was gibt, wenn er kraftvoll röhrend bei unterlegtem Metal kommt oder die Dame Edie Brickell oder Imelda May heißt oder das Abba-Duo die Ohren umschmeicheln.
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Re: Der Blues Pills-Thread

Beitragvon Pure Narcotic » 10. August 2014, 00:27

Pavlos hat geschrieben:
Hugin hat geschrieben:
Fire Down Under hat geschrieben:
Siebi hat geschrieben:Werter Grieche, erzähl einem Anti-Retro-Pillenmann mal, was an der Scheibe so sensationell ist. Durfte am HOA auch reinhören, oh weia, verlorene Zeit, so mein Eindruck. Aber gut, der Ulle, der olle Hipster, mag das ja auch oder kauft es zumindest. Also, was ist bei der Band das Unfassbare, das jeden und jede wegflasht?

Schließe mich der Frage an!

Me three.


Kurze Antwort: Weil es mir einfach besser gefällt als alles andere aus der Richtung. Das kann ich genau genommen gar nicht richtig beschreiben. Ich will das auch gar nicht ausführlich beschreiben (können), zuviel Analyse zerstört evtl. den Genuss. Entweder es gefällt oder es tut es eben nicht. Und hier gefällt es mir eben. Sehr sogar. Und ich bin ja immer noch einer, bei dem bei Major-Releases Teufelchen ("Das ist Kommerz, das MUSS Kacke sein!!") und Engelchen ("Hör es dir doch erstmal an, bevor du urteilst, mein Sohn...") auf den Schultern erscheinen.

Sicher, die sog. Retrowelle nervt mittlerweile auch mich manchmal. Ich bin da jetzt irgendwie fast schon satt und greife immer öfter zu den Originalen aus den 70ern. Ich verspüre nicht mehr den Drang jede einzelne dieser fast schon täglich auf der Bildfläche erscheinenden Bands zumindest mal im Netz anzuchecken. Da hört sich vieles gleich an, da sehen die Musiker identisch aus, da liest man immer wieder die gleichen Statements bzgl. des Backgrounds in Interviews.

Und BLUES PILLS sind da eigentlich keine Ausnahme.....wäre da nicht die Tatsache, dass ihre Songs meilenweit besser sind als der Stoff der "Konkurrenz". Das Gitarrenspiel ist definitiv besser (und das dürfte auch kein Kritiker der Band leugnen), der Gesang ist besser/kraftvoller/authentischer, der Flow der Songs ist um ein Vielfaches besser - hört doch nur mal ´Ain´t No Change´!!. Bis auf den Coversong finde ich jede Nummer mehr als gelungen, da ist kein einziger Filler drauf, da wird kein Okkult-Image benötigt, das fühlt sich alles echt an. Einfach nur vier junge Menschen, die zusammengekommen sind um geile Musik zu erschaffen. Schade, dass sich manch einer um diesen Genuss bringt weil bei ihm gleich die Retro-Alarmglocken klingeln.



Die spielen furios, definitiv!! Den Song an sich finde ich jetzt eher Standart, aber was man aus mittelmäßigen Songs mit geiler Interpretation rausholen kann, zeigen ja beispielsweise auch die Dirty Loops (Achtung, Offtopic!).

Aaaaber: ich weiß nicht, ich bekomm bei sowas immer irgendwie so nen "Tribute to..."-Eindruck, das schmälert für mich das Vergnügen. Dieselben Klamotten wie "damals", Ludwig- oder Gretsch-Drums wie "damals", Pornobürste wie - genau - "damals" (sofern sie wächst) und 12-Bar-Blues wie damals. Natürlich schon irgendwie auch übel geil, aber, ich finde, auch anachronistisch. Ich muss wahrscheinlich wie bei jedem Trend das ganze mit dem Abstand von ein paar Jahren beurteilen.
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Re: Der Blues Pills-Thread

Beitragvon Acrylator » 10. August 2014, 13:58

Pure Narcotic hat geschrieben:
Pavlos hat geschrieben:
Hugin hat geschrieben:
Fire Down Under hat geschrieben:
Siebi hat geschrieben:Werter Grieche, erzähl einem Anti-Retro-Pillenmann mal, was an der Scheibe so sensationell ist. Durfte am HOA auch reinhören, oh weia, verlorene Zeit, so mein Eindruck. Aber gut, der Ulle, der olle Hipster, mag das ja auch oder kauft es zumindest. Also, was ist bei der Band das Unfassbare, das jeden und jede wegflasht?

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Kurze Antwort: Weil es mir einfach besser gefällt als alles andere aus der Richtung. Das kann ich genau genommen gar nicht richtig beschreiben. Ich will das auch gar nicht ausführlich beschreiben (können), zuviel Analyse zerstört evtl. den Genuss. Entweder es gefällt oder es tut es eben nicht. Und hier gefällt es mir eben. Sehr sogar. Und ich bin ja immer noch einer, bei dem bei Major-Releases Teufelchen ("Das ist Kommerz, das MUSS Kacke sein!!") und Engelchen ("Hör es dir doch erstmal an, bevor du urteilst, mein Sohn...") auf den Schultern erscheinen.

Sicher, die sog. Retrowelle nervt mittlerweile auch mich manchmal. Ich bin da jetzt irgendwie fast schon satt und greife immer öfter zu den Originalen aus den 70ern. Ich verspüre nicht mehr den Drang jede einzelne dieser fast schon täglich auf der Bildfläche erscheinenden Bands zumindest mal im Netz anzuchecken. Da hört sich vieles gleich an, da sehen die Musiker identisch aus, da liest man immer wieder die gleichen Statements bzgl. des Backgrounds in Interviews.

Und BLUES PILLS sind da eigentlich keine Ausnahme.....wäre da nicht die Tatsache, dass ihre Songs meilenweit besser sind als der Stoff der "Konkurrenz". Das Gitarrenspiel ist definitiv besser (und das dürfte auch kein Kritiker der Band leugnen), der Gesang ist besser/kraftvoller/authentischer, der Flow der Songs ist um ein Vielfaches besser - hört doch nur mal ´Ain´t No Change´!!. Bis auf den Coversong finde ich jede Nummer mehr als gelungen, da ist kein einziger Filler drauf, da wird kein Okkult-Image benötigt, das fühlt sich alles echt an. Einfach nur vier junge Menschen, die zusammengekommen sind um geile Musik zu erschaffen. Schade, dass sich manch einer um diesen Genuss bringt weil bei ihm gleich die Retro-Alarmglocken klingeln.

Die spielen furios, definitiv!! Den Song an sich finde ich jetzt eher Standart, aber was man aus mittelmäßigen Songs mit geiler Interpretation rausholen kann, zeigen ja beispielsweise auch die Dirty Loops (Achtung, Offtopic!).

Aaaaber: ich weiß nicht, ich bekomm bei sowas immer irgendwie so nen "Tribute to..."-Eindruck, das schmälert für mich das Vergnügen. Dieselben Klamotten wie "damals", Ludwig- oder Gretsch-Drums wie "damals", Pornobürste wie - genau - "damals" (sofern sie wächst) und 12-Bar-Blues wie damals. Natürlich schon irgendwie auch übel geil, aber, ich finde, auch anachronistisch. Ich muss wahrscheinlich wie bei jedem Trend das ganze mit Abstand dem von ein paar Jahren beurteilen.

Irgendwie sehe ich es schon wie du, es wirkt auf mich immer merkwürdig anachronistisch und - wenn die entsprechenden Bands sich auch noch kleiden wie zu der Zeit, als solche Musik noch neu/angesagt war - ein wenig wie Karneval (egal ob jetzt bei 70er- oder 80er-Jahre-Retrobands). Wobei ich gar nicht allen Retrobands absprechen möchte, dass sie sich mit dem entsprechenden Jahrzehnt (oder dem, was sie davon kennen/dafür halten) am wohlsten fühlen und ihnen diese Musik am meisten Spaß macht. Aber dennoch ist es mir irgendwie unverständlich, warum man heute genauso klingen will, wie in den 70ern oder 80ern (oder auch 50ern, 60ern etc.).
Viele Metalbands der 80er hatten natürlich ihre Wurzeln unüberhörbar in den 70ern, haben aber eben trotzdem etwas damals Neues, Eigenständiges daraus gemacht (und nicht einfach nur Black Sabbath oder Deep Purple eins zu eins kopiert) und das fehlt mir halt bei den meisten jüngeren Bands.
Im Grunde hatte doch jedes Jahrzehnt seinen eigenen Sound und das macht für mich auch gerade den Reiz aus, auch wenn ich z.B. vieles von dem, was in den 90ern angesagt war, nicht wirklich mag (aber manche neueren Bands haben wiederum Einflüsse daraus zu guter, eigenständiger Musik verarbeitet). Obwohl ich Metal aus den 80ern liebe und damit aufgewachsen bin, höre ich an neueren Bands meist lieber ganz andere Sachen, da die besten 80er Alben in dem selben Stil einfach nicht mehr übertroffen oder auch nur erreicht werden können.
Wobei ich auf der anderen Seite trotzdem auch Opeths "Heritage" oder alles von Slough Feg (die ja 80er- und 70er- Einflüsse mischen) mag, aber die haben es ja auch geschafft, trotzdem noch richtig eigenständig zu klingen und nicht wie Kopien/Neuauflagen.
Bin "Retro" also nicht 100%-ig abgeneigt, aber wirklich brauchen tue ich davon in den allermeisten Fällen nichts. Dann lieber andersartige, eigenständige Sachen wie Godspeed You! Black Emperor, Indukti, Maybeshewill oder selbst Mastodon etc. (wobei ich bei letzteren noch nicht weiß, ob ich die neue Scheibe haben muss).
Außerdem gibt es aus den 70ern noch Hunderte unentdeckter (und sicher grandioser) Alben, warum sollte ich da also eine weniger originelle (wenn auch meinetwegen wirklich gute) aktuelle Band in dem Stil bevorzugen?
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Re: Der Blues Pills-Thread

Beitragvon Pure Narcotic » 10. August 2014, 14:13

Genauso sehe ich das auch!
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Re: Der Blues Pills-Thread

Beitragvon Ulle » 10. August 2014, 16:38

Yep - ich eigentlich auch. Beim 70er-Karneval finde ich es tatsächlich weniger schlimm, was evtl. daran liegt, dass ich die Zeit nicht wirklich bewusst miterlebt habe.
Die meisten Bands gehen mir aber eher wenig, der aufgesetzte Kleidungsstil nervt auch. Warum kann eigentlich ne Band nicht einfach 70er beeinflusste Mucke machen, ohne auch genauso auszusehen?
Bei den trendy 80er Stretchkuttenpatchkids ist es ja auch so, den Kleidungsstil finde ich so ganz für mich aber auch noch etwas hässlicher und die Musik auch meist sowieso komplett uninteressant :lol:
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