
RUNNING WILD – Port Royal (1988)
Ich nehm's vorweg. "Port Royal" ist für mich das beste RUNNING WILD-Album. Und das hat viele Gründe. "Port Royal" war im Alter von 12 Jahren meine erste vollständige RUNNING WILD -Scheibe, vorher kannte ich nur einzelne Songs wie "Prisoner Of Our Time" oder "Under Jolly Roger". Ich besaß "Port Royal" allerdings nicht auf Vinyl, sondern hatte die Platte - wie es sich für meinen Geldbeutel gehörte - schön gepflegt vom älteren Bruder meines Kumpels auf Kassette überspielt. Auf Seite A dieser Maxell XL II 90 Chrome-Kassette wütete MANOWARs "Kings Of Metal", die B-Seite gehörte den Piraten. Bei der Beschriftung des Tapes gab ich mir größte Mühe, die Bandlogos möglichst genau nachzukritzeln. Keine Ahnung wie viele hundert Male ich dieses Tape durchgenudelt habe. Es war über viele, viele Jahre ein treuer Begleiter und eine sichere Bank bei guter wie bei schlechter Laune. Aus diesen Gründen kann ich "Port Royal" auch nicht ernsthaft mit den anderen RUNNING WILD-Alben vergleichen, da es für mich einfach eine Sonderstellung einnimmt.
Kurz zu den Songs: Nach dem coolen Kneipen-Intro mit "Under Jolly Roger"-Gebrummel ist "Port Royal" mit den RUNNING WILD-typischen Leads und feinem Ohohoho-Chorus ein Auftakt nach Maß. Sofort wird klar, dass Rolf ordentlich an seiner Stimme gearbeitet hat und erheblich melodischere Sachen hinbekommt als in der Vergangenheit. Kaum einen Deut schwächer tönen das treibende "Raging Fire" und speedige "Into The Arena" aus den Boxen.
Den nächsten Höhepunkt erreicht der große Hookline-Reigen mit "Uatschitschun". Der Song sprüht nur so vor guter Ideen und kann mit einem hervorragenden Refrain aufwarten. Das Instrumental "Final Gates" steht bei vielen zwar nicht so hoch im Kurs. Ich mag solche Songs unheimlich gerne und kann mir "Port Royal" ohne "Final Gates" überhaupt nicht vorstellen. Genau da gehört der Song einfach hin!
Zu "Conquistadores" - für viele RUNNING WILD-Anhänger einer der besten Songs der Diskografie - muss ich wohl nicht viel schreiben. Das folgende "Blown To Kingdom Come", ein typischer RUNNING WILD-Stampfer, glänzt mit dem nächsten Widerhaken-Refrain. Das schnelle "Warchild" ist gut, aber vergleichsweise unspektakulär. "Mutiny" mag ich besonders wegen der coolen Tempiwechsel verdammt gerne. Das spannende und abwechslungsreiche "Calico Jack", der erste Longtrack der Bandgeschichte, ist das passende Gütesiegel am Ende der Scheibe.
"Port Royal" – wie der Name schon andeutet ein königliches Album!