THE JOKER - Back on the road 7" Lost Moment Records LM018 (1984)
So enzyklopädisch Marc McMillans Wissen zur NWOBHM ist und so oft ich seine Einschätzungen teile, aber hier liegt er falsch. THE JOKER aus dem Londoner Umland sind keineswegs ein reiner RAINBOW oder DEEP PURPLE Rip-off, wie McMillan es dem Trio bescheinigt. Tatsächlich hat der Sound der Band sogar recht wenig mit dem technischen Bombastrock der beiden Legenden zu tun. Welche 7" MacMillan gehört hat, kann ich nicht sagen, aber auf "Back on the road" gibt's einwandfreien straightforward Heavy Rock, der vom Riffing eher in der Schnittmenge Desolation Angels / Tank liegt, als in der neoklassizistischen Fahrspur von Blackmore. Dazu gibt's ein fettes stampfendes Schlagzeug, das die beiden Tracks gnadenlos nach vorne treibt und fertig sind sieben Zoll Vinyl, die durchaus Spaß machen.
Der knapp fünfminütige Titeltrack auf Seite A bietet satten Gute-Laune-Metal mit flottem Drive, einem sauberen Riff und einem netten Sing-a-long-Chorus. Vielleicht nicht der spektakulärste Refrain der Ära, aber im Gehör bleibt er durchaus hängen. Klar, der Songaufbau mit Strophe / Refrain / Solo / Refrain ist tatsächlich recht "rudimentär" wie McMillan schreibt, doch mit einem tollen Gitarrensolo zu Ende des Songs, zeigt die Band auf jeden Fall, dass es sich in Wahrheit um mehr als passable Musiker handeln musste.
Seite B wartet mit "The Pusher" (nein, kein Steppenwolf-Cover...) auf, das nach dem gleichen Muster wie "Back on the road" gestrickt ist. 4/4-Takt mit coolem Grundriff, das sich durch den ganzen Song zieht und nur durch einen wenig aufsehenerrengenden Refrain unterbrochen wird. Ganz nett.
Zu erwähnen sind außerdem noch die Lyrics, die - hier hat McMillan Recht - tatsächlich keine Sternstunde der gepflegten Dichtkunst darstellen. Während "Back on the road" eine Art Live-Selbsthuldigung der Band liefert (legendär die letzte Strophe:
"We are The Joker / and we're on our way / there is no more for us to say / We got to play / The music tight / And hope you think / The Joker is alright"), warnt "The Pusher" auf amüsant krude Art und Weise vor Drogenmissbrauch und den Folgen. Der wohl nicht intendierte Griff zur Flasche seitens des Hörers ist hier vorprogrammiert.
Texte hin oder her, die Scheibe macht Spaß. Ein Höhepunkt der NWOBHM ist sie sicher nicht. Im Erscheinungsjahr 1984 gab es schon weitaus bessere, härtere, schnellere, generell aufregendere Bands, so dass THE JOKER rasch wieder den Löffel abgaben. Nerd-Wissen Pt. 9: Gitarrist Mark White gründete nach THE JOKER zusammen mit Musikern von VALHALLA die Band SCHUTT , und schloss sich später - nachdem sich SCHUTT (trotz des fantastischen Namens...) noch vor der ersten Single wieder auflösten - ELIXIR an.
Auch für Sammler stellt die in einem netten schwarz-weiß Cover veröffentlichte Single ein erfreuliches Objekt dar, da sie zum einen verhältnismäßig schwer zu finden, zum anderen aber relativ günstig zu bekommen ist. Bei E-Bay UK sollte man schon für 5 Pfund fündig werden. Deutsche Händler führen sie mit 30 Euro in ihren Listen.
Line up:Tony Ruhberg - vocals, bass
Mark White - guitars
Bob Palfrey - drums
Sblood, thou stinkard, I’ll learn ye how to gust … wolde ye swynke me thilke wys?