Zur VÖ-Politik und zum Preis sage ich nicht mehr viel. Kann man doof und raffgierig finden, kann ich nachvollziehen, ist mir in dem Fall aber einfach egal. Ich hoffe, dass irgendwann eine MCD kommt, denn CD > Vinyl. Bis dahin kaufe ich mir 1 + x Vinyl, je nach dem, wie hübsch die farbigen Versionen sein sollten, die mein Local Dealer anschleppt. Online bestellen werde ich nicht.
EDIT: Dass man bei Bandcamp nach ein oder zwei Hördurchläufen eine Anzeige mit dem Text "Now it's time to open your wallet..." und einem Herzchen, das zerbricht, wenn man auf "No thanks!" klickt, ist allerdings dann auch für meinen Geschmack eher peinlich.
Damit zum Song, ich kopiere im Wesentlichen meine bereits andernorts geschilderten Eindrücke, falls jemand ein Déjà-vu haben sollte:
Bei mir nähert sich die neue Cirith-Ungol-EP langsam dem hundertsten Durchlauf. Wenn das Album nicht auch noch dieses Jahr kommen sollte, dann spricht einiges dafür, dass ich meinen Song des Jahres schon habe. Das kommt natürlich ähnlich überraschend wie ein Bayern-Sieg in der ersten Pokalrunde, und stand nie ernsthaft zur Debatte, aber was soll's?
Was mir an "Witch's Game" als erstes auffällt, das ist, dass der Song für mein Empfinden einen Tick doomiger ist als der größte Teil älterer CU-Werke. Die Black-Sabbath-Schlagseite hat in meinen Ohren noch ein Stückchen zugenommen, wobei die Band natürlich immer noch sehr stark nach sich selbst klingt. Das Soundgewand ist druckvoll, wuchtig, aber kein bisschen klinisch oder ballerig. Klingt für meinen Geschmack gut, auch der Drumsound; da haben Armand John Anthony und Arthur Rizk eine gute Arbeit abgeliefert.
Die Gitarren haben den typischen CU-Sound, allerdings ist es eher die etwas geschmeidigere Version von "Paradise Lost" als der massive Flanger-Tone der ersten beiden Werke. Im Ansatz kommt er durch, gerade bei den Soli, aber etwas gemäßigter als am Anfang. Kompositorisch ist der Song dafür eher bei "King of the Dead". Epischer Longtrack, unkonventionelle Struktur, die für die Band typischen akustischen Intros/Zwischenspiele, ausgedehnte Gitarrenleads, ein Hauch neoklassischer Melodieführung; logischerweise Barazza-Style, nicht Fogle-Style (R.I.P.); nicht das klassische Vers-Refrain-Schema eines Metalsongs, sondern ganz typisch für CU etwas wie - wenn ich richtig mitprotokolliert habe: [Acc.Intro-Solo-Vers-Solo-Vers-Chorus-Solo-Epic Interlude-Double Lead Guitar-Solo-Time Change-Bass Lick-Vers-Vers-Chorus-Time Change-Chorus-Coda]
Tim Baker? Ja, Tim Baker eben. Er klingt hier etwas gemäßigter, dort aber sogar extremer als früher. Alles in Allem nichts verlernt und ganz er selbst. Es ist halt ein bisschen schwierig, wenn von der Band, deren Songs man besser kennt als alles andere (Manowar ausgenommen), nach so unfassbar langer Zeit plötzlich ein komplett neuer Song auftaucht. 27 Jahre nach "Paradise Lost". Und dann gleich ein so komplexer und eigenwilliger wie "Witch's Game". Harter Tobak, aber sehr faszinierender Tobak. Aber genau damit habe ich eigentlich auch gerechnet: CIRITH UNGOL wird nur ein Konzert spielen und nur neues Material bringen, wenn die Band selbst davon überzeugt ist, es nochmal richtig zu bringen. Die haben tollen finanziellen Angeboten so lange und so beharrlich widerstanden, dass mir irgendwie klar war, dass die nur ja gesagt haben, weil sie davon überzeugt waren, es nochmal wirklich zu wollen und es auch nochmal richtig hinzukriegen. CU ist nicht die Band für halbgare Sachen.
Ich war in "Witch's Game" nicht sofort 100% zu Hause, und musste mich erst an den Song gewöhnen; aber dass ich ihn liebe war doch irgendwie sehr schnell klar. Inzwischen gehört er für mich schon zum Inventar.