von rapanzel » 3. Dezember 2012, 13:49
Schöne *hust* Rezi zur neuen Sam Dunn Doku auf amazon:
Feuer, Schminke, Antichrist,
Was ist Metal? Wie fing alles an und wie kann man diese Bewegung verstehen – oder ist es gar ein Lebensgefühl?
In einer eindrucksvollen Dokureihe begab man sich auf die Spuren des Metal und setzte sich gezielt mit Vorurteilen auseinander. Macht diese Musik aggressiv, wollen Metalheads schneller handgreiflich werden, vielleicht sogar töten?
Die Antwort darauf ist einfach – und doch so kompliziert. Wissenschaftliche Versuche haben ergeben, dass dieses Genre tatsächlich nicht den Intellekt und das Denken anregt, sondern dieses ausschaltet. Man gerät in einen animalischen Denkprozess, der einen die Kontrolle verlieren lässt. Aber: In einem festgesetzten Rahmen ist das vollkommen in Ordnung. Wenn wir mal ehrlich sind und an Wacken denken, die Mutter aller Metalfestivals, dann kommen wir unweigerlich zu zwei Ergebnissen: Dieses Festival ist hart aber nicht gewalttätig und tödlich – und Metalheads können sehr zivilisiert sein.
Feuer auf der Bühne, stark geschminkte Fratzen, abgebissene Köpfe von Tieren und eine strikte antichristliche, Satan verherrlichende Haltung: Das alles ist Metal – und schnell wird klar, dass die Hälfte davon Vorurteil und gelogen ist. Alt-Rocker Alice Cooper hat niemals ein Huhn auf der Bühne getötet; Venom hatte niemals geplant, einen derart krasse antichristliche Haltung einzunehmen, die Vorwürfe aber auch nie dementiert, weil es Spaß machte, die Kritiker auf den Arm zu nehmen. In den 90ern wurde vor allem Shock Rock ernster und anspruchsvoller, Marilyn Manson sei an dieser Stelle genannt, der die Hörer zum Nachdenken anregen wollte.
Nachdem das geklärt ist, kann man sich endlich anderem widmen: Der Musik.
Viele sind sich einig, dass das Genre im Februar 1970 seine Geburtstunde hatte. Black Sabath haben mit dem gleichnamigen Album einen Meilenstein veröffentlicht, der die Musikszene revolutionierte. Da bedurfte es noch nicht mal der oftmals zitierten abgebissenen Fledermausköpfe von Sänger Ozzy Osbourne. Die Musik brauchte einfach etwas Neues, etwas Anderes, etwas mehr Biss. Denn, so wird gesagt, Rock ’n‘ Roll war langweilig geworden, man sang nicht mit Inbrunst und brüllte schon gar nicht das heraus, was die Texte auszudrücken versuchten. Also musste etwas Neues her und das Neue hieß: Metal!
Auch nicht zu verachten sind die Einflüsse der Musiker, vor allem der Gitarristen des Genres. Beethoven, Mozart und Bach werden da genannt. Große Komponisten, die verehrt werden und deren Melodien ausgebaut und umgestellt, verfeinert und verstärkt in die Arbeiten der Gitarristen einfließen. Wer hätte das gedacht?
Die Dokumentation umfasst 461 Minuten voller Geschichte, Wissenschaft, Musik, interessanter Facts und vieler bekannter Gesichter. Es sind über 300 Interviews mit Größen der Szene geführt worden, exklusiv für diese Sendung. Ein tolles Werk ist dabei entstanden, das sich von Pre-Metal über Shock Rock, Trash bis hin zu Nu Metal zieht. Elf Folgen zeigen tolle Ausschnitte aus Konzerten und räumen mit Halbwissen auf, das viel zu sehr verbreitet ist. Sam Dunn moderiert das Ganze, ohne dabei zu belehrend zu wirken. Er lässt die Musik sprechen und die Musiker, Produzenten und alle anderen, die Metal gelebt haben und leben.
An obscene invention of twisted minds:
