Unsung Heroes & Forgotten Jewels

Schreibt euch die Finger wund ĂĽber das groĂźe Thema "Metal" - ĂĽber neue Platten, neue Bands, Konzerte etc.

Moderator: Loomis

Beitragvon TexasInstruments » 21. Januar 2009, 12:30

Prof hat geschrieben:
TexasInstruments hat geschrieben:
Prof hat geschrieben: Archäologe Tex im Archiv - so soll es sein!

Dissenter sind ĂĽbrigens mit dem Track 'On the wings of a demon' auch auf der superben Siegen Records-Kompilation Molten Metal Monsters (1993) drauf.

Und der Prof wieder zurĂĽck aus Paris.... ;)

Stimmt, ich wuĂźte dass ich etwas vergessen habe....
Naja, aber MMM ist auch noch auf dem Weg von Menser zu mir....
Kommt ja vielleicht noch.... :D

Die MMM-Kompi enthält fast nur Perlen, aber mein Lieblingstrack war, ist und bleibt 'Nine lives' von Brick Mistress. Das göttliche Jim Dofka-Riff, der hypnotische Stampfrhythmus, die aggressiv-melodischen Vocals - ein Klassiker, der Song.

(Aus Paris gibt es noch einiges zu melden und schön ist es nicht... Das gehört aber definitiv im Off Topic-Bereich.)

'On with the dream', er, thread! :)

Ich kenne den Sampler zwar, habe den aber nur auf Tape und mich einfach nicht an ihn erinnert. B)
Von DOFKA mag ich eigentlich fast alles, BRICK MISTRESS waren stark, noch besser finde ich allerdings PSYCHO SCREAM...

"On with the thread" ?
Naja, ich denke ich werde am Wochenende mal wieder ein paar Sachen posten...
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Beitragvon TexasInstruments » 24. Januar 2009, 17:24

READING ZERO - The Actual (CD 1998 / Y.O.R / RZ Records)

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Es gibt sie, diese Bands. Bands die fast völlig frei von irgendwelchen Konventionen ihren ganz eigenen Stil, ihre ganz eigene Interpretation von progressiver Musik gefunden haben.
Die grandiosen AUDITORY IMAGERY oder INFERNO waren solche Beispiele, die nicht minder erwähnenswerten LEVIATHAN ebenso, von TWILIGHT KINGDOM ganz zu schweigen. Eines haben diese Bands gemein, obwohl sie durchaus zugänglich waren haben sie niemals die Beachtung bekommen welche sie verdient gehabt hätten und sich irgendwann wegen chronischer Erfolglosigkeit und Nichtbeachtung sang- und klanglos aufgelöst. Alle diese Bands zeichnete vor allem eines aus : Tiefgründigkeit, nicht nur in lyrischer sondern auch musikalischer Hinsicht. Abgekanzelt mit lapidaren und ihnen nur wenig gerecht werdenden FATES WARNING / DREAM THEATER- Vergleichen wurden sie in eine Ecke gedrängt, in eine Schublade abgelegt, in der sie einfach nicht hingehörten. Wobei es in Bezug auf die Texte natürlich ein Kompliment ist in die Nähe eines Jim Matheos gerückt zu werden, jedoch waren diese Vergleiche vor allem aus musikalischem Blickwinkel gezogen worden und das passt bei keinem der genannten Acts. Wobei natürlich auch musikalische Vergleiche mit den Urvätern keine Beleidigung darstellen, aber schon wenn man der Einfachheit halber nur als Copycat von ihnen bezeichnet wird.

Ein weiteres Beispiel für eine solche Band sind READING ZERO aus Florida, die im Gegensatz zu obengenannten Combos immer noch irgendwie und irgendwo dort draußen existieren. Ehemals unter dem Namen VISIONARY firmierend (nicht zu verwechseln mit den großartigen „Strange But Familiar Shores“- VISIONARY aus Salt Lake City) beschloss man sich im Jahre 1996 nach zwei guten aber nicht überragenden Demos in READING ZERO umzubenennen. Die vormals agierenden Sänger CJ Dooley und Jon Clough waren mittlerweile Geschichte und so war es an Basser Chris Roy diesen Part zu übernehmen, ein Schachzug der READING ZERO dazu verhalf einen Quantensprung zu vollführen. Aber dazu später mehr….

Das von Jim Lightman (u.a. EXTREME und DIVINE REGALE) wuchtig produzierte Debütalbum „The Actual“ erblickte schließlich während des Jahreswechsels 1997 / 1998 das Licht der Welt und wusste mich gleich von Anfang an aus dem Sessel zu katapultieren. Mir waren die VISIONARY- Demos im Vorfeld bereits bekannt, ich hatte die grundsätzliche Klasse der Songs durchaus erkannt, aber was die Jungs aus den ehemaligen Demo- Tracks wie „The Charade“, „True To Form“, „Strategy“ oder „A Different Climb“ noch herausgeholt hatten war für mich unbegreiflich und schlug die Demo- Versionen noch um Längen. Die eh schon sehr durchdachten aber dabei jederzeit organischen Arrangements wurden noch zusätzlich verfeinert, einfach das Maximale herausgeholt.
Spätestens jetzt wird es aber Zeit den Gesang von Chris Roy zu erwähnen. Objektiv, falls das wirklich möglich ist, kann man ihn vielleicht als allenfalls befremdlich bezeichnen. Auf den ersten Hör wirkt er irgendwie gepresst, gezwungen, was auch immer. Aber Folks, hier werden Emotionen transportiert, auf eine Art und Weise wie ich sie nur selten erleben durfte. Durch den Verbund der hochemotionalen, fast schon den selbsttherapeutischen Charakter von Jim Matheos- Texten ausstrahlenden Lyrics und den eigenwillig-eigensinnigen Songarrangements und Melodieführungen entsteht eine von Atmosphäre geprägte einzigartige Symbiose. Eine Symbiose die Songs wie das fast schon als eingängig zu bezeichnende „Strategy“ und das mit großartigem Refrain versehene „Charade“ zu Meilensteinen generieren lässt.
Weitere Beispiele gefällig ? Da wären zum Beispiel noch die beiden melancholischen Höhepunkte „Amongst The Clouds“ und „And Never To Return“ zu nennen. Was die beiden Gitarristen Chris Pellerin und Joel Decatur hier an tollen Ideen einfließen lassen geht auf keine Kuhhaut. Man höre nur die das Intro und Finale von „And Never To Return“ begleitende wahnsinnig schöne und erhabene Melodie, da ist Gänsehaut vorprogrammiert. Aber hier ist alles auf höchstem Niveau angesiedelt, denn auch die Soli strotzen nur so vor Einfallsreichtum.
Überhaupt gehört „And Never To Return“ zu meinen absoluten Lieblingssongs, hier sind Dramatik, Epik, musikalischer Anspruch, Gefühl und Songwritingtalent perfekt vereinigt. Letzteres ist bei READING ZERO auf unglaubliche Weise ausgeprägt. Wo andere Genre- Bands versuchen mit endlosen Frickelorgien oder zahlreichen Breaks zu punkten verlieren READING ZERO niemals den Song aus den Augen, statten ihn aber mit sehr vielen Feinheiten und Variationen aus. Es gibt sogar bei fast jedem Songs Refrains, diese sind aber nicht einfach nur platt und catchy, sondern mit Widerhaken behaftet und nisten sich dadurch für alle Zeiten ins Hirn ein. Natürlich nur wenn man auch den Zugang zu der Musik von READING ZERO erhalten hat. Den muss man sich aber erarbeiten, was in myspace- Zeiten, in denen man nach zwei Sekunden die Qualität einer Band beurteilen zu können glaubt, den meisten Menschen allerdings schwerfallen könnte.
In meiner persönlichen Bestenliste hat „The Actual“ definitiv seinen Platz gefunden.

Der Nachfolger „Satellite Sessions“ war für einige READING ZERO- Supporter eine kleine Enttäuschung, die ich allerdings höchstens produktionstechnisch betrachtet, teilen kann. Ansonsten war das Album für mich nur ein weiteres Beispiel für originelle eigenständige Musik . Musik die Ihresgleichen sucht. Ein Qualitätssiegel welches auch das bisher leider letzte Lebenszeichen der Band, das „The Next Stage“- Demo aus dem Jahre 2002 problemlos erfüllt. Ergo, eine Band die jederzeit unterstützenswert ist und hoffentlich auch bald mal wieder etwas von sich hören lässt. Nicht nur in Form von Gastauftritten auf Alben anderer Bands (u.a. REDEMPTION).
Tretet in Kontakt mit den Jungs, die übrigens ein sehr netter Haufen sind. Kann mich noch gut daran erinnern dass ich die „The Actual“- Scheibe ungefragt in drei verschiedenen Ausführungen (normal, mit hidden track und als „Gold“- Promo) von ihnen zugesandt bekommen habe, jeweils begleitet von ausufernden Chris Roy- Briefen. Wahnsinnig sympathisch und das jetzt ganz bestimmt nicht allein wegen der Freiexemplare.


http://www.myspace.com/readingzero
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Beitragvon Prof » 24. Januar 2009, 17:33

...and the sad saga of unsung heroes continues. :(

Das Album fesselte mich damals auch, ich hab's mir aber seit Ewigkeiten nicht mehr angehört. Wird ab sofort regaltechnisch entstaubt, thanks Tex. The actual passt stiltechnisch gut zum aktuellen Playerfave Wicked Waltz. *schleichwerb*
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Beitragvon TexasInstruments » 24. Januar 2009, 17:37

DECOY PARIS - Love On The Run (EP 1987 / Head Start Records)

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Love On The Run (EP Head Start Records 1987)

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Decoy Paris (CD Head Start Records 1998)

Wenn Ihr auf Hair Metal- Bands aus den 80ern steht führt an DECOY PARIS kein Weg vorbei. Dann ist es sogar Pflicht sich die EP „Love On The Run“ bzw. den CD- Rerelease aus dem Jahre 1998 zuzulegen. Dieser ist im Gegensatz zur sehr raren Original- EP nämlich noch leicht zu bekommen und wurde zudem mit sechs gutklassigen Bonustracks aufgestockt. Es fehlt darauf nur das eh recht überflüssige und kurze Instrumental- Intermezzo von „Love On The Run“
Die kurzlebige Band aus Chicago hatte alle Trademarks, die gut gemachten Melodic Metal ausmachen in sich aufgesogen und dies auf „Love On The Run“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Knackige mit lebendigen Licks versehene Gitarrenarbeit, packender Gesang und vor allem Hooks ohne Ende sind es die für einen Erwerb sprechen. Songs wie das mitreißende, fast schon episch zu nennende „Secrets Of The Heart“, „Take Me In The Night“ oder der von Doublebass dominierte Abgehrocker „Rock Me To The Top“ sind nämlich nichts anderes als superbe Hits und präsentieren sich als einen über alle Maßen gelungenen Bastard aus alten VAN HALEN, KEEL, DOKKEN und FIFTH ANGEL (“Time Will Tell”). Dabei wird die Grenze zum Glam- Kitsch aber zu keiner Sekunde überschritten.
Sauber und druckvoll produziert ist das Ganze auch, aber trotzdem nicht die nötige Power vermissend, selbst der stets fett pumpende Bass geht im Mix zu keiner Sekunde unter.
Eckpfeiler des DECOY PARIS – Sounds sind vor allem der überragende Sänger Lorenzo Martinez und der seinem Namen alle Ehre erweisende Gitarrist Wes Overall, der sich stilistisch mehr als eindeutig an Lick- Gott George Lynch orientierte.
Trotz aller Querverweise besaßen DECOY PARIS aber noch genügend eigene Identität um nicht im Wust der 80er- Melodic- Bands unterzugehen.
Dass dies trotzdem geschah ist wie in so vielen Fällen traurig.
Sicher nicht fĂĽr den traditionellen Undergroundmetaller geeignet, aber wer wie ich mit solchen Sounds etwas anfangen kann hat mit DECOY PARIS eine amtliche Neu- bzw. Wiederentdeckung vor Augen.
Hörproben gibt es bei CD Baby, wo es den „Decoy Paris“ betitelten Rerelease käuflich zu erwerben gilt.


http://cdbaby.com/cd/decoy
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Beitragvon Prof » 24. Januar 2009, 17:49

Besitze die Neuauflage mit Bonustracks, feiner Melodic Metal (mit Hairflair) wie oben beschrieben bzw. gehuldigt.
Next one please, doctor Tex! B)
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Beitragvon TexasInstruments » 24. Januar 2009, 22:27

AGGRESSOR - By Any Means Necessary (CD 1992 / Aggressor Inc. Records)

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Klar, nur eine Frage der Zeit bis hier die erste Band aus Texas auftauchen wĂĽrde.
Dass ich mich erst mal nicht für eine der zahllosen Prog- Juwelen vergangener Zeiten aus diesem Bundesstaat sondern für eine räudige US Power Metal- Combo entschieden habe ist eher reiner Zufall.
„By Any Means Necessary“ landete vor kurzem mal wieder in meinem Player und konnte die gleiche Begeisterung entfachen wie es im Jahre 1992 bereits der Fall war.
Nun ja, auf dem Schirm hatte ich AGGRESSOR aber bereits 1987, als sie mit „There`s Metal In Texas“ (sic!) ihr erstes Demo veröffentlichten.
Dieses war zwar ganz gut, konnte aber keine Langzeitwirkung erzeugen, auch wenn mit dem Titelsong und „I Survive“ zwei durchaus akzeptable und simple Mini-Hits vertreten waren.

„By Any Means Necessary“ ist da schon ein ganz anderes Kaliber und gehörte für mich zu den Höhepunkten des Jahres 1992 welches, wie wir ja alle wissen, kein besonders guter Zeitpunkt für traditionelle Metal- Acts gewesen ist.
Das war den Herren Stoney Paul (Vocals), Scary Larry (Guitars), Spyder Mike (Bass) und Ken Pride (Drums) allerdings herzlich egal. Denn erstens trugen sie recht dämliche Namen zur Schau und zweitens war eben kerniger US Power Metal ihr Metier. Wen interessieren da schon gängige Trends ? Gut so, meine Welt wäre ohne dieses Album nämlich schon etwas ärmer.
Auf metalpages.de ist etwas von Speed Power Metal zu lesen , was in meinen Augen allerdings relativer Quatsch ist. Es ist US Metal, der eben mal flott, mal getragen und mal im Midtempo operiert. Aber so ist das manchmal mit den Schubladen, nicht selten öffnet diese jeder für sich selbst anders. Eigentlich auch recht so, denn wo würde sonst der Diskussionsbedarf befriedigt werden.
Einigen wir uns darauf dass AGGRESSOR all die GelĂĽste befriedigen und befrieden die ein US Metal- Maniac eben sein eigen nennt.
Packendes und variables Riffing, rasante Soli, einprägsame Songs und ein Sänger der definitiv Eier hat. Und die hat Stoney Paul ganz sicher, sein Stimmspektrum reicht von kräftigem tiefen Gesang über gelungene Screams bis hin zu coolen Kreischpassagen. Trifft es nicht ganz, aber klingt manchmal wie eine Mischung aus einem jungen Jon Oliva und Dan Bryant (HEXX). Ich habe zwar einen ähnlichen Shouter vor Ohren aber der Name will mir gerade partout nicht einfallen. Sei`s drum, hat man eben manchmal und soll jetzt auch weiter keine Rolle spielen.

Songs vom Schlage „What I Need“, das von superber Gitarrenarbeit getragene „Savage“ und der flotte Banger „Living On The Edge“ hauen nämlich trotz der eher undergroundig gehaltenen Produktion (oder gerade deswegen) ordentlich ins Mett und verleiten den qualitätsbewussten Banger dazu ohne große Umschweife die nietenbewehrte (oder auch nicht) Fist zu raisen. Für die nötige Ruhepause zwischendurch sorgt das halbballadeske, düstere und überhaupt nicht cheesige „When Two Worlds Collide“, während das Intro von „Texas Shuffle“ für ein leichtes Schmunzeln sorgt. Ja, so sind sie, die Texaner…
Alles überragender Höhepunkt ist meines Erachtens aber das zwingende und sehr abwechslungsreiche „Your Worst Nightmare“, der schleppende Mittelpart hat schon etwas, ebenso das fesselnde Grundriff.
Mir macht „By Any Means Necessary“ jedenfalls von vorne bis hinten Spaß, leider ist in Sachen Beschaffungsmöglichkeiten der Albumtitel Programm. Irgendwo noch ein Exemplar abzugreifen dürfte nicht sehr leicht sein. Zwar hat ein Foren- Mitglied (Cthulhu ? Metallah?) vor einigen Monaten bei der Band noch ein paar CD´s abgreifen können, ansonsten dürften die Ressourcen allerdings nahezu erschöpft sein.
Wer sich an Bands wie HEXX („Under The Spell“), ARMED FORCES, PHANTOM und Konsorten erfreut kann mit AGGRESSOR sicher nicht viel falsch machen. Kein Meilenstein, aber eine durch und durch solide und Fun entfachende Angelegenheit, ehrlicher Metal eben.


http://www.myspace.com/txaggressor
Zuletzt geändert von TexasInstruments am 21. Mai 2009, 11:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon TexasInstruments » 24. Januar 2009, 22:38

ETERNAL RYTE - World Requiem- Anthology (CD 2007 / Roxx Productions)

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World Requiem (CD Pure Metal Records 1990)

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Anthology (CD Roxx Productions 2007)

Mit den Kaliforniern ETERNAL RYTE möchte ich einen kurzen White Metal- Exkurs einleiten. Und das obwohl mich das White Metal- Konzept als solches nicht anspricht, im Gegenteil, wenn es zu sehr von der Kanzel heruntergebetet wird nervt es mich sogar recht schnell. Ausnahme ist da für mich wohl SAVIOUR MACHINE, aber die sind nicht White Metal sondern einfach nur genial.
Zurück zum Thema, wer hat nicht schon mal „Soldiers Under Command“ begeistert mitgesungen, wer findet Bands wie SACRED WARRIOR, RECON oder MASS nicht gut ?
Ok, es wird einige geben, aber meine Fragen sollen nur rhetorischer Natur sein.
White Metal besteht auch nicht nur aus oben genannten Bands, BLOODGOOD, HOLY SOLDIER, PETRA (natürlich eher Rock) und ähnlichen, es ist vielmehr eine weitverzweigte und perfekt vernetzte eigene (Musik-)Welt, die sich etwas von der „normalen“ Metal- Szene abgrenzt und immer wieder Perlen hervorbringt die dem durchschnittlichen Metaller oftmals nicht unbedingt geläufig sind. Ob sie sich nun NEON CROSS, SOLDIER, ZION oder eben ETERNAL RYTE schimpfen.
Nun, ETERNAL RYTE waren mehr oder weniger auch nur eine Demo- Band, nach zwei offiziellen Tapes in den 80ern veröffentlichte man zwar 1990 via Pure Metal Records mit „World Requiem“ ein Album, besonders weit verbreitet war dieses allerdings nicht.
Besonders viel vom Hocker gerissen hat man dadurch natürlich ebenfalls nicht, so dass mal wieder die übliche Auflösung erfolgte.
Vor knapp zwei Jahren brachte Roxx Productions dann die diesem Review zugrundeliegende „Anthology“ heraus, hinter der sich die remasterte (merkt man wie meist nichts von) Version des „World Requiem“- Albums, das „Anthem“- Demo von 1987, ein weiteres unveröffentlichtes aus dem Jahre 1986 sowie verschiedene und recht gut hörbare Livemitschnitte verbergen.
Alles in allem auf jeden Fall eine schöne Aufbereitung und mehr als wertig. Der limitierten Erstauflage lag auch zusätzlich noch eine recht amtliche Live-DVD bei.

Stilistisch kann man durchaus Vergleiche mit STRYPER ziehen, allerdings nur mit deren härteren Songs, pathetischen Schmachtfetzen- Alarm braucht man bei ETERNAL RYTE zu keiner Zeit auszulösen. Die Ähnlichkeit mit den schwarzgelben Bibelwerfern liegt vor allem in dem Umstand begründet dass Phil St. Vincent nicht selten wie ein verschollener kleiner Bruder von Michael Sweet klingt. Das mag sicher nicht jedem munden, mir gefällt es aber ausgesprochen gut, die wahre Stärke von ETERNAL RYTE ist allerdings auch eher bei den Songs zu suchen.
Man nehme nur „Tightrope Dancer“, ein richtig zupackender Melodic- Hit, mit frischer Gitarrenarbeit und markanten Refrain ausgestattet. Gleiches Kaliber haben auch „Surrender“ oder „The Killer“, Hair Metal vom feinsten, der nicht mal peinlich wird wenn das Tempo angezogen wird („Requiem“, toll !) oder es mal arg „kommerziell“ wird („Someone To Love“). Einen wirklichen Ausfall gibt es auf „Anthology“ keinen zu verzeichnen, hier wird die West Coast- Mentalität mit der Aussage des White Metals auf durchgehend gleichbleibendem Niveau vereint. Natürlich ist das Ganze nicht zum „Bangen bis der Arzt kommt“ geeignet, könnte auch gerne etwas kraftvoller produziert sein, muss sich deswegen aber ganz sicher nicht vor dem Rest der Welt verstecken. Ich kann diese in der Schnittmenge von STRYPER, RAGE OF ANGELS und WHITE LION agierende Angelegenheit jedenfalls nur empfehlen.


http://www.myspace.com/eternalryte
Zuletzt geändert von TexasInstruments am 21. Mai 2009, 11:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon TexasInstruments » 24. Januar 2009, 22:46

SARDONYX - Majestic Serenity (CD 1992 / Lightshine Records)

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Majestic Serenity (CD Lightshine Records 1992)

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Majestic Serenity - Expanded Edition (CD Retroactive Records 2007)

Diese Band wurde 1988 in Pennsylvania gegründet, ist ebenso wie ETERNAL RYTE der White Metal- Szene angehörig und ein gutes Beispiel wie man sein christliches Anliegen auch für Außenstehende schmackhaft, hier in oftmals sozialkritischer Weise, ordentlich verpackt.
Was zugegeben natürlich auch viel eher zum Nachdenken anregt als es bei simplen „Holy Lord“- Huldigungen der Fall wäre.
Auch musikalisch präsentiert man sich weitaus ruppiger wie man es aus der White Metal- Szene allgemein gewohnt ist.
Kein Hair Metal, kein Queensryche- Worshipping, sondern kraftvollen und komplexen Metal mit latent vorhandenem Hang zum Thrash bekommt man auf „Majestic Serenity“ geboten.

Schon der mit Bedacht arrangierte Opener dürften allen gut reinlaufen die sich nur zu gerne eine Dosis MELIAH RAGE, METAL CHURCH oder DELIVERANCE in ihrer mittleren Phase (um mal in den Grenzen des Genres zu bleiben) geben. Der Aufbau ist spannungsgeladen, wird mit markanten Bass- Läufen unterlegt (ein gewisser Texas- Touch lässt sich hier nicht leugnen) und Sänger Tom Denlinger kann mit einer variablen Stimme aufhorchen lassen.
Das erst einschmeichelnd-akustisch beginnende, im späteren Verlauf beschwörerische Züge annehmende und die Grenzen zum Thrash überschreitende „Paracletos“ ist gleich ein nächster Höhepunkt. Vielleicht ein wenig zu kurz für die darin enthaltenden Ideen.
Ausladend wird es allerdings noch früh genug, befinden sich doch mit „Corridor To Light“, „Holy Avenger“ (irgendwie RECON-ish) sowie „Voice Of The Prodigal“ (Killer-Riff!) neben dem bereits erwähnten Opener („Puppet Of Beauty“) noch drei weitere Songs auf „Majestic Serenity“ bei denen die 7-Minuten-Marke locker erreicht oder übertroffen wird.
Einfach machen es SARDONYX dem Hörer bei diesen Beispielen allerdings nicht, sind sie doch recht widerborstig, wenig eingängig, eigen(willig) instrumentiert und arrangiert. Es braucht seine Zeit um mit ihnen warm zu werden. Irgendwie erinnert mich die störrische Natur der Songs auch etwas an WRATH, es ist nichts was man sich an jedem Tag anhören könnte oder möchte. Dafür ist dann eher so etwas wie das im Kontext schon fast als straight zu bezeichnende „Heavenly Throne“ geeignet, auch wenn es hier ebenfalls ab und an etwas unkonventionell zur Sache geht.
Noch leichter dürfte es bei „Call Upon The Master“ fallen, das ist White Metal- Klischee pur und zudem sogar wirklich catchy. Fällt meines Erachtens aber trotzdem etwas ab.

Naja, wie Ihr seht, SARDONYX sind nicht so leicht greifbar und auch nicht wirklich leicht verdaulich. Warum das so ist kann ich aber eben gar nicht so recht in Worte fassen, ist nicht so dass die Band ohne Ende frickeln wĂĽrde.
Gerade entdecke ich ein paar Gesangslinien die in ihrer Phrasierung an Doug Lee bzw. SIREN erinnern. Irgendwie ein seltsames Album, aber auch ein gutes, auf seine ganz eigene Art.
Weniger gut ist allerdings der Gitarrensound, der doch etwas dĂĽnn und kraftlos daherkommt und nicht selten dem dominanten Bass unterliegt.
Auch ist es eher suboptimal den alleinigen Gitarristen bei den Soli öfter mal im Regen stehen zu lassen und auf eine begleitende Rhythmusgitarre zu verzichten. On stage ein altbekanntes Problem, aber im Studio leicht lösbar. Ist vor allem deswegen schade weil Gitarrero Rod Feltman wie seine Mitstreiter kompetent bei der Sache ist, ein paar Feinheiten mehr hätte man da vertragen können.

Zwei Jahre nach den Aufnahmen zu „Majestic Serenity“ lösten sich SARDONYX bereits auf, um sich im Jahre 2002 wieder zu reformieren.
Ergebnis dieser Reunion waren bisher die schwache und sehr gewöhnlich tönende EP „Linear Progression“ und der Rerelease von „Majestic Serenity“ als „Expanded Edition“ via Retroactive Records, auf der sich zusätzlich die Songs des superben „Rebel Of Reasons“- Demo von 1990 befinden. Eine durchaus lohnende Angelegenheit da hier der „remastered mix“ durchaus auch ein solcher ist.
Erwähnenswert wäre noch das Tom Denlinger- Projekt THE SCREAM OF THE GUILLOTINE, welches auf der selbstbetitelten CD eine nicht uninteressante Mischung aus Prog Rock / Metal und Theater (viele Dialogsequenzen) offeriert, aber kein wirkliches Muss darstellt.


http://www.myspace.com/42804058
Zuletzt geändert von TexasInstruments am 21. Mai 2009, 11:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Iron Angel » 24. Januar 2009, 23:19

TexasInstruments hat geschrieben: AGGRESSOR ? By Any Means Necessary (CD 1992 / Aggressor Inc. Records)

Feiner Stoff. Hab' mir das gerade mal reingezogen, was da MySpace-mäßig zur Verfügung gestellt wird - hat mir sehr gefallen. Schade nur, daß die CD derzeit nirgends angeboten wird... werd' ich bestimmt noch länger nach suchen müssen... :(
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Beitragvon TexasInstruments » 24. Januar 2009, 23:30

Iron Angel hat geschrieben:
TexasInstruments hat geschrieben: AGGRESSOR ? By Any Means Necessary (CD 1992 / Aggressor Inc. Records)

Feiner Stoff. Hab' mir das gerade mal reingezogen, was da MySpace-mäßig zur Verfügung gestellt wird - hat mir sehr gefallen. Schade nur, daß die CD derzeit nirgends angeboten wird... werd' ich bestimmt noch länger nach suchen müssen... :(

Ja, ist leider einer dieser Kandidaten fĂĽr die gespeicherte Suche bei ebay.
Vor einiger Zeit ist mal eine fĂĽr 12 Euro weggegangen, aber so viel GlĂĽck muss man erstmal haben.
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Beitragvon Pavlos » 24. Januar 2009, 23:36

Iron Angel hat geschrieben:
TexasInstruments hat geschrieben: AGGRESSOR ? By Any Means Necessary (CD 1992 / Aggressor Inc. Records)

Feiner Stoff. Hab' mir das gerade mal reingezogen, was da MySpace-mäßig zur Verfügung gestellt wird - hat mir sehr gefallen. Schade nur, daß die CD derzeit nirgends angeboten wird... werd' ich bestimmt noch länger nach suchen müssen... :(

Seeehr gut!!! Das Cover hat mich schon hoffen lassen, und die Songs haben nicht enttäuscht. Klasse Thread, Klasse Tipps!!!
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Beitragvon holg » 24. Januar 2009, 23:45

Kenne von READING ZERO nur die "The Actual", die ich nur auf Tape besitze. Sollzt eich mal ändern. Tolles Teil. SARDONYX hab ich nicht so spannend in Erinnerung. Lege ich gleich mal zur sonntäglichen Antest-Runde raus.
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Beitragvon Hades » 25. Januar 2009, 01:23

Iron Angel hat geschrieben:
TexasInstruments hat geschrieben: AGGRESSOR ? By Any Means Necessary (CD 1992 / Aggressor Inc. Records)

Feiner Stoff. Hab' mir das gerade mal reingezogen, was da MySpace-mäßig zur Verfügung gestellt wird - hat mir sehr gefallen. Schade nur, daß die CD derzeit nirgends angeboten wird... werd' ich bestimmt noch länger nach suchen müssen... :(

Gefällt mir auch ausgesprochen gut! Durch den Thread wird hier wohl ein erbarmungsloser Kampf um verbliebene Exemplare entbrennen... :D
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Beitragvon Prof » 25. Januar 2009, 10:11

Du legst dich so richtig ins Zeug jetzt, Tex. :o

Eternal Ryte sind mir durch die Retrospect-Neuauflage geläufig und die Sardonyx hab' ich als Original (es gibt übrigens noch eine mittelprächtige schweizer Melodicband mit gleichem Namen). Majestic serenity ist zwar nicht der Hammer à la Recon, aber enthält einige gutklassigen, White Metal-typischen US-Powertracks.
Ă„h, ich muss noch anmerken dass mir die Sardonyx-Bandmails mit Predigten so richtig nervten, aber auf dem Album gibt's glĂĽcklicherweise keine fiesen Anti-Abtreibungstexte wie zum Beispiel bei Haven. Ich kann das einfach nicht ab.

...und die TX-Aggressor besitze ich, wie die offensichtlich meisten hier, leider nicht. Da ist klar eine Wiederveröffentlichung mit 'Sacred Metal presents'-Logo fällig.
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Beitragvon Franko » 25. Januar 2009, 11:53

@TexasInstruments: Klasse!!! :)
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