Queensryche ohne Tate?

Schreibt euch die Finger wund über das große Thema "Metal" - über neue Platten, neue Bands, Konzerte etc.

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Re: Queensryche ohne Tate?

Beitragvon Hugin » 4. Juli 2013, 12:03

Siebi hat geschrieben:Bei Kubis Hauspostille wurde die Scheibe SC-Dritter, Kubi und Hugin jeweils mit 9,0, huia, da wäre ich meilenweit weg von. Eine bescheinigte Neusausrichtung oder Abkehr vom unmittelbaren Quark vor "Dedicated To Chaos" erkenne ich nicht. Zwotens frage ich mich, wo der große Unterschied zu Tates Scheibe ist, die nahezu alle rundmachen.

Es ist wohl so, dass die positive Einschätzung bei mir einfach eine relativ spontan verursachte Euphoriegeschichte ist. Beim Hören der Scheibe habe ich einfach genau das wiedergefunden, was für mich die Klasse des Gigs beim RHF ausgemacht hat: Die tolle Stimme, der etwas gläserne Klang, der meiner Vorstellung von "progressive Metal" (im generischen Sinne) ganz gut entspricht, und eine Rückkehr zu einer eher metallischen Ästhetik, welche der Band bei den letzten Gigs und Alben mit Tate nahezu komplett abging.

Diese Identifikation des Albums mit dem Konzerterlebnis hat sehr dabei geholfen, die Songs mit der Aufmerksamkeit anzuhören, die sie vielleicht brauchten, um auf offene Ohren zu stoßen. Außerdem spielt sicher auch eine Rolle, dass ich bei aller Anerkennung jetzt niemals ein begeisterter Anhänger der alten Queensryche war und damit weder Geoff Tate als Sänger noch "Operation: Mindcrime" irgendwie eine größere persönliche Bedeutung für mich hätten, gegen die es für ein neues Line-up mit neuem Album besonders schwer wäre anzukommen.

Was den Unterschied zwischen der Neuen mit Tate und der Neuen mit LaTorre angeht, finde ich auch nicht, dass qualitativ Welten dazwischen lägen. Die Tate war viel besser, als ich das nach all dem Theater erwartet hätte. Dubiose Charakterzüge eines Musikers nehmen mich bekanntlich auch nie negativ gegen die Musik ein, so dass dies sicher auch kein Grund ist, die Scheibe schlecht(er) zu finden. Im Gegenteil: Mit mehr Muße zum Schönhören, wäre ich bei Tate wohl auch besser klar gekommen, aber sie ist in keinem Fall schlechter als die beiden Vorgänger.

Warum also ein doch beträchtlicher Unterschied in der "Wertung"? Nun, ich denke das ist so einfach wie vorhersehbar: Wo Tateryche nach wie vor etwas alternativer und modern-rockiger orientiert ist, da habe ich bei Toddryche einfach das Gefühl, dass bewusst eine klassischere, metallischere Ästhetik gewählt wird. Das zeigt sich in der Wahl des Gesangsstils, im Artwork, im Songwriting und im Auftreten (live). Tate will nicht als Metaller wahrgenommen werden, sondern als zeitgemäßer Rockstar, während sich die andere Bande mit dem neuen Album eben wieder bewusst an die eigene Achtziger- und Frühneunziger-Ästhetik anlehnt und darauf abzielt, wieder primär ein Metalpublikum anzusprechen.

Ob das aufrichtig oder kalkuliert ist, ob das fadenscheinig ist, zwanzig Jahre lang Tates Antimetal-Attitüde mitzuspielen, um jetzt wieder "true" zu sein und alles Vergangene auf Tate zu schieben, das ist mir in dem Fall herzlich egal. Die Scheibe will ein Metalpublikum mit einer Schwäche für großartige Sänger ansprechen, genau zu der Zielgruppe gehöre ich, und der Versuch ist gelungen. Ob es der Band ohne den genialen Liveauftritt gelungen wäre, weiß ich nicht. Vermutlich wäre es schwerer geworden, aber es ist, wie es ist, und Konzerte sind ja dazu da, den Boden für die Alben zu bereiten.
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Re: Queensryche ohne Tate?

Beitragvon Siebi » 4. Juli 2013, 12:27

Hugin hat geschrieben:
Siebi hat geschrieben:Bei Kubis Hauspostille wurde die Scheibe SC-Dritter, Kubi und Hugin jeweils mit 9,0, huia, da wäre ich meilenweit weg von. Eine bescheinigte Neusausrichtung oder Abkehr vom unmittelbaren Quark vor "Dedicated To Chaos" erkenne ich nicht. Zwotens frage ich mich, wo der große Unterschied zu Tates Scheibe ist, die nahezu alle rundmachen.

...

Warum also ein doch beträchtlicher Unterschied in der "Wertung"? Nun, ich denke das ist so einfach wie vorhersehbar: Wo Tateryche nach wie vor etwas alternativer und modern-rockiger orientiert ist, da habe ich bei Toddryche einfach das Gefühl, dass bewusst eine klassischere, metallischere Ästhetik gewählt wird. Das zeigt sich in der Wahl des Gesangsstils, im Artwork, im Songwriting und im Auftreten (live). Tate will nicht als Metaller wahrgenommen werden, sondern als zeitgemäßer Rockstar, während sich die andere Bande mit dem neuen Album eben wieder bewusst an die eigene Achtziger- und Frühneunziger-Ästhetik anlehnt und darauf abzielt, wieder primär ein Metalpublikum anzusprechen.

...

Ein Eindruck, den ich faszinierend finde, aber nur bedingt nachvollziehen kann. Den musikalischen Unterschied, in Stil und Qualität, nehme ich nach Hören der beiden Scheiben nicht wahr. Sprechen aktuelle Torreryche ein Metalpublikum an? Finde die Ausrichtung deren Scheibe modern und alternativ rockend. Es mag etwas rückgewandt sein, aber Metal im klassischen Sinne war die Band für mich nur bis inklusive "The Warning". Also ganz früh, und das höre ich weder bei Tate noch bei der Torre-Version. Ob das Metal ist, ist mir prinzipiell egal, für mich klingen beide wie moderne Rockplatten mit ähnlicher Stilistik im Fahrwasser der letzten gemeinsamen Platten, "Dedicated To Chaos" ausgenommen. Von daher wäre meine benotende Einschätzung auf ein- und demselben Niveau.
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Re: Queensryche ohne Tate?

Beitragvon Ulle » 4. Juli 2013, 12:40

Ich finde schon, dass die Queensryche "klassischer" klingt als der Kram, den ich von der neuen Tate gehört habe.
Denke aber nicht, dass ich sie jetzt großartig besser finden werde, sollte ich die Tate jemals komplett hören :smile2:

Meines Erachtens haben "Queensryche" zwei Vorteile: Sie haben die Sympathien (evtl. zurecht) auf ihrer Seite und sie nutzen die Gunst der Stunde, um alle mit ihrem Back to the Roots-Feeling anzustecken.

Hätten sie diese Vorteile nicht - und ich gebe zu, dass man sich da leicht mitreißen lässt - wäre das Album m.E. eine Eigenpressung oder eine Veröffentlichung auf nem Kleinstlabel.
In den spärlichen Reviews würde der Sänger gelobt, Potential bescheinigt und der nach Budgetmangel klingende Sound kritisiert werden und außerhalb des Sacred Metal-Boards gäbe es in Deutschland vielleicht noch 200 - 300 Leute, die sich für das Teil interessieren würden.

Ich kann euch das gerne auch schriftlich geben! Ach so, habe ich ja schon :lol:
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Re: Queensryche ohne Tate?

Beitragvon Oliver/Keep-It-True » 4. Juli 2013, 12:48

Das wäre m.E. mit Warning oder Rage For Order auf einem Kleinstlabel genauso gelaufen......
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Re: Queensryche ohne Tate?

Beitragvon Ulle » 4. Juli 2013, 13:36

Natürlich, aber die hätten es zumindest nicht verdient gehabt :lol:
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Re: Queensryche ohne Tate?

Beitragvon Oliver/Keep-It-True » 4. Juli 2013, 13:40

Stell dir vor die wären bei Battle Cry Records rausgekommen... :smile2:
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Re: Queensryche ohne Tate?

Beitragvon Ulle » 4. Juli 2013, 13:41

Dann würde der Doc heute Alk trinken, koksen und wäre dicker.
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Re: Queensryche ohne Tate?

Beitragvon Oliver/Keep-It-True » 4. Juli 2013, 13:47

Nein, es wäre alles genauso wie jetzt...weil keiner sie kaufen konnte.. :lol:
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Re: Queensryche ohne Tate?

Beitragvon rapanzel » 4. Juli 2013, 13:51

Böse :lol:
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Re: Queensryche ohne Tate?

Beitragvon Oliver/Keep-It-True » 4. Juli 2013, 13:53

Ach der Andi verträgt das... :smile2:
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Re: Queensryche ohne Tate?

Beitragvon Siebi » 4. Juli 2013, 16:25

Ulle hat geschrieben:...
Meines Erachtens haben "Queensryche" zwei Vorteile: Sie haben die Sympathien (evtl. zurecht) auf ihrer Seite und sie nutzen die Gunst der Stunde, um alle mit ihrem Back to the Roots-Feeling anzustecken.

Nö zu Sympathien, denn wer zu dritt fast 20 Jahre den "Quark" mitmacht, sollte nicht auf den einen Bösen zeigen.
Nö zum Back-to-the-roots-Feeling, weil Roots = "Queen Of The Reich" inklusive seidensaitenhaften DeGarmo-Feeling.

Ulle hat geschrieben:...
... wäre das Album m.E. eine Eigenpressung oder eine Veröffentlichung auf nem Kleinstlabel.
In den spärlichen Reviews würde der Sänger gelobt, Potential bescheinigt und der nach Budgetmangel klingende Sound kritisiert werden und außerhalb des Sacred Metal-Boards gäbe es in Deutschland vielleicht noch 200 - 300 Leute, die sich für das Teil interessieren würden.

Darum nicht Rising West, weil so läuft's Business.
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Re: Queensryche ohne Tate?

Beitragvon Ulle » 4. Juli 2013, 17:18

Siebi hat geschrieben:
Ulle hat geschrieben:...
Meines Erachtens haben "Queensryche" zwei Vorteile: Sie haben die Sympathien (evtl. zurecht) auf ihrer Seite und sie nutzen die Gunst der Stunde, um alle mit ihrem Back to the Roots-Feeling anzustecken.

Nö zu Sympathien, denn wer zu dritt fast 20 Jahre den "Quark" mitmacht, sollte nicht auf den einen Bösen zeigen.
Nö zum Back-to-the-roots-Feeling, weil Roots = "Queen Of The Reich" inklusive seidensaitenhaften DeGarmo-Feeling.


Du sagst nö, ich sage nö, der Großteil aber nicht.
Der Erfolg beweist es ja :smile2:
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Re: Queensryche ohne Tate?

Beitragvon Michael@SacredMetal » 4. Juli 2013, 17:34

Hört einfach mehr Mayfair! Oder heißt es "hört einfach may fair?"
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Re: Queensryche ohne Tate?

Beitragvon Ulle » 4. Juli 2013, 17:38

Michael@SacredMetal hat geschrieben:Hört einfach mehr Mayfair! Oder heißt es "hört einfach may fair?"


Dem kann ich nur beipflichten <3
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Re: Queensryche ohne Tate?

Beitragvon Acurus-Heiko » 4. Juli 2013, 18:07

Hugin hat geschrieben:
Siebi hat geschrieben:Bei Kubis Hauspostille wurde die Scheibe SC-Dritter, Kubi und Hugin jeweils mit 9,0, huia, da wäre ich meilenweit weg von. Eine bescheinigte Neusausrichtung oder Abkehr vom unmittelbaren Quark vor "Dedicated To Chaos" erkenne ich nicht. Zwotens frage ich mich, wo der große Unterschied zu Tates Scheibe ist, die nahezu alle rundmachen.


(...)

Die Scheibe will ein Metalpublikum mit einer Schwäche für großartige Sänger ansprechen, genau zu der Zielgruppe gehöre ich, und der Versuch ist gelungen. Ob es der Band ohne den genialen Liveauftritt gelungen wäre, weiß ich nicht. Vermutlich wäre es schwerer geworden, aber es ist, wie es ist, und Konzerte sind ja dazu da, den Boden für die Alben zu bereiten.


Hm, offenbar fehlt mir das möglicherweise tonal überzeugende Live-Erlebnis, um über den totalen Schrott-Sound des Albums wohlwollend hinweghören zu können. Mit halbwegs brauchbarem Gehör samt ebenfalls halbwegs brauchbaren Boxen ist diese Scheibe eigentlich nicht zu ertragen. Vielleicht hilft es, die Loundness-Taste zu drücken und zusätzlich die Bässe bis zum Anschlag aufzureißen. Das kann es aber nicht sein. Es ist und bleibt purer Sound-Schrott, wie ich ihn von so einer Band bei einem nicht unwesentlichen Comebackversuch so schlicht nicht erwarte. Davon abgesehen sind die Songs pillepalle. Ich will nicht anmaßend sein, aber die "9" ist objektiv zu hoch, viel zu hoch.
Zuletzt geändert von Acurus-Heiko am 4. Juli 2013, 18:19, insgesamt 1-mal geändert.
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