In wie weit seit Ihr Komplettisten?

Schreibt euch die Finger wund über das große Thema "Metal" - über neue Platten, neue Bands, Konzerte etc.

Moderator: Loomis

Beitragvon Acrylator » 16. Dezember 2008, 00:28

Hugin hat geschrieben:
Acrylator hat geschrieben: Natürlich kann man niemanden als Maßstab nehmen, ich meinte damit ja auch nur dass du in deiner Herangehensweise an Musik schon ein extrem seltenes Exemplar bist ;)
Ich kenne jedenfalls sonst niemanden, der so viel Verschiedenes an Musik mag und oft so wenig zu kritisieren hat (bzw. bei dem die negativen Kritikpunkte so wenig ins Gewicht fallen).

Das ehrt mich. Ich bin gerne ein seltenes Exemplar.
:)

Das liegt hauptsächlich an zwei Eigenschaften: Zum einen bin ich im allgemeinen ein sehr höflicher Mensch, der die Ursache des Nichtgefallens eher bei seinen Hörgewohnheiten als bei den Fähigkeiten der Band sucht, und zum anderen seh ich Musik in erster Linie als Kunst im klassischen Sinne. Es ist nicht die Aufgabe der Kunst, den Leuten zu gefallen, sondern die Leute herauszufordern und auf die Probe zu stellen. Wenn ich mich mit Musik auseinander setze, ist als Hörer meine erste Frage nicht: Läuft mir das rein? Sondern eher: Wie muss ich die Sache angehen, um in die Sache rein zu finden? Wenn ich es nicht schaffe, dann heißt das nicht, dass die Musik schlecht ist, sondern einfach, dass sie nicht zu mir passt. Man hängt mir dann oft den Vorwurf der "Schönhörerei" und "Allesgutfinderei" an. Darum geht's aber gar nicht, sondern darum, herauszufinden, ob ich einer Änderung, Weiterentwicklung, was auch immer gewachsen bin. Das ist oft der Fall, manchmal auch nicht. Für mich dann aber kein Fehlkauf, sondern etwas mit dessen Hilfe ich die Grenzen meines musikalischen Spektrums ausloten konnte.

Auch als Rezensent seh ich mein primäres Ziel nicht darin, die Leute über meinen Geschmack aufzuklären, sondern darin, für ein bestimmtes Werk die passende Zielgruppe zu finden. Das kann man m.E. auch versuchen, wenn man mit dem zu besprechenden Werk rein gar nichts anfangen kann. Problematisch wird's erst, wenn man Sachen rezensieren muss, in deren Stilbereich man sich überhaupt nicht auskennt. Das bleibt mir in aller Regel erspart.

Das finde ich ja auch alles sehr löblich, und zumindest teilweise deckt sich das sogar durchaus mit meiner eigenen Einstellung.
Ich mag z.B. SLIPKNOT oder VOLBEAT überhaupt nicht, trotzdem würde ich bei einer Kritik zumindest eigenen Stil und gute Umsetzung positiv bewerten (O Punkte würde ich wahrscheinlich auch so gut wie nie vergeben und 1 Punkt wäre sicher ebenfalls sehr selten).

Trotzdem muss man ja auch sehen, dass es nicht nur Musik gibt die einem gefällt oder nicht gefällt, sondern eben auch objektiv (Handwerklich, Songwriting, wobei letzteres natürlich schon wieder kaum objektiv bewertbar ist) schlecht ist.
Wenn es dann wenigstens noch stilistisch originell oder einzigartig ist, würde ich das aber auch noch nicht als schlecht bewerten, aber es gibt nun mal auch Bands, die weder musikalisch herausragen, noch in ihrem stilistischen Bereich eine eigene Nische haben (sprich nur andere Bands kopieren, dabei aber lange nicht so gut sind) - ich finde die kann man dann ohne Scheu als überflüssig bezeichnen.
Und ich äußere mich eben auch oft negativ über Bands, die zwar handwerklich gut sind, aber stilistisch wie Retortenprodukte wirken und dazu stehe ich dann auch.

Was du über Musik als Kunst sagst, sehe ich übrigens genauso, es hat auch schon viele Alben gegeben, die ich zuerst gar nicht mochte, aber sofort gemerkt habe dass sie etwas besonderes darstellen. Wenn man sich dann damit beschäftigt, findet man oft auch auf einmal emotional Zugang dazu und häufig sind mir solche Alben sogar viel lieber als solche, die erstmal gut reingehen, mich aber aufgrund ihrer Austauschbarkeit und teilweise auch Vorhersehbarkeit schnell langweilen (so wie z.B. bei neueren MANOWAR oder ICED EARTH Scheiben).
Allerdings muss ich auch nicht alle Alben besitzen, die ich interessant und gut gemacht finde. Wenn ich emotional gar keinen Zugang dazu finde, kaufe ich es mir auch nicht.
Bei der Malerei ist es auch so, ich sehe mir gerne Kunstwerke an die aus der Reihe fallen oder denen ein besonders interessantes Konzept zugrunde liegt, aber wenn sie mir optisch nicht gefallen, würde ich sie mir auch nicht in die Wohnung hängen - auch wenn ich sie vom Verstand her als sehr gelungen oder gut bewerten würde.

Ich bin aber auch froh, dass ich da anders bin als du, selbst mit meinem strengen Selektieren reize ich nämlich seit 2 Jahren meine finanziellen Mittel schon meist aufs äußerste aus (und das bei einer zweistelligen Anzahl gekaufter Tonträger pro Jahr...).
Benutzeravatar
Acrylator
Sacred Metal-Legende
 
 
Beiträge: 13247
Registriert: 16. Januar 2008, 20:14


Beitragvon Siebi » 16. Dezember 2008, 00:35

Hugin hat geschrieben:...
Dass ich die dann nicht nur ausleihe, sondern auch kaufe, ist in der Tat wie Briefmarkensammeln. Zumindest bei der Mayhem. Da hab ich halt alle, die "PFA" hab ich im Laden mehrfach angehört, und sie stehen lassen, weil sie einfach... sorry... scheiße ist. Als sie dann irgendwann nur noch neun Euro gekostet hat, hab ich sie halt doch mit. Egal...

Recht so! Das ist wahre Sammlerleidenschaft Teil 1!

Hugin hat geschrieben:...
Was St.Anger angeht, war es wirklich eine Herausforderung, die ich gesucht und gefunden. Ich schätze, dass es niemanden hier gibt (einen vielleicht), der die Scheibe so oft gehört hat, wie ich. Inzwischen waren es bestimmt 100x. Warum ich sie gekauft und nicht ausgeliehen habe: Hier war es einfach der Schwaben-Grund, dass es das CD+DVD-Package für 10 Euro gab, und ich gedacht habe, dass ich die Scheibe, wenn ich je das Bedürfnis oder die Notlage haben sollte, sie loswerden zu wollen oder müssen, dies auch noch gewinnbringend möglich sein würde. Obwohl ich sie noch immer fürchterlich finde, hat sich der Zustand noch nicht eingestellt.

Recht so! Das ist wahre Sammlerleidenschaft Teil 2!
Verkaufen? Was ist das denn? Bis auf doppelte Fehl-Lieferungen diverser Mailorders habe ich noch nichts abgegeben, ausser "Show No Mercy" und "All For One", die ich als Platte verliehen habe. Waren wohl extrem gut, hat der Entleiher die Titel sich zu Herzen genommen, keine Gnade gezeigt und sich alle auf einmal eingesackt... Musste ich demnach nachkaufen, also die Vinyls... :(
Die aktuelle Doppel-Vinyl-Ausgabe der "SNM" habe ich mir nicht zugelegt, weil da Preis und Aufmachung bei ca. 40 Flocken in keinem Verhältnis mehr stehen.

Habe es auch noch nicht geschafft, ein und dieselbe Scheibe doppelt zu kaufen. Wenn dann, weil andere Ausgabe, wie bei Realm, da habe ich mir die Metal Mind-Sachen nachgekauft, obwohl Platte und Original-CD schon im Schrank sind. Stirnrunzeln bei Frau und einigen anderen Unwürdigen, ein Muss für mich, weil das einfach zwei Gott-Scheiben sind, die sich in allen möglichen Varianten der Sammlung fein raus machen. ;)
Benutzeravatar
Siebi
Spaceman
 
 
Beiträge: 18474
Registriert: 22. Juli 2007, 13:08


Beitragvon Hugin » 16. Dezember 2008, 00:45

Acrylator hat geschrieben:Ich mag z.B. SLIPKNOT oder VOLBEAT überhaupt nicht, trotzdem würde ich bei einer Kritik zumindest eigenen Stil und gute Umsetzung positiv bewerten (O Punkte würde ich wahrscheinlich auch so gut wie nie vergeben und 1 Punkt wäre sicher ebenfalls sehr selten).

Ich bin sehr froh, dass wir bei Powermetal.de keine Noten vergeben müssen. Noten halt ich in der Kunst für völlig subjektiv, drum könnte ich Noten nur nach meinem Geschmack vergeben, und das fänd ich unangemessen. St. Anger würde ich in einem Anflug bemühter Objektivität vielleicht drei oder vier Punkte geben, wenn es nur um die Kongruenz mit meinem Geschmack geht, wäre 1 Punkt geschmeichelt.

Trotzdem muss man ja auch sehen, dass es nicht nur Musik gibt die einem gefällt oder nicht gefällt, sondern eben auch objektiv (Handwerklich, Songwriting, wobei letzteres natürlich schon wieder kaum objektiv bewertbar ist) schlecht ist.

Da wird's halt haarig. Wie du zu Recht sagst: Songwriting ist objektiv kaum fassbar. Das handwerkliche Element dagegen schon, wobei handwerklich schlecht eine Band für mich auch nur dann ist, wenn sie am eigenen Anspruch scheitert. Allein dadurch, dass sie nichts anspruchsvolles spielt, sondern nur Ramones-Riffs, kann man ja keine handwerkliche Schwäche festmachen. Wenn eine Band hörbar handwerklich nichts drauf hat, würd ich mir ihre Scheiben auch nicht kaufen. Damit meine ich aber nicht frühe Venom oder so, sondern wirklich Blindgänger. Wüsst nicht, dass ich sowas in der Sammlung stehen habe.

Wenn es dann wenigstens noch stilistisch originell oder einzigartig ist, würde ich das aber auch noch nicht als schlecht bewerten, aber es gibt nun mal auch Bands, die weder musikalisch herausragen, noch in ihrem stilistischen Bereich eine eigene Nische haben (sprich nur andere Bands kopieren, dabei aber lange nicht so gut sind) - ich finde die kann man dann ohne Scheu als überflüssig bezeichnen.
Und ich äußere mich eben auch oft negativ über Bands, die zwar handwerklich gut sind, aber stilistisch wie Retortenprodukte wirken und dazu stehe ich dann auch.

Das versteh ich, und teile ich ein Stück weit. Für mich ist Originalität viel wichtiger als technische Perfektion. Drum kauf ich auch relativ wenige Kopisten. Wahrscheinlich weniger als die meisten hier. Außer sie sind sehr billig oder aus einem absoluten Lieblingsgenre.

Was du über Musik als Kunst sagst, sehe ich übrigens genauso, es hat auch schon viele Alben gegeben, die ich zuerst gar nicht mochte, aber sofort gemerkt habe dass sie etwas besonderes darstellen. Wenn man sich dann damit beschäftigt, findet man oft auch auf einmal emotional Zugang dazu und häufig sind mir solche Alben sogar viel lieber als solche, die erstmal gut reingehen, mich aber aufgrund ihrer Austauschbarkeit und teilweise auch Vorhersehbarkeit schnell langweilen (so wie z.B. bei neueren MANOWAR oder ICED EARTH Scheiben).

Das kann ich unterschreiben.

Ich bin aber auch froh, dass ich da anders bin als du, selbst mit meinem strengen Selektieren reize ich nämlich seit 2 Jahren meine finanziellen Mittel schon meist aufs äußerste aus (und das bei einer zweistelligen Anzahl gekaufter Tonträger pro Jahr...).

Ich hab zum Glück das Schwaben-Gen, das mich nicht zur Kaufwut treibt. Ich kaufe zwar wirklich sehr viele Scheiben, schaue aber schon auf die Preise und kann guten Gewissens sagen, dass meine Kaufaktivität zu meinen finanziellen Verhältnissen in einem mehr als sinnvollen Verhältnis steht.
"It takes a thousand fans from any other band to make one Manowarrior!"
- Sir Dr. Joey DeMaio, 2012

Primitivsoundkunst: http://www.morbid-alcoholica.com/

2016 A.Y.P.S. = 0 A.R.C.U.
Benutzeravatar
Hugin
Leather Lucifer
 
 
Beiträge: 8241
Registriert: 8. November 2004, 01:27
Wohnort: Svabia Patria Aeterna


Beitragvon Acrylator » 16. Dezember 2008, 14:07

Hugin hat geschrieben:
Acrylator hat geschrieben:Ich mag z.B. SLIPKNOT oder VOLBEAT überhaupt nicht, trotzdem würde ich bei einer Kritik zumindest eigenen Stil und gute Umsetzung positiv bewerten (O Punkte würde ich wahrscheinlich auch so gut wie nie vergeben und 1 Punkt wäre sicher ebenfalls sehr selten).

Ich bin sehr froh, dass wir bei Powermetal.de keine Noten vergeben müssen. Noten halt ich in der Kunst für völlig subjektiv, drum könnte ich Noten nur nach meinem Geschmack vergeben, und das fänd ich unangemessen. St. Anger würde ich in einem Anflug bemühter Objektivität vielleicht drei oder vier Punkte geben, wenn es nur um die Kongruenz mit meinem Geschmack geht, wäre 1 Punkt geschmeichelt.

Trotzdem muss man ja auch sehen, dass es nicht nur Musik gibt die einem gefällt oder nicht gefällt, sondern eben auch objektiv (Handwerklich, Songwriting, wobei letzteres natürlich schon wieder kaum objektiv bewertbar ist) schlecht ist.

Da wird's halt haarig. Wie du zu Recht sagst: Songwriting ist objektiv kaum fassbar. Das handwerkliche Element dagegen schon, wobei handwerklich schlecht eine Band für mich auch nur dann ist, wenn sie am eigenen Anspruch scheitert. Allein dadurch, dass sie nichts anspruchsvolles spielt, sondern nur Ramones-Riffs, kann man ja keine handwerkliche Schwäche festmachen. Wenn eine Band hörbar handwerklich nichts drauf hat, würd ich mir ihre Scheiben auch nicht kaufen. Damit meine ich aber nicht frühe Venom oder so, sondern wirklich Blindgänger. Wüsst nicht, dass ich sowas in der Sammlung stehen habe.

Wenn es dann wenigstens noch stilistisch originell oder einzigartig ist, würde ich das aber auch noch nicht als schlecht bewerten, aber es gibt nun mal auch Bands, die weder musikalisch herausragen, noch in ihrem stilistischen Bereich eine eigene Nische haben (sprich nur andere Bands kopieren, dabei aber lange nicht so gut sind) - ich finde die kann man dann ohne Scheu als überflüssig bezeichnen.
Und ich äußere mich eben auch oft negativ über Bands, die zwar handwerklich gut sind, aber stilistisch wie Retortenprodukte wirken und dazu stehe ich dann auch.

Das versteh ich, und teile ich ein Stück weit. Für mich ist Originalität viel wichtiger als technische Perfektion. Drum kauf ich auch relativ wenige Kopisten. Wahrscheinlich weniger als die meisten hier. Außer sie sind sehr billig oder aus einem absoluten Lieblingsgenre.

Was du über Musik als Kunst sagst, sehe ich übrigens genauso, es hat auch schon viele Alben gegeben, die ich zuerst gar nicht mochte, aber sofort gemerkt habe dass sie etwas besonderes darstellen. Wenn man sich dann damit beschäftigt, findet man oft auch auf einmal emotional Zugang dazu und häufig sind mir solche Alben sogar viel lieber als solche, die erstmal gut reingehen, mich aber aufgrund ihrer Austauschbarkeit und teilweise auch Vorhersehbarkeit schnell langweilen (so wie z.B. bei neueren MANOWAR oder ICED EARTH Scheiben).

Das kann ich unterschreiben.

Ich bin aber auch froh, dass ich da anders bin als du, selbst mit meinem strengen Selektieren reize ich nämlich seit 2 Jahren meine finanziellen Mittel schon meist aufs äußerste aus (und das bei einer zweistelligen Anzahl gekaufter Tonträger pro Jahr...).

Ich hab zum Glück das Schwaben-Gen, das mich nicht zur Kaufwut treibt. Ich kaufe zwar wirklich sehr viele Scheiben, schaue aber schon auf die Preise und kann guten Gewissens sagen, dass meine Kaufaktivität zu meinen finanziellen Verhältnissen in einem mehr als sinnvollen Verhältnis steht.

Eigentlich sind wir uns doch sehr ähnlich, du hast wahrscheinlich einfach nur mehr Geld für Musik zur Verfügung und eine etwas stärkere Toleranz (und definitiv eine ausgeprägtere Sammelleidenschaft, die ja bei mir fast nur bei MAIDEN und MANILLA ROAD durchschlägt)
Benutzeravatar
Acrylator
Sacred Metal-Legende
 
 
Beiträge: 13247
Registriert: 16. Januar 2008, 20:14


Vorherige

Zurück zu Heavy Metal Universe

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 8 Gäste