Falls es irgendwen tangiert, mein Bericht zu Priest.
"Mir wëlle bleiwe wat mir sinn" lautet der Wahlspruch von Luxemburg. Ganz im Sinne dieses schönen Mottos stand der gestrige Tag, denn auch wir wollen bleiben, was wir sind - nikotingeschwängert, nicht ganz nüchtern und durch die Gegend rockend. Judas Priest spielen in Esch au Alzette. Attacke!
Auf der knapp dreieinhalbstündigen Hinfahrt langweile ich mich, zudem hat die Bäckereifachverkäuferin Curryketchup auf meine Käsebrötchen geschmiert, macht man scheinbar so im Sauerland. Verwundert mich eigentlich nicht. Es ist bewölkt und fängt stellenweise an zu regnen, finde ich nicht so fetzig. Als wir die Grenze nach Luxemburg passieren (kein Witz) klart es wie auf Knopfdruck auf, es wird sonnig und heiß. Nirgends Abkühlung in Sicht, ein Blick in den Spiegel macht es nicht besser, heiß, heiß, heiß. Wahnsinn, die Autobahn hat eine eigene Beleuchtung, nur schöne Menschen auf den Straßen, überall wird gebaut, Luxemburg ist ein Land im Umbruch, ha.
Die Rockhal, die übrigens in der "Avenue du Rock N' Roll" liegt (cooler Name), ist ausgeschildert, wir fahren ins Parkhaus und ich rauche erstmal Kette. Tickets hatten wir keine, nach geschätzten 5,7 Sekunden vor der Halle haben wir welche. Schön. Über die Absperrung wollte ich eigentlich nicht hechten, heute bleiben wir legal. Es gibt wirklich Leute mit Five Finger Death Punch - Shirts. Ich bin verwirrt und trinke erstmal ein Bier.
Auf der Suche nach einem Getränkemarkt packe ich mein geniales Französisch aus und bekomme als Antwort von einer Verkäuferin eine mysteriöse Zeichnung ausgehändigt, die angeblich den Standort eines sagenumwobenen Getränkefachhandels kennzeichnet. Ich bedanke mich. Hab ne' halbe Stunde gesucht, aber nichts gefunden, egal.
Die Ruhrpott-Chaotentruppe rund um die Erazors trifft ein und wir gesellen uns zu ihnen, jetzt sind wir drei Maxens in der Runde und ich drehe im Laufe des Tages mindestens drölftausend Mal den Kopf, weil ich denke, dass mich jemand ruft. Nebenan dreht eine luxemburgische Abiklasse (?) ihr Abschlussvideo mit nervigem Rumgetanze, "damals, 86' bei Slayer hätten die richtig auf die Fresse bekommen", Zitat Arno.
Five Finger blabla werden gekonnt ignoriert. Ich rede im Raucherbereich mit meiner Lieblingsfranzösin. Wieder drinnen, das lilafarbene Redeemer of Souls - Shirt in Batik schreit mich an, es lechzt und geifert "Kauf mich, kauf mich, kauf mich, kauf mich!" und ich brülle zurück "Sehe ich aus, als hätte ich 40 Euro, du buntgetupfeltes Stück?! Du weisst, ich finde dich sexy und eines Tages werde ich in dir sein. Und es wird gut sein. Aber nicht heute!" Dann habe ich genug Textilien für einen Tag angeschrien gehe nach vorne. Halb rechts, vor Tipton natürlich. Wenn man ein 14 jähriges Mädchen ist, kann man sich auch vor Faulkner stellen, aber die Elite huldigt Glenn.
Der Sound ist eine verdammte Wucht. Selten so gut erlebt, ernsthaft. Glasklar, jeder Ton ist perfekt hörbar, Gesang perfekt abgenommen. Danke dafür. Sechseinhalbtausend gehen da rein, drinnen war vielleicht die Hälfte, keine Ahnung, ich kann nicht so gut schätzen. Ist ja auch egal, "Dragonaut" als Opener haut erstmal alles weg, bei Robs Kopfschrei in "Breaking the Law" falle ich fast um, bei "Turbo Lover" explodiert die halbe Halle, Bierdusche inklusive. "Beyond the Realms of Death" ist mein Lieblingssong von Priest und einer der wichtigsten Songs für mich generell. An diesem Abend perfekt inszeniert, ich schwanke zwischen Lächeln, einer Träne, sachter Ekstase und Ergriffenheit. Wie ein Ballermann-Tourist, der morgens am Strand aufwacht und merkt, dass die Sonne nur sein halbes Bier verdunstet hat und in der Flasche noch was drin ist.
Aprospos, ich gehe auch mal zum Getränkemann, bestelle ein Bier, überlege es mir anders und bestelle lieber zwei. Fix nach vorne zurückgedrängelt und weiter. Ich glaube bei "Hell Bent for Leather" beginne ich ohne Grund den armen Max zu würgen, also den Gitarrespielenden Max. Also nicht mich, den anderen. Aus der Stadt mit "G". Thousand Fire City. Jedenfalls vergeht die Zeit wie im Flug, völlig geiles Konzert, das dieses Jahr vermutlich nicht mehr getoppt werden wird.
Beim Rückweg zum Auto bemerke ich, dass ich noch Geld übrig habe, das stört mich und daher setze ich mich zugedichtet in einen luxemburgischen Passbildautomaten, um noch schnell neue Bewerbungsfotos zu machen. Leider ist der Apparat defekt, wie ich dann bemerke. Also auf zur nächsten Tankstelle, wo ich mein Geld in ein Sixpack Bier investiere (sehr, seeehr dumme Idee, merke ich jetzt gerade). Irgendwann bin ich dann zu Hause. Schaffe es auch irgendwie noch ins Bett und jetzt sitze ich hier und schreibe so einen Quatsch.
Danke für den Bericht lieber Max, freut mich dass es auch dir gefallen hat. Halb rechts vor Tipton ist der beste Platz bei Priest zur Zeit. Da positionierte ich mich in Hamburg und auf der Epitaph Tour auch ein paar mal. Früher stand ich eher halb links vor K.K.
Sacrifice to vice or die by the hand of the Sinner!
Max Savage hat geschrieben:Auf der Suche nach einem Getränkemarkt packe ich mein geniales Französisch aus und bekomme als Antwort von einer Verkäuferin eine mysteriöse Zeichnung ausgehändigt, die angeblich den Standort eines sagenumwobenen Getränkefachhandels kennzeichnet. Ich bedanke mich. Hab ne' halbe Stunde gesucht, aber nichts gefunden, egal.
Danke für den, wie immer kurzweiligen, Bericht!!!
Ich gehe mal davon aus, das Tipton da nicht so gelangweilt rumgestanden hat, wie auf den You Tube Videos vom Rockavaria? Das sah ja nur noch gelangweillt aus, dazu noch das Käppi...
Max Savage hat geschrieben:Auf der Suche nach einem Getränkemarkt packe ich mein geniales Französisch aus und bekomme als Antwort von einer Verkäuferin eine mysteriöse Zeichnung ausgehändigt, die angeblich den Standort eines sagenumwobenen Getränkefachhandels kennzeichnet. Ich bedanke mich. Hab ne' halbe Stunde gesucht, aber nichts gefunden, egal.
Danke für den, wie immer kurzweiligen, Bericht!!!
Hier übrigens das gar wunderliche Artefakt!
Nee, Glenn ist schön durch die Gegend geschwooft
Face of a clown Mind of a madman Dress of a Jester Intentions of a killer
Gestern bei saunaähnlichen Temperaturen IRON REAGAN in Stuttgart. Kurzweiliges D.R.I.-Worshipping mit höllischem Energielevel. Kann man sich anschauen und 25 Jahre jünger fühlen.