KAT - Metal-Urgesteine aus Polen

Ich hatte schon seit Jahren vor, neben TURBO auch die anderen polnischen Metal-Veteranen, nämlich KAT, hier mal ausführlich vorzustellen, auch wenn der eine oder andere sie sicher schon kennt. (Aber viele der Alben sind ja auch nicht so leicht zu bekommen, da ist eine Rezension der Alben vielleicht eine Hilfe, worauf man seine Suche konzentrieren sollte)
Nun habe ich es endlich mal geschafft!
Ca. 1980 in KATowice (wo sonst...) gegründet, frönte diese Band im Gegensatz zu Turbo wohl schon von Anfang an noch härteren Klängen, wobei es aus der Zeit vor 1985 keine mir bekannten Tondokumente des musikalischen Schaffens der Henker (= Bedeutung von Kat) gibt.
Ich bin auf die Band ca. 1994 durch Matthias Herr's Metal Lexikon aufmerksam geworden und habe dann lange nach den ersten beiden Alben gesucht. In Hamburg (bei Remedy Records, wenn ich mich nicht irre) bin ich dann irgendwann Mitte der 90er fündig geworden - Metal And Hell, die englischsprachige Version des Debütalbums. Bis ich endlich das noch heißer ersehnte Zweitwerk (und auch die polnische Version des Debüts) der Band fand, sollte noch einige Zeit ins Land ziehen, aber erst einmal der Reihe nach...

1985 erschien eine Single in einer schlichten, nur mit dem Labelnamen bedruckten Innenhülle, deren zwei Songs rohen, recht schnellen und manchmal leicht düsteren Metal bilden. Davon gibt es Ostatni Tabor nur auf dieser Single. Vor einigen Jahren wurde die Scheibe als 10" mit einer alten Zeichnung als Cover wiederveröffentlicht (siehe Abbildung oben).
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Das Debütalbum 666 war wohl zu dem Zeitpunkt auch schon aufgenommen, kam aber (zumindest auf Vinyl) erst 1986 auf den Markt (bei der mit einem anderen Cover versehenen und Metal And Hell betitelten, englischsprachigen Version bin ich mir nicht ganz sicher, ob sie vorher oder nachher veröffentlicht wurde).
Irgendwo in der Schnittmenge von EXCITER, der ersten RUNNING WILD, MOTÖRHEAD, VENOM, ACCEPT, der ersten METALLICA und ganz viel Eigenständigkeit in den Melodien ist das Album stilistisch zu verorten. Das aber nur als grober Anhaltspunkt, denn der Heavy/Speed Metal auf dieser Scheibe klingt eigentlich wie von keiner anderen Band, auch wenn meist die NWOBHM und früher Speed Metal durchklingen.
666 (Metal And Hell hat eine andere Songreihenfolge) wird vom pfeilschnellen Metal I Piekło eingeleitet - damals vielleicht einer der schnellsten Songs überhaupt, wenn auch längst nicht so brachial wie z.B. Slayer, Kreator etc., sondern eher an Exciter auf Speed (ja, das geht) erinnernd und von positiverer Stimmung (aber kein Melodic Speed!) - es wird aber auch mal vom Gas gegangen - ein düsterer Midtempoteil beendet das Stück. Diabelsky Dom (Part 1) ist dann ein hymnischer Midtempostampfer, der die meisten Fans des 80er Heavy Metals begeistern sollte (einziger Knackpunkt könnte der gewöhnungsbedürftige Gesang sein, was auch für den Rest des Albums gilt), während bei Morderca wieder höhere Geschwindigkeit regiert - hier auch noch genial mit epischen Chören kombiniert und mit zwar nicht ganz so schnellem Anschlag im Gitarrenspiel wie beim Opener, dafür aber düsterer und mit einer genialen, zweistimmigen Gitarrenmelodie in der Mitte. Maszmnie Wampirze ist dann wieder in gemäßigter Geschwindigkeit und für mich das unspektakulärste Stück der Scheibe, wenn auch absolut nicht schlecht. Noch langsamer beendet Czas Zemsty die A-Seite, mit ruhigem, düster-atmosphärischem Anfang, steigert sich der Song zu einer wahren Hymne!
Beim bereits von der Single bekannten Noce Szatana geht's dann wieder deutlich schneller zu, die Riffs erinnern mal stark an MOTÖRHEAD, mal bieten sie Speed-Metal-Standard (was jetzt nicht negativ zu werten ist). Diabelsky Dom Part 3 (Part 2 wurde erst auf dem zweiten Album veröffentlicht) drosselt das Tempo wieder und übertrifft Part 1 noch mit einem tollen Solo und seinem noch tolleren, emotionalen Gitarrenduett kurz vor Ende. Bei Wyrocznia wird die Stimmung wieder düsterer und der sonst im Midtempo gehaltene Song schlägt etwa in der Mitte völlig unerwartet in rasenden Speed Metal um. Der Titelsong ist wieder hymnischer gehalten und mit tollen Gitarrenmelodien versehen. Czarne Zastepy beendet das Album dann gleichzeitig speedmetallisch wie hymnisch (einen düsteren Midtempopart gibt's auch wieder).
Übrigens würde ich - wie immer bei polnischen Bands - zur polnischsprachigen Version raten, da diese gesanglich emotionaler und ungezwungender wirkt. Außerdem hat die polnischsprachige Variante hier das bei weitem coolere Cover und dazu sogar noch eine zusätzliche Fantasy-Zeichnung auf dem Textblatt (welche auch das Cover der Wiederveröffentlichung der ersten Single ziert). Die polnische Version ist allerdings auch noch schwieriger aufzutreiben als die englischsprachige Metal And Hell (die sowohl in Polen als auch mit vereinfachtem schwarz/weiß/rotem Cover in Belgien veröffentlicht wurde). Es gab 1996 allerdings einen CD-Release mit anderem Cover und 2011 noch einmal einen als Doppel-CD mit dem Original-Cover (und übrigens auch als Doppel-LP).
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Obwohl die Band bereits (wahrscheinlich alle) Songs für das zweite Album geschrieben hatte, erschien 1987 erst noch eine Live-Scheibe, 38 Minutes Of Live welche zwar nicht schlecht ist, auf der den Stücken aber durch das Fehlen der zweiten Gitarre einiges an Power abhanden kommt.
Ich werde hier darum nur auf die Studioalben eingehen.
Das Album wurde übrigens 1996 mit neu gemaltem Cover (von Jerzy Kurczak, der auch alle anderen Cover der Band ab dem zweiten Studioalbum, sowie überhaupt die der meisten polnischen Metalscheiben der 80er und frühen 90er gemalt hat) als CD veröffentlicht und dann 2006 noch einmal mit dem Original-Cover.
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1989 (bzw. auf Kassette bereits 1988) veröffentlichen KAT das wohl von den meisten (einschließlich mir selbst) als ihr bestes Album angesehene Oddech Wymarłych Światów (das übrigens bereits Ende 1987 aufgenommen wurde), auf dem die Band sowohl deutlich härter, als auch eine Ecke abwechslungsreicher und technisch gereifter agiert. Mir ist - außer vielleicht TURBOs Ostatni Wojownik - tatsächlich kein Album aus den 80ern bekannt, welches gleichzeitig so extrem hart und doch an vielen Stellen so melodisch ist.
Die Produktion ist insgesamt eine ganze Ecke klarer und wuchtiger als auf dem Debüt, wobei der Gitarrensound hierzu in krassem Gegensatz steht - der klingt nämlich ziemlich übersteuert (auf der 96er CD-Version sogar noch etwas stärker) und kratzig, was mir aber gerade gut gefällt und nicht zuletzt dem Album die nötige Härte und noch mehr Eigenständigkeit verleiht. Die Riffs gehen nun überwiegend in Richtung EXODUS und METALLICA, wobei der Aufbau einiger Stücke auch an letztere erinnert, ohne dass jedoch deren Stil kopiert wird. Dafür klingen viele Melodien auch zu eigenständig und sind wohl von polnischer Folklore beeinflusst. Die schiere Power vom Opener Porwany Obłędem haut mich immer wieder aus den Socken, der Song wird sogar durch einen - für diese Art von Metal untypischen, aber bereits vom Debüt bekannten - epischen Chor bereichert, bevor wieder aufs Gaspedal getreten wird und einen die Double-Bass-Attacke förmlich verprügelt. Śpisk Jak Kamień fällt danach deutlich hymnischer aus und ist eher dem stampfenden Power Metal als dem Thrash zuzuordnen. Den Schluss bildet hier ein sehr emotionaler ruhiger Akustikgitarrenpart mit ebensolchem Gesang (auch wenn er an einer Stelle für mich immer leicht unfreiwillig komisch klingt). Der dritte Song wiegt einen dann mit ebenfalls ruhigen Klängen am Anfang in Sicherheit, bevor sich langsam ein Sturm zusammenbraut, der sich, eingeleitet durch eine Metallica-artige, zweistimmige Gitarrenmelodie in purer Raserei bahnbricht. Der Gesang von Roman Kostrzewski ist hier sehr extrem für die damalige Zeit, fast schon wie im Death Metal, aber dabei dennoch völlig eigenständig. Aufgelockert wird das Geprügel durch einen coolen Midtempopart in dem Roman sogar wieder kurz richtig singt.
Mit Diabelsky Dom Pt. 2 wird's wieder hymnischer, aber dabei deutlich düsterer und härter als auf dem Debüt (auch wieder mit sehr extremem Gesang, der mich manchmal an einen aggressiv bellenden Hund erinnert). Komplett überraschend und ohne Vorwarnung wird in der Mitte auf einmal (beginnend mit einem irrsinnigen Schrei) das Tempo deutlich angezogen und geknüppelt was das Zeug hält, worauf noch einmal die Strophe und der hymnische Refrain folgen. Mag - Sex darauf wird von an Metallica erinnernden, ruhigen Gitarrenklängen eingeleitet um dann mit einem Hammerriff und irrsinniger Double Bass wieder auszubrechen und gleichermaßen abwechslungsreichen wie harten Thrash Metal zu bieten, in dem teilweise auch völlig geile, hohe aber rauhe Schreie gebracht werden, die ansonsten eher untypisch für den Sänger (und so leider nur auf diesem Album zu hören) sind. Mit Głosz Z Ciemnoścy folgt auf diese Gewaltorgie sogar noch eine großartige Halbballade oder Power-Ballade (halt ein hymnischer, ruhig beginnender und sich dann steigernder Midtemposong).
Den Abschluss dieser einzigartigen Scheibe bildet Mit Bramy Żądz ein zwar auch überwiegend im Midtempo gehaltener, aber wieder deutlich brachialerer Song mit mal extremem, mal melodischem Gesang. Anfangs wirkte er auf mich eher unspektakulär, aber der spitze Schrei, der dann im letzten Drittel den unerwartet schnellen Teil einleitet, gehört mit zu den geilsten Momenten in meiner Sammlung, da bekomme ich jedes Mal Gänsehaut! Danach wird's sogar wieder melodischer und von der Gesangsmelodie her folkloristisch, was in diesem musikalischen Kontext auch einzigartig klingt!
Das Album ist als LP und Original-CD (und natürlich auch als Kassette) nur sehr schwer zu finden, wurde aber 1996 (wie alle anderen bis dahin veröffentlichten Alben der Band) mit leicht abgeändertem Cover offiziell auf CD wiederveröffentlicht (die Version hatte ich mir kurz nach Erscheinen gekauft) und auch zehn Jahre später noch einmal auf Metal Mind rereleased (als Digipak und im Jewel Case). Achtung, es existieren auch noch Bootlegs von diesem Album auf CD!
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Mit Bastard kam 1991 ein Nachfolger, der abermals total anders klingt als sein Vorgänger (aber auch wieder im Thrash Metal anzusiedeln ist). Einerseits noch technischer und weniger melodisch, jedoch für mein Empfinden keineswegs härter (zumindest, was die härtesten Momente auf beiden Alben angeht). Das Schlagzeug ist hier im Mix recht dominant, die Gitarren dafür nicht mehr so brachial wie auf Oddech Wymarłych Światów. Die ruhigeren Momente und Einleitungen wie auf dem letzten Album sind hier im Grunde komplett verschwunden, was die einzelnen Songs etwas gleichförmiger und weniger prägnant erscheinen lässt (und wohl auch der Grund dafür ist, dass dieses Album nicht allzu beliebt ist. Ich mag‘s jedoch ziemlich gerne). Einzig das atmosphärische Łza Dla Cieniów Minionych am Schluss des Albums bricht komplett aus dem (teils midtempolastigen) Techno-Thrash-Schema aus. Es beginnt sehr ruhig mit Akustikgitarre und Gesang, dann kommen nach und nach eine E-Gitarre nach der anderen hinzu, bis die vierte eine simple aber ergreifende Melodie spielt, die bis zum ausgeblendeten Schluss des Stückes weitergeht - am Ende sogar zweistimmig - also sind hier dann insgesamt 5 Gitarren auf einmal zu hören, was allerdings weniger überladen klingt, als man meinen könnte, da die drei Gitarren, die keine Melodie spielen, diese lediglich auf zwar unterschiedliche aber recht einfache Art rhythmisch begleiten. Außerdem baut es sich ja langsam auf (und die Geschwindigkeit bleibt auch weiterhin getragen). Leider ist das Stück dann immer viel zu schnell (nach viereinhalb Minuten) schon wieder vorbei, ich könnte der hypnotisierenden Melodie noch Minuten länger lauschen und in der Atmosphäre schwelgen...
Die CD wurde 1996 mit neuem Cover (wieder von Jerzy Kurczak) offiziell wiederveröffentlicht und ist außerdem auch als Bootleg-LP zu finden (Vinyl gab's von den Alben ab den 90ern nicht mehr offiziell).
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Ballady von 1993 (1995 mit anderem Cover wiederveröffentlicht) ist alles andere als ein “Kuschelrock”-Sampler, auch wenn der Titel durchaus seine Berechtigung hat. Denn das Album präsentiert die eher etwas sanftere Seite der Band, wenn auch nicht gerade durchgehend ruhig. Ich würde hier eher von Halbballaden und ruhiger beginnenden Midtemposongs sprechen, die aber größtenteils durchaus auch einiges an Härte zu bieten haben, wenn auch in gedrosseltem Tempo (manches wirkt dafür fast schon doomig).
Enthalten sind jeweils der ruhigste Song der drei ersten Alben, sowie 6 weitere Stücke, die zwar teilweise schon Jahre vorher geschrieben, aber nur auf diesem Album veröffentlicht (und wohl, bis auf die drei Albumsongs, alle in einer einzigen Session aufgenommen) wurden und somit den Kauf absolut rechtfertigen (zumal die meisten davon Überlänge haben).
Den Einstieg bildet das neuneinhalbminütige Legenda Wyśniona, das von ruhigen Klavierklängen eingeleitet wird und sich dann langsam aufbaut. Nicht in der Art wie z.B. Fade To Black von METALLICA, sondern eher so, dass teilweise oft das gleiche Thema immer wieder gespielt wird, sich aber immer mehr Instrumente oder Variationen im Spiel hinzugesellen.
Dieser Song repräsentiert das Album schon ganz gut, wobei es auch noch ein kurzes Instrumental gibt und in Delirium Tremens ein sehr langer Orgelpart die Mitte dominiert, bei der Roman nur mit ruhiger Stimme drüberspricht. Unvermittelt geht der Song dann nach mehreren Minuten plötzlich weiter, was sehr merkwürdig wirkt, irgendwie aber auch einen eigentümlichen Reiz auf mich ausübt. Jedenfalls kann ich mich meist gut auf die Atmosphäre des fast zwölfminütigen Stücks einlassen. Wer die Band mag und auch ohne Speed und Thrash Metal leben kann, sollte der Scheibe jedenfalls definitiv eine Chance geben!

1996 wurde mein vielleicht zweitliebstes, wenn auch streitbares Album mit dem für Nichtpolen wohl unaussprechlichen Titel ...Róże Miłośco Najchętniej Przymują Się Na Grobach veröffentlicht (soll übrigens soviel heißen wie "die Rosen der Liebe gedeihen am besten auf den Gräbern").
Stilistisch gibt es auch diesmal wieder gravierende Veränderungen (vielleicht die gravierendsten bis dahin) und dennoch auch Bekanntes zu hören. So bietet der geile Opener Odi Profanum Vulgus noch am ehesten etwas wie den von der Oddech Wymarłych Światów bekannten Power/Thrash Metal, wenn auch noch etwas technischer (dabei aber irgendwie viel prägnanter als alle vergleichbaren Stücke von Bastard).
Doch bereits das zweite Stück ist dann schon ganz anders und erinnert sogar entfernt an das schwarze Album von Metallica, jedoch unzugänglicher, interessanter und düsterer. Vor allem die mit Sitar (oder einem ähnlich klingenden Instrument) beginnende, ruhige, aber sich immer mehr steigernde Einleitung ist fantastisch!
mit dem dritten Stück wird es dann sogar sehr "doomig", was man so von der Band auch noch nicht kannte. Man merkt spätestens hier, Atmosphäre wird auf diesem Album - trotz aller Technik - vor allem im Gegensatz zum (bis auf den letzten Song) recht kühlen (aber beileibe auch nicht schwachen) Vorgängeralbum groß geschrieben. Der Gesang ist teilweise auch sehr außergewöhnlich und abwechslungsreich, aber immer zur düsteren Stimmung des Stücks passend.
Stworzyłem Piękne Rzecz bietet dann wieder etwas bewährteren Power/Thrash Metal, der allerdings diesmal deutlich unspektakulärer daherkommt als der Opener und durch nervige Geräusche/Sprechgesang im Mittelteil etwas gestört wird.
Mit Slodki Krem wird's dann wieder außergewöhnlicher und düsterer. Vor allem der Aufbau ist sehr spannend und unheilverkündend und auch sonst ist es ein mehr als guter Mix aus Doom, Power und (Midtempo-)Thrash Metal.
Danach folgt mit Wierzę ein zehminütiges Stück, das mal doomig (BLACK SABBATH lassen im Riffbereich teilweise deutlich grüßen), mal groovig klingt und trotz der Länge und durchgehendem Midtempo auch nicht langweilig wird. Vor allem das stimmungsvolle Solo in dem ruhigen Part, der ins Finale (mit METALLICA-Gedächtnis-Lead) überleitet ist ganz groß!
Das vorletzte Stück beginnt dann mit einem heftigen Gitarrenriff in bester ICED EARTH Manier (Night Of The Stormrider-Phase) und bietet wieder technischen Thrash mit mehr Geschwindigkeit, die allerdings im Refrain immer wieder gedrosselt wird. Dieses Stück klingt (ähnlich wie der Opener und Track Nr. 4) am ehesten wie eine modernisierte Version des Stils des großartigen zweiten Albums.
Zum Abschluss bekommt man dann noch mal über neun Minuten lang etwas ganz anderes zu hören: eine ruhige, sehr lange Einleitung gipfelt tatsächlich in einem Death-Doom-Stück!
Bleibt zu sagen, dass dies sicher nicht das zugänglichste Album der Band ist, aber vielleicht das interessanteste und eigenständigste, sicher aber das letzte richtig gute.
Wer eine gewisse stilistische Offenheit besitzt und sich die Mühe gibt, sich mit diesem düsteren Werk auseinanderzusetzen, wird es nicht bereuen!
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Noch im selben Jahr gab es eine Maxi-CD, Bądż Wariatem - Zagraj Z Katem (ebenfalls als Kassette veröffentlicht), die jedoch komplett überflüssig ist. Enthalten sind lediglich eine gekürzte Version von Płacz Skrtobójzy vom Vorgängeralbum, sowie langweilige Industrial-Remixes von selbigem und Wierzę (ebenfalls ursprünglich vom 96er Album). Einzig neuer Song ist hier das ruhige und kurze Trzeba Zasnąc, das aber in anderer Form auch ans Ende des folgenden Albums gepackt wurde. CD wie Tape liegen übrigens noch ein Extra-Booklet mit Spiel auf der Rückseite bei. Trotzdem kann ich hier nur sagen (falls überhaupt mal gesichtet): Finger weg!

Bereits im Folgejahr kam Syderzce Zwierczadło raus, welches im Opener zwar instrumental noch sehr geil beginnt, aber hier vom Gesang her oft nervt, was aber zum Teil wohl auch daher kommt, dass der Gesang viel zu weit in den Vordergrund gemischt ist und die Gitarren etwas drucklos im Hintergrund agieren. Bis auf einige Ausnahmen wirken die Stücke für mich leider auch wie B-Seiten Material des Vorgängers. Wobei man auch hier der Band Können und Eigenständigkeit absolut nicht absprechen kann, aber die meisten Songs zünden bei mir einfach nicht so richtig und sind oft auch im Aufbau weniger spannend als auf dem 96er Album oder den früheren Scheiben. Im dritten Song gefallen mir die Gesangslinien immerhin sehr gut, die es in dieser Form wohl nur von KAT gibt, und auch instrumental weiß das Stück zu gefallen. Mit lauter abgemischten Gitarren wäre die Wirkung aber noch deutlich besser. Auch der sehr düstere und ebenfalls extrem eigenständige Titelsong weiß (bis auf das erwähnte Soundmanko) zu gefallen. Ein ruhiges, kurzes Instrumental (hätte glatt auf Ballady stehen können) bildet außerdem noch einen der wenigen Lichtblicke auf dieser Scheibe. Oczy Stońc wäre ohne den Gröhlgesang im Strophenteil auch noch ein recht guter Song. Das abschließende Trzeb A Zasnąć ist in der ersten (schönen) Hälfte wohl der ruhigste Song der Bandgeschichte, dann kommt noch einmal das Intro des ersten Songs, welches sich mit ruhigen Passagen und Schweinegrunzen abwechselt und den zwiespältigen, merkwürdigen Charakter dieses Albums ganz gut repräsentiert.

Das bisher letzte Lebenszeichen hört auf den Namen Mind Cannibals (2005) und muss leider ohne Originalsänger Roman Kostrzewski auskommen. Außerdem gab es noch weitere Besetzungswechsel, sodass von den Vorgängerscheiben nur noch Piotr Luczyk und Krzysztof Oset übrig geblieben sind (und somit nur noch ein Originalmitglied). Musikalisch hat das Album selbst mit dem direkten Vorgänger nur noch marginal etwas zu tun und ist deutlich grooviger, kommerzieller und weniger eigenständig ausgefallen. Bei (den trotzdem eher mittelmäßigen) Light Or Hell und Puppets On The Strings hört man, vom Gesang mal abgesehen, noch ein wenig den Stil der Band (von den letzten beiden Alben) heraus, ansonsten ist das hier eine komplett andere Band (die sich zwar auf den meisten vorherigen Alben auch schon deutlich gewandelt, aber immer eine große Eigenständigkeit bewahrt hatte). Ich werde hier nicht auf einzelne Songs eingehen, da ich das Album als Zeitverschwendung betrachte. Uninvited Guest und (die nette Halbballade) I've Been Waiting könnte man noch hervorheben, als Komplettist kann man sich die Stücke durchaus geben, wenn man dabei nicht an die Highlights der Band denkt. Überwiegend regiert hier aber teils recht melodischer und dennoch irgendwie austauschbarer und langweiliger Groove Metal.
Wirklich nur für beinharte Komplettisten!

Der Originalsänger macht seitdem übrigens zusammen mit dem Originaldrummer unter KAT & ROMAN KOSTRZEWSKY weiter, hat bisher aber nur ein Album, Biało - Czarna, veröffentlicht (2011) und tritt meines Wissens vor allem live in Erscheinung. Die Stücke kann man sich komplett auf Youtube anhören, sind zwar (bis auf den Opener) besser als Mind Cannibals, aber auch nicht wirklich toll (bis auf letzte Stück vielleicht). Den Sänger erkennt man auch teilweise gar nicht wieder. Wer die Scheibe dennoch haben will, bekommt sie im Moment noch günstig (7,99 Euro) im Amazon Marketplace.
Nun habe ich es endlich mal geschafft!
Ca. 1980 in KATowice (wo sonst...) gegründet, frönte diese Band im Gegensatz zu Turbo wohl schon von Anfang an noch härteren Klängen, wobei es aus der Zeit vor 1985 keine mir bekannten Tondokumente des musikalischen Schaffens der Henker (= Bedeutung von Kat) gibt.
Ich bin auf die Band ca. 1994 durch Matthias Herr's Metal Lexikon aufmerksam geworden und habe dann lange nach den ersten beiden Alben gesucht. In Hamburg (bei Remedy Records, wenn ich mich nicht irre) bin ich dann irgendwann Mitte der 90er fündig geworden - Metal And Hell, die englischsprachige Version des Debütalbums. Bis ich endlich das noch heißer ersehnte Zweitwerk (und auch die polnische Version des Debüts) der Band fand, sollte noch einige Zeit ins Land ziehen, aber erst einmal der Reihe nach...

1985 erschien eine Single in einer schlichten, nur mit dem Labelnamen bedruckten Innenhülle, deren zwei Songs rohen, recht schnellen und manchmal leicht düsteren Metal bilden. Davon gibt es Ostatni Tabor nur auf dieser Single. Vor einigen Jahren wurde die Scheibe als 10" mit einer alten Zeichnung als Cover wiederveröffentlicht (siehe Abbildung oben).


Das Debütalbum 666 war wohl zu dem Zeitpunkt auch schon aufgenommen, kam aber (zumindest auf Vinyl) erst 1986 auf den Markt (bei der mit einem anderen Cover versehenen und Metal And Hell betitelten, englischsprachigen Version bin ich mir nicht ganz sicher, ob sie vorher oder nachher veröffentlicht wurde).
Irgendwo in der Schnittmenge von EXCITER, der ersten RUNNING WILD, MOTÖRHEAD, VENOM, ACCEPT, der ersten METALLICA und ganz viel Eigenständigkeit in den Melodien ist das Album stilistisch zu verorten. Das aber nur als grober Anhaltspunkt, denn der Heavy/Speed Metal auf dieser Scheibe klingt eigentlich wie von keiner anderen Band, auch wenn meist die NWOBHM und früher Speed Metal durchklingen.
666 (Metal And Hell hat eine andere Songreihenfolge) wird vom pfeilschnellen Metal I Piekło eingeleitet - damals vielleicht einer der schnellsten Songs überhaupt, wenn auch längst nicht so brachial wie z.B. Slayer, Kreator etc., sondern eher an Exciter auf Speed (ja, das geht) erinnernd und von positiverer Stimmung (aber kein Melodic Speed!) - es wird aber auch mal vom Gas gegangen - ein düsterer Midtempoteil beendet das Stück. Diabelsky Dom (Part 1) ist dann ein hymnischer Midtempostampfer, der die meisten Fans des 80er Heavy Metals begeistern sollte (einziger Knackpunkt könnte der gewöhnungsbedürftige Gesang sein, was auch für den Rest des Albums gilt), während bei Morderca wieder höhere Geschwindigkeit regiert - hier auch noch genial mit epischen Chören kombiniert und mit zwar nicht ganz so schnellem Anschlag im Gitarrenspiel wie beim Opener, dafür aber düsterer und mit einer genialen, zweistimmigen Gitarrenmelodie in der Mitte. Maszmnie Wampirze ist dann wieder in gemäßigter Geschwindigkeit und für mich das unspektakulärste Stück der Scheibe, wenn auch absolut nicht schlecht. Noch langsamer beendet Czas Zemsty die A-Seite, mit ruhigem, düster-atmosphärischem Anfang, steigert sich der Song zu einer wahren Hymne!
Beim bereits von der Single bekannten Noce Szatana geht's dann wieder deutlich schneller zu, die Riffs erinnern mal stark an MOTÖRHEAD, mal bieten sie Speed-Metal-Standard (was jetzt nicht negativ zu werten ist). Diabelsky Dom Part 3 (Part 2 wurde erst auf dem zweiten Album veröffentlicht) drosselt das Tempo wieder und übertrifft Part 1 noch mit einem tollen Solo und seinem noch tolleren, emotionalen Gitarrenduett kurz vor Ende. Bei Wyrocznia wird die Stimmung wieder düsterer und der sonst im Midtempo gehaltene Song schlägt etwa in der Mitte völlig unerwartet in rasenden Speed Metal um. Der Titelsong ist wieder hymnischer gehalten und mit tollen Gitarrenmelodien versehen. Czarne Zastepy beendet das Album dann gleichzeitig speedmetallisch wie hymnisch (einen düsteren Midtempopart gibt's auch wieder).
Übrigens würde ich - wie immer bei polnischen Bands - zur polnischsprachigen Version raten, da diese gesanglich emotionaler und ungezwungender wirkt. Außerdem hat die polnischsprachige Variante hier das bei weitem coolere Cover und dazu sogar noch eine zusätzliche Fantasy-Zeichnung auf dem Textblatt (welche auch das Cover der Wiederveröffentlichung der ersten Single ziert). Die polnische Version ist allerdings auch noch schwieriger aufzutreiben als die englischsprachige Metal And Hell (die sowohl in Polen als auch mit vereinfachtem schwarz/weiß/rotem Cover in Belgien veröffentlicht wurde). Es gab 1996 allerdings einen CD-Release mit anderem Cover und 2011 noch einmal einen als Doppel-CD mit dem Original-Cover (und übrigens auch als Doppel-LP).


Obwohl die Band bereits (wahrscheinlich alle) Songs für das zweite Album geschrieben hatte, erschien 1987 erst noch eine Live-Scheibe, 38 Minutes Of Live welche zwar nicht schlecht ist, auf der den Stücken aber durch das Fehlen der zweiten Gitarre einiges an Power abhanden kommt.
Ich werde hier darum nur auf die Studioalben eingehen.
Das Album wurde übrigens 1996 mit neu gemaltem Cover (von Jerzy Kurczak, der auch alle anderen Cover der Band ab dem zweiten Studioalbum, sowie überhaupt die der meisten polnischen Metalscheiben der 80er und frühen 90er gemalt hat) als CD veröffentlicht und dann 2006 noch einmal mit dem Original-Cover.


1989 (bzw. auf Kassette bereits 1988) veröffentlichen KAT das wohl von den meisten (einschließlich mir selbst) als ihr bestes Album angesehene Oddech Wymarłych Światów (das übrigens bereits Ende 1987 aufgenommen wurde), auf dem die Band sowohl deutlich härter, als auch eine Ecke abwechslungsreicher und technisch gereifter agiert. Mir ist - außer vielleicht TURBOs Ostatni Wojownik - tatsächlich kein Album aus den 80ern bekannt, welches gleichzeitig so extrem hart und doch an vielen Stellen so melodisch ist.
Die Produktion ist insgesamt eine ganze Ecke klarer und wuchtiger als auf dem Debüt, wobei der Gitarrensound hierzu in krassem Gegensatz steht - der klingt nämlich ziemlich übersteuert (auf der 96er CD-Version sogar noch etwas stärker) und kratzig, was mir aber gerade gut gefällt und nicht zuletzt dem Album die nötige Härte und noch mehr Eigenständigkeit verleiht. Die Riffs gehen nun überwiegend in Richtung EXODUS und METALLICA, wobei der Aufbau einiger Stücke auch an letztere erinnert, ohne dass jedoch deren Stil kopiert wird. Dafür klingen viele Melodien auch zu eigenständig und sind wohl von polnischer Folklore beeinflusst. Die schiere Power vom Opener Porwany Obłędem haut mich immer wieder aus den Socken, der Song wird sogar durch einen - für diese Art von Metal untypischen, aber bereits vom Debüt bekannten - epischen Chor bereichert, bevor wieder aufs Gaspedal getreten wird und einen die Double-Bass-Attacke förmlich verprügelt. Śpisk Jak Kamień fällt danach deutlich hymnischer aus und ist eher dem stampfenden Power Metal als dem Thrash zuzuordnen. Den Schluss bildet hier ein sehr emotionaler ruhiger Akustikgitarrenpart mit ebensolchem Gesang (auch wenn er an einer Stelle für mich immer leicht unfreiwillig komisch klingt). Der dritte Song wiegt einen dann mit ebenfalls ruhigen Klängen am Anfang in Sicherheit, bevor sich langsam ein Sturm zusammenbraut, der sich, eingeleitet durch eine Metallica-artige, zweistimmige Gitarrenmelodie in purer Raserei bahnbricht. Der Gesang von Roman Kostrzewski ist hier sehr extrem für die damalige Zeit, fast schon wie im Death Metal, aber dabei dennoch völlig eigenständig. Aufgelockert wird das Geprügel durch einen coolen Midtempopart in dem Roman sogar wieder kurz richtig singt.
Mit Diabelsky Dom Pt. 2 wird's wieder hymnischer, aber dabei deutlich düsterer und härter als auf dem Debüt (auch wieder mit sehr extremem Gesang, der mich manchmal an einen aggressiv bellenden Hund erinnert). Komplett überraschend und ohne Vorwarnung wird in der Mitte auf einmal (beginnend mit einem irrsinnigen Schrei) das Tempo deutlich angezogen und geknüppelt was das Zeug hält, worauf noch einmal die Strophe und der hymnische Refrain folgen. Mag - Sex darauf wird von an Metallica erinnernden, ruhigen Gitarrenklängen eingeleitet um dann mit einem Hammerriff und irrsinniger Double Bass wieder auszubrechen und gleichermaßen abwechslungsreichen wie harten Thrash Metal zu bieten, in dem teilweise auch völlig geile, hohe aber rauhe Schreie gebracht werden, die ansonsten eher untypisch für den Sänger (und so leider nur auf diesem Album zu hören) sind. Mit Głosz Z Ciemnoścy folgt auf diese Gewaltorgie sogar noch eine großartige Halbballade oder Power-Ballade (halt ein hymnischer, ruhig beginnender und sich dann steigernder Midtemposong).
Den Abschluss dieser einzigartigen Scheibe bildet Mit Bramy Żądz ein zwar auch überwiegend im Midtempo gehaltener, aber wieder deutlich brachialerer Song mit mal extremem, mal melodischem Gesang. Anfangs wirkte er auf mich eher unspektakulär, aber der spitze Schrei, der dann im letzten Drittel den unerwartet schnellen Teil einleitet, gehört mit zu den geilsten Momenten in meiner Sammlung, da bekomme ich jedes Mal Gänsehaut! Danach wird's sogar wieder melodischer und von der Gesangsmelodie her folkloristisch, was in diesem musikalischen Kontext auch einzigartig klingt!
Das Album ist als LP und Original-CD (und natürlich auch als Kassette) nur sehr schwer zu finden, wurde aber 1996 (wie alle anderen bis dahin veröffentlichten Alben der Band) mit leicht abgeändertem Cover offiziell auf CD wiederveröffentlicht (die Version hatte ich mir kurz nach Erscheinen gekauft) und auch zehn Jahre später noch einmal auf Metal Mind rereleased (als Digipak und im Jewel Case). Achtung, es existieren auch noch Bootlegs von diesem Album auf CD!


Mit Bastard kam 1991 ein Nachfolger, der abermals total anders klingt als sein Vorgänger (aber auch wieder im Thrash Metal anzusiedeln ist). Einerseits noch technischer und weniger melodisch, jedoch für mein Empfinden keineswegs härter (zumindest, was die härtesten Momente auf beiden Alben angeht). Das Schlagzeug ist hier im Mix recht dominant, die Gitarren dafür nicht mehr so brachial wie auf Oddech Wymarłych Światów. Die ruhigeren Momente und Einleitungen wie auf dem letzten Album sind hier im Grunde komplett verschwunden, was die einzelnen Songs etwas gleichförmiger und weniger prägnant erscheinen lässt (und wohl auch der Grund dafür ist, dass dieses Album nicht allzu beliebt ist. Ich mag‘s jedoch ziemlich gerne). Einzig das atmosphärische Łza Dla Cieniów Minionych am Schluss des Albums bricht komplett aus dem (teils midtempolastigen) Techno-Thrash-Schema aus. Es beginnt sehr ruhig mit Akustikgitarre und Gesang, dann kommen nach und nach eine E-Gitarre nach der anderen hinzu, bis die vierte eine simple aber ergreifende Melodie spielt, die bis zum ausgeblendeten Schluss des Stückes weitergeht - am Ende sogar zweistimmig - also sind hier dann insgesamt 5 Gitarren auf einmal zu hören, was allerdings weniger überladen klingt, als man meinen könnte, da die drei Gitarren, die keine Melodie spielen, diese lediglich auf zwar unterschiedliche aber recht einfache Art rhythmisch begleiten. Außerdem baut es sich ja langsam auf (und die Geschwindigkeit bleibt auch weiterhin getragen). Leider ist das Stück dann immer viel zu schnell (nach viereinhalb Minuten) schon wieder vorbei, ich könnte der hypnotisierenden Melodie noch Minuten länger lauschen und in der Atmosphäre schwelgen...
Die CD wurde 1996 mit neuem Cover (wieder von Jerzy Kurczak) offiziell wiederveröffentlicht und ist außerdem auch als Bootleg-LP zu finden (Vinyl gab's von den Alben ab den 90ern nicht mehr offiziell).


Ballady von 1993 (1995 mit anderem Cover wiederveröffentlicht) ist alles andere als ein “Kuschelrock”-Sampler, auch wenn der Titel durchaus seine Berechtigung hat. Denn das Album präsentiert die eher etwas sanftere Seite der Band, wenn auch nicht gerade durchgehend ruhig. Ich würde hier eher von Halbballaden und ruhiger beginnenden Midtemposongs sprechen, die aber größtenteils durchaus auch einiges an Härte zu bieten haben, wenn auch in gedrosseltem Tempo (manches wirkt dafür fast schon doomig).
Enthalten sind jeweils der ruhigste Song der drei ersten Alben, sowie 6 weitere Stücke, die zwar teilweise schon Jahre vorher geschrieben, aber nur auf diesem Album veröffentlicht (und wohl, bis auf die drei Albumsongs, alle in einer einzigen Session aufgenommen) wurden und somit den Kauf absolut rechtfertigen (zumal die meisten davon Überlänge haben).
Den Einstieg bildet das neuneinhalbminütige Legenda Wyśniona, das von ruhigen Klavierklängen eingeleitet wird und sich dann langsam aufbaut. Nicht in der Art wie z.B. Fade To Black von METALLICA, sondern eher so, dass teilweise oft das gleiche Thema immer wieder gespielt wird, sich aber immer mehr Instrumente oder Variationen im Spiel hinzugesellen.
Dieser Song repräsentiert das Album schon ganz gut, wobei es auch noch ein kurzes Instrumental gibt und in Delirium Tremens ein sehr langer Orgelpart die Mitte dominiert, bei der Roman nur mit ruhiger Stimme drüberspricht. Unvermittelt geht der Song dann nach mehreren Minuten plötzlich weiter, was sehr merkwürdig wirkt, irgendwie aber auch einen eigentümlichen Reiz auf mich ausübt. Jedenfalls kann ich mich meist gut auf die Atmosphäre des fast zwölfminütigen Stücks einlassen. Wer die Band mag und auch ohne Speed und Thrash Metal leben kann, sollte der Scheibe jedenfalls definitiv eine Chance geben!

1996 wurde mein vielleicht zweitliebstes, wenn auch streitbares Album mit dem für Nichtpolen wohl unaussprechlichen Titel ...Róże Miłośco Najchętniej Przymują Się Na Grobach veröffentlicht (soll übrigens soviel heißen wie "die Rosen der Liebe gedeihen am besten auf den Gräbern").
Stilistisch gibt es auch diesmal wieder gravierende Veränderungen (vielleicht die gravierendsten bis dahin) und dennoch auch Bekanntes zu hören. So bietet der geile Opener Odi Profanum Vulgus noch am ehesten etwas wie den von der Oddech Wymarłych Światów bekannten Power/Thrash Metal, wenn auch noch etwas technischer (dabei aber irgendwie viel prägnanter als alle vergleichbaren Stücke von Bastard).
Doch bereits das zweite Stück ist dann schon ganz anders und erinnert sogar entfernt an das schwarze Album von Metallica, jedoch unzugänglicher, interessanter und düsterer. Vor allem die mit Sitar (oder einem ähnlich klingenden Instrument) beginnende, ruhige, aber sich immer mehr steigernde Einleitung ist fantastisch!
mit dem dritten Stück wird es dann sogar sehr "doomig", was man so von der Band auch noch nicht kannte. Man merkt spätestens hier, Atmosphäre wird auf diesem Album - trotz aller Technik - vor allem im Gegensatz zum (bis auf den letzten Song) recht kühlen (aber beileibe auch nicht schwachen) Vorgängeralbum groß geschrieben. Der Gesang ist teilweise auch sehr außergewöhnlich und abwechslungsreich, aber immer zur düsteren Stimmung des Stücks passend.
Stworzyłem Piękne Rzecz bietet dann wieder etwas bewährteren Power/Thrash Metal, der allerdings diesmal deutlich unspektakulärer daherkommt als der Opener und durch nervige Geräusche/Sprechgesang im Mittelteil etwas gestört wird.
Mit Slodki Krem wird's dann wieder außergewöhnlicher und düsterer. Vor allem der Aufbau ist sehr spannend und unheilverkündend und auch sonst ist es ein mehr als guter Mix aus Doom, Power und (Midtempo-)Thrash Metal.
Danach folgt mit Wierzę ein zehminütiges Stück, das mal doomig (BLACK SABBATH lassen im Riffbereich teilweise deutlich grüßen), mal groovig klingt und trotz der Länge und durchgehendem Midtempo auch nicht langweilig wird. Vor allem das stimmungsvolle Solo in dem ruhigen Part, der ins Finale (mit METALLICA-Gedächtnis-Lead) überleitet ist ganz groß!
Das vorletzte Stück beginnt dann mit einem heftigen Gitarrenriff in bester ICED EARTH Manier (Night Of The Stormrider-Phase) und bietet wieder technischen Thrash mit mehr Geschwindigkeit, die allerdings im Refrain immer wieder gedrosselt wird. Dieses Stück klingt (ähnlich wie der Opener und Track Nr. 4) am ehesten wie eine modernisierte Version des Stils des großartigen zweiten Albums.
Zum Abschluss bekommt man dann noch mal über neun Minuten lang etwas ganz anderes zu hören: eine ruhige, sehr lange Einleitung gipfelt tatsächlich in einem Death-Doom-Stück!
Bleibt zu sagen, dass dies sicher nicht das zugänglichste Album der Band ist, aber vielleicht das interessanteste und eigenständigste, sicher aber das letzte richtig gute.
Wer eine gewisse stilistische Offenheit besitzt und sich die Mühe gibt, sich mit diesem düsteren Werk auseinanderzusetzen, wird es nicht bereuen!


Noch im selben Jahr gab es eine Maxi-CD, Bądż Wariatem - Zagraj Z Katem (ebenfalls als Kassette veröffentlicht), die jedoch komplett überflüssig ist. Enthalten sind lediglich eine gekürzte Version von Płacz Skrtobójzy vom Vorgängeralbum, sowie langweilige Industrial-Remixes von selbigem und Wierzę (ebenfalls ursprünglich vom 96er Album). Einzig neuer Song ist hier das ruhige und kurze Trzeba Zasnąc, das aber in anderer Form auch ans Ende des folgenden Albums gepackt wurde. CD wie Tape liegen übrigens noch ein Extra-Booklet mit Spiel auf der Rückseite bei. Trotzdem kann ich hier nur sagen (falls überhaupt mal gesichtet): Finger weg!

Bereits im Folgejahr kam Syderzce Zwierczadło raus, welches im Opener zwar instrumental noch sehr geil beginnt, aber hier vom Gesang her oft nervt, was aber zum Teil wohl auch daher kommt, dass der Gesang viel zu weit in den Vordergrund gemischt ist und die Gitarren etwas drucklos im Hintergrund agieren. Bis auf einige Ausnahmen wirken die Stücke für mich leider auch wie B-Seiten Material des Vorgängers. Wobei man auch hier der Band Können und Eigenständigkeit absolut nicht absprechen kann, aber die meisten Songs zünden bei mir einfach nicht so richtig und sind oft auch im Aufbau weniger spannend als auf dem 96er Album oder den früheren Scheiben. Im dritten Song gefallen mir die Gesangslinien immerhin sehr gut, die es in dieser Form wohl nur von KAT gibt, und auch instrumental weiß das Stück zu gefallen. Mit lauter abgemischten Gitarren wäre die Wirkung aber noch deutlich besser. Auch der sehr düstere und ebenfalls extrem eigenständige Titelsong weiß (bis auf das erwähnte Soundmanko) zu gefallen. Ein ruhiges, kurzes Instrumental (hätte glatt auf Ballady stehen können) bildet außerdem noch einen der wenigen Lichtblicke auf dieser Scheibe. Oczy Stońc wäre ohne den Gröhlgesang im Strophenteil auch noch ein recht guter Song. Das abschließende Trzeb A Zasnąć ist in der ersten (schönen) Hälfte wohl der ruhigste Song der Bandgeschichte, dann kommt noch einmal das Intro des ersten Songs, welches sich mit ruhigen Passagen und Schweinegrunzen abwechselt und den zwiespältigen, merkwürdigen Charakter dieses Albums ganz gut repräsentiert.

Das bisher letzte Lebenszeichen hört auf den Namen Mind Cannibals (2005) und muss leider ohne Originalsänger Roman Kostrzewski auskommen. Außerdem gab es noch weitere Besetzungswechsel, sodass von den Vorgängerscheiben nur noch Piotr Luczyk und Krzysztof Oset übrig geblieben sind (und somit nur noch ein Originalmitglied). Musikalisch hat das Album selbst mit dem direkten Vorgänger nur noch marginal etwas zu tun und ist deutlich grooviger, kommerzieller und weniger eigenständig ausgefallen. Bei (den trotzdem eher mittelmäßigen) Light Or Hell und Puppets On The Strings hört man, vom Gesang mal abgesehen, noch ein wenig den Stil der Band (von den letzten beiden Alben) heraus, ansonsten ist das hier eine komplett andere Band (die sich zwar auf den meisten vorherigen Alben auch schon deutlich gewandelt, aber immer eine große Eigenständigkeit bewahrt hatte). Ich werde hier nicht auf einzelne Songs eingehen, da ich das Album als Zeitverschwendung betrachte. Uninvited Guest und (die nette Halbballade) I've Been Waiting könnte man noch hervorheben, als Komplettist kann man sich die Stücke durchaus geben, wenn man dabei nicht an die Highlights der Band denkt. Überwiegend regiert hier aber teils recht melodischer und dennoch irgendwie austauschbarer und langweiliger Groove Metal.
Wirklich nur für beinharte Komplettisten!

Der Originalsänger macht seitdem übrigens zusammen mit dem Originaldrummer unter KAT & ROMAN KOSTRZEWSKY weiter, hat bisher aber nur ein Album, Biało - Czarna, veröffentlicht (2011) und tritt meines Wissens vor allem live in Erscheinung. Die Stücke kann man sich komplett auf Youtube anhören, sind zwar (bis auf den Opener) besser als Mind Cannibals, aber auch nicht wirklich toll (bis auf letzte Stück vielleicht). Den Sänger erkennt man auch teilweise gar nicht wieder. Wer die Scheibe dennoch haben will, bekommt sie im Moment noch günstig (7,99 Euro) im Amazon Marketplace.