Plattenhändler unter Druck: Vinyl-Versand wird teurer

Zum 1. Juli führt die Deutsche Post neue Maße bei der Warenpost ein. Für Plattenhändler sind die ein großes Problem, denn Vinylplatten können sie nun nicht mehr in leichten Papp-Mappen verschicken. Es bleibt nur noch das Paket - und das ist teuer.
Das Versenden von Vinylplatten ins Nicht-EU-Ausland wird ab dem 1. Juli richtig teuer. Grund dafür sind neue Maße für internationale Warenpost, die die Deutsche Post nun einführt. Musiker, Labels und auch Plattenhändler setzt das massiv unter Druck, denn die neuen Maße sind schlichtweg zu klein für den Versand von LPs. Das Verschicken in beispielsweise die USA oder Australien geht ab Anfang Juli ordentlich ins Geld, denn den Händlern bleibt nichts weiter übrig als der Griff zum DHL-Paket.
Neue Maße bei Warenpost: Plattenhändler bangen um Existenz
Mit einer Online-Petition wenden sich zahlreiche Plattenhändler aktuell an die Deutsche Post, aber auch an die Politik. Sie sehen sich in ihrer Existenz bedroht, da sie einen beträchtlichen Teil ihres Umsatzes nicht nur im Laden, sondern auch durch den Online-Handel machen.
Einer von ihnen ist Sebastian Wiedemann. Er hat einen kleinen Plattenladen unterhalb der Nürnberger Burg. Hier wühlt sich vor allem Stammpublikum durch die zahlreichen Vinylscheiben und findet immer wieder den einen oder anderen Schatz für die heimische Sammlung. Hier finden Nostalgiker alles, von der Bibi Blocksberg-Kassette bis zur Punkrock-Platte. Doch auch ganz entgegen dem Oldschool-Trend findet ein großer Teil seines Geschäfts online statt, sagt Sebastian Wiedemann.
Umsatzeinbußen durch hohe Versandkosten
Von den momentan noch erlaubten Versandmappen, extra für Vinylplatten, hat Wiedemann tausende vorrätig. "Aktuell perfekt, die Dinger sind stabil, wenn man sie schön verpackt. Da passiert ganz, ganz selten was, außer der Zusteller fährt wieder mit dem Gabelstapler drüber, hatte ich auch schon, oder die Sortieranlage frisst es, aber sagen wir mal 99,8 Prozent der Sendungen kommen wohlbehalten an." Doch ab Juli gehört diese Art des Versands ins Nicht-EU-Ausland der Geschichte an. Für Sebastian Wiedemann reißt das ein Loch in die Kasse. "Das macht im Jahr an Umsatz schon ein paar Tausende aus, das läppert sich schon zusammen. Da muss 'ne alte Omi viel für stricken, um das wieder auszugleichen."
Versand übersteigt Plattenwert um ein Vielfaches
Der Versand via DHL wird laut Wiedemann um ein Vielfaches teurer werden. Er geht nicht davon aus, dass Kunden bereit sein werden, so viel Geld zu bezahlen, zumal der Versand künftig in der Regel wohl drei bis vier mal so teuer sein wird, wie die Platte selbst wert ist. Da kommen beim Plattenladen-Betreiber natürlich Sorgen auf. "Es wird einem schon mulmig, da wird’s wirklich exorbitant teuer. Um jetzt mal ein Beispiel zu nennen: Wenn ich jetzt eine Platte in die USA zum Beispiel verschicke, versichert, als Warensendung Einschreiben, dann kostet mich das 8,50 Euro. Und ab dem 1.7. sind wir dann bei knapp 36 Euro."
Nürnberger Plattenhändler: Frustriert, aber nicht hoffnungslos
Für Dimitrios Karapanos macht der Online-Versand genauso wie für Sebastian Wiedemann einen Großteil seines Umsatzes aus. Der Blick in die Zukunft bereitet ihm große Sorgen, auch wenn er, wie er sagt, immer versucht optimistisch zu bleiben. "Wenn ich daran denke, dass mein Laden mich mehr sieht als meine Familie, mein Plattenladen ist für mich mein Wohnzimmer, wo ich mich mit meinen Freunden treffen kann. Für uns Musik-Freaks ist es wie unsere Kirche, unsere Religion und ich werde alles machen, um meinen Laden weiterzuführen."
Auch Liebe zum Vinyl hat ihre Grenzen
Sein Laden ist Anlaufpunkt für Musikfanatiker, deren Leidenschaft für Vinyl keine Grenzen zu haben scheint. So auch bei Stammkunde Werner: "Es ist ein Hobby und das kann man nicht rational gewichten, überhaupt nicht. Weil mir kann keiner erzählen, warum man bereit sein sollte für eine LP dreitausend Euro auf den Tisch zu legen. Das wird sich mir nie erschließen." Allerdings ergänzt er lachend: "Wobei, es gibt ein paar Alben, wo ich das sogar machen würde."
Die Liebe zu Vinyl ist groß, aber bei hohen Versandkosten, wie sie die Deutsche Post nun plant, hat selbst Stammkunde Werner - wie viele andere Plattensammler bestimmt auch - eine gewisse Schmerzgrenze. "Vierzig Euro für den Versand steht in keinem Verhältnis zum Wert der Platten. Also wenn die Platte 500 Euro wert ist und ich zahle 40 Euro, ist es ok. Aber andersrum nicht."
Konkurrenz auf dem Online-Markt ist enorm
Von der Deutschen Post heißt es, die Neuanpassungen seien wegen steigender Kosten notwendig gewesen. In Einzelfällen könne man aber, abhängig von Versandmenge, individuelle Angebote aushandeln. Nach Entlastung für kleine Plattenläden, die mit Schwergewichten wie Amazon und Co., aber auch mit Händlern aus den EU-Nachbarländern auf dem Online-Markt konkurrieren, klingt das allerdings nicht. Dimitrios Karapanos geht nicht davon aus, dass die Post den Plattenhändlern entgegenkommen wird. "Sie kennen das Problem, aber es ist ihnen egal", lautet sein Fazit.
Quelle: BR24 / Kultur
Das Versenden von Vinylplatten ins Nicht-EU-Ausland wird ab dem 1. Juli richtig teuer. Grund dafür sind neue Maße für internationale Warenpost, die die Deutsche Post nun einführt. Musiker, Labels und auch Plattenhändler setzt das massiv unter Druck, denn die neuen Maße sind schlichtweg zu klein für den Versand von LPs. Das Verschicken in beispielsweise die USA oder Australien geht ab Anfang Juli ordentlich ins Geld, denn den Händlern bleibt nichts weiter übrig als der Griff zum DHL-Paket.
Neue Maße bei Warenpost: Plattenhändler bangen um Existenz
Mit einer Online-Petition wenden sich zahlreiche Plattenhändler aktuell an die Deutsche Post, aber auch an die Politik. Sie sehen sich in ihrer Existenz bedroht, da sie einen beträchtlichen Teil ihres Umsatzes nicht nur im Laden, sondern auch durch den Online-Handel machen.
Einer von ihnen ist Sebastian Wiedemann. Er hat einen kleinen Plattenladen unterhalb der Nürnberger Burg. Hier wühlt sich vor allem Stammpublikum durch die zahlreichen Vinylscheiben und findet immer wieder den einen oder anderen Schatz für die heimische Sammlung. Hier finden Nostalgiker alles, von der Bibi Blocksberg-Kassette bis zur Punkrock-Platte. Doch auch ganz entgegen dem Oldschool-Trend findet ein großer Teil seines Geschäfts online statt, sagt Sebastian Wiedemann.
Umsatzeinbußen durch hohe Versandkosten
Von den momentan noch erlaubten Versandmappen, extra für Vinylplatten, hat Wiedemann tausende vorrätig. "Aktuell perfekt, die Dinger sind stabil, wenn man sie schön verpackt. Da passiert ganz, ganz selten was, außer der Zusteller fährt wieder mit dem Gabelstapler drüber, hatte ich auch schon, oder die Sortieranlage frisst es, aber sagen wir mal 99,8 Prozent der Sendungen kommen wohlbehalten an." Doch ab Juli gehört diese Art des Versands ins Nicht-EU-Ausland der Geschichte an. Für Sebastian Wiedemann reißt das ein Loch in die Kasse. "Das macht im Jahr an Umsatz schon ein paar Tausende aus, das läppert sich schon zusammen. Da muss 'ne alte Omi viel für stricken, um das wieder auszugleichen."
Versand übersteigt Plattenwert um ein Vielfaches
Der Versand via DHL wird laut Wiedemann um ein Vielfaches teurer werden. Er geht nicht davon aus, dass Kunden bereit sein werden, so viel Geld zu bezahlen, zumal der Versand künftig in der Regel wohl drei bis vier mal so teuer sein wird, wie die Platte selbst wert ist. Da kommen beim Plattenladen-Betreiber natürlich Sorgen auf. "Es wird einem schon mulmig, da wird’s wirklich exorbitant teuer. Um jetzt mal ein Beispiel zu nennen: Wenn ich jetzt eine Platte in die USA zum Beispiel verschicke, versichert, als Warensendung Einschreiben, dann kostet mich das 8,50 Euro. Und ab dem 1.7. sind wir dann bei knapp 36 Euro."
Nürnberger Plattenhändler: Frustriert, aber nicht hoffnungslos
Für Dimitrios Karapanos macht der Online-Versand genauso wie für Sebastian Wiedemann einen Großteil seines Umsatzes aus. Der Blick in die Zukunft bereitet ihm große Sorgen, auch wenn er, wie er sagt, immer versucht optimistisch zu bleiben. "Wenn ich daran denke, dass mein Laden mich mehr sieht als meine Familie, mein Plattenladen ist für mich mein Wohnzimmer, wo ich mich mit meinen Freunden treffen kann. Für uns Musik-Freaks ist es wie unsere Kirche, unsere Religion und ich werde alles machen, um meinen Laden weiterzuführen."
Auch Liebe zum Vinyl hat ihre Grenzen
Sein Laden ist Anlaufpunkt für Musikfanatiker, deren Leidenschaft für Vinyl keine Grenzen zu haben scheint. So auch bei Stammkunde Werner: "Es ist ein Hobby und das kann man nicht rational gewichten, überhaupt nicht. Weil mir kann keiner erzählen, warum man bereit sein sollte für eine LP dreitausend Euro auf den Tisch zu legen. Das wird sich mir nie erschließen." Allerdings ergänzt er lachend: "Wobei, es gibt ein paar Alben, wo ich das sogar machen würde."
Die Liebe zu Vinyl ist groß, aber bei hohen Versandkosten, wie sie die Deutsche Post nun plant, hat selbst Stammkunde Werner - wie viele andere Plattensammler bestimmt auch - eine gewisse Schmerzgrenze. "Vierzig Euro für den Versand steht in keinem Verhältnis zum Wert der Platten. Also wenn die Platte 500 Euro wert ist und ich zahle 40 Euro, ist es ok. Aber andersrum nicht."
Konkurrenz auf dem Online-Markt ist enorm
Von der Deutschen Post heißt es, die Neuanpassungen seien wegen steigender Kosten notwendig gewesen. In Einzelfällen könne man aber, abhängig von Versandmenge, individuelle Angebote aushandeln. Nach Entlastung für kleine Plattenläden, die mit Schwergewichten wie Amazon und Co., aber auch mit Händlern aus den EU-Nachbarländern auf dem Online-Markt konkurrieren, klingt das allerdings nicht. Dimitrios Karapanos geht nicht davon aus, dass die Post den Plattenhändlern entgegenkommen wird. "Sie kennen das Problem, aber es ist ihnen egal", lautet sein Fazit.
Quelle: BR24 / Kultur