Mythological Cold Towers : The vanished Panthe

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Beitragvon Irish Coffee » 11. Dezember 2005, 11:51

Brasilianische Bands fallen eigentlich immer durch Wildheit und eine ungestüme Art auf, selbst eigentlich sehr kontrolliert hyperspeedige Bands wie Krisiun (08/15 Ultradeath für mich). Aber eine solch pompös – eisige Truppe wie Mythological Cold Towers erwartet man einfach nicht, das wäre was für Schweden oder Norwegen. Das Album klingt mir sehr roh und derb, wird aber mit majestätischen Synthies und Chören aufgeputscht. Fünf Stücke sind hier vertreten, die allesamt sehr lang, neun Minuten plus, daher auch sehr verspielt und verwinkelt sind. Doomdeath ist sicherlich keine Fehlbenennung, aber MCT sind mehr als das. Die Grundeingängigkeit ist oft nicht gering, gerade durch den Keyboardpomp verursacht, allerdings stört es nicht so sehr, die Band driftet nicht in zu kitschige Gefilde ab, wie bei vielen ihrer Kollegen geschehen. Der Leadgesang ist und bleibt deathig, einige eher beschwörend gesprochene Passagen fallen da nicht raus, die Gitarrenleads und – soli haben einen verstörenden Ausdruck und sind doch immens schön, betörend und erhaben, erzeugen eine fast schon sakral zu nennende Stimmung. Beim ersten oberflächlichen Anhören dachte ich an „just another Doomdeathband“, nein zum Teufel, was auch immer MTC hier tun, da ist Hingabe und Leidenschaft im Spiel. Viele einprägsame, sehr inspirierte Riffs stehen auf dem Album, flankiert von Elementen, die wohlbekannt klingen mögen und sich doch nicht negativ auf das Gesamtbild auswirken. Soll ich Vergleiche anstellen? Hab ich Lust dazu? Klirrend epische Bathory treffen auf frühe Paradise Lost und symphonischen Blackmetal a la Bal Sagoth in zäher Kaugummimanier? Alles Unfug. Das hier lässt keinen Vergleich bestehen. Allein der manische Gebrauch der Stimme ist ehrfurchterweckend. Statt Triggerdrums gibt es ein natürliches Schlagzeug und sogar Paukenschläge, der Schlachtentrommler liebt die Beckenarbeit. Für irgendwelche „TRUE“ Fraktionen werden Mythological Cold Towers sicher eine gewaltige Menge Angriffspunkte bieten, aber egal, Inspiration siegt letztendlich. Trendy ist das hier niemals. Vielleicht ein wenig überladen, vom Sound her auch etwas breiig, aber das verstärkt die Boshaftigkeit dieser Musik eigentlich noch. Durchdringt diese Songs, lasst sie auf Euch einwirken, bald schon steht Ihr mitten in diesem musikalischen Kraftstrom. Wie ich schon sagte, einige Parts wirken etwas bieder, werden aber von der Masse an mitreißenden Passagen fortgeschwemmt, bevor sie eine zerstörerische Wirkung entfalten können. Dieses Album ist sicherlich nicht mit einem Hördurchlauf abgehandelt, wieder und wieder muß es im Player rotieren, bevor man aller bezaubernder Details gewahr wird. Puuh, schwierige Scheibe. Emperor auf zähflüssig, Bathory auf Bombast, wie auch immer, schlecht ist es nicht, ganz und gar nicht. Die langen Tracks schreien nach intensivem Zuhören und da fallen einem dann gerade bei den letzten beiden Songs doch standardmässige Elemente auf, aber auch das passt. Insgesamt ein Album mit vielen Tollen Momenten, nicht innovativ, aber schmissig und frisch ohne Geknüppel! Und wie gesagt, die gemütsverdrehenden Leads können alles.

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Sascha, 2005
Odins wilde Krieger aus dem Norden kehren wieder. Abgerissen und zerschlissen, dennoch ungebrochen. Holstein, Deine Helden wollen sich zu Worte melden. Voller Stolz und voller Wut, hier wird gestanden, nicht gekrochen.
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