Natürlich, niemand ist unfehlbar, aber was sich da ein Schreiberling aus Deutschlands größtem “METAL” – Magazin erlaubt hat, ist mal wieder ein Faux Pas pur und ein Beweis dafür, daß es gut ist, diesen Mann selbst nicht musizieren zu sehen. Mit „Buried in Time“ liegt mir nach etwa dreieinhalb Jahren wieder ein Album der italienischen Death / Black / Horror / Heavymetaller Mortuary Drape vor, die sich bereits vor etwa 20 Jahren gründeten und seit dem 93er „Into the drape“ Debütminialbum diverse Scheiben in diversen Line Ups, einzig Frontgrunzer „Wilderness Perversion“ ist konstant dabei, veröffentlicht haben. Dieses in die Rolle der „Arschbombe“ zu zwängen zeugt von Unverständnis. Die Leistungen der Band als aber als primitiv und nichtskönnerisch darzustellen grenzt an Debilität. Nun aber genug des Schimpfens und sich um die Musik gekümmert. Das Organ von „Wilderness Perversion“ macht dem urigen Pseudonym alle ehre, wobei es kein Extremstgekotze darstellt, sondern eine eigenständige und ehrfurchterweckende düstere Stimme, die einen nicht unerheblichen Wiedererkennungswert besitzt, wie übrigens die gesamte Musik der Band. Mortuary Drape variieren gerne, wirklich hyperschnelle Passagen sucht man vergebens, einige tosende Up Tempo Einlagen finden sich, die eher mittelschnellen Metalsongs aufzulockern. Und schon bohren sich die Riffs in die Ohren, es sind eingängige, nachvollziehbare und mitreißend arrangierte Riffs, denen nicht selten majestätische, bösartige Melodien anhaften. Von dieser Basis aus, das solide treibende Rhythmusfundament soll nicht unerwähnt bleiben, denn hier sitzt jeder Schlag an seinem Platz, donnert sich das italienische Todeskommando durch die eigenwilligen Songs, entfesselt Soli von morbider Eleganz und infernalischer Leidenschaft und bringt derweil die Nackenmuskulatur zum Glühen. Hölle, das hier sind schon fast hitverdächtige Smashersongs, die es im Deathmetalbereich leider viel zu selten in unseren Tagen gibt, da immer noch die meisten Bands lieber höchst extrem, dafür aber vollkommen standardisiert drauflosknüppeln. Das haben Mortuary Drape nicht nötig. Hier ein Keyboardtupfer, da eine dunkle Melodie auf der unverzerrten Gitarre, eine rein atmosphärische Passage schließt sich an und weiter geht es mit straight thrashenden Riffgewittern, das ist der Stoff aus dem die Träume vom Tod sind. Zu eigenwillig vielleicht für die Massen, dafür Kennern ein besonderes Plaisir. Wer sich dieser Scheibe hingibt, wird schon bald darauf nach den älteren Alben der Italiener Ausschau halten und sich diese zulegen, denn jedes Stück Mortuary Drape Historie ist für sich ein kleiner Meilenstein im Bereich des extremen Metals. Und METAL wird bei ihnen großgeschrieben. Ich denke nicht, daß es wie beim Vorgänger „Tolling 13 Knell“ eine Vinylauflage geben wird, aber man soll das Hoffen nie aufgeben. Top Scheibe!
Sascha, 2005