Sacred Metal-Board

Beim Lesen der aktuellen Rockhard Ausgabe ist mir mal wieder aufgefallen wie uninformiert manche namenhafte Musiker bzgl. der Metal Szene sind. Tom Araya wusste von den ganzen Besetzungswechsel im Hause Anthrax nichts. Gene Simmons brachte sogar ein paar Mal seine eigene Diskografie durcheinander und musste vom Jaedike korregiert werden. Gleiches passierte Megadave Mustaine letztens auch in einem Interview. Bruce Dickinson kündigt sogar auf´nem Live Bootleg Wasted Years als Song von der Piece Of Mind an. Kleine Sachen, die jedoch (warum auch immer) grosse Wirkung bei mir zeigen. Und das sind jetzt nur ein paar Beispiele die mir in den den letzten Wochen aufgefallen sind....

Stellt sich also die Frage: Nehmen wir, die Fans, den Metal viel zu ernst, oder nehmen die Bands den Metal nicht ernst genug?

Ich gehe sogar etwas weiter: Ist vielleicht sogar das Image (selbst im Underground) aufgesetzt um mehr zu verkaufen?

Wie soll man sich als "Indianer" mit einer Szene identifizieren, in der die "Häuptlinge" dies nicht mal richtig tun.

Ich glaube ich rege mich nur unnötig auf, hinterfrage zu viel und drifte so langsam in eine Metal Midlife Crisis ab.......und geh´jetzt erstmal Kacken.

Hehe, interessante Idee für eine Diskussion...

Im Moment habe ich nicht so viel dazu beizutragen, aber mir ist bei Gesprächen mit so einigen Bandmitgliedern auch schon öfter aufgefallen, dass ich mich oft deutlich besser auskenne, was Veröffentlichungsjahre und sogar auf den jeweiligen Alben enthaltene Songs angeht.
Gerade letzteres finde ich doch recht merkwürdig da die Bands ja jeden Song bis zur Aufnahme für ein Album sicher Dutzende Male spielen und sich sowas dann im Prozess der Produktion eigentlich auch einprägen müsste. Gut, wenn man schon etliche Alben rausgebracht hat, kann man das noch halbwegs verstehen, aber mir ging das mal mit den Bremern ANCIENT CURSE so, die ja nur zwei offizielle CDs veröffentlicht haben.

Was häufig noch viel gravierender ist, ist die Tatsache, wie wenig sich Mitglieder von (meist bekannteren) Bands oft in der Musikszene auskennen. (METALLICA meinten ja z.B. dass vor "S&M" noch keine Metalband ihre Musik mit Klassik vermischt hat, Snowy Shaw dachte, vor seinem NOTRE DAME Projekt hätte es noch keine Metalband mit der Kombination weiblicher Gesang/extremer Männergesang gegeben, und von Typen wie Joey DeMayo brauchen wir ja gar nicht erst zu reden...)
Ergo: außer bei einigen Underground Bands scheinen Musiker so gut wie nie "Musik-Nerds" zu sein, manchmal noch nicht einmal halbwegs musikinteressiert...

Joey DeMaio hat auf jeden Fall ziemlich viel Ahnung von True Metal.

Tom Araya meinte mal in einem Interview, er wäre zur Hell Awaits Tour (1985) 19 Jahre jung gewesen.
Komischerweise ist er aber Jahrgang 1961. Gibt noch andere Beispiele, in denen Musiker nicht mal ihr eigenes Alter kennen.

Acrylator hat geschrieben:Ergo: außer bei einigen Underground Bands scheinen Musiker so gut wie nie "Musik-Nerds" zu sein, manchmal noch nicht einmal halbwegs musikinteressiert...

Das ist es ja was ich "anprangere".

Wir schmeissen unser Geld aus dem Fenster, besuchen unzählige Konzerte, tragen Bandshirts und tättowieren uns Bandlogos auf die Haut....von Bands, die diese Einstellung nicht haben oder evtl. sogar belächeln.

Und jetzt kommt mir nicht mit "Dann lass es doch einfach sein", haha.

Tja, da sieht man halt, wer die Musik noch des Idealismus wegen macht und wer nur noch seine Verträge erfüllt und die Musik mehr oder weniger nur noch als Instrument dafür benutzt, sein Konto zu füllen.

Nur mit der Araya/Anthrax-Sache: ihm scheints wohl egal zu sein. Ist es mir auch, da ich das Interesse an Ääänßräks total verloren habe.

Hab ich mir auch schon des öfteren gedacht. Es gibt sicher Ausnahmen, aber ich denke die wenigsten Metal-Musiker sind so Metal-Fans wie wir es sind. Ob sie die Fans deswegen gleich belächeln weiß ich nicht, aber bei vielen ist die Musik eben der Job und neben ihrer Bands kennen sie eben noch paar große oder Klassiker und das wars.

Ich denke aber nicht dass man das anklagen muss, ich mein jeder kann hören was er möchte und sich so tief in ne Materie einarbeiten wie er möchte..

In Fanzines wie Snakepit, That's It/That's Metal und anderen fällt doch auch immer wieder auf wie isoliert Metalmusiker oft sind und nichtmal mit Kollegen bekannt sind die 15 Kilometer von ihnen entfernt wohnen. Besonders in den Staaten scheint man sich als Musiker nur für die grossen Namen und die eigene Band zu interessieren. Ausnahmen wie z.B. Howie Bentley gibt's aber zum Glück auch.
In der Korrespondenz mit Bands tippe ich ab und an mal diese oder jene Truppe die für die Band mit der ich gerade schreibe interessant sein könnte oder die mich einfach begeistert. Dann ist es oft zum schmunzeln dass Kommentare zurückkommen wie 'Oh, nie von gehört' oder 'Super, wie bist du denn da drauf gestossen?' Man kann den Undergroundbands nun wirklich keinen Mangel an Idealismus vorwerfen.

Man muss auch mit in Betracht ziehen dass die Zeit die wir Metalfans fürs suchen/kaufen/hören von Musik investieren, bei Musikern selbst ganz einfach für die Band draufgeht. Dann gibt's noch Studium, Arbeit, Familie. Entweder man geht den kreativen Weg oder man bleibt Konsument (okay, manche hier schaffen's beides zu tun, alle Achtung).

Naja viel Schlimmer finde ich solche Musiker, die von der aktuellen Szene überhaupt gar keine Ahnung haben (demzufolge auch keine neuen CD's kaufen) oder Kommentare von sich geben wie: "Privat höre ich gar keinen Metal"

Ist doch egal, ob die Musiker privat Metal hören, solange sie geilen Metal spielen?!

Avenger hat geschrieben:Ist doch egal, ob die Musiker privat Metal hören, solange sie geilen Metal spielen?!

Öhm mir nicht.
Wenn ich die Chance habe, mich mit einem Musiker zu unterhalten, dann möchte ich mich auch gern mit ihm über aktuelle Themen in der Metal-Welt austauschen.

Franko hat geschrieben:

Avenger hat geschrieben:Ist doch egal, ob die Musiker privat Metal hören, solange sie geilen Metal spielen?!

Öhm mir nicht.
Wenn ich die Chance habe, mich mit einem Musiker zu unterhalten, dann möchte ich mich auch gern mit ihm über aktuelle Themen in der Metal-Welt austauschen.

Ich denke im Prinzip ist es vielleicht schon egal, aber doch zumindest sehr seltsam, würde ich sagen. Es sollte doch eigentlich zum Job eines Musikers dazugehören, dass er sich in der Szene, in der er spielt und seine Brötchen verdient, auch einigermaßen auskennt. Dabei sind es gerade die großen Bands, die scheinbar überhaupt keinen Bock haben, mal über den eigenen Tellerrand zu schauen, David DeFeis fällt mir da noch als "gutes" Beispiel ein.

Wenn man etwas mit Leidenschaft tut, muss man sich doch automatisch dafür interessieren, oder irre ich mich da?

General hat geschrieben:Wenn man etwas mit Leidenschaft tut, muss man sich doch automatisch dafür interessieren, oder irre ich mich da?

Eben! Gute Gegenbeispiele sind der Ulle, General, Fabs oder Alain Tecchio, Dean Sternberg oder mein Kumpel Sammy von WOLFS MOON.

Was viel Schlimmeres:
Mein Weibchen hat sich vergriffen und anstatt dem neuen Heavy den Metal Hammer eingetütet, der erste den ich seit 1990 besitze. Da sind es nicht nur die Musiker die keine Ahnung haben (Stafan Kaufmann bewertet Platten und gibt allen Bands mit heftigem Gesang einen Punkt, empfiehlt Lady Gaga und findet die neue Brainstorm sei wie ein Demo produziert), sondern auch Redakteure die wirklich keinen blassen Schimmer besitzen. Die neue Sacred Steel wird dermaßen verrissen, dass ich, würde ich in der Band spielen, dem Redakteur die Fresse polieren müsste. Da stehen einfach nur Beleidigungen und der "Readkteur" agiert ungefähr zehn mal selbstverliebter als Mühlmann in den besten Zeiten. Dazu kommt noch die Beschreibung einer Grillparty (!) bei Winds of Plague und eigentlich ist der Rest auch komplett auf Bravo-Niveau. Nur die Foto Lovestory fehlt, die Sexseiten leider auch :(