

Des Nachts, wenn die Welt ausserhalb meines Fensters langsam zum Erliegen kommt, die Lichter verblassen und auch bei mir das Zimmer nur noch goldgelb von meiner Nachttischlampe erhellt wird und die Stille der Ruhe sich ausbreitet kann man ihn schon hören, den eisigen Wind des nahenden Winters. Pfeifend drĂŒckt er sich durch die Ritzen in den schlecht isolierten Fenstern und ich bin froh eine wĂ€rmende Decke zwischen mir und der unwirtlichen KĂ€lte des Raumes ziehen zu können. WĂ€hrend sich langsam wohlig die WĂ€rme des Tees in HĂ€nden und Bauch unter der Decke ausbreitet schleicht sich langsam ein GefĂŒhl zwischen Wehmut und Geborgenheit, WĂ€rme und Sehnsucht, einsamer Stille und innerer Ruhe heran und fĂŒllt mich angenehm aus.
Ich denke, genau diese GefĂŒhle kennt jeder zu genĂŒge, und eben dieses beschleichen mich mehr als nur einmal beim Hören des 2010 erschienen Albums "De Zwaarte Van Het Doorstane" sowie der leider nur online erschienenen Single "Dwaalur" der HollĂ€nder AKELEI. Beides sind fĂŒr mich die absolute Entdeckung des ausgehenden Jahres 2011 und laufen schon seit Anfang November tĂ€glich, wird hier doch perfekter Herbst-/Winter-Doom mit drei Gitarren zelebriert. Als erstes fallen die tollen Gesangsarrangements auf, vor allem beim Anfang von Dwaalur mit seinem choralen Beginn eindrucksvoll nachzuhören. Und auch dass AKELEI niederlĂ€ndische Texte verwenden macht einen Teil ihrer Magie fĂŒr mich aus, klingt doch alles greifbar nahe, und doch nebulös (tolles Wort

Auch wenn es vielleicht nicht nur einen Durchlauf benötigt, die ĂŒber 10 Minuten langen Kompositionen zu erfassen wird man am ende von einer Vielzahl mitreiĂender Melodien ĂŒberrascht werden. Einzig den Gesang könnte man als Schwachpunkt sehen, doch fĂŒr mich passt der (gewollt?) in den Hintergrund gemischte, eher ferne Gesang prima zum Rest, entsteht doch der Eindruck, vom Nebel umspĂŒlt eine Stimme zu vernehmen, deren Distanz man nicht einschĂ€tzen kann.
Wer etwas mit Warning, Funeral, 3rd & the Mortal und Àhnlichen Bands anfangen kann: auf der Seite der Band kann man sich das 2008er Demo, die Single sowie das erste Album komplett und kostenlos herunterladen. Es lohnt sich garantiert!
http://akelei.bandcamp.com/

Morito Ergo Sum - Moonchild
Noch nicht ganz so warm gewordern bin ich mit der Mutinationalen Gruppe Morito Ergo Sum, ĂŒber die ich schon nach Veröffentlichung des ersten Demos gestolpert bin und mit Spannung das erste Album erwartet habe. Mit Moonchild ist selbiges auch vor 3 Monaten erschienen und schlĂ€gt -leider- in die selbe Kerbe wie sein VorgĂ€nger. Warum leider? Nun, geboten wird hier elegischer Epic Doom mit cleanem Gesang, oder eher leicht gothifizierter Death Doom â ohne Death. So ganz grob die My Dying Bride und While Heaven Wept Ecke. All das ist eigentlich noch gar nicht schlimm. Schlimm ist an diesem Album eher, dass nicht schlimm ist, sprich es fehlt teilweise die Abwechslung, das groĂe ĂŒberraschende Moment. SchmerzerfĂŒllt, dĂŒster-melancholisch und mit groĂen Melodien versehen windet sich das Album durch eine halbe Stunde eigentlich ganz guten Doom und erinnert dabei stimmlich wie musikalisch öfter auch an langsame Griftegard-Momente. Leider ist man von der Emotionalen Tiefe, GröĂe und Reife meilenweit weg, so dass es eher wie eine light-Version der genannten Bands wirkt. Lediglich âThis selfish actâ, das man auf der Bandhomepage anhören kann, sowie das titelgebende King Crimson-Cover wissen Akzente zu setzen und gefallen durchaus.
FĂŒr 10⏠bekommt man eine professionell gepresste und bedruckte CD-R mit Booklet und 3-fach Digipak auf der Homepage der Jungs. Kann man haben
7,5/10

Under the sun â Man of Sorrow
Mike Smail, Dave Roman, Dennis Cornelius. Drei Herren, die in den 90ern den Doom Metal nachhaltig geprĂ€gt und am Leben erhalten haben, die ersten beiden mit Penance, letzterer mit Revelation und spĂ€ter einigen kleineren Projekten. Nach der Auflösung von Penance hat sich das Songwriter-Duo Smail (dr)/Roman (git/b) nun Mister Cornelius als nölig-nĂ€selnden SĂ€nger ins Schiff geholt und eines der tollsten Doom-Alben der letzten beiden Jahre zusammenbebastelt, wobei man musikalisch wie textlich den Kollegen von Place of Skulls deutlich nahekommt, ohne irgendwie nachzuahmen. Wobei man textlich manchmal etwas gefestigter sein sollte, was fĂŒr Manowar heute Schwerter, Titten Bier und BrĂŒderlichkeit ist fĂŒr UTS eben Bibel, Gott, Weihwasser und, immerhin, BrĂŒderlichkeit. Wen das bei alten Trouble nicht gestört hat, kommt hier aber auch drĂŒber weg.
Denn hier wird mal so richtig drauflos geholzt. Wobei âdrauflosgeholztâ eher falsch ist, ist das gesamte Album doch von einem fiebrig mitreiĂenden Groove geprĂ€gt, lebt aber eigentlich viel mehr von seinen tollen Dynamikwechseln, dem warmen, dicken Gitarrenton (einmal mehr PoS-GrĂŒĂe) und Musik zwischen klassischem Sabbath-Doom und 70er-getrĂ€nktem dĂŒsteren Heavy Rock auf der einen und wunderschönen stilvoll bluesig-jazzig swingenden Akustikpassagen. Dem gesamten Album liegt damit ein phantastisch-lĂ€ssiges GefĂŒhl zugrunde, das zwar Doomtypisch dĂŒster, aber wie ein regnerisch-trĂŒber Tag auch mit reichlich Sonnenstrahlen zwischen den Wolken versehen ist. Anspieltipps wĂ€ren das lĂ€ssig-swingende âJoyâ, das dynamisch höchst abwechslungsreiche âTo sleep with angerâ sowie der das Album perfekt umschreibende Opener âStrideâ.
Zu beziehen ist das gute StĂŒck. Kommt als factory made CD, wenn auch nur mit billigem Papp-Klappcover. Aber solange solche Musik drin ist, kann ich damit leben.
9/10 Punkte

Memory Driven â Animus
Nochmal Dennis Cornelius, muss das denn? Ja, das muss, denn Progressiven Doom gibt es ja nun nicht gerade wie Sand am Meer, um so erstaunlicher, dass gerade jener Herr fĂŒr gefĂŒhlt jeden dritten TontrĂ€ger in diesem kleinen aber feinen Nieschlein verantwortlich ist, neben Revelation/Against Nature und Confessor bildet er quasi das dritte Standbein. Da sich im Hause Confessor wieder einmal nichts tu und das Against-Revelation Team im gefĂŒhlten Minutentakt ganz okaye* Alben um sich wirft ist es um so erfreulicher, wenn sich an der Cornelius-Front wieder etwas regt.
Zuerst: Memory Driven sind irgendwie Doom, aber auch nicht. Und modern, und progressiv. Aber so 90er, dass es nicht modern ist. Vor allem aber: anders. Anders als erwartet, anders als letztes Mal, anders als andere. WĂ€hrend das letzte Album noch Dennis' typische Gitarren-Handschrift und seinen markanten Gesang mit mĂ€chtigen Doombrocken, leichten Elektro-EinschĂŒbseln und allerlei merkwĂŒrdigkeiten verband kommt man diesmal fast geradlinig daher. Zumindest was das Konzept angeht, denn diesmal ergibt sich ein Amalgamut aus den krĂ€ftigen RiffschĂŒben mit etwas in's postrockige schielenden Songstrukturen. So finden sich immer wieder kleine Hall-Spielereien, mit dem Ebow ellenlang gezogene Soli und athmosphĂ€risch vertrĂ€umte Schwebestellen werden von vertrackt preschenden Holzhammerriffs umgebĂŒgelt. Der Gesang ist diesmal stellenweise melodischer und weitaus variabler als sonst, vor allem im Tonumfang dĂŒnkt mir hat sich da etwas getan.
Sicher, das hier ist kein Easy-listening Album, dafĂŒr einfach eins weiter nach oben. DafĂŒr wird man hier mit eigenstĂ€ndiger Musik abseits der ausgetrampelten Pfade belohnt, die anders ist, aber nie den reinen Pfad klassischen Dooms verlĂ€sst (Die to Breed, So it seems), ihn aber auf charmante Weise mit genrefremdem wie Postrock (zb der Opener Empty Gesture,Group Departure) oder Prog Metal (A tempt, These aren't the chords...) verfeinert. FĂŒr Corneliusisten ein Muss, fĂŒr Doom Afficionados ein sollte, fĂŒr alle Anderen ein kann, so meine Beurteilung.
9/10
*(Gnade, Cromwell. Aber die letzte Revelation? Ich mein:
