Alt For Norge

Schreibt euch die Finger wund über das große Thema "Metal" - über neue Platten, neue Bands, Konzerte etc.

Moderator: Loomis

Beitragvon Hugin » 1. Oktober 2007, 17:10

Bild

Als Ableger des Darkthrone-Threads, würden mich an dieser Stelle auch mal eure Meinungen zum Thema norwegischer Black Metal vertieft interessieren. Manuel hat im anderen Thread davon gesprochen, dass Darkthrone die einzige Norsk-BM-Band mit Existenzberechtigung post 1994 sei, an anderer Stelle wurde gesagt, dass Darkthrone eine der wenigen ernstzunehmenden BM-Bands der Neunziger sei. Daraus schließ ich natürlich ein Stück weit, dass das Gros der Norwegerbands bei euch nicht ganz so gut weg kommt. Drum würd ich gern mal mit euch zusammen die Legenden, Größen, Epigonen und Plagiate der Szene ein bisschen zerpflücken und sezieren.

Dazu muss ich etwas ausholen und sagen, dass für mich der norwegische Black Metal immer eine ganz, ganz besondere Rolle spielte und für mich lange Zeit meine absolute Lieblingssparte im Metal war. Da war ich wirklich mehr oder minder Fan der ersten Stunde und hab mir schon früh die Debüt-7"-EPs und Demos von diversen Truppen geangelt. Hab das Ganze auch ewig lang verfolgt, eine Zeit lang (ca. 1993-1997) sogar fast ausschließlich, so dass mir das Genre schon extrem nahe steht und sehr wichtig ist. Auch wenn ich nach dem Kauf des Debütdemos der ca. 80. Band aus Norwegen irgendwann mal gemerkt habe, dass ich doch zu viel Zeug gekauft habe, das zu gleich klingt und dann meinen Horizont wieder ausgeweitet habe.

Was mich am Norge-BM fasziniert hat, war natürlich am Anfang als Halbwüchsiger der urböse Ruf, das Geheimnisvolle, die Fanzines mit den völlig bekloppten Intis, die damals total ernst verstanden wurden (und teilweise auch gemeint waren). Doch das hat schnell nachgelassen. Was mich noch immer beeindruckt ist zum einen, dass es in dem objektiv betrachtet doch recht kleinen Land unheimlich viele wegweisende Truppen gab, von welchen die meisten auch recht lange und nachhaltig aktiv waren und weitestgehend noch sind.

Als nächstes bleibt die Erkenntnis, dass die Szene sich sehr weit entwickelt hat und Nährboden für jede Menge intelligente Kunst, Progressivität und Avantgardismus wurde, was man bei den ungestümen bis kriminellen Anfängen kaum vermuten hätte können. Ich halt die Szene insgesamt nach wie für die wichtigste metal-historische Entwicklung der Neunziger, einer Zeit, in der sonst in rebus metallis nicht viel ging.

Dann legt mal los und erzählt frei von der Leber weg, wie beschissen oder genial ihr das alles findet, welche Bands und Alben ihr gern habt, für wichtig oder wegweisend haltet usw... Ich werd mich dann auch dazu einmischen;
"It takes a thousand fans from any other band to make one Manowarrior!"
- Sir Dr. Joey DeMaio, 2012

Primitivsoundkunst: http://www.morbid-alcoholica.com/

2016 A.Y.P.S. = 0 A.R.C.U.
Benutzeravatar
Hugin
Leather Lucifer
 
 
Beiträge: 8241
Registriert: 8. November 2004, 01:27
Wohnort: Svabia Patria Aeterna


Beitragvon Goatstorm » 1. Oktober 2007, 18:36

Ich denke, wir haben ohnehin eine sehr ähnliche musikalische Biographie, weil bei mir lag zwischen 1992 und 1995/96 der Fokus auch ziemlich stark auf Black Metal. Bei mir waren's auch das Geheimnisvolle, das die Bands in der ersten Zeit umgab, die bösen Fotos, die ja damals noch wirklich neu und ungewöhnlich waren, und natürlich die ganze Okkult-/Satansästhetik, mit der man sich in einem katholischen Ort in der Oberpfalz natürlich tierisch abgrenzen kann.

Heute bin ich tatsächlich der Meinung, dass sich der Großteil der Bands nach den ersten Platten hätte auflösen sollen. Mit Black Metal hatte das dann nix mehr zu tun, eher mit Muppet Show, und das "Progressive" und "Avantgardistische", das manche Bands, die sich von ihren BM-Wurzeln "weiterentwickelt" haben, für sich beanspruchen halte ich freundlich ausgedrückt für prätentiösen Ballast, unfreundlich ausgedrückt für pseudointellektuellen Kitsch.

Ein paar Bands (ich beschränk mich mal auf die Großen):

EMPEROR: die MLP und die ersten beiden Platten genredefinierende Meisterwerke, danach selbstverliebter, unterkühlter Prog. Vor allem die dritte ist ganz übel.

IMMORTAL: "Diabolical Fullmoon Mysticism" und "Pure Holocaust" wirkten schon bitterböse und haben wahrscheinlich den High Speed Black Metal mitinitiiert. Eiskalte Atmosphäre und ein paar echte Hits. Danach nur noch Muppet-Show.

SATYRICON: die ersten drei sind klasse. Ab "Rebel Extravaganza" ging's bergab und die letzten beiden waren nur noch ein Haufen Blödsinn.

BURZUM: uiuiui, jetzt wird's kritisch... die ersten Sachen halt ich für überschätzt, die "Filosofem" ist dafür eine meine Lieblings-90er BM-Scheiben. Was danach kam, ist eh für die Katz.

MAYHEM: Fand ich von der ersten bis zur letzten Platte völlig überschätzt. Mag sein, dass Euronymous ein paar Kids zum musizieren gebracht hat, aber was an der Band so toll sein soll, hab ich schon damals nicht verstanden. "Freezing moon" ist cool, okay...

ULVER: Die Trilogie ist in Sachen BM ganz vorne bei mir dabei. Eine der wenigen wirklich intelligenten Bands. Das Elektro-Zeugs, was danach kam, ist dafür auch wieder für die Katz.

ARCTURUS: Auch wenn's kein richtiger Black Metal ist, ist die "Aspera Hiems Sinfonia" in Sachen Norwegen-Extrem-Metal mein Favorit. Wahrscheinlich, weil sie so nah am traditionellen Metal dran ist. Die hochgelobte "Masquerade Infernale" halte ich für völlig überschätzt, die dritte ist dann wieder super, allerdings überhaupt kein Black Metal mehr und die vierte war dann völlig uninteressant, weil Garm am Gesang durch diese Dimmu Borgir-Heulboje ersetzt wurde.

DIMMU BORGIR: Die ersten beiden hatten tatsächlich ihre netten Momente, aber für das, was sie mit "Enthrone Darkness Triumphant" angerichtet haben, müsste man sie mit Zaunlatten verprügeln. Alles was danach kam, ist einfach nur lächerlich aufgeblasener Bombast.
Sblood, thou stinkard, I’ll learn ye how to gust … wolde ye swynke me thilke wys?
Benutzeravatar
Goatstorm
Poster der Woche
 
 
Beiträge: 7778
Registriert: 9. November 2005, 13:24
Wohnort: An den Feuern der Leyermark


Beitragvon Hugin » 1. Oktober 2007, 19:05

Jau, stimmt, ist mir auch schon öfters aufgefallen, dass wir viele Überschneidungen haben. Ich kann mich halt noch gut erinnern, als ich so irgendwann 1991/1992 die ersten Scheiben von Burzum, Mayhem und Darkthrone bekommen hab, wie versteinert im Kinderzimmer saß und nicht fassen konnte, dass es sowas gibt. War schon krass damals. *g*

Ich war zwar im ebenso katholischen Oberschwaben zwar nie ein Rebell, aber ich war damals aufgrund einiger sehr negativer Erlebnisse ziemlich mies und misanthropisch drauf, so dass mich das Zeug damals schon sehr gefesselt hat.

Goatstorm hat geschrieben:Heute bin ich tatsächlich der Meinung, dass sich der Großteil der Bands nach den ersten Platten hätte auflösen sollen.

Jau, in dem Punkt unterscheiden wir uns öfters mal. Egal, ob man das jetzt positiv ("treue Seele") oder negativ ("höriger Fanboy") werten will: Ich konnt irgendwie fast immer allen Entwicklungen meiner Lieblingsbands folgen. Nicht nur im BM, sondern allgemein. Ich bin zwar totaler Old-School-Freak, aber genauso auch verrückt nach Avantgarde. Muss halt irgendwie originell sein, dann passt's bei mir schon. Ob's dann noch BM im eigentlichen Sinn ist, oder nicht, ist mir dann eher egal.

EMPEROR:
Da sind wir uns ein Stück weit einig. Richtig verehren tue ich die auch nur bis einschließlich "Anthems". Die Alben danach haben mich zwar aufgrund ihrer Komplexität beeindruckt, aber emotional nie so richtig berührt. Alles bis "Anthems" ist aber göttlich. Allein "I Am The Black Wizards" regiert die Welt.

IMMORTAL:
Versteh die Muppet-Show-Einwände, wobei ich vor allem "At The Heart Of Winter" mächtigst großartig finde. Dämliches Outfit hin oder her.

SATYRICON:
Von denen hab ich mich auch spätestens ab "Rebel Extravaganza" etwas entfremdet. Ich find's immer noch gut, aber wie bei EMPEROR fehlt mir der emotionale Zugang ein Stück weit. Bei Volcano ging's ganz gut, aber Rebel und Now Diabolical hab ich leichte Probleme.

BURZUM:
Ich find die ersten fünf (also inkl. Aske bis zur Filosofem) allesamt völlig einzigartig und genial. Die Ambient-Alben sind - vor allem wegen der Aufmachung und der Texte - interessant, musikalisch ist die erste langweilig, die zweite anstrengend. Emotional geben mir beide eher wenig.

MAYHEM:
Hier find ich vor allem genial, dass sie drei der eigenständigsten BM-Sänger in ihren Reihen hatten und aus den meisten Songs der ziemliche Wahn sprach. Bei neueren Mayhem beeindruckt mich Hellhammer und jeweils ebenfalls der Sänger. Sie sollten aber manchmal etwas songorientierter sein.

ULVER:
Hier bin ich nach der Trilogie ausgestiegen, weil die schon vor meiner Öffnung zu anderen Stilen dem BM abgeschworen hatten. Werd ich mir aber bei Gelegenheit auch mal holen, die neueren Sachen. Die Trilogie ist super.

ARCTURUS:
Die erste ist überragend, die späteren Sachen sehr freakig. Aber super. Mag ich insgesamt sehr gerne. Aber auch ich mag #1 und #3 am liebsten.

DIMMU BORGIR:
Meine Faves sind auch die ersten beiden, aber mit dem Bombast komm ich auch ganz gut klar. Stormblast bleibt aber unerreicht.
"It takes a thousand fans from any other band to make one Manowarrior!"
- Sir Dr. Joey DeMaio, 2012

Primitivsoundkunst: http://www.morbid-alcoholica.com/

2016 A.Y.P.S. = 0 A.R.C.U.
Benutzeravatar
Hugin
Leather Lucifer
 
 
Beiträge: 8241
Registriert: 8. November 2004, 01:27
Wohnort: Svabia Patria Aeterna


Beitragvon ravaging » 2. Oktober 2007, 14:40

Darkthrones "Panzerfaust" stellt für mich wohl das nonplusultra Album im Bereich Black Metal dar. Unglaublich intensiv und beeindruckend musikalisch (nein, keine Ironie!).
Immortal werden lustigerweise für mich erst ab inkl. "At The Heart Of Winter" interessant. Was z.B. auf "SOND" zu hören ist, ist für mich die logische Weiterentwicklung des Black Metal Sounds und ich finde es gut, dass sich Immortal nicht absichtlich in Hinblick auf Spieltechnik und Produktion beschränken.

Andere Bands interessieren mich dann auch nur am Rande, da BM nicht zu meinen bevorzugten Stilen gehört. Dødheimsgards "Monumental Possession", Mayhems "DMDS" sowie Burzums "Hvis Lysset Tar Oss" fand ich auch immer recht gut, wobei ich v.a. Letztere aus bekannten Gründen nicht mehr hören mag.
Tonight the moon is full
Dead rising from their graves
Call up all your friends
It's time to misbehave
Benutzeravatar
ravaging
Prog-Rock-Fan
 
 
Beiträge: 162
Registriert: 24. Februar 2006, 21:55


Beitragvon Goatstorm » 2. Oktober 2007, 19:18

Die "Panzerfaust" ist auch meine Lieblings-Darkthrone.

Norwegen Black-Metal:

1. ARCTURUS - Aspera Hiems Sinfonia
2. ULVER - The Trilogie
3. EMPEROR - Emperor MLP
4. BURZUM - Filosofem
5. DARKTHRONE - Panzerfaust
6. ENSLAVED - Frost (Black Metal?)
7. SOLEFALD - The linear scaffold
8. IN THE WOODS - Heart of the Ages
9. IMMORTAL - Pure Holocaust
10. GORGOROTH - Antichrist
Sblood, thou stinkard, I’ll learn ye how to gust … wolde ye swynke me thilke wys?
Benutzeravatar
Goatstorm
Poster der Woche
 
 
Beiträge: 7778
Registriert: 9. November 2005, 13:24
Wohnort: An den Feuern der Leyermark


Beitragvon Hugin » 3. Oktober 2007, 03:00

Top 10 mit einem Album pro Band? Okay...

01. Darkthrone "A Blaze In The Northern Sky"
02. Burzum "Det Som Engang Var"
03. Mayhem "De Mysteriis Dom Sathanas"
04. Enslaved "Frost"
05. Emperor "Into The Nightside Eclipse"
06. Immortal "At The Heart Of Winter"
07. Gehenna "First Spell"
08. Dødheimsgard "Kronet Til Konge"
09. Hades "Again Shall Be"
10. Isengard "Vinterskygge"
"It takes a thousand fans from any other band to make one Manowarrior!"
- Sir Dr. Joey DeMaio, 2012

Primitivsoundkunst: http://www.morbid-alcoholica.com/

2016 A.Y.P.S. = 0 A.R.C.U.
Benutzeravatar
Hugin
Leather Lucifer
 
 
Beiträge: 8241
Registriert: 8. November 2004, 01:27
Wohnort: Svabia Patria Aeterna


Beitragvon Hugin » 21. Juli 2008, 00:44

In Anbetracht der doch recht geringen Anzahl an Underground-Blackies, die in diesem Forum regelmäßig zu Gange sind, fürchte ich, dass diese Anpreisung nicht auf allzu viel Interesse stoßen wird, aber dennoch, wen es interessieren sollte:

Mit Aldrahn (ex-Dödheimsgard) ist eine der eindrucksvollsten und originellsten Stimmen des norwegischen Black Metals mit einer neuen Band zurück, die auf den Namen THE DEATHTRIP hört und dieses Jahr ihr erstes Demo unters Volk gebracht hat.

Wer das Debüt von DÖDHEIMSGARD "Kronet Til Konge" wie ich zu den besten Black-Metal-Releases überhaupt zählt, der wird hier definitiv auf seine Kosten kommen:

<a href='http://www.myspace.com/thedeathtrip' target='_blank'>http://www.myspace.com/thedeathtrip</a>

Einfach am besten mal in das langsame 'Dynamic Underworld' oder in das sehr old-schoolige 'A Foot In Each Hell' reinhören. Auch wenn der Bandname nach "Plastik Black Metal" klingen mag: Das genaue Gegenteil ist der Fall.

Ich hoffe es kommt bald das Debütalbum, weil ich das Demo infolge Limitierung auf 100 Stück nicht mehr ergattern konnte.
"It takes a thousand fans from any other band to make one Manowarrior!"
- Sir Dr. Joey DeMaio, 2012

Primitivsoundkunst: http://www.morbid-alcoholica.com/

2016 A.Y.P.S. = 0 A.R.C.U.
Benutzeravatar
Hugin
Leather Lucifer
 
 
Beiträge: 8241
Registriert: 8. November 2004, 01:27
Wohnort: Svabia Patria Aeterna



Zurück zu Heavy Metal Universe

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste