von Goatstorm » 13. Juni 2009, 18:05
So, inzwischen die neuen Songs zweimal in voller Länge gehört. Fairerweise muss man zugeben, dass sie nicht wirklich schlecht sind. Der treffendste Vergleich sind wohl die schnellen Songs auf der zweiten Seite von "Warriors of the World" mit der Produktion von "Gods of War". Außerdem schwingt (für Manowar-Verhältnisse) tatsächlich eine Art ähm... "Rock-Vibe" mit. Stichwort: Louder than hell.
"Thunder in the sky" ist durchgehend flott mit Doublebass, die Gitarren changieren zwischen Geschrubbe und offenen Akkorden. Ein schöner ruhiger Zwischenpart mit tollen Eric Adams-Vocals lockert den Song ein wenig auf. Auf Dauer ist das Doppelbass-Geballer und die spärliche Gitarrenarbeit recht monoton - zumal auch die großen Gesangslinien und hymnischen Refrains fehlen - aber mies ist das Lied in jedem Fall nicht. Guter Einstieg.
"Let the gods decide" hätte 1:1 auf Louder than Hell stehen können. Vom Tempo und Aufbau - und teilweise auch den Gesangslinien - erinnert es ziemlich stark an "Number 1". Auch ein paar "Gangshouts" gegen Ende des Songs lassen an "Louder than hell" denken. Von den neuen Songs ist das Stück das "rock'n'rolligste" - natürlich wieder an Manowar-Verhältnissen gemessen.
"Father" ist dagegen rechter Kot. Von einer Zillertaler-Schürzenjäger-Akustikgitarre getragen, singt Eric Adams eine völlig käsige Melodie. Auch der gefühlsduselige Text, die indiskutablen Streichersounds und der banale Songaufbau dürften für feuchte Augen sorgen, wenn sich die Brothers und Sisters of Steel - rein metallbrüderlich-platonisch natürlich - auf der Loreleyleyley in den behaarten Armen liegen. Zum Ende setzen noch verzerrte Gitarren und Schlagzeug ein, alles in allem aber neben "Fight for Freedom" und "Blood Brothers" einer der Tiefpunkte der Banddiskographie. Wer "Courage" schon kitschig fand, wird hier vor Rührung kotzen.
"God or Man" startet recht schnell mit Doublebass, bevor Eric über einer für Manowar experimentellen Passage aus halbakustischen Gitarrenakkorden mit einer schönen Melodie einsetzt. Danach wieder durchgehend Doublebass, allerdings mit - für Manowar-Verhältnisse - überraschend na ja... ähm... "metallischer" Gitarrenarbeit. Der Refrain ist recht einfallslos, aber zwei, drei Gesangsmelodien sind dabei, die das Lied zum insgesamt stärksten auf der EP machen. Hätte von Qualität, Aufbau und Feeling gut zwischen "Hand of Doom" und "House of Death" gepasst.
Der Rest der EP ist ja schon hinreichend bekannt, darum spar ich mir einen Kommentar.
Was übrig bleibt sind also drei solide Lieder, die auf "Louder than hell" zwar nicht hervorgestochen, aber eine gute Figur gemacht hätten. Mehr kann man von der Band heutzutage wohl nicht mehr erwarten. Positiv zu erwähnen sind Erics Gesang (ach was...), der allerdings wegen vieler Standardmelodielinien leider nur selten voll zur Geltung gelangt, und die etwas variablere Gitarrenarbeit, die zumindest wieder ein Fünkchen Rock'n'Roll in die ansonsten einmal mehr völlig sterile und künstlich wirkende Pop-Produktion bringt. Joeys Bass-Sound ist - vor allem verglichen mit dem infernalischen Röhren auf den Frühwerken - nur noch ein schlechter Witz. Anhand der absolut gleichklingenden Präzision der Anschläge, die kein Bassist auf der Welt so zustande bringt, stellt sich die Frage, ob man - um die 16tel in der Bassdrum genauer zu erwischen - hier genauso auf Samples gesetzt hat, wie beim einfallslos programmierten Schlagzeug, das noch nicht mal in den HiHats ein wenig Abwechslung aufweist.
Unterm Strich stehen damit drei gute neue Lieder gegen zwei bereits bekannte und einem Totalausfall + eine Bonus-CD mit 16facher Ausfertigung des Totalausfalls. Manowar 2009 halt...
Sblood, thou stinkard, I’ll learn ye how to gust … wolde ye swynke me thilke wys?