Richtig ist auf jeden Fall, dass er nicht wollte, dass BATHORY live auftritt. Sprich "er selbst mit BATHORY". Vor allem deshalb, weil er zum einen fürchtete, dass die Erwartungen der Fans an BATHORY nicht erfüllt werden könnten, und zum anderen deshalb, weil er selbst keine Befriedigung darin sah, seine Musik auf einer Bühne zu präsentieren. Ich erinnere mich sehr gut an ein Zitat, dass für ihn der Höhepunkt die Studioarbeit sei und alles andere nur Beiwerk oder schlicht lästig. Ob wir daraus - wie ihr beiden das nahelegt - folgern können, dass es ihn zwingend gestört hätte, wenn er gewusst hätte, dass nach seinem Tod ein paar von ihm stark beeinflusste Musiker zu seinen Ehren Liveshows mit BATHORY-Songs machen, das weiß ich nicht. Ich kann es nicht mal erahnen.
Was die "zweite Welle" angeht, weiß ich, dass er sich oft über Leute aus dieser Welle lustig gemacht hat, die sich selbst, seine vermeintliche "Message" und ihre daraus zusammen gesponnene "Ideologie" und die aus ihr resultierenden Taten zu ernst genommen haben. Daran, dass er die Bands und Musiker der zweiten Welle pauschal abgelehnt habe, kann ich mich aber nicht erinnern. Ich will nicht behaupten, dass es keine Äußerungen gegeben haben kann, die in diese Richtung gegangen sind. Ich glaube, dass sich Quorthon nicht im Detail mit allzu vielen Bands aus der Ecke befasst haben dürfte, weil für ihn immer seine Vision im Mittelpunkt stand. Ich kann mir gut vorstellen, dass er bei näherer Befassung etliche Musiker aus diesem Umfeld geschätzt hätte. Es ging ihm, so wie ich die Interviews immer gelesen habe, nicht darum, die zweite Welle zu verdammen, sondern darum klarzustellen, dass viele Anhänger und Akteure dieser Szene ihn falsch verstanden und missinterpretiert haben. Er wollte klarstellen, dass er niemanden dazu aufgefordert oder inspiriert haben wollte, Kirchen anzuzünden, Hamster zu pfählen oder satanistischen Terror zu predigen. Ich glaube aber nicht, dass er ein Problem damit gehabt haben dürfte, dass z.B. Emperor (als Paradebeispiel der zweiten Welle) einen seiner Songs gecovert haben. Wissen kann man natürlich auch das nicht, aber ein Zitat wie das folgende aus "Nordland"-Zeiten legt jedenfalls nicht nahe, dass er die Szene generell verdammt hätte; er hat sich nur nicht besonders dafür interessiert und damit befasst. Wie authentisch das folgende Zitat aus einem Forum ist, weiß ich nicht, aber ich kann mich gut erinnern, sinngemäß identische Statements von ihm in der Presse gelesen zu haben:
"I am afraid I know absolutely nothing of the scene today. I don't read metal press, I don't visit metal web sites, I don't go to concerts and I don't buy any modern records. I try to stay as far away from the scene as possible. I have no knowledge whatsoever of the scene, the bands, the albums or the fashionable sounds or production style of today. But I whish to these bands all the best and welcome them to the scene. We need more new young bands."
Wie auch immer, ich will hier keine Grundsatzdiskussion vom Zaun brechen. Ich finde Tributes insoweit schön, dass sie dazu führen können, dass man sich in größerer Runde gemeinsam an einen großen Einfluss erinnert und sein Erbe feiert. Ob und in wie weit es im vorliegenden Fall ehrlich gemeint ist oder einen würdigen Rahmen hat, möchte ich nicht von der Tastatur aus beurteilen, sondern allenfalls, wenn ich einen Auftritt der "Band" gesehen haben sollte. Der von Rebecca verlinkte Auszug führt nicht dazu, dass ich mich besonders drum schlagen werde TWILIGHT OF THE GODS live zu sehen, weil zumindest auf YouTube die Magie des Songs NULL rüberkommt. Aber ich sehe das nicht allzu ideologisch. Wie schon ganz am Anfang gesagt: Wenn es nur ein paar neue Fans auf das großartige Lebenswerk Quorthons aufmerksam macht, dann hat es einem guten Zweck gedient, und ich gehe stark davon aus, dass das der Fall sein wird.