Fragwürdige Bands auf Metal Archives

Schreibt euch die Finger wund über das große Thema "Metal" - über neue Platten, neue Bands, Konzerte etc.

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Re: Fragwürdige Bands auf Metal Archives

Beitragvon Killmister » 4. Januar 2011, 13:51

Schön formuliert,Herr Hugin-ich gehe konform.PC,mit all ihren Blüten,nervt mich heute oftmals mehr als sachliche "rechte" Argumentation.
Wenn man etwas nicht mag, ist einem weniger davon lieber.
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Re: Fragwürdige Bands auf Metal Archives

Beitragvon Metal Dundee » 4. Januar 2011, 15:25

Hugin hat geschrieben:
Metal Dundee hat geschrieben:
Zudem erstaunt es mich doch ein wenig, wie liberal hier mit dem Thema umgegangen wird, während an anderer Stelle zum Boykott eines Festivals aufgerufen wird (die Rede ist von Armour bei der Skull Fist-Tour) nur weil ein Bandmitglied irgend einer Vorband rechts ist. Oder wie Sabaton zerrissen werden, weil sie es wagen, die Holocaust-Thematik in eine Schunckelmelodie zu verpacken.

Damit kannst du mich nicht meinen, weil ich schon immer uneingeschränkt für Meinungsfreiheit und für Informationsfreiheit war.

Nein, damit hab ich auch nicht dich speziell gemeint. Hab mir jetzt diese Threads auch nicht mehr alle durchgelesen. Ich weiss nur noch, dass diese Themen eben so auch diskutiert wurden.

Wildfire hat geschrieben:Metal Archives als Nazirekrutierungsstation? Sorry, ich finde den Gedanken lächerlich.

Das will ich Metal Archives bestimmt nicht unterstellen.

Grundsätzlich gebe ich euch Beiden ja auch recht und solange man rechtes Gedankengut einfach als Meinungsfreiheit betrachtet ist das ja die eine Sache. Das Problem ist eher, dass viele dieser Leute es eben nicht nur bei ihrer Meinung belassen, sondern diese oftmals mit Gewalt durchsetzen wollen. Natürlich gilt das ja auch für einige radikale Teufeslanbeter. Klar ist es oftmals sehr schwer, die Grenze zu ziehen, was nun erlaubt sein soll und was nicht. Wenn sich aber eine Band ganz klar als NSBM bezeichnet (und es sind solche Bands die mir bei Metal Archives eben aufgefallen sind) dann ist der Fall doch klar, ganz egal, ob die Musiker das nur als plumpe Provokation machen oder wirklich so meinen.
Und Meinungsfreiheit hin oder her, aber ich möchte ja nicht wissen was passiert, wenn ich mit einem Hakenkreuz-Shirt beim KIT auftauchen würde. Ich vermute mal, dass man mich nicht mal reinlassen würde.
Und schliesslich werden ja auch bei anderen Festivals z.B. Händler, welche NSBM anbieten, rausgeworfen. Aber natürlich kann man endlos darüber diskutieren, weshalb man Nazitum verbieten soll und Satanskram - der ja im Grunde genommen nicht weniger menschenverachtend ist - nicht.
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Re: Fragwürdige Bands auf Metal Archives

Beitragvon Siebi » 4. Januar 2011, 15:58

Das Tragen von Nazi-Symbolen in der Öffentlichkeit ist in Deutschland eine Straftat, wenn ich mich recht entsinne.
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Re: Fragwürdige Bands auf Metal Archives

Beitragvon Cromwell » 4. Januar 2011, 16:25

Siebi hat geschrieben:Das Tragen von Nazi-Symbolen in der Öffentlichkeit ist in Deutschland eine Straftat, wenn ich mich recht entsinne.


Ja, Paragraph 86 und 86a StGB. :smile2:

http://dejure.org/gesetze/StGB/86.html
http://dejure.org/gesetze/StGB/86a.html
Und schon wieder geh'n wir zum Chinesen.
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Re: Fragwürdige Bands auf Metal Archives

Beitragvon Metal Dundee » 4. Januar 2011, 16:29

Cromwell hat geschrieben:
Siebi hat geschrieben:Das Tragen von Nazi-Symbolen in der Öffentlichkeit ist in Deutschland eine Straftat, wenn ich mich recht entsinne.


Ja, Paragraph 86 und 86a StGB. :smile2:

http://dejure.org/gesetze/StGB/86.html
http://dejure.org/gesetze/StGB/86a.html


Nicht nur in Deutschland. Auch in der Schweiz. Genauso wie öffentliche Äusserungen, wobei hier das Gesetz nicht besonders konsequent angewendet wird.
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Re: Fragwürdige Bands auf Metal Archives

Beitragvon Hugin » 4. Januar 2011, 16:35

Siebi hat geschrieben:Das Tragen von Nazi-Symbolen in der Öffentlichkeit ist in Deutschland eine Straftat, wenn ich mich recht entsinne.

Jau. Ist es. Die Vorschriften wurden verlinkt. Man beachte aber § 86 Abs. 3 StGB: Ausnahmen gelten für von der Kunstfreiheit, der Wissenschaft u.ä. gedeckte Betätigungen. Das ist natürlich immer eine Gratwanderung und riskant. Stichwort: "Durchgestrichenes HK". Auch eine "Bühnenperson" wird man anders zu bewerten haben als einen Passanten. Wenn z.B. Hoest sich ein HK auf die Brust malt, wenn er in Essen auftritt, dann wird man unter Umständen noch davon ausgehen müssen, dass das von der Kunstfreiheit umfasst ist. Denn was unterscheidet ihn letztlich von einem Edward Norton in "American History X", der ebenfalls den bösen Nazi spielt? Kennt ihr seine innere Einstellung zum Thema? Wenn dagegen ein Konzertbesucher ein entsprechendes T-Shirt trägt, dann wird er Schwierigkeiten haben, den Richter davon zu überzeugen, dass das Ausdruck seiner künstlerischen Betätigung war.

Metal Dundee hat geschrieben:Grundsätzlich gebe ich euch Beiden ja auch recht und solange man rechtes Gedankengut einfach als Meinungsfreiheit betrachtet ist das ja die eine Sache. Das Problem ist eher, dass viele dieser Leute es eben nicht nur bei ihrer Meinung belassen, sondern diese oftmals mit Gewalt durchsetzen wollen. Natürlich gilt das ja auch für einige radikale Teufeslanbeter. Klar ist es oftmals sehr schwer, die Grenze zu ziehen, was nun erlaubt sein soll und was nicht. Wenn sich aber eine Band ganz klar als NSBM bezeichnet (und es sind solche Bands die mir bei Metal Archives eben aufgefallen sind) dann ist der Fall doch klar, ganz egal, ob die Musiker das nur als plumpe Provokation machen oder wirklich so meinen.

Nun, Gewalt ist verboten. Musik ist aber keine Gewalt, egal wovon sie handelt, sondern zunächst einmal einfach Worte und Töne. Wenn sie in den Worten zu Gewalt aufruft, dann kann das unter Umständen einen Straftatbestand erfüllen und somit verboten sein. In Deutschland ist da mehr verboten (Volksverhetzung, Kennzeichengebrauch...) in anderen Ländern mehr erlaubt. Darüber, wie sinnvoll Verbot und Toleranz im einzelnen sind, können wir einen neuen Thread aufmachen.

Aber selbst ein ausdrücklicher Gewaltaufruf kann unter Umständen auch nur ein künstlerischer, übersteigerter, extremer Ausdruck sein, der Reaktionen provozieren soll. Da wird sehr gerne selektiv gewertet. Bei Cannibal Corpse und Gwar geht fast jeder Metaller wie selbstverständlich davon aus, dass deren Gewaltphantasien nur eine provokative Horrorshow sind und empört sich, dass die Bundesprüfstelle etwas davon indiziert. Bei Slime-Texten, die ausdrücklich zur Gewalt gegen Polizisten aufrufen, empören sich nur wenige. Das ist dann halt einfach die jugendliche Rebellion der Punks gegen das System, die natürlich nicht wörtlich gemeint sei. Aber bei einer noch so unbedeutenden NSBM-Hinterhofcombo aus der Ukraine sind plötzlich alle völlig sicher, dass das nicht nur von Minderwertigkeitskomplexen geplagte, feige Muttersöhnchen sind, die lieber mit großer Klappe und hinter Pseudonym und Corpsepaint versteckt Nazi spielen als ein bisschen Amok zu laufen, sondern dass sie international vernetzte Extremisten sind, eine Machtergreifung planen und das christliche Abendland in den Untergang treiben werden. Mit Verlaub, ich finde das ein wenig paranoid und es sorgt dafür, dass diese Kasper viel mehr Aufmerksamkeit bekommen, als sie verdient haben. Denn die Nazijäger der Szene verschaffen ihnen genau das, was sie wollen: Das Bewusstsein, dass sie als Bedrohung betrachtet werden.

Und Meinungsfreiheit hin oder her, aber ich möchte ja nicht wissen was passiert, wenn ich mit einem Hakenkreuz-Shirt beim KIT auftauchen würde. Ich vermute mal, dass man mich nicht mal reinlassen würde.

Jo. Logischer Weise würde man dich nicht hinein lassen, und das ist richtig so. Zum einen, weil es - wie Siebi geschrieben hat - in Deutschland verboten ist, und weil der Veranstalter sich nicht wird nachsagen lassen wollen, Straftaten zu unterstützen, indem er seinen Gästen das Zeigen verbotener Symbole gestattet. Zum anderen hat der Veranstalter dafür zu sorgen, dass sich bei seiner Party nicht die Leute gegenseitig die Köpfe einschlagen, was durch ein solches Auftreten sicher begünstigt würde. Zu guter Letzt hat er das Hausrecht und kann einfach jeden rausschmeißen, den er rausschmeißen will. Das kann Metal Archives natürlich auch. Nur ist es halt dann kein richtiges Lexikon mehr, wie ein Brockhaus ohne Eintrag zu Hitler und Pol Pot kein richtiges Lexikon wäre.

Und schliesslich werden ja auch bei anderen Festivals z.B. Händler, welche NSBM anbieten, rausgeworfen. Aber natürlich kann man endlos darüber diskutieren, weshalb man Nazitum verbieten soll und Satanskram - der ja im Grunde genommen nicht weniger menschenverachtend ist - nicht.

Wie gesagt, das ist auch eine Frage des Hausrechts. Ich würde auf meinem Festival auch keinen NSBM-Dealer haben wollen, der verbotene Tonträger anbietet oder verbotene Symbole zeigt. Aber ein Festival ist halt kein Lexikon und hat nicht den Anspruch, umfassend über alles zu informieren, was mit Metal zu tun hat. ;-)
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Re: Fragwürdige Bands auf Metal Archives

Beitragvon Dezibel » 4. Januar 2011, 20:55

Metal Dundee hat geschrieben:Zudem erstaunt es mich doch ein wenig, wie liberal hier mit dem Thema umgegangen wird, während an anderer Stelle zum Boykott eines Festivals aufgerufen wird (die Rede ist von Armour bei der Skull Fist-Tour) nur weil ein Bandmitglied irgend einer Vorband rechts ist. Oder wie Sabaton zerrissen werden, weil sie es wagen, die Holocaust-Thematik in eine Schunckelmelodie zu verpacken.


Nur um da mal kurz was klar zu stellen: Die Band headlined an dem Abend und ihr wird somit ein breites Forum geboten, um potentiell ihre Ideale zu verbreiten, sowie die mitmischenden Musiker durch Geld & Gage unterstützt. So ein Konzert ist ein gänzlich anderes Ding, als ein Eintrag in einem Lexikon, dass der wertungsfreien Information dient und sehr strikten Rahmenbedingungen unterliegt. Es würde ja auch niemand verlangen, die Einträge über Hitler und die NSDAP aus der Wikipedia zu löschen. Hier werden gerade Äpfel mit Birnen verglichen.
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Re: Fragwürdige Bands auf Metal Archives

Beitragvon TOTÁLIS METÁL » 4. Januar 2011, 23:57

Mit Hugin`s Post wurde alles gesagt, was es zu dem Thema zu sagen gibt. Ein dickes DANKE dafür!

Thread kann geschlossen werden.
Gute Nacht.
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Re: Fragwürdige Bands auf Metal Archives

Beitragvon Antimatzist » 5. Januar 2011, 00:57

Dezibel hat geschrieben:Nur um da mal kurz was klar zu stellen: Die Band headlined an dem Abend und ihr wird somit ein breites Forum geboten, um potentiell ihre Ideale zu verbreiten, sowie die mitmischenden Musiker durch Geld & Gage unterstützt. So ein Konzert ist ein gänzlich anderes Ding, als ein Eintrag in einem Lexikon, dass der wertungsfreien Information dient und sehr strikten Rahmenbedingungen unterliegt. Es würde ja auch niemand verlangen, die Einträge über Hitler und die NSDAP aus der Wikipedia zu löschen. Hier werden gerade Äpfel mit Birnen verglichen.

Würd ja behaupten das deutsche Strafrecht is ne striktere Rahmenbedingung als die Regeln eines Internetportals, aber hab kein Recht studiert.


Würd ja auch sagen, das Thema ist abdiskutiert und man sollte einfach mal wirklich verlangen, dass der Praying Mantis Eintrag wiederkommt, das is nämlich sinnvoller als zu versuchen, alle NS-Bands aus ma zu verbannen.
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Re: Fragwürdige Bands auf Metal Archives

Beitragvon Dezibel » 5. Januar 2011, 16:43

Antimatzist hat geschrieben:
Dezibel hat geschrieben:Nur um da mal kurz was klar zu stellen: Die Band headlined an dem Abend und ihr wird somit ein breites Forum geboten, um potentiell ihre Ideale zu verbreiten, sowie die mitmischenden Musiker durch Geld & Gage unterstützt. So ein Konzert ist ein gänzlich anderes Ding, als ein Eintrag in einem Lexikon, dass der wertungsfreien Information dient und sehr strikten Rahmenbedingungen unterliegt. Es würde ja auch niemand verlangen, die Einträge über Hitler und die NSDAP aus der Wikipedia zu löschen. Hier werden gerade Äpfel mit Birnen verglichen.

Würd ja behaupten das deutsche Strafrecht is ne striktere Rahmenbedingung als die Regeln eines Internetportals, aber hab kein Recht studiert.


Striktere Rahmenbedingungen in dem Sinne, dass ich aufgrund der Struktur einer solchen Plattform nur bestimmte Informationen hinterlegen kann und diese im Falle von MA sehr genau kontrolliert. In freier Wildbahn (und damit der dem Teil des Strafrechts unterliegt) wird ja weitaus weniger kontrolliert und verboten.
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