Da sich ein nur eintägiger Aufenthalt in Nürnberg nicht wirklich gelohnt hätte und für Freitag Streiks angekündigt waren, entschied ich mich bereits am Donnerstag anzureisen. Gegen 8 Uhr morgens stieg ich in den ICE nach Koblenz ein. Von dort aus ging es über Frankfurt und Würzburg weiter nach Nürnberg. Hatte es in Luxemburg noch geschneit, erwartete mich in Nürnberg ein strahlend blauer Himmel. Mit einer halbstündigen Verspätung traf ich gegen 4 Uhr am Nürnberger Hauptbahnhof ein. Dort erwartete ich mich Kollege Midnightrider, der mich meine Zelte bei ihm aufschlagen liess. Da ich noch nie in Nürnberg war, wurde der Freitag für eine Statdtour genutzt. Noch immer herrschte fantastisches Wetter, was einen Aufstieg zur Kaiserburg umso lohnenswerter machte.
Nach dem Abendessen machten wir uns auf den Weg zum roten Salon. Leider hatten wir die wenig gescheite Idee, erst gegen kurz vor 9 Uhr loszufahren. So kam es, dass wir um ein Haar trotz Reservation nicht mehr reingelassen wurden, da der rote Salon bereits gegen halb 10 bis zum Bersten gefüllt war. Glücklicherweise drückte ATLANTEAN KODEX-Sänger Markus am Einlass ein Auge zu. Danke nochmal, ich wüsste nicht was ich andernfalls gemacht hätte! Zuerst wurde ein Blick auf den Merch-Stand und in den Konzertsaal geworfen. Obwohl CHILDREN OF DOOM noch spielten, wollte ich noch die Gelegenheit nutzen, vor dem ATLANTEAN KODEX-Gig Goatstorm und anderen Forenusern "Hallo!" zu sagen. Da dies mein erstes Konzert dieser Art überhaupt war und auch meine erste Gelgenheit Board-User zu treffen, benahm ich mich sichtlich tollpatschig und unbeholfen (Ich glaube ich brauchte zwanzig Minuten bis ich mich traute, Felipe von PROCESSION anzusprechen). Also lief ich erst einmal eine Zeit lang zwischen Merch Stand und Eingang hin und her, bis ich draussen vor der Tür ungefähr folgendes aufschnappte: "... ja also der Luxemburger, der ist ja auch jünger als ich". Galant mischte ich mich in das Gespräch: "Hey, ich bin der Luxemburger!" (


Jedenfalls erklangen die ersten Töne von "From Shores Forsaken" noch während ich draussen rumstand. Schnell begab ich mich also in den Saal. Im hinteren Bereich drängten sich die Leute vor der Bar, vorne wurde bereits geheadbangt. Der Sound war sehr gut, die Band so spielfreudig wie ich sie von den wenigen von ihr existierendenen Live-Videos kannte und in der Mitte der Bühne stand tatsächlich zum ersten Mal Markus Becker mit dem Mikrofon in der Hand. Nun stand ich vor einer Entscheidung, die für den Rest des Abends ausschlaggebend sein sollte: Kapituliere ich wie so oft vor der Hitze, der stickigen Athmosphäre und meiner Angst vor dicht gedrängten Menschenmengen oder versuche ich dies alles zu überwinden und begebe ich mich nach vorne? Der Refrain von "Pilgrim" ertönte und der ganze Saal stimmte ein. Dann sagte ich zu mir: "Okay, du bist jetzt so weit gereist, du willst die Bands und das Konzert unterstützen, da vorne stehen ATLANTEAN KODEX und spielen "Pilgrim". Scheiss drauf!" Ich zwängte mich also zwischen Kutten und Lederjacken hindurch, und stand plötzlich in der zweiten Reihe direkt hinter dem Cimmerer und dem Sacrifice For Honour, die bereits leidenschaftlich mitsangen und headbangten. Von da an erlebte ich eines der intensivsten und besten Konzerte die ich bis jetzt je gesehen habe. Auf "Pilgrim" folgte "Fountain Of Nepenthe". Man nahm seinen Nachbarn in den Arme, spielte Luftgitarre, sang (fast) jede Zeile mit und bangte was das Zeug hielt. Bei "The Atlantean Kodex" vergass ich dann alles um mich herum und fühlte mich wie in Trance, gefangen durch den Zauber des Heavy Metal. "A Prophet In The Forest" weckte noch einmal alle Emotionen, bevor "Doom Over The World" mit Felipe von PROCESSION am Mikro den obligatorischen Abschluss markierte. Schweiss gebadet suchte ich den Weg ins Freie. Dort unterhielt ich mich mit Sacrifice For Honour den ich zu Beginn des Konzertes noch gar nicht kannte. Wir liessen das Konzert gemeinsam Revue passieren und waren beide gleichermassen begeistert. Schöne Grüsse an dieser Stelle noch einmal!

Anschliessend gesellte ich mich noch einmal zum Cimmerer, zur Sturmhexe, zum TWOS und zum Cromwell und verpasste glatt PROCESSIONs Einstieg mit "Hyperion". Also wieder schnell rein in den Saal um nicht das tolle Bassintro von "Destroyers Of The Faith" zu verpassen. Vorne war es nun etwas weniger eng, jedoch nicht weniger euphorisch. PROCESSION traten mit einer solchen Souveränität und Spielfreude auf, die jeden Zweifel an ihrer Position als Headliner des Abends im Keim erstickten. "The Road To The Gravegarden" war eine Lehrstunde des Doom Metal, "Chants Of The Nameless" kam noch erhabener und mächtiger rüber als auf dem Album. Leider galt es bereits kurz nach Mitternacht den letzten Bus zu erwischen, so dass ich die zweite Hälfte des PROCESSION-Auftrittes nicht mitbekam. Daher schaffte ich es leider auch nicht mich bei allen die ich getroffen habe richtig zu verabschieden. Wir holen das beim KIT nach!
Nachdem ich noch ein paar Euro am Merch-Stand liegen liess, ging es auch schon wieder in Richtung U-Bahn Station. Als ich mich am nächsten Morgen in den Zug nach Hause setzte, fühlte ich mich vor allem glücklich. Dieser Abend wird mir nicht nur in musikalischer Hinsicht lange in Erinnerung bleiben. Ich hatte zwei der besten Heavy Metal Bands der aktuellen Szene live gesehen, eine Menge cooler Leute getroffen und den ein oder anderen persönliche Sieg davon getragen. Ausserdem habe ich dank dem Midnightrider zwei tolle Tage in Nürnberg verbracht. Besser konnte es gar nicht laufen!
Heavy Metal!