von Rantanplan » 17. Mai 2011, 17:40
Die Platte ist oberaffentittengeil.
„The grave is absolute, the grave is all“. Dieses Zitat aus dem ersten Lied steht exemplarisch für die ganze Platte. Die Gewissheit des sicheren Todes beschäftigt die Menschheit schon seit Jahrhunderten. Man flüchtete sich in Träumereien wie die der Religion, erschuf Institutionen wie die Kirche und sicherte sich durch das befolgen von 10 kleinen Regeln einen Platz im Himmel. Gesprochen wird über den Tod jedoch kaum, jedenfalls nicht vor der Reservierungsbestätigung des domus caeli.
„Do I regret and not a single moment will I ever repent“
Primordial brauchen nichts zu bereuen, schon gar nicht das sie diese Scheibe veröffentlichten. Die Musik setzt konsequent jenen Weg fort, den die Band mit „The Gathering Wilderness“ einschlug.
Elemente des Black Metal durchziehen jeden einzelnen Song, finden sich jedoch kaum mehr im Gesang von Alan wieder. Für mich ist das eine Wohltat. Mit diesem Rumgeschreie und Gekeife der ersten Alben, welches sich sogar bis Mitte-Ende der 90er zog, konnte ich nie etwas anfangen. Nun wurde der kaum zu verstehende animalische Akustikausflug größtenteils durch zivilisiertes klares Singen ausgetauscht. Die Whiskynuancen in der Stimme kommen der hier zu Tage geförderten Stimmung absolut zu gute. Die Atmosphäre, welcher der Gesang in einer Form aus Lemmy Rauigkeit und authentischem Leiden eines Mannes vom Formate Reagers übermittelt, wird wahrscheinlich nur von der Band selbst je wieder erreicht werden. Da können sich die meisten Sänger jedes Genres ein wenig von abschneiden.
„They will dash you against the cliffs“
Die Platte bietet musikalisch genau das, was der Bathoryjünger seit der „Twilight Of The Gods“ vermisst: Grandioses Kopfkino für die Ohren. Teilweise schon von Atlantean Kodex erfolgreich adaptiert, wird hier die Atmosphäre so hoch verdichtet, das ein Atmen nur noch zwischen den Tracks möglich ist.
Für die letzten Alben typisch und auch in „Redemption At The Puritans Hand“ wieder dabei: die ruhige Wucht.
„The Mouth Of Judas“, das „Child In Time” des Pagan Metal. Ich habe schon Ewigkeiten keine Gänsehaut mehr bei einem Song gehabt. Wahrscheinlich eines der besten Lieder der Band für mich.
„Free me from the hangman’s hand“
Wie viele Worte braucht es eigentlich, damit ich wenigstens ansatzweise hier zur Geltung bringen kann, was dieses Album jetzt schon für mich bedeutet? Manche Flitzpiepen würden hier 10 von 10 Punkten vergeben, was aber an sich schon gar nicht mehr ausreicht. Mein Word hat unten rechts 120% stehen, das deckt sich ungefähr mit dem, was die Musiker hier an Leistung darbieten. Man muss mich endlich aus den Fängen Primordials befreien, sonst höre ich erstmal nichts anderes mehr.
Natürlich gibt es auch Lieder, welche mir nicht direkt zusagen, ich mir aber ohne die Fernbedienung zu schnappen anhören kann. „The Black Hundred“ und „God’s old snake“ wären Vertreter dieser Sorte. Die packen mich zwar nicht so sehr wie die anderen Lieder, es hätte aber auch schlimmer kommen können.
Den Rest will ich gar nicht so sehr einzeln auseinander nehmen und bewerten. Es wirkt alles wie aus einem Guss. Monsterriffs, super Gesang und Atmosphäre wie kurz vor der Erstürmung des Omaha Beach bringen mir hier den bis dato unerreichten Plattenkönig 2011 ins Haus.
Kurzum: Die gelungenste Nahtoderfahrung im musikalischen Bereich seit Jahren.