THRESHOLD waren schon immer eine besondere Band für mich, habe ich sie doch seit ihrem Debüt 1993 geliebt. Eine Liebe, die bis heute nicht abgeebbt ist, auch wenn der Gig beim "Night Of The Prog"-Festival mich nicht in totale Ekstase treiben konnte. Die gab es dafür immer wieder auf den Alben der Band. Hier eine Kurzbeschreibung ihrer (Studio-)Diskographie:
Wounded Land
Giant Electric Pia, 1993

Als DREAM THEATER 1992 mit "Images & Words" durch die Decke gingen, war es nur eine Frage der Zeit bis andere Prog-Bands auf der Bildfläche erscheinen würde. Als Anfang 1993 "Wounded Land" erschien, waren die Vergleiche allgegenwärtig, was sie bis heute nicht richtiger gemacht hat. Schon auf "Wounded Land" boten THRESHOLD eine wunderbare Mischung aus echten Metal-Riffs und vielen völlig famosen Melodien, bei der man nie auf die Idee gekommen wäre, etwaige Soli als selbstverliebtes Gefrickel zu bezeichnen. Mit 'Consume To Live', 'Sanity's End', 'Paradox' und 'Surface To Air' gibt es gleich vier 11/10-Punkte-Nummern zu hören. Da macht es auch nichts, dass der kleine Rest ein bisschen abfällt. Klassiker.
10/10
Psychedelicatessen
Giant Electric Pia, 1994

Neues Album, neuer Sänger, alter Stil. Riesige Veränderungen im Sound der Briten gab es trotz dreier verschiedener Sänger nie. Karl Groom & Richard West sind als Songwriter ein eingespieltes Duo, das einen eigenen Stil hat und selbstbewusst genug ist, daran festzuhalten. Ergo steht auch "Psychedelicatessen" dem Debüt in Nichts nach. Klar, es könnte etwas druckvoller produziert sein, aber der etwas kräftigere Gesang von Morgan passt hervorragend zu Ohrwürmern wie 'Sunseeker', 'A Tension Of Souls' und dem von ihm in Alleingang komponierten Wunderwerk 'Innocent'. Eine Nummer, die bei vernünftiger Promotion gar einen frühzeitigen Durchbruch hätte bedeuten können. Ebenfalls ein Klassiker.
9.5/10
Extinct Instinct
Giant Electric Pea, 1997

Die Verweildauer von Glynn Morgan war nicht sonderlich hoch, so dass THRESHOLD wieder auf Damien Wilson zurückgriffen. Und auch wenn diese Kombi bereits erfolgreich zusammengearbeitet hatte, ist "Extinct Instinct" insgesamt vielleicht das "schwächste" Werk der Band. Das Songwriting ist nicht ganz so zwingend, was sich vor allem darin bemerkbar macht, dass aus 'Virtual Isolation' und 'Eat The Unicorn' kein Track catchy Refrains aufweisen kann. Natürlich ist das Werk weit davon entfernt, eine echte Enttäuschung zu sein, aber mit den beiden grandiosen Vorgängern kann es eben nicht mithalten.
8,0/10
Clone
Giant Electric Pea, 1998

Das vierte Album in Folge, bei dem der sänger wechselt. Bis hierhin sah es nicht so aus, als ob Karl Groom & Co. einmal Konstanz auf dieser Position bekommen würden, aber wie die Geschichte zeigt, war Andrem "Mac" McDermott ein echter Glücksgriff für die Truppe. "Clone" zeigt die Proggies etwas kompakter, etwas heavier, aber immer noch mit der nötigen Balance zwischen Anspruch, Melodie & Eingängigkeit. Songs wie 'Freaks', 'Angels', 'Voyager II' oder das sehr gefülvolle 'Sunrise On Mars' beweisen, dass mit THRESHOLD weiter zu rechnen ist.
8,5/10
Hypothetical
InsideOut, 2001

Und wie mit ihnen zu rechnen ist! Mit "Hypothetical" hauen THRESHOLD einen weiteren Klassiker raus, der mit 'Light & Space', dem alles überragenden 'The Ravages Of Time', den wunderschönen 'Oceanbound' und 'Sheltering Sky' und dem zweiten Epos 'Narcissus' mit höchster Schlagzahl Prog Metal zelebriert. Macs Gesangslinien sind gigantisch, die Treffsicherheit bei den Refrains der totale Wahnsinn, die Riffs sitzen, das Artwork ist hübsch, die Produktion erstmals rundum zufriedenstellend; nur die völlig unnötige und extrem kitschige Ballade 'Keep My Head' (mit Abstand schwächster Song der Diskographie!) verhindert hier die Höchstnote.
9,5/10
Critical Mass
InsideOut, 2001

Dass man das hypothetische Niveau nicht ganz halten könnte, war abzusehen. "Critical Mass" ist etwas sperriger ausgefallen und besitzt nicht diese übermäßige Hitdichte. Das bedeutet, dass man sich das Album erarbeiten muss und einem erst dann die tolle Bridge in 'Choices', der tolle Longtrack 'Critical Mass' oder die beiden verhältnismäßig straighten 'Phenomenon' und 'Fragmentation' auffallen. Allerdings gibt es mit 'Avalon' und 'Round & Round' auch gleich zwei Nummern, die am Hörer vorbeiziehen. Davon abgesehen aber ein starkes Album.
8,5/10
Subsurface
InsideOut, 2004

"Wie geil darf eine Band eigentlich sein?" Mit diesen Worten habe ich anno 2004 meine Rezension zu diesem Werk eingeläutet und diese Frage darf immer noch gestellt werden. "Subsurface" knüpft nahtlos an die Klasse von "Hypothetical" an, ist in der Breite mangels Totalausfalls sogar etwas besser aufgestellt und hat mit 'Mission Profile' (Pre-chorus & Chorus sind unglaublich!), 'The Art Of Reason' oder 'Flags & Footprints' auch diverse Klassiker im Gepäck. Veredelt wird das Ganze einmal mehr von Macs kräftigen Vocals, die wie gemacht für diese Band scheinen. Großartig.
9,5/10
Dead Reckoning
Nuclear Blast, 2007

Dieses Album lief jetzt während ich all diese Zeilen tippe und zeigt einmal mehr auf, dass Mac einfach der perfekte Sänger für THRESHOLD war. Schon der Opener 'Slipstream' begeistert mit einer großartigen Bridge und einem noch großartigerem Chorus, dazu werden kurze Death-Metal-Vocals von Dan Swanö eingeflochten, die das Tüpfelchen auf dem i markieren. Mit 'Elusive', 'Hollow', dem Epos 'Pilot In The Sky Of Dreams', den beiden Refrain-Giganten 'Fighting For Breath' und 'One Degree Down' und der wundervollen Ballade 'Safe To Fly' gibt es auch hier wieder nur Großartigkeiten zu hören. Ein fantastisches Album, dass mit Nuclear Blast im Rücken den Durchbruch hätte bedeuten können. Leider kam es anders.
9,5/10