RIP, Selim

Schreibt euch die Finger wund ĂĽber das groĂźe Thema "Metal" - ĂĽber neue Platten, neue Bands, Konzerte etc.

Moderator: Loomis

Re: RIP, Selim

Beitragvon rapanzel » 6. März 2014, 15:52

Gibt's denn mittlerweile eine offizielle Stellungnahme oder sonst was?

Ich bin bei der ganzen Sache etwas zwiegespalten.
POWERVICE waren grandios und die beiden Gigs auf denen ich war, echt klasse. TDB waren nie wirklich mein Ding, aber bekanntlich soll ja jeder hören was er mag; von daher kann und werde ich die Band nicht weiter kommentieren.

Die BHY Sache und vor Allem diverse Aussagen, haben auf mich einen sehr weltfremden Eindruck gemacht. Das war irgendwie nicht mehr die "Grinsebacke", die ich damals kennenlernen durfte. Keine Ahnung, was Ihn so weit getrieben hat. Auch hier ist es natürlich schwer sich eine Meinung zu bilden, denn näher gekannt hab ich Ihn dann doch nicht.
Erschreckend ist es nur, dass div. Interviews quasi das indirekt durch seine Aussagen angekĂĽndigt haben, was nun eingetreten ist.
Wie oder warum, wird sich vielleicht noch heraustellen; man weiĂź es nicht.
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Re: RIP, Selim

Beitragvon Ulle » 6. März 2014, 15:52

Tja, Respekt hin oder her, aber man muss hier auch nicht ĂĽbertreiben.
Ich fand seine Musik teilweise sehr gut, teilweise belanglos und in jedem Fall eben ĂĽberbewertet.
Er hat durch ein paar unsaubere und feige Aktionen geglänzt, während er vorher anscheinend ein netter Typ war.
Keine Ahnung, ich kannte ihn nicht.
Ist es traurig, wenn sich jemand das Leben nimmt? NatĂĽrlich!
Muss ich Betroffenheit heucheln, wenn ich ihn weder kannte, noch seine ganzen Aussagen und Aktionen gut fand? Nö, auch nicht.
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Re: RIP, Selim

Beitragvon MOR » 6. März 2014, 16:16

darum geht`s nicht Ulle.
Es geht nach dem Tod eines Menschen, um die hier gemachte Aussage: "War das der Schlägerheini ?"
Ich finde pietätsloser geht`s nicht mehr.
So einen Mist kann man auch mal fĂĽr sich behalten.
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Re: RIP, Selim

Beitragvon GordonOverkill » 6. März 2014, 16:38

Naja, andererseits gibt es auch keinen wirklichen Grund, jedesmal in feierliche Betroffenheit zu versinken, wenn irgendwo ein Leben endet. Das mag in unseren protestantisch geprägten Gefilden zwar irgendwo Tradition haben - ebenso wie der Hang dazu, Verstorbene positiv zu überhöhen-, aber sehr viel mehr als die Tradition selbst spricht genau genommen auch nicht für diese Praxis.
Im Falle Selims geht es um eine kontroverse und streitbare Persönlichkeit... irgendwo passt es da doch gar nicht so schlecht, wenn auch in der vorerst letzten Unterhaltung über ihn ein wenig gestritten wird.
Zuletzt geändert von GordonOverkill am 6. März 2014, 16:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: RIP, Selim

Beitragvon Ulle » 6. März 2014, 16:41

MOR hat geschrieben:darum geht`s nicht Ulle.
Es geht nach dem Tod eines Menschen, um die hier gemachte Aussage: "War das der Schlägerheini ?"
Ich finde pietätsloser geht`s nicht mehr.
So einen Mist kann man auch mal fĂĽr sich behalten.


Ja, schon klar. Wobei ich die Bemerkung jetzt auch nicht so schlimm fand, mein Humor ist ja ziemlich dunkelschwarz.
Ich muss aber auch betonen, dass diese Schläger-Aktionen für mich untragbar waren. Das war auch kein cooler Rock 'N' Roll-Ausraster, sondern brutales, mehrfaches Zusammenschlagen. Wurde ja aber schon durchgekaut und hier ist dann definitiv nicht der richtige Platz dafür :smile2:
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Re: RIP, Selim

Beitragvon Raf Blutaxt » 6. März 2014, 17:01

Ulle hat geschrieben:
MOR hat geschrieben:darum geht`s nicht Ulle.
Es geht nach dem Tod eines Menschen, um die hier gemachte Aussage: "War das der Schlägerheini ?"
Ich finde pietätsloser geht`s nicht mehr.
So einen Mist kann man auch mal fĂĽr sich behalten.


Ja, schon klar. Wobei ich die Bemerkung jetzt auch nicht so schlimm fand, mein Humor ist ja ziemlich dunkelschwarz.
Ich muss aber auch betonen, dass diese Schläger-Aktionen für mich untragbar waren. Das war auch kein cooler Rock 'N' Roll-Ausraster, sondern brutales, mehrfaches Zusammenschlagen. Wurde ja aber schon durchgekaut und hier ist dann definitiv nicht der richtige Platz dafür :smile2:

Naja, ist halt die Frage, warum man sowas in einen Thread postet, der quasi als Beileids- und Gedenkensammlung angelegt ist. Extrem beleidigend ist das nicht, aber schon extrem ĂĽberflĂĽssig.

Ansonsten gehört die Selbsttötung ja irgendwie zum antikosmischen Lifestyle, wie man auch schon bei DISSECTION erleben konnte. Da ich religiöse Menschen generell nicht verstehe, fällt mir das hier auch schwer, aber gut, mehr als zur Kenntnis kann man sowas einfach nicht nehmen.
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Re: RIP, Selim

Beitragvon Loomis » 6. März 2014, 17:07

Ăśbrigens hier ein Zitat von Ulle vom 10. Juli 2013:
Ulle hat geschrieben:Das liest sich so ähnlich wie das Geschwafel vom Nödtveidt, bevor er sich dann irgendwann umgepustet hat.
Vielleicht erledigt er sich ja dann irgendwann selbst.


Da hat Ulle das sehr gut vorausgesehen.

Zu Selim:
Powervice fand ich toll, die erste TDB-Single auch. Der Gig am ersten Hammer Of Doom war genial.
Danach wurde die weitere Musik von TDB für mich aber schnell langweilig. Die späteren Aussagen und Ausraster von Selim waren dann sehr befremdlich. Sehr zwiespältig also. Dennoch: RIP.
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Re: RIP, Selim

Beitragvon Max Savage » 6. März 2014, 18:08

POWERVICE fand/finde ich großartig, TDB habe ich nie gehört, habe also keinen Bezug dazu.

Betrachtet man seine Weltanschauung, die man nicht gut finden muss, ich finde sie zumindest stellenweise interessant, war es (mir zumindest) klar, dass er sich einmal umbringen wĂĽrde (wonach es ja aussieht, falls sich etwas anderes herausstellt, mea culpa)

Ein Querdenker, der auch im letzten Schritt Konsequenz bewiesen hat. Davor habe ich Respekt.
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Re: RIP, Selim

Beitragvon Hugin » 6. März 2014, 18:23

iwill zähnchen hat geschrieben:Ich meine dass es angesichts des Todes einer Person unangemessen, ja eigentlich frevelhaft ist, mit derem eventuellen Fehlverhalten nachzutreten.

Jau, das ist ja altes, paneuropäisches Kulturgut, gell? Sagten ja schon die alten Römer ("de mortuis nil nisi bene") und Griechen ("τὸν τεθνηκότα μὴ κακολογεῖν"), und aus der nordischen Spruchweisheit war mir auch ein ähnlicher Ansatz im Hinterkopf, aber ich finde gerade die Belegstelle nicht. Außerdem finde ich auch nicht, dass man sich Respekt verdienen muss, sondern dass zunächst einmal jeder Mensch auf der Welt verdient hat, respektvoll behandelt zu werden, so lange er sich dessen nicht als unwürdig erwiesen hat. Das wiederum beurteile ich nur aufgrund persönlicher Erfahrungen, nicht aufgrund dessen, was ich über die Leute so lese. Aber lassen wir die Philosophie, was?

Selim habe ich nie persönlich kennen gelernt, was seine Musik angeht, fand ich Powervice ziemlich cool und The Devil's Blood eher unspannend. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass er Musik gemacht hat, die ihm viel bedeutet hat und hinter der er stand. Da ist es aus meiner Sicht immer ein Verlust für die Szene insgesamt, wenn solche Menschen sich verabschieden. Hier drängt sich ja in mehrerlei Hinsicht fast zwingend der Vergleich zu Jon Nödtveidt auf. Den wiederum habe ich persönlich kennen gelernt, im direkten Kontakt ebenfalls für umgänglich und sympathisch befunden, und dessen Musik hat mir wirklich etwas bedeutet. Von daher kann ich die Fans gut verstehen, die Selim nun vermissen, ganz gleich ob er kontrovers war oder nicht.

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Re: RIP, Selim

Beitragvon GordonOverkill » 6. März 2014, 18:45

Hugin hat geschrieben:Aber lassen wir die Philosophie, was?


Philosophie wird erst in dem Moment draus, wenn man anfängt, über die Gründe dahinter zu reden ;-)
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Re: RIP, Selim

Beitragvon Max Savage » 6. März 2014, 18:50

GordonOverkill hat geschrieben:
Hugin hat geschrieben:Aber lassen wir die Philosophie, was?


Philosophie wird erst in dem Moment draus, wenn man anfängt, über die Gründe dahinter zu reden ;-)

Ich verweise auf die Kantische Unterscheidung von Erscheinung und Ding-an-sich. Das Ding, dass mein Geist durch Anwendung der Denk- und Anschauungsformen auf das Material der Sinne konstituiert, kann mit dem "eigentlichen Ding" nicht identisch sein, da ja alles, was ich ĂĽber das Erscheinungs-Ding sagen kann, aus meinem eigenen Geist stammt
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Re: RIP, Selim

Beitragvon Hugin » 6. März 2014, 19:12

GordonOverkill hat geschrieben:
Hugin hat geschrieben:Aber lassen wir die Philosophie, was?


Philosophie wird erst in dem Moment draus, wenn man anfängt, über die Gründe dahinter zu reden ;-)


Ja, klar, aber das wĂĽrde hier zu weit fĂĽhren, daher die Einsicht, es besser zu lassen. :smile2:
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Re: RIP, Selim

Beitragvon Hugin » 6. März 2014, 19:13

Max Savage hat geschrieben:
GordonOverkill hat geschrieben:
Hugin hat geschrieben:Aber lassen wir die Philosophie, was?


Philosophie wird erst in dem Moment draus, wenn man anfängt, über die Gründe dahinter zu reden ;-)

Ich verweise auf die Kantische Unterscheidung von Erscheinung und Ding-an-sich. Das Ding, dass mein Geist durch Anwendung der Denk- und Anschauungsformen auf das Material der Sinne konstituiert, kann mit dem "eigentlichen Ding" nicht identisch sein, da ja alles, was ich ĂĽber das Erscheinungs-Ding sagen kann, aus meinem eigenen Geist stammt


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Re: RIP, Selim

Beitragvon Prof » 7. März 2014, 01:32

Henk van Straten, ein freiberuflicher Schreiberling der Selim Lemouchi seit den Neunzigern kannte und der mit ihm in einer Band war, schrieb auf VPRO 3voor12 einen langen, sehr persönlichen und rührenden Nachruf. Daraus geht lediglich hervor dass Selim in der Dienstagnacht verstorben ist.
Er litt schon länger an Depressionen und kämpfte mit einer Kokain-Abhängigkeit (was schon kurios ist wenn man bedenkt dass er mit Powervice Schluss gemacht hat weil ihm die Drogengeschichten bestimmter Leute auf den Geist gingen).
Diese Depressionen führten laut Selim selbst auf die Genen seines algerischen Vaters zurück, ein Mann der mit psychischen Problemen kämpfte.
Weswegen der verstorbene Gitarrist seine letzte Band Selim Lemouchi and His Enemies taufte, wissen wir jetzt.
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Re: RIP, Selim

Beitragvon birdrich » 7. März 2014, 02:35

Prof hat geschrieben:Henk van Straten, ein freiberuflicher Schreiberling der Selim Lemouchi seit den Neunzigern kannte und der mit ihm in einer Band war, schrieb auf VPRO 3voor12 einen langen, sehr persönlichen und rührenden Nachruf. Daraus geht lediglich hervor dass Selim in der Dienstagnacht verstorben ist.
Er litt schon länger an Depressionen und kämpfte mit einer Kokain-Abhängigkeit (was schon kurios ist wenn man bedenkt dass er mit Powervice Schluss gemacht hat weil ihm die Drogengeschichten bestimmter Leute auf den Geist gingen).
Diese Depressionen führten laut Selim selbst auf die Genen seines algerischen Vaters zurück, ein Mann der mit psychischen Problemen kämpfte.
Weswegen der verstorbene Gitarrist seine letzte Band Selim Lemouchi and His Enemies taufte, wissen wir jetzt.

Kurios finde ich das nicht. Als Süchtiger, der noch in der Lage ist, dieses zu erkennen, wird man das niemals zugeben, man sucht die Gründe dafür immer bei anderen. Depression und Abhängigkeit von einer Suchtsubstanz zugleich führen unweigerlich zum Tod (bedingt durch die Depression eher zum Suizid als alles andere). Ob Depression vererbbar ist...auch interessant...ein starker Mensch mit Lebenswille kommt da durch/ein Verzweifelter schafft das nicht.
Somit finde ich jede Aussage, die darauf abzielt, dass das in diesem Falle ein konsequenter Schritt war einfach nur dumm.
Der Mensch war krank und sein Handeln nicht konsequent sondern nur das Finale seiner persönlichen Erlösung.
Und die Kant-Vergleiche hinken hier auch mehr als ein einbeiniger Pirat, auch dazu werde ich mich hier nicht mehr erklären/ist ja smb und nicht die QUICK.
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