Moderator: Loomis
Pure Narcotic hat geschrieben:Hallo Leute,
keine Ahnung ob es so einen Thread schonmal gab (wenn ja, belehrt mich!). Mich würde interessieren, welche Produktionen, Sounds und Produzenten ihr bemerkenswert findet, und zwar in jeder Hinsicht - positiv, negativ, kontrovers.
Ich möchte im Folgenden auf einige Namen und Alben aus dem „Overground“ eingehen die mir wichtig erscheinen (also keine Darkthrone-mäßigen bewussten Antiproduktionen oder dilettantische Fails). Vorab noch: Auch wenn ich vielleicht manchmal eine recht „eindeutige“ Meinung an den Tag lege geht es mir keineswegs darum, bestimmte Bands, Produzenten, Produktionen und/oder deren Fans zu „bashen“. Jeder hört was er will und was ihm gefällt; das hat alles seinen Grund und seine Richtigkeit und ist letztenendes immer nur eine persönliche Meinung, und genau aus diesem Punkt entsteht ja auch Diskussionspotential. Und eine möglichst angeregte Diskussion ist es was ich gerne anstoßen würde.
Ich beginne mal mit einer der Konsensbands schlechthin:
1) Iron Maiden
Jeder liebt die alten Martin Birch-Alben. Warme, plastische, erdige, natürliche Sounds, auf „Somewhere in Time“ und „Seventh Son…“ etwas flächiger, verwaschener zwar, aber umso „tiefer“ und atmosphärischer.
Ab „Brave New World“ dann, nach den mehr oder weniger selbstproduzierten Alben der Bayley-Ära, der Wechsel zu Kevin Shirley. Und was musste der Mann für Prügel beziehen. Zu flach, zu spröde, zu trocken seien seine Arbeiten. Im Vergleich zu Birch kann ich das durchaus nachvollziehen, allerdings klingen Maiden seitdem noch viel, viel mehr nach einer echten Liveband (was sie ja auch immer waren), und das finde ich im Zeitalter des folgenden Punkt 2) mehr als nur begrüßenswert.
2) Andy Sneap
DIE kontroverse Figur unter den aktuellen Metalproduzenten, ohne den die heutige (Mainstream-)Metalszene definitiv anders aussähe, bzw. klänge. er Name Sneap begegnete mir erstmals mit dem Release von Nevermores „Dead Heart in a Dead World“, und ich dachte mir - holy fucking shit, was ist denn das für ein unfassbarer Sound! Fett, tight, mörderisch perfekt ballernde Drums. Tja, jeder weiß was folgte: jedesmal aufs neue fette, tighte Produktionen mit mörderisch ballernden Drums. Und jedesmal ein bisschen tighter und perfekter und ballernder. Spätestens ab „This Godless Endeavour“ (wieder Nevermore) begann mich der Sound richtiggehend zu nerven. Die Gitarren wurden zu einer immer breiigeren Wand und die Drums bei aller Perfektion kraftlos und unnatürlich. Dieser Trend setzte sich leider auf den letzten Exodus-Alben fort. Ich höre dort (überspitzt gesagt) einen Schreihals, eine undefinierbar dröhnende Wand von Gitarren sowie überdimensional aufgeblasene, quantisierte Kickdrums sowie eine Snare die bei jedem Anschlag absolut identisch klingt.
Dieser Sound scheint, so unpassend ich ihn empfinde, in der Bay Area auf große Gegenliebe zu stoßen. Die Kollegen von Testament vertrauten Sneap ihre letzten drei Alben und setzen für jede der Platten eine wahre Schlagzeugkoryphäe an die Kessel (erst Lombardo, dann Bostaph und zuletzt Gene Hoglan). Und, was soll ich sagen, auf keiner dieser Platten hätte ich auch nur einen der Drummer erkannt. Der völlig eigenständige Lombardo - jede Individualität herauseditiert. Bostaph und Hoglan - völlig einerlei, ein Drummer klingt plötzlich wie der andere. Vergleicht das mal mit „Symbolic“ oder „Diabolus in Musica“. Warum man überhaupt noch solche Topleute ins Studio holt und nicht konsequenterweise (wie Jeff Waters) gleich alles programmiert wäre wirklich mal interessant zu erfahren…
Auf die Legionen an Sneap-beeinflussten Nachwuchsproduzenten (Skandinavien anybody?) gehe ich jetzt mal nicht mehr ein, sondern widme mich einem aus meiner Sicht positiveren Beispiel:
3) Slayer
Genau wie Iron Maiden immer um natürliche Sounds bemüht. Besonders das letzten Studioalbum „World Painted Blood“ legt den Fokus auf ultra-rohes krachendes Livegewand ohne Triggergekloppe an den Drums. Man sieht förmlich wie Lombardo kämpft und alles gibt. Ein gutes Beispiel, dass natürliche Power der Performance immer über künstlich herbeigeführte Power (Triggering) siegt.
4) Dream Theater
Verwaschen produziertes Debütalbum (trotzdem oder gerade deswegen für mich die wärmste und emotionalste aller DT-Platten), hochgezüchtete „Images…“ mit 80er-Hallorgien und Drumsamples, und ab „Awake“ perfekte Mischung aus Natürlichkeit und SciFi (bzw. HiFi). Portnoy hat als einer der wenigen Trommler Eier und wehrt sich ab „Awake“ weitgehend erfolgreich gegen Trigger. Seit Portnoys Weggang hält wieder verstärkt regulierter, gemäßigter und schaumgebremster Gleichklang inklusive übermäßig gechecktem Schlagzeug Einzug.
5) Das „Death Magnetic“-Thema
aka Loudness War (i.d.R. übersteuertes Master mit digitalen Verzerrungen bei größtmöglicher Reduktion der Dynamik). Witzigerweise häufig bei eigentlich natürlich angelegten Rick-Rubin-Produktionen zu finden (Red Hot Chili Peppers, System of a Down, Metallica). Bei „Death Magnetic“ wurde das Thema so dominant dass der eigentlich gute, natürliche Mix des Albums fast ungewürdigt blieb.
Es gibt natürlich Unmengen weiterer diskussionswürdiger Bands, Alben und Produzenten. Her damit! Was gefällt euch, was geht so gar nicht?
Darth Bane hat geschrieben:Sound und Produktion stehen bei mir nie an erster Stelle,wichtig sind die Songs,wenn die keine Seele haben oder keine Atmosphäre IST mir auch der beste Ballersound scheißegal.Und genau das ist das Problem im neuen Jahrtausend,viele Platten sind zwar fett produziert aber musikalisch völlig belanglos.
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