von Ulle » 30. August 2015, 14:22
Die Neugier hat gesiegt, hören wollte ich es ja doch.
Dass ich nicht euphorisch werden würde war klar, aber dennoch ist das Album vom ersten Eindruck her viel besser als das letzte Werk und weiß endlich wieder mal mit hörbarer Spielfreude zu glänzen.
Soweit ich das in der Qualität beurteilen kann ist der Sound auch deutlich stärker und dennoch erdig.
Man darf sich das ja kaum trauen zu schreiben, aber der größte Schwachpunkt in technischer Hinsicht ist der Gesang. Ich verstehe auch nicht, warum man manche Songs nicht einfach drei oder vier Halbtöne tiefer ansiedelt. Da würde der Bruce fett klingen und hätte mehr Power, so gibt es halt Parts die er schlicht und einfach nicht (mehr) hinkriegt. Bei „Speed of Light“ war das schon zu hören, bei „The Great Unknown“ ist das noch schlimmer. Er kämpft förmlich um die hohen Noten und dennoch sind einige Parts einfach nicht mehr machbar.
Der Opener „If Eternity Should Fail“ gefällt mir ziemlich gut. Kein Hammer, aber viel viel stärker, als das Satellite/El Dorado-Doppel. Sicherlich mal wieder zu lang, aber das Intro finde ich z.B. ziemlich cool.
„The Red and the Black“ klingt irgendwie anders als gewohnt, ist mit 13 Minuten auch nicht gerade kurz – hat aber was. „When the River Runs Deep“ gibt dann endlich auch mal wieder etwas Gas, ne schön knackig-kommerzige Nummer, die evtl. auch auf „Fear of the Dark“ hätte stehen können. Gefällt mir bisher am besten. Der Titelsong ist mir dann eindeutig mal wieder zu lang und dümpelt so etwas unentschlossen vor sich hin. Gegen Ende wird nochmal auf’s Pedal gedrückt, aber Begeisterung will bei mir nicht aufkommen. „Death Or Glory“ stand ja wohl auch zur Auswahl als erste Single und wäre wohl auch ne offensichtliche Wahl gewesen. Auch im leichten Uptempo gehalten, ich mag die Strophen und den Pre-Chorus, leider ist der Refrain dann sehr flach und vorhersehbar. Schade, sonst ne coole Nummer. Den Anfang von „Shadows of the Valley“ haben sie dann schön brav bei sich selbst geklaut. Ganz coole Idee, da eben zunächst „Wasted Years“ erklingt und in einer der ersten Zeilen dann auch gleich „Sea of Madness“ vorkommt. Instrumental gesehen sehr frisch und mit schönem Groove, der Refrain ist dann weniger platt als bei „Death Or Glory“ aber leider auch wenig mitreißend. Das relaxte „Tears of a Clown“ klingt fast wie ne Dickinson Soloalben-Nummer, ist nicht sonderlich spektakulär, gefällt mir aber ziemlich gut. „Man of Sorrows“ hat auch einen der stärkeren Refrains und die Überleitung in den Soloteil weiß mit ein paar feinen Harmonien zu glänzen. Sehr entspanntes, spätsommerliches Solo, gefällt mir. Auf das im Vorfeld vieldiskutierte „Empire of the Clouds“ war ich dann doch auch gespannt. Beginnt mit einem Pianointro sehr untypisch aber cool und wenn der Herr Dickinson in tieferen Lagen singt, hat er immer noch eine tolle Klangfarbe. Natürlich sind 18 Minuten lang und der Song benötigt etwas lange um dann endlich mal auf den Punkt zu kommen. Die eine oder andere Strophe weniger hätte evtl. sein dürfen, zumal die ersten fünfeinhalb Minuten nicht so wirklich viel passiert. Komischerweise erinnern mich Melodie und Phrasierung etwas an „Spanish Train“ von Chris DeBurgh, was eben wohl daran liegt, dass der Sänger als Erzähler fungiert. Untypischer Break so ab sieben Minuten rum und cooles, simples Lead danach, dann wieder der gleiche Break und der Song nimmt nach coolen Drumrolls etwas Fahrt auf und geht in einen (zu) langen Solopart über. Dann wieder etwas Gesang, der merkwürdige Break mit abermals coolem Drumming und dann sind die Vocals für den Bruce doch wieder zu hoch angelegt. Break, Gesang, Outro. Für nen 18 Minuten-Song geht das Teil recht schnell rum, beim ersten Durchlauf fehlt mir aber noch so ein richtiger Höhepunkt, ein zentrales Thema, was weiß ich. Nicht so richtig zwingend, aber auch nicht schlecht.
Waren jetzt meine ersten Eindrücke, sollte kein Review sein. Insgesamt bin ich positiv überrascht und werde auch nochmal reinlauschen. Ein Pflichtkauf ist es für mich wohl nicht, aber ich glaube kaum, dass Maidenfans der Spätphase enttäuscht sein werden.