IRON MAIDEN

Schreibt euch die Finger wund über das große Thema "Metal" - über neue Platten, neue Bands, Konzerte etc.

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Re: IRON MAIDEN - The Book of Souls

Beitragvon Thunderstryker » 6. September 2015, 11:56

Yeah, auch ich war komplett überrascht von der Stärke des Seelenbuches.

Um es nicht noch einmal alles zu tippen:
http://www.darkscene.at/index.php?m=rev ... 05&rf=rs_2
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Re: IRON MAIDEN - The Book of Souls

Beitragvon Fire Down Under » 6. September 2015, 12:07

Thunderstryker hat geschrieben:Yeah, auch ich war komplett überrascht von der Stärke des Seelenbuches.

Um es nicht noch einmal alles zu tippen:
http://www.darkscene.at/index.php?m=rev ... 05&rf=rs_2

tl;dr, ein PARIAH-Review wäre jetzt erstmal wichtiger.
:ahasoso:

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Re: IRON MAIDEN - The Book of Souls

Beitragvon Thunderstryker » 6. September 2015, 12:14

Fire Down Under hat geschrieben:
Thunderstryker hat geschrieben:Yeah, auch ich war komplett überrascht von der Stärke des Seelenbuches.

Um es nicht noch einmal alles zu tippen:
http://www.darkscene.at/index.php?m=rev ... 05&rf=rs_2

tl;dr, ein PARIAH-Review wäre jetzt erstmal wichtiger.


Die CD ist geordert und sollte Montag/Dienstag da sein. :smile2:
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Re: IRON MAIDEN - The Book of Souls

Beitragvon Hugin » 6. September 2015, 16:34

Siebi hat geschrieben:Danach bitte Pavlosinger und als krönenden Abschluss Herr Huginger, der die neue Virgin Steele scheinbar noch vor der starken Maiden sieht bzw. hört. I gfrei mi!

Auf den griechischen Paulaner wartet er jetzt nicht, der Huginger. Aber auf besonderen Wunsch des Siebingers gerne ein paar Worte zu "The Book of Souls":

Der Huginger mag's!

Das hat er sich zwar trotz der zuletzt ausgiebigen und insistierenden Jungfrauenschelte durchaus erhofft, weil er die Zeichen (Logo, Artwork, Credits) unbedingt so deuten wollte, aber eigentlich nicht mehr ernsthaft erwartet, weil er schon die BNW zur Hälfte langweilig fand und die drei Alben danach über weite Strecken ultraöde, mit dem Tiefpunkt bei AMOLAD, von dem er sich bis heute nicht einen Song merken kann, und natürlich der unsäglich langweiligen Grützeschleuder TFF, die ihm fraglos die Zehennägel abfräst.

Was ist nun bei "The Book of Souls" so anders, dass der schwarze Vogel hier plötzlich einen ähnlichen Euphorieschub abbekommt wie der Metalfranze und gar noch seinen Frieden mit der wiedervereinigten Maid macht? Nun, im Wesentlichen sind es vier Punkte, die mir an der neuen Scheibe sehr gut gefallen:

1.
Die Refrains zünden bei mir wieder und sie nerven mich nicht mehr durch zu viel Perseveration. Dass sie sich wiederholen ist ja durchaus ein üblicher und generell wünschenswerter Effekt eines Kehrverses. Aber sie bestehen halt inzwischen wieder aus Hooklines, aus zwei bis vier verschiedenen Textzeilen und schönen lyrischen Motiven. Kein Schluckauf-Quark wie bei "Blood Brothers", "Brave New World", "No More Lies" oder "El Dorado", bei denen man Brucie immer auf den Rücken klopfen wollte, dass sich das Gewölle löst und er im Text weiter kommt.

2.
Obwohl die Mehrzahl der Songs einmal mehr sehr lang und ausladend arrangiert ist, erschließen sich mir die Songstrukturen dieses Mal besser. Für mich wirkt der Songaufbau auch der meisten längeren Stücke relativ schlüssig und flüssig. Dieses Mal finde ich mich darin besser zurecht, warte auch nach einigen Durchläufen schon auf die Breaks und Stimmungswechsel, und spüre nicht das Phänomen "wir wären gerne progressiv, können aber keine progressiven Songs schreiben". Vielmehr empfinde ich die Longtracks eher episch-metallisch verortet als bei den drei Vorgängeralben, und das gefällt mir ziemlich gut.

3.
Bruce Dickinson! Warum? Nun, es bleibt auch mir nicht verborgen, dass er bei den höchsten Noten hörbar zu Kämpfen hat und die Höchstschwierigkeiten tatsächlich nicht mehr immer zu meistern vermag. Das ist sehr schade, und auch ich würde mir wünschen, dass er sie dann eben - ähnlich wie Kollege Halford - weglässt und die Songs ein wenig modulieren lässt. Aber, und das ist das große Plus: Wo ich subjektiv bei TFF nur bei einem einzigen Song ('Coming Home') einen wirklich emotionalen Bruce Dickinson wahrgenommen habe, da begegnet er mir auf TBOS wieder viel öfters. Ich habe hier das Gefühl, dass er sich wieder mehr mit den Songs und den Texten identifizieren kann, auch mal wieder theatralischer, feixender, bissiger unterwegs ist als zuletzt. Doch, trotz des Formknicks in den höchsten Tonlagen gefällt mir Bruce dieses Mal richtig gut.

4.
Ich mag den Sound und das Gesamtarrangement des Albums. Die kompositorische Abwechslung ist relativ groß, die Transparenz des Instrumentariums toll (ich höre selten auf einzelne Instrumente im Mix, hier mache ich es, manchmal sogar ganz unbeabsichtigt), es gibt sehr unterschiedliche Songtypen, die kürzeren Songs sind wieder etwas "hitmäßiger" gehalten, näher am 80er-Material als etwa das Zeug der letzten beiden Alben. Die Orchestrierungen bei "Empire" erinnern mich ein bisschen an die Longtracks von Jag Panzer oder an Sachen von Jethro Tull oder Gordon Lightfoot. Gerade bei dem Songs finde ich Dickinson auch wirklich hammermäßig (man merkt einfach, dass ihm die Aviatik-Themen viel bedeuten).

Was die einzelnen Songs angeht, haben sich bisher die folgenden Favoriten heraus kristallisiert:

If Eternity Should Fail, When the River Runs Deep, Death or Glory, Tears of a Clown, The Man of Sorrows, Empire of the Clouds

Weniger gut finde ich dafür vor allem The Red and the Black und The Great Unknown.

Ja, das ist im Wesentlichen das, was mir nach 12 Durchgängen der CD1 und ca. 7 Durchgängen der CD2 so spontan einfällt. Insgesamt für mich ein sehr starkes Album, das ich jetzt immerhin zwei Tage in massiver Dauerschleife hatte und bei dem sehr vieles sehr schnell gezündet hat. Bei den beiden Vorgängern musste ich mich durchquälen, sie überhaupt oft genug anzuhören, dass ich mir ein Urteil erlauben konnte. Dieses Mal hat sich die Spannung mit dem Hören mehr und mehr aufgebaut und ich höre das Album echt sehr, sehr gerne an.

Damit gibt's von mir aktuell eine Note irgendwo zwischen 8 und 9; ich tendiere zur 8,5 mit leichter Tendenz nach oben, wobei es mir für eine Neun wohl nicht ganz reicht. Dafür hätte ich dann doch auch gerne mal wieder ein bisschen mehr Rock'n'Roll von Maiden. Da ich den nicht bekomme, ist jetzt erst einmal die neue Motörhead an der Reihe...


Ach ja, und die vom Siebinger gewünschten Querverweise will ich natürlich nicht schuldig bleiben:

Virgin Steele:
Im Gesamtpaket hat es die eiserne Jungfer geschafft, die Jungfer Stahl dann doch recht deutlich zu überflügeln, was ich gar nicht erwartet hatte. "Lucifer's Hammer" finde ich dennoch noch lässiger als alle Songs der neuen Maiden. Aber im weiteren Verlauf hat die VS doch viel deutlichere Längen und mehr Füller als die IM.

Manowar:
Dass ich "The Lord of Steel" deutlich geiler finde als "The Book of Souls" wird sicherlich keinen mehr überraschen. Bei der einen kann ich halt alle Songs auswendig mitträllern, was ich bei der anderen nie können werde. So ist das halt. Beiden Bands ist aber mit dem letzten Album im Vergleich zu den beiden Vorgängern ein Sprung nach vorne gelungen, und beide Bands sind nach wie vor ein gutes Stück von ihren Glanzzeiten weg. Trotzdem konnten mich beide wieder ein gutes Stück mehr euphorisieren als ich es ihnen vor erscheinen noch zugetraut hätte. Das ist cool!

Running Wild:
"Resilient" ist für mich eingängiger, launiger und unkomplizierter, aber das waren dann auch schon die Vorzüge. Auf der anderen Seite wirkt es auch etwas uninspirierter und natürlich auch etwas flacher. Ich mag's trotzdem, auch wenn es dort deutlich weniger zu entdecken gibt als bei Iron Maiden.
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Re: IRON MAIDEN - The Book of Souls

Beitragvon Siebi » 7. September 2015, 09:13

Megahuld@Huginger! Spitzenklasse! :yeah:

Wird Zeit, dass wir uns mal wieder sehen. Dezemberbörse in München evtl.?
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Re: IRON MAIDEN - The Book of Souls

Beitragvon Hugin » 7. September 2015, 11:03

Siebi hat geschrieben:Wird Zeit, dass wir uns mal wieder sehen. Dezemberbörse in München evtl.?

Würde ich mal nicht kategorisch ausschließen, wenn's kein Wettkampfsonntag ist.
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Re: IRON MAIDEN - The Book of Souls

Beitragvon Fire Down Under » 7. September 2015, 21:17

Hugin hat geschrieben:
Siebi hat geschrieben:Wird Zeit, dass wir uns mal wieder sehen. Dezemberbörse in München evtl.?

Würde ich mal nicht kategorisch ausschließen, wenn's kein Wettkampfsonntag ist.

Macht nix, mach ma dann halt auch nen Wettkampf im Ewigen Licht. :cool2:
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Re: IRON MAIDEN - The Book of Souls

Beitragvon Hugin » 7. September 2015, 21:25

Fire Down Under hat geschrieben:
Hugin hat geschrieben:
Siebi hat geschrieben:Wird Zeit, dass wir uns mal wieder sehen. Dezemberbörse in München evtl.?

Würde ich mal nicht kategorisch ausschließen, wenn's kein Wettkampfsonntag ist.

Macht nix, mach ma dann halt auch nen Wettkampf im Ewigen Licht. :cool2:

Ich hab da halt dann immer fünf Bewaffnete dabei...
:lol:
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Re: IRON MAIDEN - The Book of Souls

Beitragvon The-Aftermath » 7. September 2015, 21:29

So! *Finger knacksen* Ich habe gerade richtig Bock, meinen digitalen Senf zu "The Book of Souls" abzugeben. Diesmal werde ich es aber vorsichtiger angehen. Ich möchte nicht wie bei "The Final Frontier" nach fünf Jahren beschämt auf meine Kommentare zurückblicken, weil so offensichtlich der anfänglichen Fanboy-Euphorie geschuldet waren und damit in keinem Verhältnis zur musikalischen Qualität standen. Wobei das auf Fanboy-Kommentare sowieso eher selten zutrifft, aber bei "The Final Frontier" habe ich definitiv etwas zu dick aufgetragen. (Dazu unten mehr) Jedenfalls wird das hier mein "Erster Eindruck"-Post werden, bevor ich in zwei oder drei Monaten nochmal nachlege.

Um meinen Post möglichst vielen Lesern zugänglich zu machen und für ein User-übergreifendes Format zu sorgen, werde ich mein Gelaber auf drei Arten verpacken: Kurze Zusammenfassung für Fans von Einzeilern oder solche, die hier nur kurz während der Mittagspause reinschauen (1), als Punkte-Liste (Punkte! Fuck yeah) (2) und als elendig langer, ausgeschriebener Text für die Die Hards. Bereit?

(1) Kurze Zusammenfassung meiner Eindrücke

Pro: Instrumental wieder bissiger, aggressiver und "klassischer", misslungene "Prog"-Elemente des Vorgängers fehlen komplett (siehe Post von Hugin Nr. 2).
Contra: Fulminante Rückkehr der "Dance of Death"-Plastik-Synthezizer, teilweise seltsame Phrasierung oder nicht gelungene, bzw. nicht vorhandene Gesangsmelodien, extremer Qualitätsabfall ab CD2.
Musikalische Assoziationen innerhalb des MAIDEN-Katalogs: Brave New World, Fear of the Dark, A Matter of Life and Death, The X-Factor (vereinzelt)
Highlights: If Eternity should fail, The Red & the Black, When the River runs deep, The Book of Souls
Lowlights: Death or Glory, Tears of a Clown, Man of Sorrows
Unterm Strich: CD 1 entschädigt mit beeindruckender Leichtigkeit für den Vorgänger, CD 2 kann das Niveau leider nicht halten. Somit halte ich das Doppelalbum-Konzept unterm Strich für ein ärgerliches Eigentor. CD 1 kann jedoch (in meinen Augen) bislang noch dafür entschädigen, so dass ein positiver Eindruck bleibt. (Mehr dann unten)

(2) Liste (basierend auf 5-6 kompletten Durchläufen)

I. If Eternity should fail - 9/10
II. Speed of light - 7,5/10
III. The Great Unknown - 7,5/10
IV. The Red & the Black - 9,5/10
V. When the River runs deep - 10/10
VI. The Book of Souls - 9,5/10

VII. Death or Glory - 6/10
VIII. Tears of a clown - 4,5/10
IX. Shadows of the valley - 7/10
X. Man of Sorrows - 5/10
XI. Empire of the clouds - 8/10

Zum Vergleich, meine Einschätzung für "The Final Frontier" nach fünf Jahren:

I. Satellite 15... the Final Frontier - 8/10
II. El Dorado - 6/10
III. Mother of Mercy - 6,5/10
IV. Coming Home - 7/10
V. The Alchemist - 7/10
V.I Isle of Avalon - 6,5/10
VII. Starblind - 6/10
VIII. The Talisman - 9,5/10
IX. The Man who whould be king - 6/10
X. When the wild wind blows - 8/10

(3) Track-by-track und Kommentar

Tja, wo soll ich anfangen? Soll ich überhaupt? Ich kann die Einwände schon nachvollziehen, MAIDEN hier, MAIDEN da, die Alben generieren 150-seitige Threads und werden bis auf die Papierqualität des Booklets auseinander genommen. "DENKT DENN MAL JEMAND AN DIE KIN... JUNGEN UNDERGROUND-BANDS?!" Ich denke schon. Ich gehöre wohl eher zu jenen, die sich darüber freuen, dass es noch eine Band mit solch einer Anziehungskraft gibt, bei der sich alle Metaller noch einmal versammeln um über das neue Album zu diskutieren, bevor sie sich wieder in ihre unzähligen, kleinen Subgenre-Löcher zurückziehen und sich bis zur Veröffentlichung des nächsten METALLICA-Albums nicht mehr zu Gesicht bekommen. Insofern finde ich MAIDEN wichtiger für die Szene als so manchen Newcomer, auch wenn die Zeiten, in denen MAIDEN die Richtung vorgaben, natürlich vorbei sind.

Aber groß sind sie immer noch, und damit meine ich nicht die gut gefüllten Reserven ihres 80er-Jahre-Ruhms, den sie im Keller lagern und von dem sie weiterhin zehren, sondern sie schaffen es auch noch anno 2015, Ende 50 (!), großartigen Heavy Metal fürs Lehrbuch zu schreiben. Und die Aufmerksamkeit, die ihnen seit 2000 ungebrochen und sogar zunehmend zu Teil wird, gibt der Einschätzung recht. Oh, wieder eine Zwischenmeldung? "ACH, QUATSCH! "KILLERS" 1981 BEIM RUDI IM KELLER AUF DEM SOFA, DAS WAREN NOCH ZEITEN! RICHTIGER HEAVY METAL!" Ja, hast wahrscheinlich recht. Höre ich auf "Book of Souls" aber auch heraus, und diesmal nicht zu knapp! O.k., was gibt's denn noch? "WENN DAS VON EINER JUNGEN BAND KOMMEN WÜRDE, NIEMAND, NIEMAND WÜRDE SICH DAFÜR INTERESSIEREN!!!! NIEMAAAAAND!!! ARGHHHH!" Glaube ich nicht. Im Ernst, ich gehe mittlerweile sogar vom Gegenteil aus. Die Szene wird monatlich von wirklich mittelmäßigen Bands überflutet die ein austauschbares Album nach dem anderen in die Soundchecks quetschen. Vieles davon begeistert vielleicht für ein paar Wochen, anderes überlebt nicht mal den zweiten Youtube-Eindruck. Ich habe vor einigen Jahren, als ich noch relativ neu hier war, angefangen, extrem viele Neuerscheinungen pro Monat zu kaufen. SKULL FIST, HIGH SPIRITS... ich kann sie schon gar nicht mehr alle aufzählen! Und mittlerweile? 95% habe ich verkauft oder höre ich nur noch selten.

Schaut mal, ich habe mir zusammen mit "Book of Souls" die neue DEAD LORD gekauft. Ein fantastisches Album! Wirklich großartige Songs! Aber jetzt einmal Hand auf's Herz: Wo ist da das Innovative, Eigenständige im Vergleich zur neuen MAIDEN? DEAD LORD sind eine tolle, symphatische und talentierte Band, aber auch eine von ganz, ganz vielen Bands, die in den letzten 10 Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Hier ein paar THIN LIZZY-Licks, da ein paar NWOBHM-Reminszenzen. Klingt super, aber dagegen sollen MAIDEN plötzlich die alten, ideen- und zahnlosen Säcke sein? Ich weiß nicht. Ich bin ein riesiger Fan von SOLSTICE und DARK FOREST, aber ich glaube tatsächlich, dass, würden beide Bands solche genialen, urenglischen Leads wie MAIDEN in "The Red & the Black" oder "The Book of Souls" schreiben, der Ungeround würde heulend vor Freude auf die Knie fallen, und nicht umgekehrt! In MAIDEN ist noch mehr Metal als der Schein vermuten lässt. Dies soll keine militante Verteidigung der neueren MAIDEN werden, ich kann (fast) alle Kritikpunkte nachvollziehen und schreibe ja selbst, dass sie sich mit den überlangen Alben keinen Gefallen mehr tun, da auf die sehr lange Spieldauer alle Schwäche (Und diese gibt es) viel mehr zur Geltung kommen und so die Wirkung der Highlights untergaben.

Aber jetzt mal zum Album: Mein ganzes Gelaber hat natürlich auch den Hintergrund, dass ich eben nicht mit "Piece of Mind" oder "Powerslave" aufgewachsen bin, sondern mit "Rock in Rio", "Dance of Death" und "A Matter of Life and Death". Sprich: Ich bin Fan der neueren MAIDEN, mag "No More Lies" und bin der Band gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt. Daher verwundert es mich im Rückblick immer noch sehr, dass gerade "The Final Frontier" das einzige Album im gesamten Katalog der Band darstellt, welches mich nach wie vor mit einem riesigen Fragezeichen zurücklässt und zu dem ich einfach keinen Zugang finde. Es stellt neben "No Prayer for the Dying" und "Fear of the Dark" mit Sicherheit mein am wenigsten gehörtes MAIDEN-Album dar und nach fünf Jahren finden höchsten noch der Titeltrack und das wirklich grandiose "The Talisman" den Weg in meinen Player. Zum Rest passt dann tatsächlich der Siebi-Slogan vom "Altherren-Rock". Die Produktion zwar wieder warm und natürlicher, dafür aber auch zahnlos und etwas breiig. Die Leads und schnelleren Parts muss man mit der Lupe suchen, dafür seltsame Prog- und Improparts bei denen sich wirklich nichts rührt, kaum gelungene Gesangsmelodien... die Liste ließe sich fortsetzen. Was da wohl in die Band gefahren war? (Umso lustiger natürlich meine Kommentare anno 2010)

Aber was zählt ist das Jahr 2015. Und damit kommen wir endlich zum Album... am besten Track by track oder?

I. If Eternity should fail: Ungewöhnliches, stimmungsvolles Intro. Ich hatte tatsächliche eine Fortsetzung des "Satellite 15"-Desasters befürchtet, aber bevor ich damit rechnen kann, rollt schon das Hauptriff über mich hinweg. Erste Assoziationen? DIO, BLACK SABBATH auf "Mob Rules" und "Eternal Idol", "Fear of the Dark". Dieser typische spät-80er-Sound ist super, klingt für die aktuellen MAIDEN frisch und spannend. Weitere Eindrücke: Die (Lead)Gitarren sind schneidender, präsenter und dominanter als auf "The Final Frontier". Keine Improvisationen, sondern echte Leads und Riffs. Besonders toll gefällt mir der abschließende "Necropolis"-Part (Sorry, FDU, nicht das was du meinst...), das verleiht dem Ganzen eine ganz eigene Note, die ich MAIDEN nicht mehr zugetraut hätte.

II. Speed of Light: Hier kann ich meine Finger schonen, zu diesem Song wurde alles gesagt.

III. The Great Unknown: Der Song, der mich neben "Shadows of the Valley" noch am ehesten etwas fraglos zurück lässt. Hätte von allen Titeln wahrscheinlich am ehesten auf "Dance of Death" stehen können. Hier und da gute Parts, aber das übergreifende Konzept fehlt. Setzt sich auch nach fünf Durchläufen nicht fest, hier würde ich also auch ganz klar von kompositorischen Schwächen sprechen.

IV. The Red & the Black: Ich bin froh, dass ich zunächst darauf verzichtet habe, ausführliche Reviews zu lesen und mich dem Album diesmal etwas unvoreingenommener genähert habe. Sonst hätte ich wahrscheinlich schon beim ersten Durchlauf die negativen Kommentare zu "The Red & the Black" im Kopf gehabt... bei mir hat er nämlich auf Anhieb gezündet! Die Leads klingen in meinen Ohren auch nicht fröhlich, sondern mittelalterlich-keltisch, wie es sich für einen großartigen Harris-Track der Neuzeit auch gehört. Ich höre ich dann auch tatsächlich leichte "X-Factor"-Elemente heraus, zumindest könnte ich mir die Nummer gut auf besagtem Album vorstellen. Hier jagt tatsächlich eine Gänsehaut-Melodie die nächste, ich höre "Rime of the Ancient Mariner", "The Legacy", "The Clansman"... Die Plastik-Keyboards können den Eindruck kaum schmälern. Und ich bleibe dabei: Für einige dieser Leads würden viele Epic-Bands töten.

V. When the River runs deep: Jetzt wollt ihr sicher alle wissen, warum ich hier 10 Punkte vergeben habe? Nun, das war der einzige Track, der mich wirklich von der ersten Sekunde an komplett umgehauen hat. Gab es auf "The Final Frontier" ja zumindest ein paar schwächliche Ansätze eines rockigen Parts (siehe "Starblind"), so ziehen es MAIDEN diesmal tatsächlich durch und rocken so hart daher wie seit Äonen nicht mehr. Der "Moonchild"-artige Einstieg (Der Gesang ist arg an der Grenze, aber der Enthusiasmus in der Stimme entschädigt dafür), dann im Solo-Teil echte "Prowler"-Parts, bevor wir wieder bei "Brave New World" sind. Die Gesangsmelodien sind mitreißend, kommen auf den Punkt und das Gaspedal wird durchgehend durchgetreten. Durch den Backing-Gesang kommt die old school-Schlagseite noch mehr hervor. Hätte ich ihnen nicht mehr zugetraut!

VI. The Book of Souls: Ich bin ja ein riesiger Fan des Gers/Harris-Duo. Beide waren auf jedem Album seit "Dance of Death" für meine jeweiligen Lieblingssongs verantwortlich. Also weiß ich was mich erwartet, bin aber trotzdem absolut begeistert. Großartige Gesangsmelodien, die wieder Magie und viel Atmosphäre versprühen, dazu wieder vergleichsweise harte Gitarrenriffs und wunderbare Soli. Und alles klingt wieder so schön nach klassischen MAIDEN, nach denen die damals in "Rock in Rio" aufgetreten sind. Ich versuche mir gerade eine bessere und genauere Begründung für diese Aussage aus dem Ärmel zu schütteln, aber es will mir nicht gelungen. Zumindest fühlt es sich wieder "vertraut" und nicht modern, fremd oder "proggig" an. Vielleicht liegt es an den Gitarren, die wieder hörbar Akzente setzen und auf nachvollziehbare Melodien statt identitätslose Improvisationen setzen.

Würde "Book of Souls" hier aufhören, ihr müsstet tagelang meine "Beste Band der Welt"-Posts ertragen, der Postbote wäre schon mit dem neuen T-Shirt auf dem Weg zu mir und die Superlativen würden nicht lange auf sich warten lassen. Aber, leider, gibt es noch eine CD 2. Und hier komme selbst ich nicht darum, zuzugeben, dass das Doppelalbum-Konzept insgesamt zuviel des Guten ist. Wie vorhin angesprochen muss man leider feststellen, dass MAIDEN die überraschend starke erste Hälfte und den positiven Gesamteindruck teilweise selbst wieder zunichte machen. Und das ist wiederum ein echtes Ärgernis! Aber zu den Tracks.

VII. Death or Glory: Will als rockige und schnelle Nummer punkten, hält sich in den Strophen noch gut, enttäuscht dann aber durch den einfallslosten Refrain seit Ewigkeiten.

VIII. Shadows of the Valley: Der "Wasted Years"-Einstieg ist echt krass, hätte nicht gedacht, dass sie so absichtlich abkupfern, aber nun gut. Es folgt ein packendes "The Fallen Angel"-Riff, bis der doch arg nervige Refrain dem Ganzen wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Insgesamt fehlt auch hier ein Songkonzept, alle spielen vor sich hin, aber niemand scheint so richtig zu wissen, in welche Richtung es gehen soll. Insgesamt gut, aber nicht mehr.

IX. Tears of a Clown: Erster krasser Ausrutscher für mich. In jeder Hinsicht fad und vor sich hin plätschernd, bin leicht schockiert. Erinnert am ehesten an die "Final Frontier"-Phase und hätte selbst dort zu den Lowlights gezählt.

X. The Man of Sorrows: Typischer "2. Reihe"-Song der MAIDEN'schen Neuzeit, sprich gehört in die Kategorie "Age of Innocence", "Face in the Sand", "The thin line between love and hate" usw. Tut nicht weh, packt mich aber seltsamerweise überhaupt nicht und hinterließ bis jetzt kaum bleibende Eindrücke. Daher der kurze Kommentar, aber es ist eh schon alles zu lang hier!

XI. Empire of the Clouds: Da wären wir also endlich. Machen wir's im Gegensatz zu Bruce kurz: Guter bis teilweise sehr guter Song mit einigen richtig schönen Parts, aber über die gesamte Spieldauer hinweg dann doch nicht das erwartete Highlight. Schade finde ich vor allem, dass sich die Band so offensichtlich beim "The Legacy"-Riff bedient. Eigentlich stören mich solche Querverweise nicht, aber ein nicht mal 10 Jahre altes Riff als tragende Säule in einen so wichtigen Song einzubauen, hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Grundsätzlich habe ich wohl etwas "Ausgefalleneres" erwartet als ein sehr schönes Intro und Outro von Bruce, die beide von einem doch recht "generischen" Instrumentalpart zusammengehalten werden. Wahrscheinlich verhindert auch gerade meine Engstirnigkeit, dass ich mich dem Queen/Jethro Tull/Opern-Sound vollends öffnen kann, so wirkt der Song irgendwie für mich wie ein Fremdkörper auf dem Album. Dennoch klar der beste Song auf CD 2.

So, ihr habt geschafft! Beenden wir diesen irrsinnigen Tastaturlauf mit einem kurzen Fazit: Ich glaube ich kann jetzt schon guten Gewissens sagen, dass mir "The Book of Souls" sehr gut und besser als der Vorgänger gefällt. So weit, so unspektakulär. In den Gesamtkatlog möchte ich die Scheibe erst in ein paar Monaten einordnen. Fest steht aber, dass zumindest CD 1 mir ein paar der intensivsten Gänsehautmomentan der letzten Jahre beschert hat. CD 2 trübt den Gesamteindruck, aber eben nicht den von CD 1. Somit werde ich wahrscheinlich immer vor "Death or Glory" wieder zum Opener schalten und mir das Ganze vielleicht als EP vorstellen.

Für mich sind in punkto MAIDEN sowieso nur zwei Faktoren entscheidend: Der "Hightlight"- und der "Harris"-Faktor. Der "Highlight"-Faktor wird durch die Anzahl echter Volltreffer bestimmt, die ein MAIDEN-Album besitzt. Denn außer dem Debüt besitzt für mich jedes MAIDEN Album einen oder mehrere Schwächen und so wird die Anzahl der echten Highlights zum Kriterium. Der "Harris"-Faktor gibt an, ob ich zu dem besagten Album Luftbass spielen und in Harris-Manier vor der Anlage posieren kann. Und für "The Book of Souls" kann ich sagen: Doppelcheck! In diesem Sinne: Up the irons!
Zuletzt geändert von The-Aftermath am 7. September 2015, 21:59, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: IRON MAIDEN - The Book of Souls

Beitragvon Fire Down Under » 7. September 2015, 21:59

The-Aftermath hat geschrieben:Ich bin ein riesiger Fan von SOLSTICE und DARK FOREST, aber ich glaube tatsächlich, dass, würden beide Bands solche genialen, urenglischen Leads wie MAIDEN in "The Red & the Black" oder "The Book of Souls" schreiben, der Ungeround würde heulend vor Freude auf die Knie fallen, und nicht umgekehrt!

Diesen Satz kapiere ich nicht ganz. DARK FOREST spielen doch schon immer absolut urenglische Leads, klingen auch noch eigenständig, und wischen nebenbei bemerkt mit neueren Maiden-Alben aber mal sowas von den Fußboden. (SOLSTICE hingegen weißnicht, die Band ist mir egal.)
:ahasoso:

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Re: IRON MAIDEN - The Book of Souls

Beitragvon Pavlos » 7. September 2015, 22:16

:yeah: @The-Aftermath

...und hier noch das jetzt schon legendäre Siebi-Plakat:

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Re: IRON MAIDEN - The Book of Souls

Beitragvon Hugin » 7. September 2015, 22:21

Lang, aber spannend zu lesen, dein Review.

Nachvollziehen kann ich tatsächlich alle Assoziation und Beschreibungen. Bei manchen Punkten ziehe ich daraus etwas andere Schlüsse und offenbar mag ich die für dich eher einfallslosen Nummern wie "Death Or Glory" lieber als du, aber im Großen und Ganzen würde ich deinen Gesamteindruck teilen.
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Re: IRON MAIDEN - The Book of Souls

Beitragvon Chris75 » 7. September 2015, 22:55

Pavlos hat geschrieben::yeah: @The-Aftermath

...und hier noch das jetzt schon legendäre Siebi-Plakat:

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Hmm, aber die Bierwerbung nebenan scheint nicht zu stören...
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Re: IRON MAIDEN - The Book of Souls

Beitragvon Siebi » 8. September 2015, 08:46

Chris75 hat geschrieben:
Pavlos hat geschrieben::yeah: @The-Aftermath

...und hier noch das jetzt schon legendäre Siebi-Plakat:

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Hmm, aber die Bierwerbung nebenan scheint nicht zu stören...

In oberen und generell alten Baiern werden die Kinder schon kurz nach den ersten Mutterbrusttagen mit Bier aufgezogen. Lactose-Entwöhnung das Stichwort. Fortschrittliches Baiern, gell. Wieder was gelernt!

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Re: IRON MAIDEN - The Book of Souls

Beitragvon Prof » 8. September 2015, 11:01

Merci, The-Aftermath, für den Ersteindruck en détail. Salz + Suppe = :yeah: .
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