Hugin hat geschrieben:holg hat geschrieben:Die Nummer 8 meiner All-Time-Inselplatten-Liste gegen eine Album einer Band, die es trotz vieler toller Scheiben nicht einmal in diese Liste geschafft hat.
Wenn Du den "Party"-Aspekt heraus nimmst, passt die Analyse fĂŒr mich, werter Rabe.
Mhm. Schön, dass du das bestÀtigst.
Man sammelt halt so in den Jahrzehnten seine EindrĂŒcke und zieht seine SchlĂŒsse. Wie schon oben gesagt: Auf keinen von uns passen alle Punkte einer solchen Analyse, aber eine Tendenz ist schon da, und ich finde, dass sich im Metal ganz unabhĂ€ngig vom musikalischen Genre und der Schubladenkultur zwei groĂe Dualismen beobachten lassen, bei Fans wie bei Musikern:
1) Realismus vs. Eskapismus
2) Rock'n'Roll vs. Epik
Bei diesen beiden Dualismen habe ich das GefĂŒhl, dass es eine starke Tendenz dahin gibt, dass sich der jeweils erstgenannte Schwerpunkt bei vielen Bands und Hörern gegen den zweitgenannten Schwerpunkt abgrenzt, und dass derjenige, der bei Punkt 1 auf der linken Seite steht, auch bei Punkt 2 eher zur linken Seite tendiert, und umgekehrt.
Bands, die sich mit dem wahren Leben befassen, mit Sozialkritik, mit den Gangs ihrer StraĂe und mit ihren Drogenerfahrungen machen tendenziell eher keine sonderlich epische Musik. Bands die von Elben, Trollen oder Wikingern und Kreuzrittern singen, klingen in aller Regel nicht allzu rock'n'rollig. Der Rock'n'Roll-Lifestyle lĂ€sst sich schlecht mit Rittern und Drachen rĂŒberbringen und wer in seiner Musik neoklassische EinflĂŒsse hat und romantische Literatur vertont macht meistens keine Bandphotos mit barbusiger Lady im Arm und Jackyflasche in der Hand.
Man kann jetzt sagen, dass das alles ja nichts Neues ist. Stimmt natĂŒrlich. Das Spannende daran ist fĂŒr mich, dass sich das alles recht oft auch in den HörprĂ€ferenzen der Fans widerspiegelt und oft auch ein bisschen was ĂŒber die Leute verrĂ€t. Ebenso, dass es sich auch in allen Subgenres wiederfindet. So gibt's auch im Black Metal (fĂŒr sich genommen ja ein grundsĂ€tzlich eher eskapistisches Genre) trotzdem die beiden Schienen, und auch hier sind die rockigen Bands eher diejenigen die Sex, Drogen, Selbstmord und Gewalt vertonen, wĂ€hrend es die epischeren Bands eher von Antikosmik, Luzifer, Orks und transilvanischen Vampiren haben. Im Doom sind die rockigen Bands eher die vernebelten, bei denen es auch um persönliche Sucht, persönliche Trauer, persönlichen Glauben, die eigene VergĂ€nglichkeit geht, wĂ€hrend die Epiker sich gerne in transzendentalen Themen wie Religion, Götter, Engel, oder historischen Sachen wie KreuzzĂŒgen, biblischen Geschichten, Mythen ergehen.
Im Prinzip ist das wie "Big Data" im metallischen Mikrokosmos. Sag uns deine 20 Lieblingsbands und wir sagen dir, wer du bist. Ăberspitzt gesagt.
Es gibt natĂŒrlich auch diejenigen, die einfach Musik hören wollen, die sie berĂŒhrt, und denen das ganze Analysieren zu doof ist. Aber mich interessiert halt immer das "Warum?" ganz besonders. Witzig, was so ein kleines Albenduell alles an Synapsenblitzen auslösen kann...
