Siebi hat geschrieben:
Denke, dass einer der möglichen Gründe ist, dass man im Gegensatz zu Schweden z.B. nicht sofort einen ädaquaten Proberaum bekommt, wo man Angst haben muss, dass einem die Instrumente anhanden kommen oder sie im Loch vor sich hinsiffen. Mit staatlicher Unterstützung sieht es generell mau aus. Da haben die Skandinavier eine andere Lebensphilosophie und Politik. Dazu kommt, dass zwischen Musik machen und Musik auf dem nächsten Niveau weitermachen ein himmelweiter Unterschied besteht. Der eine hat keinen Bock mehr, weil er doch lieber Fußball spielt, der nächste will sein Studium intensivieren, der andere heiratet, gründet Familie uswusf..
Den Sprung vom Schrammeln im Proberaum zum ernsteren Level gehen viele nicht, weil zum einen die muskalischen Qualitäten nicht ausreichen, oder das Interesse nicht besteht und/oder es eben so viele andere freizeitliche Aktivitäten gibt und dann haben wir immer noch das Phänomen vom Propheten im eigenen Lande, der nix zählt. Die Situation in Frankreich und England ist unserer nicht unähnlich, wie ich finde.
Bin mir nicht sicher, ob das mit der staatlichen Unterstützung als Erklärung für die vielen guten Bands in Skandinavien nicht eine Legende ist. Auch Portrait, Lamp of Thoth, Procession etc. haben nebenbei ihr Studium, ihre Autowerkstatt, ihren Job in der Bibliothek, ihre Familien, ihre miesen Proberäume (falls überhaupt), aber dennoch klingt die Musik professioneller, dennoch haben sie ihren eigenen Stil.
Ich glaube, es kommt vielleicht ein anderer Faktor dazu: Bands wie die genannten sind mit ihrem Stil und der Tradition dahinter vertraut. Portrait können Dir ihren 80er-Metal bis in die obskursten Nischen runterbeten. Daher ist eine ungeheure Stilsicherheit gegeben und damit vielleicht auch eine klarere Vision, wie die Musik der Band ausfallen soll. Wenn man die 'typischen' Dumpf-Deutsch-Bands nach ihren Einflüssen fragt, kommen wahrscheinlich Judas Priest, Accept, Iron Maiden, J.B.O und noch ein paar große Magazin-Band-Namen. Ich glaube einfach, dass dadurch eine gewisse Stillosigkeit bei deutschen Bands zu beobachten ist, weil nur eine oberflächliche Auseinandersetzung mit der Tradition und der Szene stattgefunden hat. Es geht eher darum, in einer Band zu spielen, als eine bestimmte Musik zu spielen. Dadurch wirkt es vielleicht gleichförmiger und weniger professionell, weniger stilistisch geschärft als bei bestimmten ausländischen Bands.