Weshalb

Schreibt euch die Finger wund über das große Thema "Metal" - über neue Platten, neue Bands, Konzerte etc.

Moderator: Loomis

Beitragvon Ghoul » 16. November 2007, 18:58

witchfynder666 hat geschrieben:
Goatstorm hat geschrieben:
witchfynder666 hat geschrieben:
Goatstorm hat geschrieben: IRON MAN, eine der unterschätztesten Doom-Bands überhaupt.
Wer GATES OF SLUMBER mag, soll sich unbedingt auch mal IRON MAN anhören.

Unbedingt!!

Wo wir schon bei Doom sind:

Revelation hatten auch einen schwarzen Bassisten, der jetzt auch bei Against Nature spielt.

Ach ja, ich nehme mal an, dass sich in vielen bayrischen Metalbands auch "schwarze" Bandmitglieder finden lassen :P

Hell yeah!

Conservative Epic Metal...

Diese Bands sind dann bestimmt auch Mitglieder des "Circle of Franz Josef Strauß"

Conservative Epic Metal rules ;)

Bei diesen Bands ist der Haupteinfluss bestimmt folgende Person:

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"Die königlichen Manuskripte" könnte da ein guter Albumtitel sein :P

Rudi, bist du etwa schon wieder am Saufen? :huh:
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Beitragvon witchfynder666 » 16. November 2007, 19:01

Noch nicht, aber wo du sagst, ein König Ludwig Dunkel würde mich jetzt schon anmachen! Werd daher gleich eins aufreisen :rolleyes:
Crush the gothic slime!!
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Beitragvon Ghoul » 16. November 2007, 19:06

Na denn, Prost! :lol:
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Beitragvon Acurus-Heiko » 18. November 2007, 01:25

Politisch betrachtet gibt es sicherlich zahlreiche "schwarze" Metaller ("schwarz" im Sinne von konservativ). Mich zum Beispiel :) Aber zurück zur Frage.

Es gibt ja nicht nur eher "weiße" Metaller, sondern es gibt praktisch auch keinen Moslem-Metal. Ebensowenig existiert kaum weiße Gospel-Musik. Und der angebliche "Latino"-Einschlag im Metal ist eher einer von ursprünglich spanischen Einwanderern.

Kultur ist im eigentlichen Sinn die Summe überlieferter, bis in die Gegenwart reichender Erfahrungen einer bestimmten, sich darin erkennenden und so von anderen unterscheidbaren Gruppe von Menschen. Das Kulturelle liegt immer im Sozialen: in Sprache, Denkweisen, Kleidung und Gestik. Dazu zählt selbstverständlich auch Musik als rhytmisch-tonale Ausformung von Kultur.

Mehrere funktional eng beieinander liegende Kulturen bilden wiederum eine Zivilisation. Das wären - eher grob dargestellt - die christliche (West-Europa, USA, Südamerika, Australien), die religiös mit ihr verbundene orthodoxe (Osteuropa), die islamische (Naher und Mittlerer Osten, Nordafrika) und die konfuzianische (Asien) Zivilisation. Der Metal hat hierbei seinen Siegeszug am ehesten in der christlichen Zivilisation angetreten. Nur: Warum eigentlich?

Kultur ist immer auch ein Spiegelbild der durch sie geprägten Gesellschaft. Metal erscheint vergleichsweise grob, schnell, roh, direkt und laut. Ebenso ist er zwingend auf Erungenschaften der Technik angewiesen: ohne E-Gitarren und kräftige Verstärker kein Metal. Er ist wie der musikalische Reflex einer schnelllebig-dynamischen, umwälzenden Industriegesellschaft. Und in der Tat: Seinen Siegeszug startete der Metal vom Mutterland der Industriellen Revolution aus: England. Im Metal bricht sich demnach auf musikalische Art und Weise der "christlich-westliche" Gesellschaftsentwurf.

Trotzdem fällt dem Metal eine Sonderrolle zu. Sein Ursprung liegt nämlich im "schwarzen" Blues, also im Wesentlichen bei den Nachfahren US-amerikanischer Sklaven. Aus dem ging - über die Zwischenstufe Swing - in den 1950er Jahren schließlich der Rock'n Roll hervor. Den teilten sich noch "Schwarze" wie "Weiße" und von den USA schwappte er sodann herüber ins "weiße" Westeuropa. Die Engländer, besonders Kinder der "weißen" industriell-urbanen Arbeiterschaft, formten Rock'n Roll in Beat um, koppelten die Entwicklung damit vom rhytmischen Blues der Afroamerikaner kulturell vollständig ab und ließen all dies im Metal enden.

That's it.

p.s. All dies unterstreicht die bodenlose Dämlichkeit sogenannter "Rechts-Rocker". Die rocken nämlich mit ursprünglich schwarzer Musik gegen Schwarze, wissen es aber nicht!
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Beitragvon Hugin » 18. November 2007, 02:09

Sicher nicht falsch, aber auch irgendwie vereinfacht. Ohne den Einfluss des Blues kleinreden zu wollen, ist Metal doch einiges mehr als ein Kind des "schwarzen" Blues. Erklär mir Burzum mit Blues, oder Bunkur, oder Celtic Frost. Sicher kommen daher AUCH Einflüsse, bei den älteren 70er Bands und ihren Epigonen umso mehr, aber ansonsten ist die Argumentation - auch im Hinblick auf die vermeintliche Dummheit der Rechtsrocker - schon sehr verkürzt.

Warum Metal eher von Weisen geprägt ist, als von Schwarzen, weiß ich allerdings auch nicht wirklich. Hat mit Sicherheit sozio-kulturelle Hintergründe. Metal ist lyrisch und konzeptionell - mit Ausnahme mancher US-Thrasher - doch eher kontrollierte Rebellion und Eskapismus als echter Ghetto-Kampf oder echte Systemkritik. Es ist viel eher Rollenspielertum als Konfrontation mit dem echten Unbillen des Lebens. Somit eher was für die wohlsituierte, meist weiße Mittel- und Oberschicht, als für diejenigen, die wirklich ums Überleben zu kämpfen haben. Klingt böse? Ist aber so. Als ob einer von den ganzen Satanisten jemals wirklich unter der Kirche zu leiden gehabt hätte. *g*
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Beitragvon YYZ » 18. November 2007, 02:56

Purgatory hat geschrieben: suffocation

Yeah!!!

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Beitragvon Powerprillipator » 18. November 2007, 11:30

Acurus-Heiko hat geschrieben:

Es gibt ja nicht nur eher "weiße" Metaller, sondern es gibt praktisch auch keinen Moslem-Metal. Ebensowenig existiert kaum weiße Gospel-Musik. Und der angebliche "Latino"-Einschlag im Metal ist eher einer von ursprünglich spanischen Einwanderern.


Was meinst Du denn bitte mit "praktisch auch keinen Moslem-Metal"?

Heavy Metal ist in der moslemisch geprägten Kultur genauso vorhanden wie Rock, Trip-Hop oder jede andere Art von Populärmusik.

Ich denke nicht, daß z.B. die Mitglieder von türkischen Metal-Bands (da gibt's ja weiss Allah einige) durchwegs Christen, bzw. aus der Kirche (äh, Moschee) ausgetreten sind.

Oder meintest Du Metal mit moslemisch geprägten Texten?

:huh:

PPP
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Beitragvon NegatroN » 18. November 2007, 12:04

Hugin hat geschrieben: Warum Metal eher von Weisen geprägt ist, als von Schwarzen, weiß ich allerdings auch nicht wirklich. Hat mit Sicherheit sozio-kulturelle Hintergründe. Metal ist lyrisch und konzeptionell - mit Ausnahme mancher US-Thrasher - doch eher kontrollierte Rebellion und Eskapismus als echter Ghetto-Kampf oder echte Systemkritik. Es ist viel eher Rollenspielertum als Konfrontation mit dem echten Unbillen des Lebens. Somit eher was für die wohlsituierte, meist weiße Mittel- und Oberschicht, als für diejenigen, die wirklich ums Überleben zu kämpfen haben. Klingt böse? Ist aber so. Als ob einer von den ganzen Satanisten jemals wirklich unter der Kirche zu leiden gehabt hätte. *g*

Ungefähr das wollte ich auch sagen, konnte es aber nicht so schön formulieren.
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Beitragvon Acurus-Heiko » 18. November 2007, 12:47

Hugin hat geschrieben: Sicher nicht falsch, aber auch irgendwie vereinfacht. Ohne den Einfluss des Blues kleinreden zu wollen, ist Metal doch einiges mehr als ein Kind des "schwarzen" Blues. Erklär mir Burzum mit Blues, oder Bunkur, oder Celtic Frost. Sicher kommen daher AUCH Einflüsse, bei den älteren 70er Bands und ihren Epigonen umso mehr, aber ansonsten ist die Argumentation - auch im Hinblick auf die vermeintliche Dummheit der Rechtsrocker - schon sehr verkürzt.

Warum Metal eher von Weisen geprägt ist, als von Schwarzen, weiß ich allerdings auch nicht wirklich. Hat mit Sicherheit sozio-kulturelle Hintergründe. Metal ist lyrisch und konzeptionell - mit Ausnahme mancher US-Thrasher - doch eher kontrollierte Rebellion und Eskapismus als echter Ghetto-Kampf oder echte Systemkritik. Es ist viel eher  Rollenspielertum als Konfrontation mit dem echten Unbillen des Lebens. Somit eher was für die wohlsituierte, meist weiße Mittel- und Oberschicht, als für diejenigen, die wirklich ums Überleben zu kämpfen haben. Klingt böse? Ist aber so. Als ob einer von den ganzen Satanisten jemals wirklich unter der Kirche zu leiden gehabt hätte. *g*

Natürlich ist das sehr kurz. Aber trotzdem gäbe es ohne Blues keinen Swing, ohne Swing keinen Rock'n Roll, ohne Rock'n Roll keinen Beat und ohne Beat keinen Metal. Spätestens mit dem Beat wurde die rhytmische Abkopplung vom "schwarzen Musikempfinden" vollzgen und die Musik von der damals "weißen" Unter- bzw. Arbeiterschicht adaptiert, während die christlich-konservativ geprägte Mittel- und Oberschicht dagegen ankämpfte. Diese ursprüngliche Entwicklung spiegelt sich auch in der Lyrik. Rock'n Roll, Beat und Metal waren nie revolutionär durchpolitisiert. Der Schwerpunkt liegt im Spaß, im Ausschweifen also in der individualistischen Demonstration eines unpolitischen wie unkonkreten Aufstandes gegen Konventionen. Metal verdichtete die harte Lebensrealität von Nachkommen einer industriell geprägten Arbeiterschaft im Musikalischen, ohne grundsätzliche Infragestellung der gesellschaftlichen Reproduktionsmechanismen - nur der Punk (wieder England!) ging da einen Schritt weiter. Dies eröffnete übrigens erst die Möglichkeit, Metal mit mystischen, mittelalterlichen aber ebenfalls kämpferischen Inhalten zu füllen. Heute ist Metal insofern vergesellschaftet, als er seinen Siegeszug quer durch alle sozialen Schichten der westlichen Industriegesellschaft vollzogen hat, wobei diese selbst einer hohen dynamischen Veränderung unterliegen.

Halten wir fest: (1) Obwohl von "Schwarzen" geklaut, entspricht Metal nicht der kulturell überlieferten Musikalität der Afroamerikaner. Das schließt auch voerst Moslem-Metal strickt aus. (2) In der Lyrik moderner afroamerikanischer Musik (HipHop, Rap etc.) bricht sich deren besondere sozio-kulturelle Lage, als ehemals verschleppte ethnische Minderheit. (3) Die sozio-kulturelle Lage der westlich-weißen, den Metal formenden Arbeiterschicht steht dem diametral gegenüber, weil hier die ethnische Frage bedeutungslos ist und die soziale anders beantwortet wird. (4) Dominante auf westlich-weißer Mystik beruhende lyrische Elemente des heutigen Metal sind "Schwarzen" ziemlich fremd, weil sie nicht ihrer kulturgeschichten Überlieferung entsprechen.

Ich prognostiziere jedoch, daß diese Trennlinien im Laufe der Zeit immer schwammiger werden und der Metal damit "farbiger" wird.
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Beitragvon Acurus-Heiko » 18. November 2007, 12:54

Powerprillipator hat geschrieben:
Acurus-Heiko hat geschrieben:

Es gibt ja nicht nur eher "weiße" Metaller, sondern es gibt praktisch auch keinen Moslem-Metal. Ebensowenig existiert kaum weiße Gospel-Musik. Und der angebliche "Latino"-Einschlag im Metal ist eher einer von ursprünglich spanischen Einwanderern.


Was meinst Du denn bitte mit "praktisch auch keinen Moslem-Metal"?

Heavy Metal ist in der moslemisch geprägten Kultur genauso vorhanden wie Rock, Trip-Hop oder jede andere Art von Populärmusik.

Ich denke nicht, daß z.B. die Mitglieder von türkischen Metal-Bands (da gibt's ja weiss Allah einige) durchwegs Christen, bzw. aus der Kirche (äh, Moschee) ausgetreten sind.

Oder meintest Du Metal mit moslemisch geprägten Texten?

:huh:

PPP

Die Türken nehmen eine Sonderrolle ein, da sie sich dank Atatürk vor rund hundert Jahren den Einflüssen westlicher Lebensweisen geöffnet haben und nun im Spagat beide Zivilisationslinien bündeln. Den Metal wird man daher auch nur in der Westtürkei vorfinden. Ich behaupte übrigens nicht, alles erklären zu können, sondern nur die Tendenzen! Ausnahmen bestätigen aber die Regel.
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Beitragvon Goatstorm » 18. November 2007, 13:15

Ohne klugscheißen zu wollen. Deine Entwicklungslinie stimmt auch nicht.
Dass es ohne Swing keinen Rock'n'Roll gegeben hätte, genauso wenig, wie, dass es ohne Rock'n'Roll keinen Beat und ohne Beat keinen Heavy Metal gegeben hätte. Sämtliche Stile sind nicht evolutionär aus einer gerade Linie hervorgegangen, sondern aus Kombinationen der unterschiedlichsten Teilstile. Damit löst sich auch die klare Zuordnung zu einer einzigen kulturellen Sphäre auf, weil in jedem Teilstil Wertigkeiten und Traditionen der unterschiedlichsten gesellschaftlichen Milieus auftauchen.

Nur mal als Beispiel: Du schreibst "Der Schwerpunkt (im Heavy Metal) liegt im Spaß, im Ausschweifen also in der individualistischen Demonstration eines unpolitischen wie unkonkreten Aufstandes gegen Konventionen. Metal verdichtete die harte Lebensrealität von Nachkommen einer industriell geprägten Arbeiterschaft im Musikalischen, ohne grundsätzliche Infragestellung der gesellschaftlichen Reproduktionsmechanismen". Wo ist denn hier der Unterschied zu den Texten und der Mentalität der frühen Bluesmen, die ja laut Deiner Entwicklungslinie die Väter des Heavy Metal sind und außerdem Schwarze? Wie kann es demnach sein, dass "Metal nicht der kulturell überlieferten Musikalität der Afroamerikaner" entspricht?
Oder weiter: "In der Lyrik moderner afroamerikanischer Musik (HipHop, Rap etc.) bricht sich deren besondere sozio-kulturelle Lage, als ehemals verschleppte ethnische Minderheit. " Wieviele HipHop Acts thematisieren denn heute noch Sklaverei, etc.? Sicher gibt's da einige, aber dann schau mal, wieviele weiße Acts sich heute angesichts Globalisierung etc. mit Fragen wie Herkunft, Entwurzelung und Nation beschäftigen.
Damit wird auch Punkt 3 obsolet: Es liegt auch in dominant weißen Stilen ein erhebliches Gewicht auf Herkunft, Heimat und Regionalität. Damit ist kein Gegensatz vorhanden. Das beste Beispiel sind die Rechtsrockbands. Originär den Arbeitermilieus zuzurechnen, aber dennoch schwer mit der "ethnischen Frage" beschäftigt.
Und 4.) Wo, wenn nicht im Blues, im Soul und im R'n'B liegt denn ein größerer Schwerpunkt auf westlich-weißer Mystik? In keinen anderen Stilen ist das Gewicht der christlichen Tradition und sämtlichem damit verbundenen Hokuspokus größer als in denen der Schwarzen.

Ach ja, und der Punk stammt nicht aus der englischen Arbeiterschaft, sondern dem New Yorker Avantgardemilieu.

Direkte Verbindungslinien zwischen sozialem Milieu und Musikpräferenz klingen zwar verlockend, weil sie einfach konstruierbar sind. Tatsächlich sind die Verbindungen aber viel komplexer und unübersichtlicher, gerade heute. Ich denke, dass z.B. lokale Traditionen weitaus mehr Einfluss auf die Entwicklung von Musikszenen haben, als soziale und kulturelle Zusammengehörigkeit. Auch wenn Diedrich Diedrichsen das schreibt. Aber der soll lieber Tocotronic hören und mir nicht auf den Geist gehen.
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Beitragvon Acurus-Heiko » 18. November 2007, 13:23

Der Blues ist und bleibt das Fundament des Metal, ohne Blues gäbe es dieses Forum nicht. Ansonsten: Kritik ist immer gut. Was den Punk angeht, hast Du nur halb recht. Er kam ziemlich gleichzeitig in London und New York auf. Bis heute ist der Streit, wer dabei wen zuerst beeinflußt hat, nicht entschieden. Aber wo ist Deine Antwort auf die spannende Frage dieses Threads? Ich hab mich zumindest um eine Antwort bemüht. Jetzt bist Du dran:)

Nachtrag: "christlich-weiße Mystik" ist in der Tat unscharf. Besser wäre "(vor-)christlich-weiße Mystik", also das fantasievolle Abarbeiten von Themen wie Kreuzzug, Drachenbekämpfung und das rittermäßige Zurückdrängen irgendwelcher fremdartigen Eindringlinge. In der tatsächlich sehr religiösen schwarzen Gospel-Musik sind das keine Projektionsflächen.
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Beitragvon Goatstorm » 18. November 2007, 14:36

Acurus-Heiko hat geschrieben:

Der Blues ist und bleibt das Fundament des Metal, ohne Blues gäbe es dieses Forum nicht. Ansonsten: Kritik ist immer gut. Was den Punk angeht, hast Du nur halb recht. Er kam ziemlich gleichzeitig in London und New York auf. Bis heute ist der Streit, wer dabei wen zuerst beeinflußt hat, nicht entschieden.


Doch. New York vor 1970 (MC5, The Stooges, Velvet Underground, New York Dolls...), England ab 1975 (Malcolm McLaren und auch erst studentische und tendenziell avantgardistische Milieus...). Da gibt's gar nichts zu diskutieren. Das sind Fakten.

Aber wo ist Deine Antwort auf die spannende Frage dieses Threads? Ich hab mich zumindest um eine Antwort bemüht. Jetzt bist Du dran:)


Solche Fragen lassen sich nicht mal eben in Internet-Metal-Foren beantworten und das ist auch gut so.
Ich möchte nur zu bedenken geben, dass es nicht so einfach ist: soziokulturelle Herkunft = Musikgeschmack. Da steckt weitaus mehr dahinter.

Nachtrag: "christlich-weiße Mystik" ist in der Tat unscharf. Besser wäre "(vor-)christlich-weiße Mystik", also das fantasievolle Abarbeiten von Themen wie Kreuzzug, Drachenbekämpfung und das rittermäßige Zurückdrängen irgendwelcher fremdartigen Eindringlinge. In der tatsächlich sehr religiösen schwarzen Gospel-Musik sind das keine Projektionsflächen.


Okay, einverstanden.
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Beitragvon Hugin » 18. November 2007, 14:48

Acurus-Heiko hat geschrieben: Der Blues ist und bleibt das Fundament des Metal, ohne Blues gäbe es dieses Forum nicht.

Hmm... Ich wollt vorher schon ein bisschen widersprechen, hab's dann erst doch gelassen. Im Prinzip seh ich es ähnlich wie Manuel. Ohne den Einfluss des Blues und seiner Derivate auf den Metal kleinreden zu wollen, find ich doch, dass du das Ausmaß der Bluesbindung des Metals etwas überschätzst.

Metal hat mindestens genauso starke und tiefe Wurzeln in der weißen, europäischen Musik, wie im afroamerikanischen Blues. Schon die frühen Hardrock- und Metalbands hatten neben den Blues-Roots auch jede Menge offensichtliche Einflüsse aus der Klassik im weiteren Sinne und aus der europäischen Folklore.

Während im Blues die Pentatonik völlig dominiert, taucht die im Metal natürlich auch auf, aber genauso finden wir im Metal massenweise modale Skalen, was letztlich eines der Unterscheidungsmerkmale zum traditionellen, stärker bluesorientierten Hardrock (Led Zep, AC/DC usw...) ist. Auch taucht im Metal die Akkordfolge I-V-IV viel seltener auf, dafür die im Blues meines Wissens "unbekannten" I-VI-VII und dergleichen umso öfters. Auch kann ich mir als Blueslaie kaum vorstellen, dass das Metal-Intervall schlechthin, nämlich der Tritonus, sich dorten großer Beliebtheit erfreut. Auch chromatische Läufe sind meines Erachtens nicht besonders blueskompatibel.

Zu sagen, dass es den Metal ohne den Blues nicht gäbe, halt ich daher für gewagt. Er würde teilweise anders klingen, das ist klar. Aber genau dasselbe könntest du über die Beziehung zwischen Metal und Klassik, Metal und Folk etc... auch sagen.
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Beitragvon Acurus-Heiko » 18. November 2007, 14:50

@Goatstorm: Natürlich kann man in so einem Forum solche Fragen diskutieren. Es wäre absurd, wenn dies nicht ginge. Zum anderen: Der New Yorker "Protopunk" als Harcorevariante des Rock'n Roll ist textlich wie muskalisch schon noch sehr weit von dem entfernt, was später als Punk aufkam. beinflußt hat er ihn sicherlich.
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