Epic Doom, Funeral Doom oder was?

Schreibt euch die Finger wund über das große Thema "Metal" - über neue Platten, neue Bands, Konzerte etc.

Moderator: Loomis

Beitragvon Goatstorm » 7. Januar 2008, 13:42

Truemetalwarrior hat geschrieben: *Achtung der nachfolgende Beitrag ist in keiner Weise objektiv*

Für mich hat Funeral Doom jedenfalls mehr mit Metal zu tun als diese kopfschmerzverursachende Stonergrütze...

Das kann man sogar unterschreiben.
Sblood, thou stinkard, I’ll learn ye how to gust … wolde ye swynke me thilke wys?
Benutzeravatar
Goatstorm
Poster der Woche
 
 
Beiträge: 7778
Registriert: 9. November 2005, 13:24
Wohnort: An den Feuern der Leyermark


Beitragvon Hugin » 7. Januar 2008, 23:48

Goatstorm hat geschrieben:Und genau diese Beliebigkeit ist mir ein Dorn im Auge, weil dann plötzlich Bands wie Anathema, Paradise Lost und My Dying Bride als "Gründungsväter des Doom" bezeichnet werden. Und Gruppen wie Saint Vitus, Black Sabbath, Gates of Slumber, Candlemass, Solstice, Obsessed, Pentagram, etc... mit solchen Lidschatten-Kommandos gleichzusetzen, ist für mich die Krone der Gleichgültigkeit.

Wenn einer das so schreibt, dann ist das in der Tat Beliebigkeit und vor allem eins: Abwegig! Die Bands sind keine Gründerväter des Doom; wer das behauptet, der lügt oder hat keine Ahnung. So kann ich dich auch sehr gut verstehen, dass dir das Apfelschorle hochkommt, wenn du etwa sowas liest:

<!--QuoteBegin-Wikipedia über MY DYING BRIDE+--></div><table border='0' align='center' width='95%' cellpadding='3' cellspacing='1'><tr><td>QUOTE (Wikipedia über MY DYING BRIDE)</td></tr><tr><td id='QUOTE'><!--QuoteEBegin-->
In den 1990er Jahren waren sie ein Teil der sogenannten "Big Three" des Doom-Metals zusammen mit Paradise Lost und Anathema, welche alle unter dem Banner des Kultlabels Peaceville Records standen. My Dying Bride sind diesem Label und als einzige dieser drei Bands auch dem Doom Metal bis heute treu geblieben.
[/quote]

Geht mir - obwohl ich die Bands sicher mehr mag als du - nicht anders. Die sind definitiv NICHT die "Big Three" des Doom Metals. Dass sie aber sehr wohl Gründerväter des Doom/Death, Death/Doom oder eben Funeral Doom sind, ist dafür Tatsache.

Und wenn ich dieses apodiktische "die sind einfach kein Doom und haben nichts mit Doom zu tun" so höre, dann muss ich mich echt wundern. Also meinen Ohren gemäß hat etwa die "Icon" von Paradise Lost nicht mehr und nicht weniger mit Doom zu tun, als sie mit Death oder mit Gothic zu tun hat. Ist einfach ein Hybrid aus verschiedenen Stilen und da in Sachen Stimmung das langsame, traurige etc... Element überwiegt, ist's aus meiner Sicht nur sachlogisch das determinante Element des neuen Genrebegriffs vom Doom zu nehmen und dem ein deskriptives Element wie "Death" oder "Funeral" beizufügen. Aber im Endeffekt ist das alles semantische Korinthenkackerei.

Wenn du einfach mal so behauptest, dass dieser Stil "in seiner Entstehung, Tradition und Mentalität NULL mit Doom zu tun hat", hab ich auch so meine Zweifel, wie fundiert und wahr die Behauptung ist. Ich hab das nicht überprüft, aber woher willst du denn wissen, ob nicht doch diverse Funeral Doom Bands mehr oder minder stark auch von Bands wie Black Sabbath, Saint Vitus oder Candlemass beeinflusst sind. Ich seh sowohl atmosphärisch als auch im Riff-Bereich durchaus hier und da gewisse Parallelen.

Außerdem konnte mir immer noch keiner von euch Hübschen erklären, wie es sich denn nun erklärt, dass diese angeblich völlig undoomigen Kapellen beim doomigsten aller deutschen Festivals in aller Regel so gut ankommen und von den fraglos sehr doomigen Organisatoren dieses Festivals auch immer wieder gerne gebucht werden. Wird bestimmt nicht dran liegen, dass sie mit Doom so rein gar nichts zu tun haben.
"It takes a thousand fans from any other band to make one Manowarrior!"
- Sir Dr. Joey DeMaio, 2012

Primitivsoundkunst: http://www.morbid-alcoholica.com/

2016 A.Y.P.S. = 0 A.R.C.U.
Benutzeravatar
Hugin
Leather Lucifer
 
 
Beiträge: 8241
Registriert: 8. November 2004, 01:27
Wohnort: Svabia Patria Aeterna


Beitragvon Bombadil » 8. Januar 2008, 01:04

@Topic: Sagen dir Unsilence aus Britannien und Gods Tower aus Russland was? Seeeeehr mächtig, sehr episch, tendenziell göttlich.
Left Hand Solution haben auch was für sich.
Ansonsten würde ich spontan noch Griftegard hinzufügen, da das ne Band mit richtig genialen, fast schon erleuchtenden Texten ist (zumindest auf der Psalm Bok - den auf der Knock them down to size raff ick net)

und @Goatstorm: Vollste Zustimmung zwecks der Hour of 13:
"With sacred Blade self mutilate
to my own wounds I masturbate" :lol: :lol: :lol: :lol:

<!--QuoteBegin-Hugin+--></div><table border='0' align='center' width='95%' cellpadding='3' cellspacing='1'><tr><td>QUOTE (Hugin)</td></tr><tr><td id='QUOTE'><!--QuoteEBegin-->

Wenn du einfach mal so behauptest, dass dieser Stil "in seiner Entstehung, Tradition und Mentalität NULL mit Doom zu tun hat", hab ich auch so meine Zweifel, wie fundiert und wahr die Behauptung ist. Ich hab das nicht überprüft, aber woher willst du denn wissen, ob nicht doch diverse Funeral Doom Bands mehr oder minder stark auch von Bands wie Black Sabbath, Saint Vitus oder Candlemass beeinflusst sind. Ich seh sowohl atmosphärisch als auch im Riff-Bereich durchaus hier und da gewisse Parallelen.
[/quote]

Zum Beispiel indem man sich Dankeslisten ansieht und dann feststellt, dass da Bands aus der Vitus, Pentagram, Black Sabbath, Reverend Bizarre, Solstice etc. Ecke eher unterrepräsentiert sind. Abgesehen davon haben ziemlich viele Funeraler die in Bands spielen auch eine ziemlich instinktive Abneigung gegen den klassischen Doom, weil er angeblich zu verweichlicht wäre...

Aber an sich ist Funeral DOOM doch ne tolle Bezeichnung: Im normalen Doombereich gibts mehr Stile als Bands (Doomshine - Hausfrauendoom, Mael Mórdha - Pure Gaelic Doom, Doomraiser - Heavy Drunken Doom, the Gates of Slumber - Amiklopsdoom etc ;-) ) und von daher ist es doch schonmal eine erste Abgrenzung von Funeralbands, die alle unter ein Kriterium fallen :D
Men can not suffer enough for his sins
Men can not suffer enough for the nails.

Ich wollte einen Auftrag und um aller meiner Sünden willen gaben sie mir einen.
Benutzeravatar
Bombadil
Kuttenträger
 
 
Beiträge: 532
Registriert: 3. Januar 2008, 16:08
Wohnort: Dunkeldeutschland


Beitragvon GordonOverkill » 8. Januar 2008, 04:03

"Außerdem konnte mir immer noch keiner von euch Hübschen erklären, wie es sich denn nun erklärt, dass diese angeblich völlig undoomigen Kapellen beim doomigsten aller deutschen Festivals in aller Regel so gut ankommen und von den fraglos sehr doomigen Organisatoren dieses Festivals auch immer wieder gerne gebucht werden. Wird bestimmt nicht dran liegen, dass sie mit Doom so rein gar nichts zu tun haben."

Deshalb war ich noch nie auf'm DSR... ist mir halt nicht Doom genug :-D
Benutzeravatar
GordonOverkill
US Metal-Kenner
 
 
Beiträge: 712
Registriert: 27. Januar 2006, 15:25
Wohnort: Bergisches Land


Beitragvon Inuluki » 8. Januar 2008, 22:10

Kann sich bitte mal Rich Walker in diese Diskussion mit einschalten? Dann könnten wir das ganz sachlich mit einer doppelseitigen Streitaxt klären...

Eine sehr feine Epic Doom-Band waren übrigens MILLARCA aus Japan. Allerdings ist die Band wohl nur unter den Bandmitgliedern bekannt.
Benutzeravatar
Inuluki
Kuttenträger
 
 
Beiträge: 458
Registriert: 13. Februar 2004, 17:25


Beitragvon Goatstorm » 8. Januar 2008, 22:31

Hugin hat geschrieben: Und wenn ich dieses apodiktische "die sind einfach kein Doom und haben nichts mit Doom zu tun" so höre, dann muss ich mich echt wundern. Also meinen Ohren gemäß hat etwa die "Icon" von Paradise Lost nicht mehr und nicht weniger mit Doom zu tun, als sie mit Death oder mit Gothic zu tun hat. Ist einfach ein Hybrid aus verschiedenen Stilen und da in Sachen Stimmung das langsame, traurige etc... Element überwiegt, ist's aus meiner Sicht nur sachlogisch das determinante Element des neuen Genrebegriffs vom Doom zu nehmen und dem ein deskriptives Element wie "Death" oder "Funeral" beizufügen. Aber im Endeffekt ist das alles semantische Korinthenkackerei.

Nein, ist es eben nicht. Das ist eine Art Geschichtsrevisionismus, der von Leuten betrieben wird, die damit mehr Platten verkaufen wollen. Wie man dem so völlig gleichgültig gegenüberstehen kann, geht mir einfach nicht in den Sinn.

Einerseits wird über jeden Scheiß geschimpft. Über HipHop, Techno, alles mögliche, das nichts mit Metal zu tun hat und eigentlich völlig scheißegal ist, wird sich aufgeregt (nein, Du natürlich nicht. Du bist ja tolerant :-) ). Aber hier, wo tatsächlich bestimmte Akteure dabei sind, die Identität einer kompletten (Sub-)Szene zu unterwandern, indem sie aus marketing- und imagetechnischen Gründen ganz einfach die Geschichte dieser Szene umschreiben, stört's keinen Schwanz. Und genau dagegen wehre ich mich. Auch wenn es heutzutage vielleicht uncool ist, in Schubladen zu denken. Wird den Konsumenten ja regelmäßig von ihren Magazinen und Labels eingeimpft, dass man offen für alles sein soll. Und die wollen ja nur das beste für ihre treuen Käufer.
Doch genau diese Gleichgültigkeit gegenüber Tradition, Grenzen und Identitäten erlaubt es den immer gleichen Akteuren auf immer gleiche Weise die neueste Sau durch's Dorf zu treiben. Bei Black Metal, Metalcore etc. war's mir wurscht, weil ich weder mit dem einen noch mit dem anderen was anfangen kann. Aber hier geht's um eine Musikrichtung, die mir sehr viel bedeutet und ich werde es nicht tolerieren, wenn Leute "von außen" versuchen, diese Szene und ihre Traditionen für ihre Zwecke umzudeuten und auszubeuten. "Funeral" Doom ist kein Doom und "Stoner" Doom gibt es auch nicht, weil beide Stile ihre Wurzeln in völlig anderen Szenen und Genres haben. Der einzige Grund, warum auf die Bezeichnung "Doom" zurückgegriffen wird, ist es, diesen neuen Stilen mit dem Flair einer kommerziell relativ unbelasteten und traditionsreichen Szene wie dem Doom möglichst schnell Credibility zu verschaffen. Punkt. Nenn meine Ablehnung apodiktisch, ich nenne es apologetisch.

Bzgl. PARADISE LOST. Lies Dir bitte nur drei oder vier alte Interviews durch, bei denen es um die Einflüsse der Band geht und dann behaupte noch mal ernsthaft, diese Band hätte auch nur einen Hauch mit Doom Metal am Hut. Oder sind für Dich gar auch Depeche Mode, Dead can Dance, Sisters of Mercy Doom, weil die Texte finster und verzweifelt sind?

Ach ja, was das DSR betrifft: Wieviel "Funeral Doom"-Bands haben denn bislang auf den DSR-Festivals gespielt? Mir fällt im Moment nur Officium Triste ein, die aber von der Attitüde und dem Hintergrund trotz Death Metal-Vocals mehr Doom sind, als es Anathema, My Dying Bride, Funeral etc. jemals sein werden und sich - ganz wichtig - selbst auch als Teil der Doom-Szene sehen und nicht als avantgardistische Genies, denen Stilgrenzen egal sind, weil sie in ihrer geballten Intellektualität ohnehin etwas "revolutionäres" und "völlig neues" machen wollen.
Ansonsten ist es durchaus begrüßenswert, dass die Veranstalter den Trend nicht mitmachen. Auch wenn so Zeug wie Bunkur eigentlich komplett verzichtbar ist. Aber ist ja zum Glück eher die Ausnahme für die Regel.

Oh Mann, eigentlich wollte ich mich 2008 nicht mehr zu Diskussionen im Internet hinreißen lassen....
Sblood, thou stinkard, I’ll learn ye how to gust … wolde ye swynke me thilke wys?
Benutzeravatar
Goatstorm
Poster der Woche
 
 
Beiträge: 7778
Registriert: 9. November 2005, 13:24
Wohnort: An den Feuern der Leyermark


Beitragvon Michael@SacredMetal » 8. Januar 2008, 23:06

Sehr schönes Posting.
*darüber nachdenk*
For all the words unspoken, for all the deeds undone,
for all our shattered dreams, for all the songs unsung,
for all the lines unwritten and all our broken hearts,
for all our wounds still bleeding and all our kingdoms come.
Benutzeravatar
Michael@SacredMetal
M e r c y f u l F a t e
 
 
Beiträge: 12512
Registriert: 6. Januar 2004, 16:45
Wohnort: Osnabrueck


Beitragvon ravaging » 9. Januar 2008, 12:44

Goatstorm hat geschrieben: Ach ja, was das DSR betrifft: Wieviel "Funeral Doom"-Bands haben denn bislang auf den DSR-Festivals gespielt? Mir fällt im Moment nur Officium Triste ein, die aber von der Attitüde und dem Hintergrund trotz Death Metal-Vocals mehr Doom sind, als es Anathema, My Dying Bride, Funeral etc. jemals sein werden und sich - ganz wichtig - selbst auch als Teil der Doom-Szene sehen und nicht als avantgardistische Genies, denen Stilgrenzen egal sind, weil sie in ihrer geballten Intellektualität ohnehin etwas "revolutionäres" und "völlig neues" machen wollen.

Ich glaube kaum, dass sehr langsame und finstere Death Metal Bands (oder Achtung, Augen zuhalten: Funeral Doom Bands ;)) sich weniger mit dem Genre verbunden fühlen, als traditionelle Bands. Du hast dir mit den drei Gothen-Keyboard-Bands wohlmöglich auch eher falsche, bzw. zu extreme Aufhänger rausgezogen. Ich verstehe unter Funeral Doom eher sowas wie Wreck Of The Hesperus, Evoken, Moss, Ahab, "Embrace The Death" von Asphyx, etc. - und da entdecke ich nicht weniger Black Sabbath, Tod, Dunkelheit, Okkultes und Elend als bei meinetwegen Solstice. Vielleicht wäre es hilfreich für die Diskussion, wenn du darlegst, was das Genre für dich ausmacht.

Denn wo man Stilgrenzen von Doom ansetzt, ist für MICH letztenendes fraglich (wie bei jedem anderen Genre auch). Ganz eng gesehen, könnte man sagen, dass alles, was anders klingt als der Titeltrack der ersten Sabbath Scheibe, kein Doom sei. Ich sehe das persönlich durchaus weit gefasster und würde auch eventuell die angesprochenen My Dying Bride dazuzählen, kann aber auch deine traditionsbewusstere Haltung bis zu einem gewissen Grad (nämlich da, wo es um Funeral Doom geht) nachvollziehen.
Tonight the moon is full
Dead rising from their graves
Call up all your friends
It's time to misbehave
Benutzeravatar
ravaging
Prog-Rock-Fan
 
 
Beiträge: 162
Registriert: 24. Februar 2006, 21:55


Beitragvon Acurus-Heiko » 10. Januar 2008, 00:41

Hi! Mir ist zwar noch nicht ganz klar, wo diese Diskussion unter dem Thread-Titel "Epic Doom" enden soll, doch ich lasse mich gerne überraschen. Ansonsten muß ich hier mal die oben genannte Bezeichnung "Hausfrauendoom" für die Band Doomshine zurückweisen. Die Truppe hat sich bereits mit "Shine on sad Angel" auf ewig einen Platz im (epischen) Doom-Olymp gesichert. Mit "Hausfrauen" hat das nichts zu tun, sondern schlicht mit Können. Gruß, Heiko.
Metal is "orchestrated technological Nihilism" (Lester Bangs) and "heroical Realism" (me)

Bild
Benutzeravatar
Acurus-Heiko
Metalizer
 
 
Beiträge: 6765
Registriert: 25. Juni 2007, 10:49
Wohnort: Kreta


Beitragvon Bombadil » 10. Januar 2008, 00:54

@Heiko: Die Bezeichnung hab ich aus nem Fanzine (Elysium *hüstel*) und sie ist bei Doomshine recht amüsiert aufgefasst worden ;-)

Denn die Band ist definitiv grandios (auch wenn mein Favorit bisher Valiant Child of War ist)
Men can not suffer enough for his sins
Men can not suffer enough for the nails.

Ich wollte einen Auftrag und um aller meiner Sünden willen gaben sie mir einen.
Benutzeravatar
Bombadil
Kuttenträger
 
 
Beiträge: 532
Registriert: 3. Januar 2008, 16:08
Wohnort: Dunkeldeutschland


Beitragvon Acurus-Heiko » 10. Januar 2008, 01:23

Na dann ist gut :)
Metal is "orchestrated technological Nihilism" (Lester Bangs) and "heroical Realism" (me)

Bild
Benutzeravatar
Acurus-Heiko
Metalizer
 
 
Beiträge: 6765
Registriert: 25. Juni 2007, 10:49
Wohnort: Kreta


Beitragvon Bizarre Reverend » 10. Januar 2008, 02:00

Ich muss mir selbst immer wieder bewusst machen, was DOOM für ein enges Nischendasein eigentlich ist. Wenn ich mit Leuten, sei es im Bekanntenkreis oder es sich sonst ergeben hat, das Thema Doom aufkam, flatterten mir zu 99% Namen wie My Dying Bride, Paradise Lost, Anathema, manchmal auch Lake of Tears entgegen. Da ich unter Doom halt was anderes verstehe, habe ich den Jungs dann
halt Saint Vitus, Candlemass, Rev.B. Dreaming und Pentagram als Beispiel vorgespielt um sehen zu lassen wie unterschiedlich eigentlich diese Bands sind aber doch in einer ganz anderen "Schublade" wohnen als die "Geschmickten".
Meisstens ist es doch so, dass gerade mal Saint Vitus vom Namen her gekannt wird.
Ich hab`heute im Praktikum einen netten, interessanten Menschen kennengelernt, der laut eigener Aussage um die 5000 Original CD´s und halb so viele LP´s besitzen will (mmmh, hat ehrlich geklungen). Selbst seit ´97 aktiver Black Metaller und Sammelfreak. Als die Sprache auf den Doom kam, hatte er zwei Namen parat:
Winter und Ahab. Er korrigierte sich selbst gleich und meinte:..., ja ..eigentlich läuft das ja eher unter Funeral Doom...."
Der nette Kerl kannte weder Saint Vitus, Count Raven, Pentagram, Revelation......
und irgendwie auch nicht Manilla Road, C.U und Friends.(Geht immer irgendwie einher.)
Man kann den Leuten keinen Vorwurf machen, wo Doom draufsteht wird auch irgendwo Doom drin sein und alles was langsam gespielt wird ist Doom.( So ist halt oft die landläufige Meinung)
Ich bin nicht in der Lage irgendwelche Grenzen festzulegen, wann etwas als Doom Metal zu gelten hat und wann nicht, für mich hör ich das einfach raus ;)
Ich mag z.B. My Dying Bride, aber mir blutet das Herz wenn das unter Doom läuft.
Nennt es meinetwegen Melancholic depressive dark Metal aber mit dem Geist derer die ich doomig finde, hat das halt nix zu tun.
Ein prominenter Fall finde ich, sind Officium Triste. Für die einen ist es Doom mit Death Vocals, für die anderen langsam gespielter Death Metal.

Doom over the world
Bizarre Reverend
Progressive-Metal-Sammler
 
 
Beiträge: 446
Registriert: 24. November 2005, 00:03


Beitragvon Hugin » 10. Januar 2008, 04:15

Goatstorm hat geschrieben:Nein, ist es eben nicht. Das ist eine Art Geschichtsrevisionismus, der von Leuten betrieben wird, die damit mehr Platten verkaufen wollen.

Klar. Ich verkauf ja auch DEFINITIV mehr Platten, wenn ich mir die Bezeichnung einer absoluten Underground-Spielart ans Revers hefte, als wenn ich's unter Mainstream-kompatibleren Aufhängern wie Gothic oder Death laufen lasse. Vor allem verkaufen auch typische Szenebands wie Fallen, Officium Triste, Runemagick, Wraith Of The Ropes, Torture Wheel, Evoken, The Austrasian Goat usw. auch so mächtig viel an die Trendhorden, dass der "echte" Doom natürlich zwingend kurz vorm Kollaps steht. Wir können ja mal bei Aftermath Music, I Hate Records usw. anklopfen und fragen, welchen Run die Trendhorden auf diese Scheiben lostreten, nur weil da Funeral DOOM draufsteht. Würd mich interessieren, ob Ola und Peter von Austrasian Goat tatsächlich dreistellige Summen absetzen können oder ob sie grad noch bei #87 stehen.

Wie man dem so völlig gleichgültig gegenüberstehen kann, geht mir einfach nicht in den Sinn.

Was heißt da gleichgültig? Ich mag einige Bands, die den Stil spielen, sehr gerne. Das sind vorwiegend komplett unkommerzielle Bands (siehe obige Beispiele), die ihren Stil ganz sicher nicht Funeral Doom nennen (oder nennen lassen), weil sie meinen, damit viel zu verkaufen, sondern weil sie meinen, dass die Bezeichnung ihr musikalisches Selbstverständnis trifft. Ich kann sowas unproblematisch akzeptieren, weil die Bands ja gerade NICHT behaupten, klassischen Doom oder Epic Doom zu spielen, sondern eben Funeral Doom oder Doom/Death oder auch Drone. Für mich ist das ein Spiel mit völlig offenen Karten. Jeder weiß, was Funeral Doom ist und ob er's mag oder nicht. Danach kann er sein Kaufverhalten einrichten. Die Diskussion ob Funeral Doom nun echter Doom ist oder falscher Doom, find ich genauso fürn Bobbes, wie die Diskussion ob Death Metal oder Black Metal nun echter Metal ist, oder nicht. Oder meinetwegen auch ob HipHop nun echte Musik ist oder nicht.

Einerseits wird über jeden Scheiß geschimpft. Über HipHop, Techno, alles mögliche, das nichts mit Metal zu tun hat und eigentlich völlig scheißegal ist, wird sich aufgeregt (nein, Du natürlich nicht. Du bist ja tolerant :-) ).

Was heißt tolerant? Ich bin nur nicht von der Verblendung übermannt, besser als andere zu wissen, wie man welche Musik am besten nennen sollte. Ich zitier hier immer gerne den guten alten Madman, der mal gesagt hat, dass es ihm völlig schnuppe ist, ob es nun Acid Rock, Psychedelic Rock, Rock'n'Roll, Hardrock oder Heavy Metal ist: "Just call it Ozzy-music!". Schubladen haben nur einen Zweck: Einem Typen, der sich für eine Band interessiert, sie aber nicht kennt, mit kurzen Worten zu beschreiben, wie die stilistisch etwa einzuordnen ist. Wenn ich dann sage: "Die spielen Funeral Doom!", dann weiß jeder ungefähr wo er dran ist, und keiner wird denken, dass die wie Candlemass oder Saint Vitus klingen, sondern eben wie Evoken oder Mourning Beloveth. Also: Zweck erfüllt! Problem nicht existent.

Aber hier, wo tatsächlich bestimmte Akteure dabei sind, die Identität einer kompletten (Sub-)Szene zu unterwandern, indem sie aus marketing- und imagetechnischen Gründen ganz einfach die Geschichte dieser Szene umschreiben, stört's keinen Schwanz. Und genau dagegen wehre ich mich. Auch wenn es heutzutage vielleicht uncool ist, in Schubladen zu denken. Wird den Konsumenten ja regelmäßig von ihren Magazinen und Labels eingeimpft, dass man offen für alles sein soll. Und die wollen ja nur das beste für ihre treuen Käufer.

Awwa. Hat doch nichts mit Coolness zu tun. Ich bin der uncoolste Mensch, den ich kenne. Ich halt das aber wirklich für paranoid, sorry. Von allen Funeral Doom Bands, die ich kenne und höre, unterwandert keine irgendwas. Die spielen ihren Stil, und denen ist's wahrscheinlich auch relativ gleich, wie der nun getauft wird. Die Bezeichnung Funeral Doom ist halt die gängige Bezeichnung und ich find's echt absolut nicht nachvollziehbar, wie man sich darüber aufregen kann. Nationalsozialisten sind auch keine richtigen Sozialisten und trotzdem heißen sie hinten raus so. As I said: Semantics!

Aber hier geht's um eine Musikrichtung, die mir sehr viel bedeutet und ich werde es nicht tolerieren, wenn Leute "von außen" versuchen, diese Szene und ihre Traditionen für ihre Zwecke umzudeuten und auszubeuten.

Tut doch keiner. Mir bedeutet die Musikrichtung auch sehr viel, und so wie ich die Jungs von z.B. I Hate kennengelernt habe: Denen auch. Wenn I Hate Records diverse Funeral-Doom-Scheiben rausbringen, beuten die doch keine Traditionen aus und machen das trotzdem aus Überzeugung. Sie "vermarkten" das auch als das, was es ist. Nämlich als Funeral Doom oder Doom/Death. Es ist ein Genre-Hybrid, das hat nie jemand bestritten. Das Kind hat seinen Namen bekommen, und gut isch.

"Funeral" Doom ist kein Doom und "Stoner" Doom gibt es auch nicht, weil beide Stile ihre Wurzeln in völlig anderen Szenen und Genres haben.

Jau. Unter anderem bei Black Sabbath. *g* Erzähl mir keiner, dass z.B. Kyuss oder Orange Goblin nicht mindestens genauso viel Sabbath gehört haben wie Leif Edling. Die späteren Trouble sind teilweise genauso Stoner wie Doom. Also, was soll's. Es ist ein Hybrid, gib ihm einen Hybrid-Namen. Auch Candlemass Mk. 2 (oder meinetwegen post-Abstrakt Algebra) haben Stoner-Rock-artige Nummern und Doom-Nummern und die Protagonisten haben definitiv ihre Doom-Roots. Was ist mit Lindersons Terra Firma? Der hat auch Doom-Wurzeln und trotzdem 'ne "Stoner-Doom"-Kapelle am Start. Das Argument ist einfach eine Unterstellung. Du kennst die musikalischen Roots der ganzen Stoner- und Funeral-Doom-Musiker genauso wenig wie ich sie kenne; dass aber zumindest AUCH Doom-Kapellen unter deren Einflussgebern stecken, ist oft ziemlich offensichtlich.

Der einzige Grund, warum auf die Bezeichnung "Doom" zurückgegriffen wird, ist es, diesen neuen Stilen mit dem Flair einer kommerziell relativ unbelasteten und traditionsreichen Szene wie dem Doom möglichst schnell Credibility zu verschaffen. Punkt. Nenn meine Ablehnung apodiktisch, ich nenne es apologetisch.

Glaub ich net.

Bzgl. PARADISE LOST. Lies Dir bitte nur drei oder vier alte Interviews durch, bei denen es um die Einflüsse der Band geht und dann behaupte noch mal ernsthaft, diese Band hätte auch nur einen Hauch mit Doom Metal am Hut. Oder sind für Dich gar auch Depeche Mode, Dead can Dance, Sisters of Mercy Doom, weil die Texte finster und verzweifelt sind?

Polemik, oder was? PL sind heute auch kein Funeral Doom mehr und bezeichnen sich selbst meines Wissens auch schon seit bald Jahrzehnten nicht mehr so, teilweise ja nicht mal mehr als Metal, was ich angesichts von Alben wie "Host" auch gut nachvollziehen kann. Darum geht's ja auch nicht. Wenn ich Paradise Lost ansatzweise mit Funeral Doom oder Doom/Death in Verbindung bringen würde, dann eben die Alben von Gothic bis Icon. Ab "Draconian Times" ist das Doom-Element definitiv flöten gegangen und man bezeichnet die Band seither gemeinhin auch nicht mehr als (Funeral-)Doom-Band, oder? Wobei ich PL jetzt auch nie so richtig als Doomband gesehen habe. War eine dauernde Metamorphose vom doomigen Death über Gothic Metal, hin zum Dark Wave und wieder ein Stückchen zurück. PL war nie eine Szeneband, sondern immer ein Chamäleon. Bei Anathema ist es ähnlich; bei My Dying Bride sieht's anders aus. Die kann man m.E. schon fast komplett als Funeral Doom / Gothic / Death whatever Metalband bezeichnen.

Ach ja, was das DSR betrifft: Wieviel "Funeral Doom"-Bands haben denn bislang auf den DSR-Festivals gespielt? Mir fällt im Moment nur Officium Triste ein, die aber von der Attitüde und dem Hintergrund trotz Death Metal-Vocals mehr Doom sind, als es Anathema, My Dying Bride, Funeral etc. jemals sein werden und sich - ganz wichtig - selbst auch als Teil der Doom-Szene sehen und nicht als avantgardistische Genies, denen Stilgrenzen egal sind, weil sie in ihrer geballten Intellektualität ohnehin etwas "revolutionäres" und "völlig neues" machen wollen.
Ansonsten ist es durchaus begrüßenswert, dass die Veranstalter den Trend nicht mitmachen. Auch wenn so Zeug wie Bunkur eigentlich komplett verzichtbar ist. Aber ist ja zum Glück eher die Ausnahme für die Regel.

Dass Funeral Doom oder Doom/Death ein Trend ist, muss mir entgangen sein. Was die Bands am DSR angeht, würde ich mal grob Pantheist, Officium Triste, Ahab, Mar de Grises, Bunkur, Mourning Beloveth, Beyond Belief und vielleicht auch Jack Frost (na ja, eher Gothic Metal, oder?) mehr oder minder in die Ecke rücken. Also durchaus 'ne ganze Stange an Bands, die beim Festival im wesentlichen gut integriert waren.

Oh Mann, eigentlich wollte ich mich 2008 nicht mehr zu Diskussionen im Internet hinreißen lassen....

Ist doch das einzige, was das Forennutzen interessant macht. Man sollt nur nicht den Fehler machen, sich drüber aufzuregen. Früher konnt ich wegen Forendiskussionen manchmal nicht schlafen. Heute seh ich das etwas lockerer. Semantics... ;-)
"It takes a thousand fans from any other band to make one Manowarrior!"
- Sir Dr. Joey DeMaio, 2012

Primitivsoundkunst: http://www.morbid-alcoholica.com/

2016 A.Y.P.S. = 0 A.R.C.U.
Benutzeravatar
Hugin
Leather Lucifer
 
 
Beiträge: 8241
Registriert: 8. November 2004, 01:27
Wohnort: Svabia Patria Aeterna


Beitragvon Hugin » 10. Januar 2008, 04:34

Ach ja, als kleiner Nachtrag, vor ein falscher Eindruck entsteht: Manuel, wenn für dich Funeral Doom kein Doom ist, dann ist das natürlich okay. Du musst den Stil nicht mögen und du musst ihn natürlich auch nicht für Doom halten. Ich halt Nu Metal persönlich auch nicht für Metal. Es entspricht nicht dem, was ich unter Metal verstehe. Wenn man mir erzählt, dass Limp Bizkit eine der führenden Metalbands der 90er ist, dann krieg ich genauso die Krise, wie wir beide, wenn man Paradise Lost als "eine der drei großen Doombands bezeichnet". Aber - gleich ob apodiktisch oder apologetisch - ich find's etwas bizarr, wenn man da so eine Art Kreuzzug draus macht, der eh nichts bringt. Das Genre wurde getauft, damit werden wir leben müssen. Und wenn man versucht, mit pseudo-rationalen Argumenten zu belegen, dass man RECHT hat, wenn man sagt, dass Funeral Doom kein Doom ist, dann wird's aus meiner Sicht irgendwie krampfhaft, weil's im Endeffekt eine Wahrnehmungsfrage ist, die rationalen Argumenten nicht zugänglich ist. Der eine nimmt's als Doom-Subgenre wahr, der andere nicht. Wenn du das argumentativ belegen willst, dann kann das nur in die Hose gehen. Find ich zumindest.

Genauso, wie wenn man drüber streitet ob Power Metal jetzt Musik der Marke Helstar, Musik der Marke Helloween oder Musik der Marke Pantera ist. Jeder kann seine Variante mit Argumenten hinterlegen, die ihm der andere weder glauben will noch glauben muss.
"It takes a thousand fans from any other band to make one Manowarrior!"
- Sir Dr. Joey DeMaio, 2012

Primitivsoundkunst: http://www.morbid-alcoholica.com/

2016 A.Y.P.S. = 0 A.R.C.U.
Benutzeravatar
Hugin
Leather Lucifer
 
 
Beiträge: 8241
Registriert: 8. November 2004, 01:27
Wohnort: Svabia Patria Aeterna


Beitragvon Ghoul » 10. Januar 2008, 14:04

Hugin hat geschrieben: Klar. Ich verkauf ja auch DEFINITIV mehr Platten, wenn ich mir die Bezeichnung einer absoluten Underground-Spielart ans Revers hefte, als wenn ich's unter Mainstream-kompatibleren Aufhängern wie Gothic oder Death laufen lasse.

Um mich hier auch mal in die Diskussion einzuklinken, scheinbar kann man den Begriff "Doom" schon ganz gut vermarkten. Ich weiss jetzt nicht wies da speziell im Funeralbereich ausschaut, aber Labels wie Rise Above und Southern Lord sind mit ihrem teilweise eher leichtfertigen Umgang mit diesem Etikett ja schon ziemlich erfolgreich. Ich denke, das liegt gerade daran, dass "Doom" im allgemeinen nicht so stark mit diversen Klischees in Verbindung gebracht wird wie eben z.B. "Death Metal" oder "Gothic". Das scheint dann z.B. auch das Alternative-Publikum anzusprechen, so sind mir kürzlich beim Durchblättern des aktuellen Visions-Magazins am Bahnhof ein Doppelreview zu Witchcraft und Electric Wizard (beide Rise Above) und eines zu Om (Southern Lord) aufgefallen, während sonstige Metalspielarten so gut wie gar nicht vertreten sind (komischerweise wurde ausgerechnet die aktuelle Primordial zusammen mit ein paar anderen Bands kurz in einem Kästchen nach dem Motto "unter ferner liefen" abgehandelt... :blink: )
Bild
Benutzeravatar
Ghoul
Posting-Gott
 
 
Beiträge: 5222
Registriert: 7. November 2006, 20:26
Wohnort: Augsburg


VorherigeNächste

Zurück zu Heavy Metal Universe

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Majestic-12 [Bot] und 11 Gäste