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Bruce Dickinson – Tyranny Of Souls
Unser
fechtender Pilot hat’s einfach drauf. Jeder Song ein Volltreffer und Bruce
singt wie im Jahre 1984. Gegen diese musikalische Glanzleistung in Form von
„Tyranny Of Souls“ verblasst sowohl die letzte Maiden-Platte wie auch die
vergangenen Solo-Versuche diverser Kollegen. Dass Herr Dickinsons Alleingänge
bis auf eine unrühmliche Ausnahme Mitte 90er für Qualität stehen, ist ja
bekannt. So stark häte den Meister aber wohl niemand erwartet.
Ram – Forced Entry
2005
war zumindest für mich das Jahr der Newcomer. Mit Ram liefert eine Band
ihr heissersehntes Full Lenght-Debüt ab, die durchaus das Zeug hat, die
altersschwachen Judas Priest zumindest musikalisch abzulösen. 1A zeitloser
Heavy Metal in der Schnittmenge von „Painkiller“ und „Screaming For Vengeance“.
Aggressives Songwriting, schneidende Vocals, eingängige Soli, hier is’ alles
perfekt. Ich wünsche der Band noch eine grosse Zukunft. So ein Potential darf
nicht im Underground versauern.
Crashdiet - Rest In Sleaze
In Schweden schon fast Superstars, hier noch immer ohne
Deal. Unverständlich, hauten die Jungs doch eine klassische Hard Rock/Heavy
Metal-Scheibe raus, die eine Hitdichte hat, mit derer höchstens alte Mötley Crüe
oder Ratt-Scheiben konkurrieren können. Dabei ist die Musik viel weniger Glam
und Sleaze und mehr Metal, wie uns der Titel des Silberlings und die Optik der
Herren Musikanten glauben machen will. Schade nur, dass der Sound im Gegensatz
zum Demo etwas an Rohheit eingebüsst hat und v.a. in Punkto Gesang einiges
glattgebügelt wurde. Das wirft aber nur einen klitzkleinen Schatten auf diesen
neo Rock’n Roll-Klassiker.
Anmerkung: R.I.P. Dave Leppard. Das war’s dann wohl mit
einer der grössten europäischen Hoffnungen des klassichen Hard Rocks. Ohne eine
mittelmäßige deutsche Band zitieren zu wollen, aber manchmal sterben wirklich
die Besten viel zu jung.
3 Inches Of Blood – Advance
And Vanquish
Und schon wieder eine sehr junge Band, die es in sich hat.
Selten hab’ ich ein Album gehört, dass gelcihzeitig so abwechlungsarm ist, und
doch von vorne bis hinten so fesseln kann. Hier gibt es ohne Verschnaufpause
ständig auf die Mütze, und nach den 13 Songs ist man trotzdem jedes Mal wieder
traurig, dass es vorbei ist. Mit Roadrunner Records im Rücken und den durchweg
euphorischen Kritiken in der Presse dürfte es bloss noch eine Frage der Zeit
sein, bis hier der Durchbruch geschafft wird.
Solemnity – Shockwave Of
Steel
Solemnity fristen zwischen den ganzen deutschen
Underground-Helden ein gewisses Schattendasein. Während allerorts Metal
Inquisitor und Ritual Steel abgefeiert werden (beide natürlich zu Recht) wurde
der neueste Release der Horror-Metaller ziemlich übergangen. Unverständlich,
denn mit „Shockwave...“ haben wir es mit Solemnitys bisher stärkstem Album zu
tun. Trotz fast rundrum erneuerter Mannschaft hat man einen erstaunlichen
Qulitätslevel erreicht. Man bewegt sich gekonnt zwischen epischen Hymnen mit
tollen Melodien und straighten Uptempo-Krachern (Axe Attack, herrlich zynischer
Text übrigens). Alles mit einem gehörigen Schuss Kauzigkeit und gekrönt durch
den eigenständigen und absolut passenden Gesang von Sven the Axe. Support se
Andergraund und kauft euch das Ding noch.
Metal Inquisitor – Doomsday
For The Heretic
Deutschlands sympathischte Band schlägt zurück. Zu dem
Album wurde schon alles gesagt, was es zu sagen gibt. Metal eben, der sich
erfrischender Weise von den ganzen Reißbrettbands abhebt, deren Alben zu
kalkuliert und berechnet wirken.
Annihilator – Shizo Deluxe
Ein Album das polarisiert. Manche tragen Annihilator schon
zu Grabe, mit der Begründung, dass sie nie mehr die Klasse der ersten beiden
Alben erreichen werden. Andere, wie ich, finden das neue Werk ein absolut
lupenreines, hartes und eingängiges Thrash-Album. Die Songs sind klar
strukturiert, haben einen hohen Wiedererkennungswert und ballern ordentlich in
die Fresse. Die Produktion ist brutal wie Hölle, Dave Paddon schreit und brüllt
sich die Seele aus dem Leib und Jeff Waters spielt endlich wieder ordentliche
Soli. Was will man mehr?
Helloween – Keeper Of The
Seven Keys – The Legacy
So ein Blödsinn, diese Scheibe „Keeper Of The Seven Keys“
zu nennen. Was sich die Hamburger dabei gedacht haben, weiß der Himmel. Die
Platte hat musikalisch nichts, aber auch gar nichts mit den Frühwerken der Band
zu tun. Jeder Altfan, der wieder easy-listening-Melodic-Metal erwartet hatte,
wird von der neuen Helloween zwangsläufig vor den Kopf gestossen. Es handelt
sich vielmehr um das progressivste und anspruchsvollste Werk der Deris-Ära.
Zwar gibt es hin und wieder eine kleine Verbeugung vor den vergangenen goldenen
Zeiten, der grosse Teil des (Doppel)-Albums gestaltet sich grösstenteils für
Helloween-Verhältnisse realtiv sperrig. Das sieht man schon an den Openern, die
beide überlänge besitzen oder eher ungewöhnlichem Stoff der Marke „Do You Know
What You're Fighting For?“. Lässt man sich darauf aber ein, dann offenbahrt
sich ein wirklich interessantes und vielschichtiges Album mit Langzeitwirkung.
Ungewöhnlich aber verdammt gut.
Primal Fear – Seven Seals
Wieder eine umstrittene Band aus deutschen Landen. ;)
Keine Ahnung, warum die Schwaben teilweise so niedrig in der Gunst der
(True)-Metal-Fans stehen. Auf jeden Fall haben sie mal wieder aus dem
Handgelenk eine grandiose Power-Metal-Scheibe abgeleifert, und zwar mal ganz
locker sie beste in ihrer Karriere. Dass sie auch wieder live in top Form sind
(was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war), bewiesen sie beim
Eearthshaker-Festival 2005 (nicht zu verwechseln mit dem meiner Meinung nach
schwaächeren Auftritt ein Jahr zuvor), wo sie für mich einer der Höhepunkte auf
der Hauptbühne waren.
Force Of Evil – Black
Empire
Da is’ sie endlich, die langersehnte neue Mercyful
Fate-Platte und, keiner merkt’s! Na gut, ein „nebensächlicher“ Bestandteil
fehlt: King Diamond. Trotzdem stellt Force Of Evil die denkbar beste
Alternative zu den geparkten dänischen Black Metal-Pionieren dar. Böse Riffs,
messerscharfer Gesang und eine düstere Atmosphäre, alles was ein Album braucht,
das wohl mehr Black Metal ist, als so manche Pandabären-Combo, die nur aus
Keyboards und Gastsängerinnen besteht. Ein lautes Hail Satan in Richtung
Michael Denner, Hank Shermann, Bjarne
T. Holm, Hal Patino und last but not least Ausnahmesänger Martin Steene.
Blitzkrieg – Sins And
Greeds
Die Jungs werden ja immer besser! In der aktuellen Verfassung
muss ich sagen, dass die Briten sogar ihren unkaputtbaren Landsmännern von Saxon
die Stirn bieten können. 1A Heavy Metal, der immer noch den Spirit der NWOBHM
transportiert und gleichzeitig Judas Priest zeigt, wie ihr neues Album hätte
klingen können. Perfekter Gesang, ultrageile Produktion und mit „Escape From
The Village“ und der Akkustik-Version von „Eyes Of The World“ (leider nur als
Ghost-Tack) stechen aus dem durchwegs hochklassigen Material nochmal zwei
absolute Hits heraus, denen ich auch in Jahren noch andächtig lauschen werde.
Lanfear – Another Golden
Rage
Was mich an Lanfear fasziniert sind einerseits die sehr
eigenständigen Melodien, die immer eine gewisse Melancholie mit sich bringen
und nie in europäisches Happy-Melody-Fahrwasser abdriften, wie auch
andererseits der gezielte und sehr effektive Einsatz der Synthies, die aus
Songs wie „Outliving The Ages“ absolute Hymnen machen. Vielleicht nicht
unbedingt etwas für die beinharte True-Fraktion aber eine intelligente und
interessante Abwechslung.
Rob Rock – Holy Hell
Unser aller Lieblings-Christ Rob Rock hat mal wieder ein Album
rausgehauen, das 90% der Konkurrenz locker hinter sich lässt. Hat der Mann
eigentlich jemals eine schlechte Platte eingesungen? Auf jeden Fall ist Holy Hell das wohl härteste seiner Solo-Alben,
und das, obwohl der liebe Rob seine Finger einfach nicht von schmalzigen Balladen
lassen kann. Wenn er aber Gas gibt, dann tritt er das Pedal bis zum Boden durch
und beweist wiederum, dass man den Herren mit den Initialen RR ohne Gewissensbisse
in einem Atemzug mit Grössen wie Bruce Dickinson oder Jeff Scott Soto nennen
kann.
Newcomer des Jahres:
Powervice
Selten
war sich der metallische Underground so einig, was ein Demo betrifft. Viele
sagen, die Jungs klingen nach alten Maiden, ich sage einfach, die Jungs klingen
nach Heavy Metal. Und das schon so perfekt, dass man glauben möchte, hier
handelt es sich um alte Hasen. Wann gelang es in letzter Zeit einer Band schon,
bereits bei ihrem Demo drei absolute Klassiker einzuzimmern? Das Gitarren-Riff
(Riff des Jahres) von „Behold The Hands Of Glory“ wird auf jedem Fall schon
bald jedem qulitätsbewussten Metaller ein Begriff sein.
Danger
Und schon
wieder Schweden. Klingt manchmal noch etwas zu Tralala, aber mit „The
Butcherdings Diaries“ hat man schon einen richtigen Brecher am Start. Da wird
was d’raus.
Live-Granaten:
Swordbrothers I
Dolle Sache, mit Ritual Steel, Wotan, Emeral (CH) und last
but not least Vortex in Bestform.
Emerald (NL)/Ruffians/Raven am KIT
Wie so oft verstecken sich am Keep It True die richtiges
Überraschungen im Warm Up-Gig, Samstag am hellichten Nachmittag oder auf der
Co-Headliner-Position. Eigentlich war ja jede Band bockstark (mit Ausnahme der
etwas enttäuschenden Virgin Steele), aber diese drei hatten es mir besonders
angetan.
Flop:
Manowar
live am Earthshaker-Festival
Da muss man eigentlich nicht mehr viel dazu sagen. Manowar
sind für mich, und wohl auch für einige andere ehemalige Fans, nun entgültig
gestorben.
Judas
Priest – Angel Of Retribution
Laaaaaaaaaangweilig, durchschnittlich,
uninspiriert. Alles Attribute, die eigentlich auf eine Judas Priest-Platte
nicht zutreffen dürften. Zwar ist AoR kein Totalausfall wie Demolition, aber
eben in allen Belangen Mittelmaß. Bei zwei, drei Songs schimmert leicht die
alte Klasse der Priester durch, der Rest dümpelt so vor sich hin. Das reisst
auch die superbe Produktion von Roy Z nicht mehr raus. Und zur Rückkehr von Rob
Halford ist nur eines zu sagen: Warum ein altersschwacher Sänger, der bereits
vor 15 Jahren nur noch ein Schatten seiner selbst war und mit körperlichen (vor
allem stimmlichen) Schwächen zu kämpfen hatte, heute auf einmal wieder der
Metal Gott ist, das geht mir nicht in den Kopf. Ob ich mir die Jungs auf ihrer
nächsten Tour ansehe? Natürlich! Das sind doch Judas Priest!!!! ;)
(c) 2006,
Peter Kraus
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