Sacred Metal Page > Sacred Reviews > Black / Death Metal > Bal-Sagoth : Atlantis Ascendant

Bal-Sagoth : Atlantis Ascendant

Nach dem Komplettausfall "The Power Cosmic" konnte es für Bal-Sagoth nur aufwärts gehen. Daß die englischen Exzentriker aber derart überzeugend an alte Zeiten anknüpfen können, hätte ich nicht unbedingt zu prophezeihen gewagt. Aber ich lasse mich ja gerne auch mal positiv überraschen, also wohlan: Album Nummero Fünf, "Atlantis Ascendant", ist vielleicht das beste Werk der "Barbaric Metal Kings" seit ihrem unsterblichen '96er Klassiker "Starfire Burning Upon The Ice-Veiled Throne Of Ultima Thule" (DAS tippe ich nur EINMAL!), in seiner Gesamtheit wohl sogar das konstanteste Bal-Sagoth-Album überhaupt.

Die Black Metal-Einflüsse treten heutzutage fast nur noch in Byrons gekrächzten Vocals ans Tageslicht, was auch für mich der mit Abstand größte Kritikpunkt ist. Denn die wie immer komplett von den Maudling-Brüdern Johnny (keys) und Chris (g.) komponierte Musik gibt sich melodischer denn je - mit ETWAS ausgefeilteren Vocals könnte die Band anno 2001 problemlos unter "Power Metal" laufen. Aber dies ist eine Negativentwicklung, die bereits auf dem schwachen Vorgänger seinen Lauf genommen hatte. Noch auf den Bandklassikern "Starfire..." und "Battle Magic" erinnerte mich Byrons Darbietung viel eher an einen etwas extremeren Martin Walkyier zu Sabbat-Zeiten; fast jedes Wort war problemlos zu verstehen. Heutzutage wirkt das Ganze auf mich eher lieblos und eintönig herausgekotzt (und dazu im Mix ziemlich in den Hintergrund verschoben). Schade...denn Mr. Roberts hat sich textlich wieder jede Menge Mühe gegeben; diesmal gibt's auch wieder das früher schon standardmäßig gewordene, ellenlange Textblatt inklusive Stories, Gedichten und Fantasy-Kunst, das uns Nuclear Blast beim letzten Mal vorenthalten hatten. Im wesentlichen geht's heuer (wer hätt's gedacht) um die Mythen rund um das legendäre Atlantis; für den dritten Teil der "Hyperborean Empire"-Saga ist aber auch Platz geblieben. Der ist allerdings eher ein schwacher Abklatsch der ersten zwei Teile.

So, hier soll das Gemecker aber sein Ende finden, denn mit Ausnahme dieser Punkte konnte mich "Atlantis Ascendant" ebenso begeistern wie die ersten drei Alben. Schon nach dem majestätischen, orchestralen Intro im Soundtrack-Stil zeigen uns die Briten mit dem überragenden Opening-Duo, bestehend aus dem Titelsong und meinem persönlichen Album-Fave "Draconis Albionensis", daß sie ganz und gar nichts verlernt haben. Wer die Band noch nicht kennen sollte, man stelle sich in etwa 'ne Black Metal-Version von Rhapsody (in Hinsicht auf Pathos und Konzept, aber nicht das malmsteen-artige Gefiedel) mit dezenten Sabbat- und Manowar-Einflüssen vor. Fanfarenhafte Keyboards, die diesmal absolut überzeugend ein Orchester emulieren können; hymnenhafte Gitarrenriffs und hypermelodische Soli, die man diesmal auch ohne Probleme raushören kann; dazu ein detailreich ausgearbeitetes Fantasy-Konzept, angelehnt sowohl an mythologische Themen als auch an Autoren wie Howard oder Lovecraft.

Und da es im weiteren nicht mal ansatzweise sowas wie 'nen Ausfall zu verzeichnen gibt, mit dem orientalisch angehauchten "The Dreamer In The Catacombs Of Ur" im Gegenteil sogar noch ein experimentelles Highlight, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als das gute Stück allen Alt-Fans sowie sämtlichen Freunden eigenständiger, kompromißloser Metal-Sounds heftigst ans Herz zu legen. Wäre nicht die eingangs genannte Einschränkung in Sachen Vocals, hätte ich "Atlantis..." vielleicht gar auf eine Stufe mit dem "Starfire..."-Götterteil gestellt. So bleibt immer noch ein wesentlich besser produzierter Konkurrent der "Battle Magic"-Scheibe - und selbige war ja auch alles andere als schlecht. Zumal Byron ja immer noch oft genug seine pathetische Erzählstimme einsetzt, an der es nun wirklich nix auszusetzen gibt.

(c)2001, Ernst Zeisberger