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Morgion : Solinari

Ich weiss genau, dass dieses Album in der Masse der Veröffentlichungen untergehen wird und wenn ich es schaffe, dass aufgrund dieser Erwähnung hier sich ein, zwei oder fünf Leute dieses Album zumindest einmal anhören, dann ist meine Mission erfüllt. Aus dem sonnigen Kalifornien stammen Morgion, die sich 1990 mit dem Ziel formierten, Musik im Stile von Entombed, Autopsy oder Morbid Angel zu spielen. Nach dem mir leider unbekannten Debüt "Among Majestic Ruin" ist "Solinari" das zweite Album, und von den eben erwähnten Einflüssen ist bis auf den teileweise extremen Gesang gar nichts mehr zu spüren. Der überlange Opener "Serpentine Scrolls/Descent To Arawn" zeigt bereits die musikalische Marschrichtung: in überwiegend schleppend-doomigen Musiziertempo zaubert die Instrumentalfraktion zusammen mit Sänger Jeremy Peto, dessen Stimme manchmal förmlich der Hölle entsprungen sein scheint, ein atmosphärisches Klangwunder, das von der spärlichen Instrumentierung einerseits, andererseits aber auch von den teilweise überraschenden Wutausbrüchen, die sich nich in Geschwindigkeit, sondern in gnadenloser Härte äussern, lebt. So ist der zweite Track "Canticle" zunächst ein ruhiges, akustisches Kleinod, um nach einer Weile mit dem Einsatz der tiefen Grabesstimme Peto's kurz in ein musikalisches Inferno umzuschlagen (wie gesagt: immer noch doomig, hier regiert NIEMALS pure Geschwindigkeit!), bevor eine Spitzensologitarre eine wundervolle Melodie hervorzaubert. Der Titeltrack ist gar ein rein akustischer Instrumentalsong, welcher direkt in den über elfminütigen Hammertrack "Nightfall Infernal" übergeht. Worte reichen nicht, um zu beschreiben, was beim Hören dieser - ja, ist es eine Soundcollage? - alles mit einem passiert! Natürlich sind Morgion keine True-Metal-Hitband und sicherlich auch keine Progressiv-Virtuosen, dafür zelebrieren sie ihren Brachialdoom zielsicher in alles vernichtender Weise und kommen zwar spät, aber triumphal ins Ziel. Sicherlich ist dieses Album nur für eine klitze-kleine Hörerschicht gedacht (für viele werden die sehr depressiven Songs reichen, sich den nächstbesten Baum zu suchen, seine Plattensammlung meistbietend zu versteigern und sich klammheimlich mit einem Strick aus dem Staub zu machen), doch die wenigen werden "Solinari" abgöttisch lieben und eine neue Klasseband entdeckt haben!

(c)1999, Michael Kohsiek