Nordisches
Blut: Our Banners will rise
Auch wenn der Bandname in Zeiten des NS Blackmetal nicht unbedingt so günstig
gewählt zu sein scheint, haben wir es bei Nordisches Blut, einem Ableger von
Graven / Vargsang beileibe nicht mit einer Naziband zu tun. Vielmehr wird hier
ganz offen der nordischen Mythologie gehuldigt, das in einer ähnlichen Form
wie bei Doomsword, also politisch wertfrei, rein aus historischem Interesse.
Dementsprechend steht auch musikalisch statt des räudigen Gebrodeles und der
klirrenden Raserei die Epik im Vordergrund. Nur allenthalben wird diese von
etwas flinkeren, straighten Donnerpassagen abgelöst, denen jedoch auch durch
die majestätischen Keyboards ein Ausdruck der Erhabenheit anhaftet. Ich
finde, daß dies eine gute Abwechslung im Gesamtbild der jeweiligen Songs
darstellt. Die Synthies sind natürlich nicht dazu angedacht, die Musik dieses
Projektes einem mainstreamigen Publikum näherzubringen, welches auf Dimmu
Borgir oder Cradle of Filth stünde. Die Riffs sind heavy, geradlinig und
einprägsam. Der gute Vargsang weiß, wie man den Hörer packen muß. Natürlich
haben die Songs eine hohe Eingängigkeitsstufe erreicht, doch genau die rauen
Ecken und Kanten sind es, die sie im Herzen des Fans felsenfest verankern. Das
alles zermalmende Drumming weiß sehr zu gefallen, so simpel die Figuren auch
gezeichnet sein mögen. Nordisches Blut ist im Grunde purer, satanischer
Rock’n’Roll, ha! Der Sound ist schön hallig, was dem Gesamtausdruck des
Stoffes eine düstere Note gibt, ganz so, als würde man einem Geschichtenerzähler
lauschen, der von längst vergangenen Tagen des Krieges erzählt. Viele
Epicmetalbands haben ja ein sehr lebendiges Gefühl im Erzählausdruck, man
kann fast meinen, an den Schlachten gerade zu partizipieren. Das ist bei
Nordisches Blut nicht so, hier umweht der faulige Hauch der Verwesung den
Staub von den alten Sagen und Mythen. Nordisches Blut mögen nun das Genre
nicht revolutionieren, sie haben aber qualitativ hochwertige Songs
geschrieben, die alle einen sehr eigenen Charakter besitzen und darauf kommt
es eben an. Man merkt, daß Vargsang hier, ob nun allein oder mit
Gastmusikern, mit Leib und Seele bei der Sache ist. Leidenschaft, Hingabe,
Magie! Da brauch ich keine hypergrindigen Amitechnodeathscheiben mehr, keinen
lahmarschigen Gothicblackpoprock (mit dem Terminus „Metal“ möchte ich
viele jener Bands nicht belegen), denn Nordisches Blut geben der extremen und
düsteren Musik das Gefühl zurück!
(c)2004, Sascha Maurer