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Fates Warning: X

Nach einer Minute und 32 Sekunden kommt die Stelle, an der sich entscheidet: wendet man sich ab von diesem Album oder wagt man eine zehn Songs dauernde Achterbahnfahrt der Gefühle und wird süchtig nach einem weiteren Meilenstein der Bandgeschichte? Nach eben dieser Zeit setzt nämlich der verzerrte Gesang Ray Alders ein und es gibt wieder mal  Loops zu hören, auf die Jim Matheos seit einigen Jahren so steht. Doch keine Bange: moderner als "Disconnected" ist Fates Warning, die, das wiederholt der Verfasser dieser Zeilen gerne und oft, beste Band der Welt, nicht geworden. Man machte musikalisch eher einen Schritt in "A Pleasant Shade of Gray"-Tage - gut so!

Zurück zum Opener "Left Here": spätestens, wenn das erste Mal der Refrain erklingt, ist es wieder um mich geschehen und ich frage mich abermals, wieso diese Band nicht endlich mal ganz, ganz groß wird. "X" ist ein Jubiläumsalbum geworden, wie es die Band eigentlich nicht besser hätte machen können. Wenn man sich (schweren Herzens) damit abgefunden hat, dass es niemals mehr ein zweites "Awaken the Guardian" geben wird und wohl auch keine Rückkehr zu eingängigen "Parallels"-Tagen zu erwarten ist, hat "X" eine ganze Menge zu bieten: erwähntes "Left Here" (und hey: die verzerrten Vocals am Anfang stören mich auch!)  beispielsweise. Hier fällt auch zum ersten Mal der wirklich UNGLAUBLICHE Akustikgitarrensound auf - ich glaube, ich kenne kein Album, auf dem die akustische Gitarre so raumgreifend, so glasklar produziert wurde wie auf diesem Werk. Klasse, die Herren Alder und Matheos! Weiter im Takt: "Simple Human" erinnert sehr an "So" vom Vorgänger und könnte bei entsprechendem Einsatz glatt ein MTV-Hit werden. Dennoch ist dieser Track zusammen mit "Crawl" der schwächste des Albums. "River Wide Ocean Deep" ist dann die erste Gänsehautstation: textlich wie immer über allem mir bekannten schwebend (es wird aber noch besser...) ist es musikalisch ein ruhiges, enorm eindringliches Stück Musik geworden, das perfekt zum Songtitel passt. "Weit" und "tief" klingt es.

Bei der Strophe: "Her, with her wild eyes
Her, with her clutching arms
A tempest pouring down
a flood no wall can keep
A drowning voice crying
river wide ocean deep"

zeigt Ray Alder auch das erste Mal, was er wirklich drauf hat und singt alles und jeden an die Wand. Grandios! Anschließend folgt ein kurzer und überraschender Härteausbruch. Klasse Song! Doch es kommt noch genialer: "Another Perfect Day" - diesen Wahnsinnstrack NICHT zu lieben, bei dem Refrain NICHT auszuflippen, bei dem berührenden Text NICHT eine Gänsehaut zu bekommen - ich kann's mir nur schwer vorstellen.

Ich könnte nun noch jeden einzelnen Song beleuchten - doch tue ich das nicht (kauft euch das Album!!) und verweise schließlich auf den in meinen Augen besten Track des Albums und einen der besten Tracks der letzten Jahre: "Wish". Es ist ein tränentreibender (bereits die ersten, sanften Töne hauen rein...), textlich mich fertig machender Song, der bei mir seltsamerweise die Assoziation "Abschied" hervorruft. Dabei hat Matheos ihn für seine junge Tochter geschrieben. Ich möchte ihn hier komplett wiedergeben und hoffe, dass es als Abschluss einer kurzen Huldigung der (er sagt's schon wieder!) großartigsten Band der Erde durchgeht. Danke, Fates Warning!

Wish

Was standing in the darkness
I was watching over you
And all the fears came drifting back
with every little breath you drew
Wished upon a falling star
cold and pale against the night
and all the fears came drifting back
to cloud the view and steal the light

Was underneath a falling snow
I was lying next to you
and all the fears came floating down
with every little wind that blew
Wished upon a passing cloud
cold and pale against the gray
and all the fears came floating down
to cloud the view and steal the day

May you never know this darkness
may you never be so blind
May you always know the peace
that I could never seem to find

May you never know this darkness
may you always see the light
May you always know the peace
that comforts you tonight

Music and lyrics – Matheos
C2004 Matheos Music / BMI
 

(c)2004, Michael Kohsiek