Sacred Metal Page > Sacred Reviews > Power / US / "True" Metal > Angra: Rebirth

Angra: Rebirth

Zur Abwechslung mal wieder eine absolut positive Überraschung. Die zuletzt besetzungstechnisch arg gebeutelten Brasilianer haben den Abgang von drei Gründungsmitgliedern, darunter immerhin ein begnadeter Songwriter in Form von Vokalakrobat Andre Matos, erstaunlich gut überstanden. In Form von ex- Symbols -Sänger Eduardo Falaschi hat man einen nahezu idealen Matos-Ersatz auftreiben können, der in Songs wie dem rasend schnellen, symbolisch “Nova Era” betitelten Opener (der locker auf dem legendären “Angels Cry”-Debüt hätte stehen können!) seinem Vorgänger stimmlich oft sehr nahe kommt, die von ebendiesem geprägten Ausflüge in himmelhöhe Stimmgefilde aber eher unterläßt. Dadurch klingen Angra auch ‘ne ganze Ecke erdiger und kraftvoller als zuvor, “Acid Rain” etwa hat ‘nen kräftigen Savatage -Einschlag abbekommen..

Eine rausgerotzte Trendblamage im Stile von Viper nach Matos muß aber um Gottes willen niemand befürchten – Angra spielen auch weiterhin (oder sollte man sagen: wieder?) Speed Metal with class, klassischen Einschüben (“Running Alone” erinnert mit seinen Chören gar etwas an die alten Viper (!)-Zeiten), gefühlvollen Piano-Parts (“Millennium Sun” – göttlich!) und der einen oder anderen balladesken Akustik-Einlage (“Rebirth”). Und wenn man sich auch im allgemeinen eher am straighten Metal-Sound des ersten Albums orientiert, so ist doch zumindest das zweiteilige “Unholy Wars”, das Herzstück des Albums, ein in bester “Holy Land”-Tradition stehender Crossover von klassischen Metal-Sounds und Einflüssen aus der brasilianischen Folklore.

Insgesamt also eine ohne jede Einschränkung gelungene Rückkehr zu alter Klasse – bin gespannt, was die Angra -Splitterband Shaman (mit Matos, Mariutti, Confessori) dem entgegenzusetzen hat. Wäre ja nicht das erste Mal, daß ein ärgerlicher Split uns mehrere neue Klasseacts beschert hätte. Bis dahin ist erst mal “Rebirth” das Pflichtalbum für anspruchsvolle Speed-Metal-Fans, das im Moment die komplette europäische Konkurrenz auf die Plätze verweist.

(c)2001, Ernst Zeisberger