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Dutch Metal Cult Series

Remco Bouwens, seines Zeichens rühriger Drummer der Hollandmetal-Institution Defender, hat mit Rusty Cage-Records ein eigenes Label gegründet, mit dem er gleich in die Vollen geht. Fünf Klassiker der niederländischen Heavy Metal-Szene stehen bereits auf seinem veröffentlichungskonto und eine ist geiler als die andere. Als da wären:

Hammerhawk - Breaks Loose

Dieses hartmetallische Trio veröffentlichte ihre erste EP "Breaks Loose" im Jahr des Herrn 1984 - immerhin zu einer Zeit, als "Master Of Puppets" noch nich in den Läden stand und Iron Maiden gerade an "Powerslave" herausgebracht hatten. Those were the days.... Geboten wird viermal straighter, astrein gespielter und mit ein paar schönen Harmony-Leads versehener Metal mit stark an Lemmy erinnernden Vocals. Ist irgendwie erfrischend, mal eine Power Metal-Band mit solchem Gesang zu hören. Song vier, "Chinatown Braindamage", ist im übrigen ein Instrumental ... Für dieses Re-release ist die Band tief in ihre Archive gestiegen und hat noch vier Bonustracks entstaubt. "Low Rider" und "White Hot Steel atmen ne ganze Menge NWOBHM und entstammen den ersten Aufnahmesessions aus dem Jahr 1982, während "Run For Your Freedom" eine Liveaufnahme ist. "Boothill Club" kommt schließlich aus dem Jahr 1991 und entspringt der "Ihmond Pop"-Scheibe. Wer auf schnörkelllosen Metal steht, bei dem man auch das ein oder andere Bier vernichten kann, ist mit Hammerhawk gut beraten.

Defender - City Ad Mortis

Diese Band zählt wohl zu den besten holländischen Bands aller Zeiten. Die Best Of-Compilation "Remaining Tales" aus dem Jahr 2001 sollte jeder Leser dieser Seiten im Schrank stehen haben. Nun besteht auch die Möglichkeit, sich ihre 87er-EP "City Ads Mortis" regulär einzuverleiben - und Hölle, das sollte auch jeder tun. Die fünf enthaltenen Songs der EP sind Power Metal der Sonderklasse mit Weltklasse-Vocals und ebensolcher Gitarrenarbeit. Defender waren noch eine Band, die ihre Soli gelebt haben - hier wird nicht sinnlos herumgeniedelt, das waren kleine Songs in den Songs! Natürlich kennt jeder, der "Remaining Tales" zuhause hat, diese fünf Metalhymnen ("Die For You"!) für die europäische Ewigkeit, doch die Bonustracks, für die Rusty Cage wiederum gesorgt hat, haben es in sich: "Labour Liberatis" ist eine Demofassung eines 2001er-Songs, der auf dem kommenden Defender-Album enthalten wird. Und sofort ist die alte Defender-Magie wieder da - leicht mystisch kommt dieser Song daher. Dann kommen drei Livesongs von der 1990er- mit Toxik: "Metal Church" und "Alison Hell" sind großartige Versionen dieser Klassiker und "Pesante Assai" ist zumindest mir unbekannt.

Auch diese Wiederveröffentlichung macht also mächtig Sinn!

Lunatics Without Skateboards - Welcome To The Asylum

Dem Jahr 1989 entstammt dieses obskure Album von L.W.S., die eine Mischung aus Speed und Thrash spielen, die durchaus auch heute noch ihren Reiz hat. Auf jeden Fall wird hier mächtig geholzt, ohne jedoch ins Stumpfsinnige abzudriften. Ähnlich wie Annihilator auf ihren ersten Demos oder ihrem Debüt begeistert die Gitarrenarbeit mit mächtigem Druck und auch der Sänger brüllt nicht sinnlos herum sondern hat ne Menge Pfeffer in seinen Lungen. Desweiteren heizt man nicht nur in Höchstgeschwindigkeit durchs Unterholz of Steel, sondern variiert ab und an auch mal das Tempo. Die Abwechslung dankt! Neben den zehn Songs der LP gibt es noch fünf ebenso überzeugende Bonustracks vom 88er-Demo "Death And Die". Das ist doch mal ein Titel, oder?

Jewel - La Morta!

Jahre vor dem Popsternchen gab es in unserem Nachbarland schon eine hart rockende Combo namens Jewel, deren "La Morta!" - EP aus dem Jahr 1988 in meinen Augen ebenso geil ist wie Defender. Jewel haben zwar einen Tacken mehr Hard Rock im Blut, während Defender eine reine Power Metal-Combo sind, doch sind die "La Morta!"-Erschaffer dadurch nicht weniger wichtig für die europäische Metalgeschichte. Auch hier begeistert mich besonders die Gitarrenarbeit, die vom harten, nach vorne preschenden Riffing bis hin zu Hard Rock-Licks alles drauf hat, was den Metaller zuhause träumen lässt. Sänger Rick Ambrose klingt ebenfalls so, wie ein Metalsänger zu klingen hat - kraftvoll und abwechslungsreich statt weinerlich und whimpig. Auch hier haben sich Rusty Cage wieder nicht lumpen lassen und spendieren reichlichst Bonüsse: Neben einem Jewel-Livetrack gibt es sechs Tracks von Sword, wie sich Jewel früher nannten. Zwar sind das teilweise Jewel-Songs, die nur anders heißen, aber Metalkracher wie "Mirage" oder das schneidende "Excalibur" sind Grund genug, sich auch diesen Re-Release ins Haus zu holen.

Mysto Dysto - The Rules Have Been Disturbed

Okay, der Bandname ist beschissen und das Coverartwork ist auch nicht sooo viel besser, aber Mysto Dysto haben 1986 schon gewusst, wie man den gemeinen Stahlliebhaber begeistern kann. Man mixt fröhlich Speed und US Metal-Einflüsse und kreiert damit einen Bastard, den sowohl Helloween-Fans (zu "Walls..." natürlich) als auch Anhänger solcher Combos wie Powerlord oder Exciter in der guten Stube auflegen dürfen. Herrlich, wie ungestüm der Opener "Power Of The Law" loslegt und alleine für die Songtitel "Attila The Destructor", "Full Speed To Hell" oder "Visit Of The Vikings" hat die Band den metallenen Orden 2006 verdient. Schade, dass es nur bei diesem einen Album geblieben ist, denn die Combo hatte Potential.

 

Fazit? Rusty Cage ist ein Label, das besonders im Jahr 2006 seine Daeinsberechtigung hat. In Zeiten des Metalcore und weiteren Abarten des Metal ist es wunderbar nachzuhören, wie man in den Achtzigern diese Musik definierte. Thanks, Remo und Rusty Cage - und nun ab ins Studio mit Defender!!

(c)2006, Michael Kohsiek