Sacred Metal Page > Sacred Reviews > Power / US / "True" Metal > Gamma Ray : To The Metal!

Gamma Ray : To The Metal!

Ist dieses Bekenntnis auf einer Seite wie unserer wirklich nötig? Na egal, ich sag's einfach mal: Ich liebe Judas Priest. Nicht nur "Defenders Of The Faith" oder "Painkiller", diese Alben, die eh jeder mal kurz in die Szene reinschneiende Hinz oder Kunz unvermeidlich in seiner Top-Liste stehen hat. Nein, auch das kräftig vereightiespoppte "Turbo" sieht immer mal wieder Airplay, auch "Nostradamus" hat seine gelungenen Momente und wenn ich mich ganz, ganz doll anstrenge, finde ich sogar ein, zwei Highlights auf "Demolition".

Heißt das deswegen, dass ich es besonders wohlwollend betrachten würde, wenn Deutschlands Metalmeister Nr. 1, Mr. Kai Hansen, mal wieder meint, olle Priest-Riffs aufwärmen zu müssen? Äh nee. Der Sinn hinter einem Song wie "To The Metal!", der schon beinahe allzu dreist "Metal Gods" zitiert, bleibt ein Rätsel, gerade wenn man als Band mit "Heavy Metal Universe" schon einen viel stärkeren, augenzwinkernden Tribut an die geliebte Musik gezollt hat - und als Musiker quasi im Alleingang für ein eigenes Genre verantwortlich ist.

Da ist es natürlich schon fast programmatisch, einen derartigen Song sowohl vorab zu präsentieren als auch zum Titelsong zu erheben, was die Erwartungshaltung nicht eben ansteigen liess. Und auch wenn, nehmen wir es vorweg, die ganz grossen Zeiten der Band in den 90ern auch dieses Mal nicht wirklich erreicht werden können, macht aber doch ein Grossteil von "To The Metal!" deutlich mehr Spass als anfangs erwartet.

Sofort ins Ohr geht natürlich das grandiose, ohrwurmige Duett mit Michael Kiske unter dem Titel "All You Need To Know". Auch das megaflotte, an eine Mischung aus alten Helloween (inklusive "March Of Time"-Gedächtnispart) und Freedom Call mit Eiern erinnernde "Rise" (von Drummer Dan, der ja bekanntlich bis vor kurzem auch letztgenannten Act behämmerte) ist ein Instant-Gewinner. Hörbar der Feder eines Bassisten (ergo Dirk Schlächter) entsprungen ist hingegen "Shine Forever", das zwar in den Strophen wieder arg auf Halfordsche Inspiration baut, dafür aber mit einem Ohrwurmchorus der Güteklasse A punkten kann. Untypischer, aber absolut gelungen zeigt sich hingegen der gemässigte, von dezenten Keyboards unterstützte Opener "Empathy".

Etwas Queen-Feeling will gar die abschliessende Ballade "No Need To Cry" auffahren, was aber vor allem gesanglich nicht hundertprozentig gelingt. Vielleicht hätte man hier lieber nochmal den Kiske ankarren sollen. Das und zwei weitere eher im unspektakulären Durchschnitt angesiedelten Nummern ("Time To Live" - Melodic Speed von der Stange, "Mother Angel" - mediokrer Eighties-Riffmetal, anstelle dessen ich viel lieber den spassigen Vinyl-Bonus "Wannabees" auf der Platte gesehen hätte) verhindern eine wirklich runde Sache, aber der eingefleischte Fan wird mit "To The Metal!" sicher keine Fehlinvestition tätigen. Ein potentieller Klassiker sieht aber anders aus.

(c)2010, Ernst Zeisberger