Leider ziemlich untergegangen ist der Release des Zweitwerks von Timo Tolkkis neuer Band Revolution Renaissance.
Wobei man, wenn man das Hauptaugenmerk auf das Wörtchen "Band" legt,
dies hier gar ein Debüt nennen muss - war doch der nominelle Erstling
"New Era" nicht mehr als (sehr gelungene!) Resteverwertung von nicht
verwendetem Stratovarius-Material, eingesungen von
Gaststars wie Tobias Sammet oder Michael Kiske. Mit einer festen
Formation hingegen tritt Tolkki erst heuer an.
Rekrutiert hat er seine neuen Mannen recht international, wobei die
beiden aus Brasilien stammenden Mitstreiter zusammen mit dem Meister
für das komplette Songwriting verantwortlich waren, was Revolution Renaissance, einstmals als "Tolkkis Solokrams" gestartet, kurioserweise mehr zu einer Bandangelegenheit macht als Stratovarius
das jemals war. Bruno Agra bedient nicht nur das Schlagwerk, sondern
kümmert sich auch um die mehr als gelungene Orchestrierung, die die
grösstenteils getragene, bombastischen zweite Hälfte des Albums mit
Gänsehautnummern wie "The Heart Of All", "So She Wears Black" oder dem
überragenden "Kyrie Eleison" (kein Fates Warning-Cover, aber trotzdem Höchstnotenkandidat!) eher in die Nachbarschaft von Queen oder der langsameren Momente der frühen Angra
rückt als an die überladenen Langweiler, die Stratovarius spätestens
seit "Elements" zu verbrechen müssen meinte. Angras Landsmann Gus
Monsanto hingegen baut keinen Genmais an, sondern entlockt seinen
Stimmbändern die magiebeladensten Töne, die sein Heimatland seit eben
den beiden Angra-Frontmännern zu hören bekommen hat. Ein echter Glücksgriff für Timo Tolkki.
Ansonsten haben wir mit dem Titeltrack einen dieser urtypischen
Midtempo-Rocker; mit "Sins Of My Beloved" trotz dem Titel keinen
unsäglichen Gothic-Kitsch, aber doch leider einen kleinen Ausfall, der
ob seiner Sperrigkeit auch nach x Versuchen nicht so recht ins Ohr
will; sowie mit "Behind The Mask" einen unerwartet harten, fast
angethrashten Brecher, dem allerdings auch etwas der zündende Chorus
fehlen mag. Nur eins haben wir erstaunlicherweise nicht: der üblich
fröhliche Melodic-Speed nimmt anno 2009 eine Auszeit, dieser hätte aber
auch einen starken Stimmungsbruch auf dem eher melancholisch anmutenden
Album bedeutet. Für die Fans der guten Laune mag immerhin der
abschliessende Ausblick "Into the Future" mit seinen deutlich vom Folk
inspirierten Melodien ein kleiner Ersatz sein. So oder so ist "Age Of
Aquarius" ein amtlicher Brocken Melodik-Metal, der in den Sammlungen
der Zielgruppe nicht fehlen sollte.
(c)2009, Ernst Zeisberger