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Morgana: Three Years Of Maddnes

 Ja, richtig gelesen: da steht nicht Three years of madness, sondern Three years of maddnes. Und wie der schon mal kultige Titel dieses (Achtung: linguistische Neuschöpfung) Obskuriosums aus Italien etwas eher ungewöhnliches vermuten lässt, so kommt’s dann auch: die acht hier vertretene Songs sind bestimmt nicht jedermanns Sache. Obwohl mir die Vorkenntnisse über Sängerin Morgana R. Delaude fehlen, entnehme ich den spärlichen Booklet-Infos dass diese Songs entstanden sind und aufgenommen wurden in der Periode 1987-1992. Sechs Tracks davon komponierte, textete und produzierte Delaude im Alleingang. Die Musiker sind jeweils andere, alle Vocals sind von der Dame die auf dem Cover aussieht, alsob sie sich in 1984 aus einem Fenster lehnt und in unsere musikalisch völlig veränderte Welt anno 2005 hineinschaut.

Wie schon das Patchwork an Aufnahmen andeutet, wechselt der Sound öfters, und auch der Stil variiert dementsprechend. Aber ob da jetzt gerade purer eighties Heavy Metal oder speediger Power à la Chastain ertönt – Morgana singt jeden Track mit einer Leidenschaft, dass man sich immer wieder fragt warum sie es denn niemals vorher eine Scheibe veröffentlicht hat. Oft schreit sich die Seele aus dem Leib, bringt die Texte so emotional und/oder aggressiv rüber, dass man sogar über die Sub-Grundschülerpoesie in Horror-Englisch hinweg schaut. Manchmal erinnert Morganas Stimme an die von Doro Pesch, ist aber um längen voluminöser und wegen den öfters sehr roh klingenden Aufnahmen (sind wohl Demos gewesen) nur faszinierend. Vor allem hört man in den snelleren Sachen eine gar ‘angepunkte’ Version von Debbie ‘Znöwhite’ Gunn heraus.

In den kurzen, italienischen Liner Notes von der Sängerin selbst (auch in grausamstes Englisch übersetzt, aber egal) wird klar dass Morgana es in ihren jüngeren Jahren ‘dank’ ihrer rebellischen Natur als Frau im Metal nicht gerade leicht hatte – etwas dass der Text vom Abschlusstrack Show me the way bestätigt. Die Stilvielfalt (und das sei hier positiv gemeint – man findet auf Three years ausschliesslich diverse Spielarten old school Metal!) macht sich auch hier bemerkbar, denn die mit einem sonnigen mehrstimmigen Stadionrefrain versehene Nummer könnte gut aus der Achtziger-Phase der Heart-Geschwister stammen.

Alles-bitte-perfekt-mit-Pro-Tools-Dogmatiker und Anfänger in der Szene dürften mit dieser CD wenig anfangen können, denn das ganze ist undergroundigst kultig und auf eigenwilliger Weise unterproduziert. Liebhaber von musikalischen Rohdiamanten hören dennoch gleich heraus wie viel Songwriter-Potential und Stimmtalent sich hier in einer Person vereinigen. Ob Midtempostampfer in der Malteze-/Hellion-Tradition (Make me love), mit Pathos gefüllte Powerballade (Without you) oder absolute Speedgranate im Chastain-Stil (Save me/Man); es hat stets etwas Magisches. Mit Lady winter ist auch ein toller Epic mit klassischem eighties Riffing vertreten und die Hingabe mit der Morgana sich hier durch den Text ‘kämpft’, lässt so manchen Metalsänger alt aussehen. Hoffentlich werden wir irgendwann in den kommenden Jahren noch etwas von Morgana hören, und hoffentlich stimmen dann auch die produktionstechnischen Rahmenbedingungen.

Die CD ist zu beziehen über Manos ‘Cult Metal Classics’ Koufakis’ Sonic Age-Label/Mailorder oder in Deutschland bei Forgotten Steel.

(c)2005, Oliver Kerkdijk