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Testament : The Formation Of Damnation

Es kommt, auch wenn die Band in den letzten Jahren immer mal wieder ein (v.a. livehaftiges) Lebenszeichen abgegeben hat, wie eine halbe Ewigkeit vor, daß Testament wirklich präsent waren. Klar, der Grund liegt mit Chuck Billys langer, mittlerweile offenbar zum Glück überstandenen Krankheit auf der Hand, aber schade ist's allemal. Noch viel, viel länger allerdings ist es her, seit wir diese Testament zum letzten Mal hören durften: denn auch wenn sich Rückkehrer Alex Skolnick (g.) in Sachen Songwriting heuer nicht gerade zu Tode gerackert hat - gerade mal auf zwei Tracks beschränken sich seine Credits - so drückt er doch mit seinem markanten, filigranen Spiel dem Album klar seinen Stempel auf und belebt so die Inkarnation von Testament zu neuem Leben, die 1992 mit dem unterbewerteten "The Ritual"-Album zu Ende ging.

Denn wenn wir den dem Zeitgeist gemäß etwas sterilen, aber letztendlich völlig in Ordnung gehenden Sound mal als Tribut an die Jetztzeit abheften, so hätte "The Formation Of Damnation" doch - eine andere Line-Up-Entwicklung vorausgesetzt - anstelle von "Low" problemlos als Weiterführung dieser legendärsten Bandphase durchgehen können. Wie 1992 setzt man in erster Linie auf das kraftvolle Midtempo, was heuer in Abwesenheit des damals durch Metallicas Schwarze losgetretenen Trullala-Thrash-Trend aber nicht derart glattpoliert daherkommt. Nummern wie dem famosen Opener "More Than Meets The Eye", dem reichlich verspäteten 9/11-Beitrag "The Evil Has Landed" oder dem anfangs etwas sperrig erscheinenden "Dangers of The Faithless" (das sich letztendlich aber als eines der heimlichen Hits entpuppt) fehlt es jedenfalls niemals an der nötigen Power, und für einen Song wie Skolnicks einzigen im Alleingang verfaßten Beitrag "F.E.A.R." würden die einstigen Trendsetter heute wohl töten. Und die seltenen Momente, in denen die Amis das Tempo etwas anziehen, sind wie gewohnt eh unwiderstehlich - leider sind mit dem sehr traditionellen "Henchmen Ride" sowie dem am ehesten noch an den direkten Vorgänger "The Gathering" erinnernden Titeltrack (in dem Meister Chuck hier zum einzigen Male entscheidend seine deathmetallischen Tendenzen ausleben darf) gerade mal zwei Songs dieser Machart vertreten.

Balladeske Ausflüge nach Manier eines "Return To Serenity" hingegen wird der geneigte Banger diesmal vergeblich suchen. Was man auch nicht wirklich vermißt, aber andererseits ein paar der durchschnittlicheren Midtemponummern, die sich gegen Ende des Albums sammeln (insbesondere "Afterlife" oder "Leave Me Forever" sind bestenfalls B-Seiten-Material), vielleicht vorzuziehen gewesen wäre. Naja, ein Testament-Album ganz ohne Ausfälle wäre auch mal was ganz Neues gewesen. Wie auch immer: "The Formation Of Damnation" ist ein durch und durch gelungenes Comeback, was nach dieser langen Wartezeit um so schöner zu berichten ist.

(c)2008, Ernst Zeisberger