Annihilator : Carnival Diablos

Jeff Waters is back! Natürlich mal wieder mit neuem Sänger, nachdem sich Original-Shouter Randy Rampage auf der letzten Tour mal wieder alkoholbedingt ins Aus katapultierte. Joe Comeau (ex-Liege Lord) heißt der neue Mann, der sich auf "Carnival Diablos" als Glücksgriff entpuppt und klarmacht, daß die letzten Jahre als Gitarrist bei den stark abbauenden Overkill nicht mal ansatzweise sein Können widerspiegeln.

Erstaunlicherweise hat sein Gesang heutzutage nicht mehr allzuviel mit den alten Liege Lord-Tagen zu tun, vielmehr orientiert er sich hauptsächlich an Jeff Waters' eigenen Vorgaben, gelegentlich werden auch mal hohe, Halford-ähnliche Schreie eingebaut. In der offensichtlichen AC/DC-Hommage "Shallow Grave" gibt er uns dazu noch seinen besten Bon Scott - rein gesanglich ist "Carnival Diablos" wohl die stärkste und abwechslungsreichste Annihilator-Scheibe überhaupt.

Und zum Glück kann Mainman Jeff da nicht hinten anstehen und kredenzt uns ein durchgehend erstklassiges Thrash Metal-Album, das sich jedoch deutlich vom extrem Speed-lastigen Vorgänger "Criteria For A Black Widow" unterscheidet, gerade durch die erheblich größere Variabilität im Songwriting. Neben den gewohnten High Speed-Abgehern wie "Battered", "Hunter Killer" (mal wieder ein Versuch, "Human Insecticide" zu toppen?) oder dem ultra-göttlichen "Epic Of War" (einer der besten Anni-Songs EVER! Killt!) gibt's nämlich diesmal auch wieder "Set The World On Fire"-erprobte Melodik (Titeltrack, "The Rush") und mit "Time Bomb"  gar den ultimativen "Annihilator"-Nachfolger. Das anfangs etwas nervende "The Perfect Virus" lehnt sich gar etwas an den moderneren Sound der von den Fans meist ungeliebten "Remains"-Eskapade an, kann mich aber nach einigen Durchläufen schließlich doch einigermaßen überzeugen (gerade dank des mitreißenden Speed-Parts im zweiten Teil des Songs).

Fazit: Extrem klasse, was Mr. Waters, der ansonsten mit der unveränderten "Alice In Hell"-Besetzung antritt, mal wieder auf die Beine gestellt hat. Nachdem ich anfangs etwas skeptisch war, bin ich nun der Überzeugung, daß "Carnival Diablos" den exzellenten Vorgänger sogar noch toppen kann. Wenn dieses Album Waters nicht endgültig in der Metal-Elite etablieren kann, weiß ich auch nicht mehr weiter. Ein Muß!

(c)2001, Ernst Zeisberger