Anvil : Plenty Of Power

Die neue Anvil ist vor allem eines: HEAVY. Produziert von Obliveon-Gitarrist Pierre Rémillard, hat das gute Stück den mit einigem Abstand durchschlagkräftigsten Klang abbekommen, den ich seit langem auf einer Metal-Scheibe vernehmen durfte. Die Riffs von Bandchef Lips und seinem klampfenden Kollegen Ivan Hurd sind allesamt tonnenschwer ausgefallen, und das gewohnt kraftvolle Drumming vom (neben Lips selbst) letzten Urmitglied Robb Reiner erschlägt den Zuhörer geradezu mit seinen gnadenlosen Attacken. DAS ist Metal, werte "True Metaller".

Dazu paßt es auch ganz wunderbar, daß die kanadische Legende auf "Plenty Of Power" (treffender Titel...) sich deutlich ihrer Wurzeln besinnt und dem auf den letzten drei Alben gepflegten Motörhead-on-Thrash-Sound im wesentlichen entsagt. War auch dringend an der Zeit - auf dem direkten Vorgängeralbum "Speed Of Sound" wurde diese Mixtur bereits einmal zuviel aufgewärmt und klang dementsprechend beliebig.

Heuer dagegen hat man den Speed der letzten Alben arg zurückgeschraubt und schmiedet das Eisen in der Manier früherer Glanztaten wie "Metal On Metal" oder "Forged In Fire", ohne allerdings songwritingtechnisch ganz die Klasse dieser anvilschen Meilensteine zu erreichen. Dafür schreibt mir Genosse Lips heutzutage einfach zu viele austauschbare Chorusse ohne die hitverdächtige Größe, die Songs wie "Free As The Wind" oder "Forged In Fire" damals sicherlich innehatten. Auch fehlen mir - und ich hätte nach den letzten Alben niemals erwartet, das nochmal über Anvil schreiben zu müssen - ein paar wirklich schnelle Stücke zur Auflockerung.

Ansonsten jedoch ist "Plenty Of Power" ein feines Stück Metal durch und durch, das jeder Anvil-Fan sowieso in der Sammlung stehen haben muß und alle sonstigen Old-school Power Metaller zumindest mal anchecken sollten. Immerhin würde ich die Scheibe problemlos auf eine Stufe mit Klassealben wie "Pound For Pound" oder "Plugged In Permanent" stellen - und die beiden ewigen Klassiker werden wahrscheinlich eh für alle Zeiten unangetastet bleiben.

Anspieltips: "Plenty Of Power" und "Ball Of Fire" (mega-heavy), "Groove Science" (knallharte Drumattacken), "Dirty Dorothy" und natürlich "Real Metal" ("Listen close I’ll tell you why / I’ll play this music till I die / My life is what I dedicate / To what I love not what I hate / Real Metal!" Noch Fragen?).

(c)2001, Ernst Zeisberger