Heavenly : Coming From The Sky

Ach herrje. Würde man Kai Hansen und Michael Weikath für jede offensichtlich von ihren Meilensteinen beeinflußte Scheibe 'n paar Mark in die Hand drücken, die Hamburger Jungs wären reich wie Onkel Dagobert. Der neueste Streich in den Clone-Kriegen ist das Heavenly-Debüt: vom orchestralen Intro bis zum letzten Ton lassen die Jungs keinen Zweifel daran aufkommen, was ihre Lieblingsplatten sind. Helloween selber klingen schon lange nicht mehr so deutlich nach sich selbst wie diese Nachwuchstruppe, die zu all dem auch noch von Iron Savior-Boß Piet sehr ordentlich, wenn auch etwas glatt, produziert wurde und stolz auf einem Sticker Kai Hansen als Gastsänger anpreist.

In dieser Liga gibt's natürlich schon hunderte ähnlicher Platten, was gibt's also besonderes zu vermelden? Hm, der Sänger (Ben? Ziemlich uninformatives Booklet...) ist der deutlichste Kiske-Kopist, der mir bisher untergekommen ist - und das beinhaltet immerhin Experten wie Andre Matos (Angra) und Chris Bay (Freedom Call). Sollte Kai Hansen bei Gamma Ray tatsächlich mal wieder genug vom Singen haben, könnte der Mann also locker diese CD als Bewerbungsunterlagen beilegen. (Mir persönlich ist Kai selbst allerdings immer noch lieber - der Gute singt einfach mit zehnmal mehr Charisma, was auch sein Gastauftritt bei dem fantastischen "Time Machine" einmal mehr zeigt.)

Ansonsten kann ich kaum technische Unterschiede zu den beiden Größen des Genres, namentlich Gamma Ray (Chöre) sowie Keeper-Ära-Helloween (alles andere) ausmachen - lediglich diesen Hansenschen Drang zum Hit scheinen Heavenly nicht in diesem Ausmaß zu besitzen, zusätzlich sind mir einige Songs entschieden zu langatmig ausgefallen. Damit landet die Scheibe bei mir nur im oberen Mittelfeld der Melodic-Liga, den Klassenerhalt (sprich: ein zweites Album bei Noise) sollte die Band locker schaffen, bis zu den Champions League-Plätzen (im Moment Sonata Arctica, Edguy, Stratovarius und Gamma Ray) ist's aber noch ein weiter Weg.

Fazit: Wer sich seine CDs nach Kriterien wie Originalität oder Innovation aussucht - rennt weg! Ansonsten 'ne ordentliche Melodic Speed-CD für Keeper-Fanatiker und Fans des Genres. Für ein Debüt recht gut, beileibe aber kein Pflichtkauf - gerade weil mir ein echter Top-Hit fehlt.

(c)2000, Ernst Zeisberger 1